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Chemie nimmt Stellung zu den Vorkommnissen am gestrigen Spieltag

By 26. April 2025No Comments

Beginnen möchten wir unser Statement mit der Nachricht, dass es unseren Spielern Timo Mauer und Manuel Wajer soweit gut geht. Die beiden mussten medizinisch behandelt werden, nachdem ein aus dem Hallenser Zuschauerbereich geworfener Böller direkt neben ihnen detonierte, als unsere Mannschaft sich nach Schlusspfiff bei den mitgereisten Chemie-Fans für die Unterstützung bedankte. Timo Mauer, neben dem der Böller einschlug, beklagt nach wie vor Ohrenschmerzen und befindet sich in ärztlicher Behandlung.

Wir wünschen beiden Spielern weiterhin gute Besserung! Bei unseren Fans bedanken wir uns in dem Zusammenhang, dass sie zu keiner Eskalation der Situation beigetragen haben.

Wir sind verwundert über die Passivität der unmittelbar daneben befindlichen Polizeibeamten, die keine uns ersichtlichen Maßnahmen ergriffen haben, dem Auftreten der Gruppe HFC-Fans Einhalt zu gebieten oder den Böllerwerfer dingfest zu machen.

Chemie verurteilt Abschießen von Leuchtspur

Leider müssen wir auch über Fehlverhalten im Chemie-Block sprechen. Im Laufe der zweiten Halbzeit wurde das Spiel vom Schiedsrichter für mehrere Minuten unterbrochen, nachdem eine Leuchtspur-Rakete aus dem Gästeblock in Richtung eines Hallenser Zuschauerbereiches abgefeuert wurde, in dem sich auch Familien befanden. Nach unserem bisherigen Kenntnisstand wurde dabei glücklicherweise niemand verletzt.

Unabhängig davon verurteilen wir an dieser Stelle in aller Deutlichkeit das Abschießen von Feuerwerkskörpern auf andere Menschen oder in deren Richtung.

Dieser Missbrauch von Pyrotechnik zu Angriffshandlungen widerspricht in Gänze unserer Auffassung nicht nur von Fankultur, sondern auch von menschlichem Miteinander. Es erfordert – abgesehen von krimineller Energie – keinerlei Fähigkeiten und Fertigkeiten und ist geeignet, schwerste Verletzungen hervorzurufen, und deshalb schlichtweg gemeingefährlich.

Deutlicher gesagt: Diese Tat war nicht Chemie Leipzig, und wer sich auf diese Weise antisozial verhält, stellt damit sein Recht infrage, Teil von Chemie Leipzig zu sein.

Von unseren Fans, bei denen wir uns für die ansonsten herausragende Unterstützung der Chemie-Elf über die volle Spielzeit bedanken, erwarten wir eine Selbstregulierung, die unsere Gemeinschaft viele Jahre lang ausgezeichnet hat, sowie eine klare Ächtung solchen Verhaltens – einschließlich entsprechender Konsequenzen.

Eine Handlung wie gestern geschehen konterkariert in extremem Ausmaß unsere gemeinsamen Bemühungen, Chemie als den Verein darzustellen, der er eigentlich ist: ein Verein, in dem sich alle Menschen, vor allem auch Familien, wohlfühlen können, in dem es auf den Rängen laut, bunt und gelegentlich auch mal rau zugeht, in dem antisoziales Verhalten aber keinen Platz hat.

Solche Taten gefährden die weitere Entwicklung unseres Vereins, und wir werden dem nicht tatenlos zusehen. Sollte der Täter identifiziert werden, werden wir ihn künftig vom Besuch unserer Spiele ausschließen.

Unverhältnismäßiges Vorgehen der Bundespolizei gegen Chemie-Fans

In dem gleichen Maße, wie wir das Fehlverhalten eines Einzelnen in aller Deutlichkeit verurteilen, stellen wir uns vor die Gesamtheit unserer Fans, wenn diese unrechtmäßig behandelt werden. Laut zahlreichen Augenzeugenberichten wurden Chemie-Fans gestern auf der An- und Abreise Opfer grenzüberschreitender Maßnahmen durch eingesetzte Beamte der Bundespolizei.

Was uns bisher bekannt geworden ist:

Weil auf der Anreise im dritten von drei Zügen nach Halle angeblich ein Messer gesichtet worden sein soll, sind bis zu 200 Chemie-Fans nach Ankunft am Hallenser Hauptbahnhof intensiv durchsucht worden. Frauen und Mädchen wurden dabei auch im Intimbereich in entwürdigender Weise abgetastet. Ein Messer wurde bei den Durchsuchungen nicht gefunden. Die Verhältnismäßigkeit dieses Polizeieinsatzes stellen wir in Frage.

Auf der Rückreise erlebten Anwesende die polizeiliche Begleitung als sehr aggressiv. Beamte der Bundespolizei sollen sogenannte „Match-Angebote“, also Aufforderungen zur körperlichen Auseinandersetzung, an Chemie-Fans gerichtet haben. Es wurde „unmittelbarer Zwang“ eingesetzt, weibliche Fans wurden dabei buchstäblich bewusstlos geschlagen.

Angebote zur bewährten kommunikativen Problemlösung mit den begleitenden Mitarbeitern des Fanprojekts und der Fananwälte wurden von der Bundespolizei ausgeschlagen, teils mit lapidaren Bemerkungen. Stattdessen wurden diese „zur Gefahrenabwehr“ selbst einer „präventiven Identitätsfeststellung“ unterzogen.

Wir möchten an dieser Stelle aber auch die konstruktive Zusammenarbeit mit der Landespolizei Sachsen-Anhalt in der Vorbereitung des Spieltags und am Spieltag selbst betonen.

Als Verein stehen wir an der Seite der geschädigten Chemie-Fans und bieten im Rahmen unserer Möglichkeiten Unterstützung an. Betroffenen und Zeugen empfehlen wir, sich an das Rechtshilfekollektiv Chemie Leipzig zu wenden.

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