
Foto: Christian Donner
Der Leutzscher liebster Wettbewerb ist zurück — und wie! Niemand geringeren als die Blau-Gelben servieren Fußballgott und SFV der BSG und ihrer grün-weißen Familie. Vor ausverkauftem Haus geht es in diesem Derby in der Runde der letzten acht selbstredend nicht nur um den Weg ins Finale.
Der Ligakonkurrent und Tabellenführer der Regionalliga dürfte auf dem Papier viele Argumente für sich haben, woran auch die zwei Niederlagen in den vergangenen drei Ligaspielen nichts ändern. Pokal ist aber auch einfach Pokal und hat, bitte einmal alle laut mitsprechen: sei-ne ei-ge-nen Ge-set-ze! Was das Urteil auch sein mag, wenn der Hammer fällt: Die Chemie-Elf kann sich auf ihren AKS und auf über 4299 Grün-Weiße an ihrer Seite verlassen im Kampf um Derbysieg und nächste Runde: Im Viertelfinale des Sachsenpokals empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonntag, 23. März 2025, um 14:30 Uhr den 1. FC Lokomotive Leipzig zum Derby im Alfred-Kunze-Sportpark.
Zwei Heimspiele, ein alter Bekannter: die Pokalsaison des Stadtrivalen
Die Romantik abgelegt, existieren weder Pokalbegegnungen noch Derbys in einem Vakuum, losgelöst vom Alltag der Liga, der Formkurve und den sportlichen Realitäten. Und die liegen klar: In der Konstanz, mit der der Club aus dem Leipziger Südosten in dieser Saison in der Liga spielt und punktet, steht er nicht unverdient an der Tabellenspitze der Regionalliga und darf sich Hoffnungen auf Meisterschaft und Aufstiegsrelegation machen.
Jochen Seitz, seit vergangenem Sommer in Amt und Würden bei Blau-Gelb, formte aus dem Kader ein dominant aufspielendes Team, welches mit viel Zug zum Tor und hoher individueller Qualität erfolgreichen Regionalligafußball spielt. Die Arithmetik ist einfach: Die mit Abstand torgefährlichste Offensive der Liga (47 Treffer, 1,81 pro Spiel) und eine der sichersten Defensiven der Liga (18 Gegentore, 0,69 pro Spiel) ergeben den besten Punkteschnitt in der Liga (2,27 pro Spiel).
Auch im Sachsenpokal rechnen sich die Männer aus Probstheida Chancen auf den Titel aus. In der vergangenen Runde ließ man gegen Angstgegner Budissa Bautzen wenig anbrennen, gegen Siebtligist Rotation Dresden demonstrierte man beim 12:0 den Klassenunterschied. Einzig in der 2. Runde, gegen die SG Taucha 99, wäre beinahe nicht alles nach Plan gelaufen: Die Seitz-Elf musste in die Verlängerung. Der September ist lange her und im Viertelfinale wartet eine gewachsene, gereifte, besser eingespielte blau-gelbe Mannschaft, die wenige Fehler macht und klar favorisiert ist – doch wer will überhaupt die Romantik ablegen?
Ein Titel reicht! Klarer Auftrag für die Chemie-Elf
Denn, wenn man mit dem kindlich-begeisterten Blick auf König Fußball, Spieltage als Feiertage und diejenigen magischen Momente blickt, die Epik und Tragik des Sports ausmachen, ist bei einem Derby jede Romantik erlaubt – und im Pokal gleich doppelt und dreifach. Tabellenpositionen, Namen im Kader, Formkurven und Statistiken verlieren nicht an Bedeutung, aber können verblassen vor der Strahlkraft einer Begegnung von solchem Prestige, die zwangsläufig einen Sieger finden muss. Egal, ob 90 Minuten, 120 oder sogar noch ein paar mehr.
Auf dem Weg zu dieser Begegnung lagen für Chemie die Sachsenklassisten Blau-Gelb Mülsen (8:1) und Weixdorf (3:0). Zum Achtelfinale bat Mitte November Oberligist VfB Auerbach zum Tanz in der Arena zur Vogtlandweide, zum Mann des Spiels beim 2:0 (1:0) machte sich Doppelpacker Tim Bunge mit seinen Turniertoren vier und fünf.
Nun also Pokalderbyzeit im Leutzscher Holz. Bisher war es der BSG nach Neugründung noch nicht vergönnt, im Kampf um den Sachsenpokal einen Derbysieg einzufahren. In drei Begegnungen musste man sich dem Stadtrivalen Mal um Mal auf knappe und bittere Art und Weise im eigenen Stadion geschlagen geben. Nur einmal, im Viertelfinale 2018/19, fand ein Leipziger Derby im Pokal bereits nach 90 Minuten seinen Sieger. Im November 2016 (Viertelfinale, 0:1 n.V.) schlugen die Blau-Gelben erst in der 117. Minute zu und im jüngsten Aufeinandertreffen sollte die Entscheidung sogar noch länger dauern: 7:8 nach Elfmeterschießen hieß das offizielle Ergebnis in der 3. Runde 2022/23.
Vierter Anlauf, Viertelfinale – vier gewinnt? Jedes einzelne der beschriebenen Derbys war ein würdiger, enger Pokalfight, insgesamt fielen in den drei Spielen lediglich zwei Tore (und sogar nur eins davon in der regulären Spielzeit). Ein im Optimalfall bis zum Abpfiff sauberer Kasten muss auch Maßgabe sein gegen einen derart offensivstarken Gegner, der bisher in lediglich zwei Spielen 2024/25 kein eigenes Tor erzielt hat und nur 3 von 26 Spielen (11,5 %) verloren geben musste. Doch die wenigen Niederlagen in dieser Saison (drei an der Zahl) und die Spielweise der jeweiligen Gegner weisen auf, wie es funktionieren kann.
In Kürze: Maximale Stabilität, Konsequenz und Intensität in der Defensive über die gesamte Dauer des Spiels, Kampf um jeden und disziplinierte Arbeit gegen den Ball, höchste Konzentration und vorne Kaltschnäuzigkeit und Effizienz vor dem gegnerischen Tor. Der Chemnitzer FC, als erstes Team siegreich (2:0) gegen den FCL, stellt zweifellos eine der besten Verteidigungsreihen der Liga, der FSV Zwickau (2:1) verteidigte selbst nach dem Anschlusstreffer leidenschaftlich und aufopferungsvoll jede Angriffswelle und der SV Babelsberg 03 (3:1) stach nach sehr früher Führung noch zweimal zum perfekten Zeitpunkt zu, musste aber auch gerade in der zweiten Hälfte noch x-mal mit elf Mann verteidigen.
Für die schwere, aber nicht unlösbare Aufgabe stehen den Chemikern einige Rückkehrer wieder zur Verfügung. Definitiv fehlen jedoch wird Stanley Ratifo, der mit Mosambik auf Länderspielreise ist, Unklar ist, ob Valon Aliji dabei ist. Der Mittelfeldmann plagt sich aktuell noch mit Leistenproblemen herum.
Im Viertelfinale des Wernesgrüner Sachsenpokals empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonntag, 23. März 2025, um 14.30 Uhr den 1. FC Lokomotive Leipzig zum Derby im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Begegnung steht unter der Leitung von Schiedsrichter Michael Näther (Neschwitz), an den Seitenlinien assistieren Romano Wehner und Luis Riedel, als 4. Offizieller ist Dirk Meißner im Einsatz. Für alle Chemikerinnen und Chemiker, die das Spiel nicht im Stadion erleben können, begleitet unser App-Ticker das Spielgeschehen live und direkt. Darüber hinaus überträgt der MDR das Pokalderby ab 14.20 Uhr in TV und Livestream.
Forza, BSG!