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Interview mit Kristin und Martin – 100 Tage neuer Aufsichtsrat

By 20. April 2025No Comments

Foto: BSG Chemie Leipzig

Wir sind wieder ins Machen gekommen

Am 14.Dezember 2024 wurden auf einer AoMV Katharina Freitag, Kristin Kielon, Martin Schmeißer, Christian Junghans und Mathias Mahnke als neue Aufsichtsratsmitglieder gewählt. Höchste Zeit auf die ersten 100 Tage zu blicken. Heute stehen vom Aufsichtsrat Kristin und Martin zum Interview bereit

100 Tage Aufsichtsrat. Habt ihr euch schon gefunden? Stimmt die Chemie?
Kristin: Die Chemie stimmt, das kann man auf jeden Fall sagen. Wir haben jetzt schon ein recht vertrauensvolles Verhältnis aufbauen können. Es war eine sehr spannende Findungsphase. Es dauert natürlich, bis sich alle entsprechend in die komplexen Thematiken reinfuchsen. Von meinem Eindruck her ist das bisher ganz gut gelungen, oder Martin?
Martin: Ja. Es sind eben fünf ganz unterschiedliche Persönlichkeiten – das merkt man jetzt nach 100 Tagen deutlich. Aktuell habe ich nicht das Gefühl, dass jemand aus der Reihe tanzt. Jede*r hat seine Eigenart, ist ein eigener Typ. Aber genau das macht es auch stimmig. Wir sind zwei Frauen und drei Männer – ein Verhältnis, das sich auch gerne umdrehen dürfte. Insgesamt fühlt sich das alles gerade sehr richtig und gut an.

Was war das Spannendste an der Findungsphase?
K: Für mich ist es interessant zu sehen, wie die Neuen die Themen angehen, die wir jetzt seit längerem auf dem Tisch haben. Wie bewerten sie das Thema Kommunikation mit dem Vorstand? Wie sehen sie die Finanzplanung? Welche Fragen kommen da? Welche neuen Blickwinkel ergeben sich?
Nach einer gewissen Zeit sieht man oft den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Wenn da jemand frisches dazukommt mit einem Blick von außen, bringt das natürlich auch neue Aspekte und Sichtweisen.
M: Auch für uns vier Neue war es spannend, weil es einfach ein völlig neues Aufgabengebiet ist. Kiri (Kristin; Anm. der Redaktion) kennt das ja als Einzige. Für uns anderen ist es nichts, was man im Alltag einfach so als Aufgabe übernimmt – das ist schon besonders.
K: Was schon ganz gut aufgeht, ist die Idee, dass verschiedene Interessen an einen Tisch kommen, verschiedene Blickwinkel einbringen und aushandeln. Das ist sehr konstruktiv. Es geht gut auf und von der Vereinsöffentlichkeit wird viel abgebildet.

Laut Satzung musstet ihr innerhalb von zwei Monaten Vorsitzenden und Stellvertreter wählen. Wie habt ihr gewählt?
K: Zunächst einmal will ich anmerken, dass so ein Vorsitz für viele Leute sicher etwas sehr Relevantes ist. Ich sehe das nicht so streng, da wir alle auf Augenhöhe zusammenarbeiten. Tatsächlich haben die anderen mich gewählt. Ich habe dann auch zugestimmt, weil die vier Neuen meinten, ich sei die Person mit Erfahrung. Deshalb müsse ich diesen Vorsitz übernehmen. Der hat in dem Gremium aber auch keine besonders herausragende Stellung. Was man darf, ist Sitzungen einberufen und vorbereiten. Ansonsten sind wir fünf gleichrangige Mitglieder. Stellvertreter sind Martin und Mathias.

Mit einer Pflegefachkraft, einer Journalistin, einem Unternehmensberater und Diplom-Kaufmann, einem Gebietsleiter und einem Leiter einer Stabsstelle an der Uniklinik Leipzig seid ihr mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen ausgestattet. Wie teilt ihr die Aufgaben im Aufsichtsrat auf?
M: Wir haben gleich zu Beginn die Aufgaben verteilt und den Verein in einem Organigramm abgebildet. So etwas gab es zwar schon, aber wir haben das nochmal verfeinert – alle Aufgabengebiete und Abteilungen zusammengefasst und ergänzt, wo noch etwas gefehlt hat. Ziel war, dass jede*r ein Themenfeld übernimmt, in dem er oder sie sich gut auskennt und das auch gern im Rahmen des Aufsichtsrats übernimmt.
Katharina ist zum Beispiel stark im sportlichen Bereich eingebunden und im engen Austausch mit der sportlichen Leitung und dem Trainerteam. Christian ist mit dem Thema Sponsoring angetreten und lebt das auch aktiv. Ich selbst kümmere mich vor allem um das Organisatorische und Strukturelle im Verein.
K: Matthias hat die Themen Infrastruktur und Bau auf dem Schirm. Ich bin dann noch beim Thema Kommunikation und Marketing involviert. Wenn man auf das Organigramm guckt und auf die Kompetenzen schaut, ist es schon so, dass alle ein bisschen ihr Fachgebiet haben. Dazu kommt noch die Aufsicht über die Finanzen. Da steckt der eine inhaltlich mehr drin als der andere. Dennoch kümmern wir uns darum alle, denn das ist ja eine unserer Hauptaufgaben.

Wie häufig kommt ihr zusammen? Hat sich das gegenüber dem letzten AR verändert?
K: Zu den eigentlichen Sitzungen in unserem Gremium kommen wir nicht häufiger zusammen als zuvor. Wir haben darüber hinaus aber relativ viel digitalen Austausch. Zum Teil sind das hybride Termine, bei denen man mit Hilfe der Technik dann schneller mal auf dem kurzen Dienstweg alle digital an einen Tisch bekommt. Dann ist es auch egal, wo die Personen sitzen. Wir sind so deutlich schneller geworden.

Was habt ihr bisher an Ergebnissen im Gremium erzielt?
M: Wir haben zwei größere Themen gleich zu Beginn mit unserem Wirken angestoßen. Zum einen hatten wir zwei intensive Workshops rund um die Themen Ziele, Visionen und Strategie für den Verein – mit Zwischenergebnissen, auf die man jetzt gut aufbauen kann. Zum anderen haben wir uns früh mit der Organisationsstruktur beschäftigt. Das war besonders für die drei heute nicht anwesenden Mitglieder wichtig, um den Verein besser zu verstehen. Da hatte der Vorstand aber auch schon gute Vorarbeit geleistet.
Außerdem wurde eine funktionierende und transparente Kommunikation zwischen Vorstand und Aufsichtsrat etabliert – wie das vorher war, kann ich allerdings nicht beurteilen.
K: Wir haben uns natürlich auch intensiv mit der Finanzplanung auseinandergesetzt – gemeinsam mit der Geschäftsführung und dem Schatzmeister, damit sich alle aus dem Aufsichtsrat einarbeiten konnten. Einige haben sich dann auch nochmal gezielt in einzelne Finanzthemen vertieft. Das Ganze hatte sich aufgrund der Wahl im Dezember zeitlich etwas nach hinten verschoben – eigentlich hätte das alles bis zum Start des neuen Geschäftsjahres stehen sollen. Inzwischen ist das aber abgeschlossen.
Ein weiteres Thema war die Freigabestruktur. Nach wie vor gilt: Ausgaben über 2.000 € müssen vom Aufsichtsrat freigegeben werden. Dafür haben wir ein Freigabeprotokoll mit klaren Prüfkriterien entwickelt, das Entscheidungen erleichtert und die Kommunikationswege verbessert.
M: Und dann haben wir gemeinsam mit dem Vorstand eine Satzungskommission ins Leben gerufen. Es gibt einige Punkte in der Satzung, die dringend überarbeitet werden müssen. Das ist kein Projekt, das allein auf unserem Mist gewachsen ist – aber mit der größeren personellen Power können wir das jetzt gezielt angehen. Der Vorstand allein hätte das in dem Umfang nicht stemmen können.

Hat sich die Kommunikation mit dem Vorstand verändert? In welche Richtung?
K: Die Kommunikation ist besser geworden. Auch die Zusammenarbeit hat sich verändert. Wir treiben gemeinsam konstruktiv die Aufgaben voran. Die Satzungsänderungskommission wäre eines dieser Beispiele, an der dankenswerterweise auch noch mehr Mitglieder beteiligt sind. Ich würde sagen, der größte Unterschied ist, dass wir ins Machen gekommen sind.

Selbstkritisch hatte der Vorstand zur AoMV eingeräumt, insbesondere langfristige Konzepte, Ziele und Visionen nicht in dem geforderten Umfang entwickelt zu haben, auch wegen der zeitlich anspruchsvollen Einbindung in die ständigen operativen Aufgaben. Ihr habt schon angesprochen, dass es durch zwei Workshops dabei Fortschritte gibt. Könnt ihr mehr verraten?
K: Ich will jetzt ehrlich gesagt, dem Vorstand und der hauseigenen Kommunikationsabteilung diesbezüglich nicht vorgreifen und da schon zu viel verraten. Wir haben sehr konstruktiv an einer Ist-Analyse gearbeitet und eine neue Vision entwickelt, die auch formuliert ist. In welchem Rahmen sie kommuniziert wird, entscheidet der Vorstand.
M: Die Formulierung einer Vision ist ein Meilenstein. Wir haben auch Ziele definiert und sind jetzt dabei, dass Wie der Erreichung der Ziele abzuklopfen. Die Arbeit wurde aufgeteilt zwischen Aufsichtsrat und Vorstand. Das gilt es dann in den nächsten Runden fortzuführen. Der Prozess dauert etwas. Ich gehe davon aus, dass wahrscheinlich zur Mitgliederversammlung die Mitglieder vom Vorstand informiert werden.

Hauptaufgabe des Aufsichtsrates ist die Kontrolle des Vorstandes. Wie stellt ihr das an?
M: Ja, wir hinterfragen. Wir lassen uns einbinden in Themen, die gegebenenfalls problematisch für den Verein werden könnten oder wo Entscheidungen anstehen. Wie der Vorstand diese Herausforderungen löst, lassen wir uns erklären. Zum Beispiel waren wir bei der Trainerfindung zum Jahreswechsel eingebunden. Das haben wir eingefordert. Ebenso bei der Übergabe des Sponsorings. Das ist eine Herausforderung für den Verein gewesen.
K: Genau, wir fragen Sachstände ab, bekommen entsprechend die Auskünfte und bieten gleichzeitig unsere Unterstützung und Beratung an bei Themen, bei denen es knirscht.

Der Aufsichtsrat kann jederzeit Berichte über wirtschaftliche Angelegenheiten des Vereins verlangen. Wie steht es um die aktuelle wirtschaftliche Situation des Vereins?
M: Was wir gesehen haben – und das wurde uns sehr transparent dargelegt – ist, dass die BSG Chemie Leipzig finanziell absolut auf stabilen Füßen steht. Gerd (Kroll, Vorstand Finanzen; Anm. der Redaktion) und auch Schumi (Patrick Schumann, Geschäftsführer; Anm. der Redaktion) sind durch ihre Erfahrungen aus der Vergangenheit beim FC Sachsen stark geprägt. Ihr Handeln ist deshalb sehr gut nachvollziehbar – da geht niemand unnötige Risiken ein. Das schafft Vertrauen und macht unsere Kontrollaufgabe deutlich einfacher.
K: Es hängt natürlich auch vom sportlichen Verlauf der nächsten Wochen ab. Je nachdem sehen die Kalkulationen unterschiedlich aus. Trotzdem stehen wir auf einem stabilen Fundament. Jetzt kommt, das Aber: Wenn wir den Verein weiterentwickeln und professionalisieren wollen, brauchen wir dafür mehr Geld. Kurzum sind wir für die aktuellen Bedingungen gut aufgestellt. Um den Verein perspektivisch voranzubringen, müssen wir zulegen.

Wenn ich die Aussagen der letzten Mitgliederversammlung ins Gedächtnis hole, als resümiert wurde, dass nur durch die Sondereffekte des Spieles gegen Eintracht Frankfurt ein gutes Ergebnis erzielt wurde, bin ich überrascht, dass wir finanziell auch jetzt gut dastehen. Wie passt das zusammen?
K: Ja das stimmt, dieses Spiel war das notwendige Plus nach finanziell schwierigen Jahren während der Corona-Pandemie. Das hat uns über die letzte Saison geholfen, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Aber wir sind wieder an einem Punkt, an dem diese Spiele sozusagen das fakultative Plus wären. Das ist wieder ein Zustand, den auch der alte Aufsichtsrat immer als Minimum eingefordert hat.
M: Für die aktuelle Situation reicht das Geld – wir stehen im Moment stabil da. Aber wenn wir in den kommenden Jahren professioneller und besser arbeiten wollen, wird es finanziell deutlich enger. Dabei geht’s weniger darum, Ausgaben zu kürzen – da sind wir schon gut aufgestellt. Die eigentliche Herausforderung liegt darin, neue Einnahmequellen zu erschließen. Unser Hauptfokus liegt deshalb auf dem Sponsoring und dem weiteren Ausbau der Mitgliederzahlen.
Bei den Mitgliedern stehen wir aktuell bei rund 2.500 – was grundsätzlich stark ist, aber da ist definitiv noch Luft nach oben. Vor allem, wenn man den Vergleich zu den „Branchenschwergewichten“ der Regionalliga zieht.

Wie herausfordernd ist für Chemie und damit auch für euch die aktuelle sportliche Situation, in der die Spielklasse in der Saison 2025/26 nicht feststeht?
K: Ich denke, das Viktoria-Spiel ist jetzt so etwas wie unser Schicksalsspiel. Wenn wir hier keine Punkte holen, dann muss natürlich zwangsläufig eine stabile, ausführliche Oberliga-Planung gemacht werden. Der Unterschied ist erheblich. Wir hoffen natürlich, dass wir das vermeiden können, aber das Risiko eines Abstiegs und dessen Folgen sind allen bewusst.

Sind die Finanzen trotz des Umbruchs auch nächste Saison Richtung Profifussball gesichert?
K: Also wir werden – wenn wir denn die Klasse halten – auch nächste Saison nicht unter Profi-Bedingungen Fußball in der Regionalliga spielen. Das können wir uns einfach nicht leisten. Dennoch soll die Entwicklung in die Richtung gehen. Unser Ziel ist es natürlich, dass wir insbesondere jungen Talenten immer mehr Optionen eröffnen können. Wir wollen natürlich gern unter Profibedingungen in Leutzsch Fußball spielen. Aber nächste Saison wird es noch nicht möglich sein.
M: Die Regionalliga entwickelt sich zunehmend zu einer Profiliga. Wenn man da bestehen will, wird man nicht drum herumkommen, Schritt zu halten – auch finanziell. Aber das ist ein Prozess, der Zeit braucht. Wir müssen vor allem die Einnahmenseite weiter ausbauen. Genau darin liegt die große Herausforderung.
Das wird in erster Linie die Aufgabe des neuen Vorstands und der Geschäftsführung sein – natürlich mit unserer Unterstützung.

Die Quadriga entscheidet ja jetzt für die sportliche Zukunft abseits der Tabelle. Sprechen sie auch mit euch oder geht das faktisch immer nur über den Vorstand?
K: Das geht über den Vorstand. Es ist zwar schon so, dass Katharina Aufsichtsrats-seitig das Thema Sport auf dem Tableau hat und mit allen im Gespräch ist, allerdings kommen die Mitglieder der Quadriga nicht bei uns vorbei und sagen wir würden gerne diesen oder jenen Spieler verpflichten. Es gibt einen festgelegten Etat für die erste Mannschaft und an diesen Rahmen muss sich die Sportliche Leitung halten.

Was sind aktuell abseits der ersten Mannschaft die größten Baustellen?
K: Ich würde sagen, das Sponsoring ist aktuell die größte Baustelle. Das wird ja aktuell in den Verein zurückgeholt. Diese Abteilung muss nicht nur aufgebaut werden, sondern sie benötigt auch die entsprechenden Bedingungen, um zu arbeiten. Da gibt es wirklich sehr, sehr viel zu tun. Daneben bleibt natürlich immer die Infrastruktur.
M: Genau – die Infrastruktur ist und bleibt eine permanente Großbaustelle. Die Anforderungen, die die Regionalliga mit sich bringt, sind eine echte Herausforderung.
Im Vergleich zu anderen Regionalligisten befinden wir uns da in einer besonderen Situation. In vielen Städten bekommen die Vereine ihre Stadien gestellt, zahlen Miete – und das war’s. Natürlich haben auch sie finanzielle Herausforderungen, aber sie müssen sich nicht um Baupläne kümmern, keine Zäune prüfen, keine Hallen sanieren oder Kabinen besichtigen. Und sie müssen auch nicht darüber nachdenken, wie man zu wenig Trainingsplätze unter zu viele Kinder aufteilt. Wir tragen da einen ziemlich großen Rucksack.
Ein weiteres großes Thema ist die Organisationsstruktur und Aufgabenverteilung in der Geschäftsstelle. Wir haben inzwischen mehrere neue Mitarbeitende eingestellt – das war gut, wichtig und absolut richtig.
Gleichzeitig erfordern die vielen Aufgaben enorm viel Zeit und Energie. Und das betrifft vor allem auch die ehrenamtlichen Gremien – also Vorstand und Aufsichtsrat. Alle haben einen regulären Job, Familie, Freizeit. Das alles läuft nebenbei. Und genau das ist, glaube ich, ein ganz zentrales Thema, dem sich der Verein in Zukunft stellen muss: Wie gehen wir damit um? Wie kann der Verein diese Anforderungen auf Dauer überhaupt leisten?
Aus meiner Sicht kann man vom Vorstand nicht erwarten, dass jemand 40 Stunden arbeitet – und dann nochmal 30 Stunden pro Woche für Chemie investiert. Das geht vielleicht mal in Krisenzeiten, aber das kann kein Dauerzustand sein. Deshalb müssen wir strukturell über Professionalisierung sprechen – auch im Bereich Personal. Entweder wir stellen mehr Leute ein oder schaffen andere Entlastungsmöglichkeiten. Auch in der Satzung wird das Thema jetzt aufgegriffen. Vielleicht müssen wir die Gremien erweitern. Es gibt da verschiedene Stellschrauben – und das ist aus meiner Sicht eine der größten Herausforderungen, die vor uns liegen.

Im Unterschied zu Kristin bist du neu im Aufsichtsrat. Wirst du im AKS von den Fans jetzt anders angesprochen als zuvor?
M: Lustigerweise tatsächlich ja. Statt „Hallo Martin“ sprechen mich einige jetzt mit „Hallo Herr Aufsichtsrat“ an. Ich werde auch mehr erkannt.

Kommen auch andere Fragen?
M: Viele Fans machen sich Sorgen aufgrund der sportlichen Situation und dem Theater, was es um den Jahreswechsel gab. Wir sind ja nicht ohne Grund jetzt in der Aufsichtsratsposition. Da kommen Fragen, was wir den ganzen Tag machen. Oder habt ihr schon irgendwas erreicht?
K: Das schwierige am Aufsichtsrat ist, dass unsere Arbeit nicht so sichtbar ist, als wenn wir einen Zaun bauen würden. Da sieht jeder, ob der Zaun steht. Was wir im Hintergrund die ganze Zeit bearbeiten, bekommt keiner mit. Das liegt in der Natur der Sache.
M: Und es wird oft mit der Vorstandsposition verwechselt. Bei den Spielen werde ich oft angesprochen. Den Fans zu erklären, was der Unterschied zwischen Aufsichtsrat und Vorstand ist, ist dann ein weiteres Thema.

Habt ihr neben eurer Arbeit und dem Ehrenamt AR bei Chemie noch Freizeit?
K: Martin ist nebenbei sogar noch Trainer. Das ist wirklich wild.
M: Ja, ich trainiere eine Mädchenmannschaft im Basketball. Ich habe früher selber gespielt und dies nun zugunsten der Mädchen aufgegeben. Meine eigene Tochter ist auch im Team. Mit Freizeit ist es gerade knapp, weil es doch eine zeitraubende Situation bei Chemie ist. Das muss man geschickt jonglieren mit der Familie und der Arbeit.
K: Dem kann ich mich anschließen. Bei mir gibt es da aufgrund meiner Arbeit unterschiedliche Phasen, aber im Großen und Ganzen schaffe ich es schon, auch mal im Garten die Hände in die Erde zu stecken.

Was möchtet ihr den Mitgliedern und Fans der BSG Chemie Leipzig zum Schluss noch mitgeben?
K: Wir haben im Sommer eine Mitgliederversammlung, die sehr wichtig für die Zukunft unseres Vereins ist. Dort werden zentrale Weichen gestellt – es geht unter anderem um viele Satzungsänderungen. Deshalb finde ich es wichtig, dass sich möglichst viele Mitglieder beteiligen, mitdiskutieren und mitentscheiden. Die Mitgliederversammlung ist unser wichtigstes Gremium. Ich hoffe sehr, dass viele Mitglieder und Fans Lust haben, sich noch stärker einzubringen.
M: Ich versuche den Menschen immer ein Stück weit die Angst zu nehmen. Ich habe das Glück – und manchmal auch das Pech –, dass ich schon sehr lange im Verein bin, auch schon zu Zeiten des FC Sachsen. Wenn man das ins Verhältnis setzt, ist unsere aktuelle Situation – sportlich wie strukturell – überhaupt nicht vergleichbar mit den wirklich dramatischen Phasen, die wir damals durchgemacht haben. Das gehört zur Entwicklung eines Vereins, und wir sind auf einem guten Weg.
Die BSG Chemie steht auf einem starken Fundament – und es wird weitergehen. Wir spüren, dass viele Fans und Mitglieder sich Gedanken machen und sich engagieren wollen. Die Richtung ist positiv. Zweieinhalbtausend Mitglieder und unsere Zuschauerzahlen sprechen eine klare Sprache: 4.671 im Schnitt (Anm. der Redaktion), das ist ein Spitzenwert. Unsere Zuschauerzahlen sind so hoch wie in kaum einer anderen Saison seit der Wende. Selbst zu FC-Sachsen-Zeiten, als noch über 10.000 Leute in den AKS durften, wurde das nicht regelmäßig erreicht. Heute kommen über 4.000 Zuschauer selbst zu Spielen gegen Meuselwitz – und der Dauerkartenverkauf läuft ebenfalls richtig gut.
K: Natürlich gibt es bei all dem auch Licht und Schatten. Eine Schattenseite ist, dass es viele sehr starke Meinungen gibt – was völlig legitim ist. Aber es wäre schön, wenn sich dieses Engagement auch in der aktiven Beteiligung am Vereinsleben widerspiegelt. Dann würden wir als Verein auch schneller vorankommen. Und bei aller Kritik sollten wir das viele Gute, das aktuell passiert, nicht aus dem Blick verlieren.
M: Wir sind auf einem guten Weg. Der Maschinenraum unten läuft, in der Geschäftsstelle wird ein richtig guter Job gemacht. Natürlich gibt es immer Optimierungspotenzial – aber je mehr ihr euch beteiligt, desto schneller geht es voran.

Vielen Dank, Kristin und Martin, sowie dem gesamten Aufsichtsrat! Wir wünschen weiter alles Gute bei eurer ehrenamtlichen Arbeit im Aufsichtsrat für Chemie und jetzt noch schöne Osterfeiertage möglichst mit einem Sieg am Ostermontag!

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