
Foto: Christian Donner
Noch mag er wie ein zartes Pflänzchen wirken, der Aufschwung der grün-weißen Elf, doch bisher ist festzuhalten, dass sowohl Frühlings- und Flutlichtsonne als auch vogtländische Höhenluft dem gesunden Wachstum zuträglich scheinen. Bei der Rückkehr unter die künstliche Beleuchtung gilt es nun, den Aufwärtstrend nicht wieder im Keim ersticken zu lassen.
Dies haben sich gewiss unsere Gäste aus der Blumenstadt vorgenommen, die zwar nicht ganz so durch die Liga pflügen wie 2022 bei ihrer Rückkehr in die Staffel, aber dennoch stetig wachsend einen Platz auf der Sonnenseite der Tabelle erreicht haben. In der Hinrunde bekamen unsere grün-weißen Sprösslinge zwar die Sense zu spüren, auf Mutterboden sieht die Sache schon wieder anders aus, denn Leutzscher Wurzeln gehen tief: Zum 26. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am heutigen Freitag, 14. März 2025, um 19 Uhr den FC Rot-Weiß Erfurt im Alfred-Kunze-Sportpark.
Im Schatten der Spitze: der Status quo bei Rot-Weiß
Zurzeit liegen unsere Gäste aus Thüringen direkt hinter dem Spitzenduo und ihrem Jenaer Erzrivalen mit mindestens einem Spiel weniger auf Rang vier der Tabelle. Von ihren 22 Partien – die Nachholer gegen Hertha BSC II, den FSV Zwickau und vor allem das Thüringenderby Steigerwaldstadion stehen noch aus – konnte die Mannschaft von Fabian Gerber zehn gewinnen, in sieben trennte man sich unentschieden und fünfmal ging man als Verlierer vom Platz. Gegen den Halleschen FC ging man in zwei Begegnungen mit insgesamt 0:6 Toren gleich zweimal baden, ungleich mehr schmerzen dürfte hingegen die satte Klatsche im Ernst-Abbe-Sportfeld: Gegen den Erzrivalen aus dem Paradies sorgte das 1:5 (2:1) am 6. Spieltag erst einmal für klare Verhältnisse im Freistaat.
Das Restprogramm der Erfurter vor dem Derby bietet dabei einen bunten Blumenstrauß an fußballerischer und qualitativer Vielfalt und dürfte die Rot-Weißen passend auf das Prestigeduell einstellen. Nach der Begegnung in Leutzsch geht es zu Hause gegen die Hertha-Bubis, die auch in dieser Saison ein Team mit vielen Gesichtern sind – und gegen die man in der Hinrunde auch unterlag (1:2). Unter der Woche führt die Reise dann am Mittwoch nach Westsachsen, wo es sich gegen die ebenfalls formstarken Zwickauer (nur eine Niederlage in den vergangenen zehn Spielen) zu behaupten gilt. Der Hauptstadt-Doppelpack gegen den schwächelnden BFC Dynamo und – zwei Tage vor dem Derby – die im Tabellenkeller alle Punkte benötigenden Zehlendorfer sind dann die beiden letzten Schritte vor dem wichtigsten Spiel des Jahres, unter dem Flutlicht des Steigerwaldstadions.
Zumindest im jüngsten „kleinen“ Thüringenderby konnten sich die Erfurter am vergangenen Wochenende schadlos halten. Nach zuvor wettbewerbsübergreifend vier Niederlagen in Serie gegen den ZFC Meuselwitz war das 0:0 an der Glaserkuppe ein Fortschritt. Allerdings stand man sich gegen die Zipsendorfer größtenteils selbst im weg. Mindestens vier Großchancen ließ die Offensivreihe der Erfurter liegen, nicht zum ersten Mal sehr zur Frustration von Trainer Fabian Gerber an der Seitenlinie. Auch die Statistik bestätigt das: Noch nie in seiner Amtszeit hatte man zu diesem Zeitpunkt der Spielzeit so wenige Treffer erzielt wie in dieser Saison. 32 Tore in 22 Spielen ergeben einen Schnitt von 1,45 Treffern, der hinter beiden vorangegangenen Saisons zurücksteht (2023/24 im Schnitt 1,59 und 2022/23 2,14 Tore). Gleichzeitig hat man im Vergleich zum Vorjahr jedoch die Punkteausbeute (durchschnittlich 1,68) erhöhen, die Tabellenposition verbessern (von 7 auf 4) und die Gegentore reduzieren (von 1,32 auf 1,14 pro Spiel) können und kann so eigentlich entspannt auf die verbleibende Saison blicken – wenn da nicht noch dieses Derby und dieses vermaledeite Spiel in Leutzsch wären.
Tiefe Wurzeln, hartes Holz: die Leutzscher Hölle als Treibhaus?
Dass der heimische Leipziger Westen gewöhnlich ein guter Nährboden für einen Auftrieb der Chemie-Elf ist, ist landauf, landab bekannt. Seit der Rückkehr der BSG in die Regionalliga holte man stets im AKS mehr Punkte als auf fremdem Geläuf und landete in der Hälfte der bisher absolvierten Spielzeiten komfortabel in der oberen Hälfte der Heimtabelle, in der kürzesten aller Saisons (2020/21) genau genommen sogar in den Top 5.
Lediglich in der aktuellen Spielzeit wollte es bisher im Leutzscher Holz noch nicht ganz so recht laufen wie in den Vorjahren. Zurzeit liegt Chemie in der Heimtabelle auf einem ungewohnten 15. Platz – holte zu Hause (1,18) aber immer noch mehr Punkte als auswärts (1,08). Natürlich greifen auch hier wieder die üblichen Verzerrungen der Tabelle und des Spielplans, die im Fußballnordosten zum Frühling dazugehören wie Pollenflug. Außerdem bewies das Team von David Bergner, beide Male im Einklang mit einem bestens aufgelegten Alfred-Kunze-Sportpark, dass die Leutzscher Hölle immer noch das beste Treibhaus dafür ist, dass der Leutzscher Fußball wächst und gedeiht.
Denn was die Chemie-Elf in den beiden vergangenen Heimspielen, einem dominanten 2:2 gegen Chemnitz und einem letztlich souveränen 3:1 gegen Hertha Zehlendorf gesät hatte, erntete sie gewissermaßen am vergangenen Wochenende unter der zaghaften Frühlingssonne Plauens. Nach dem Führungstreffer durch Elias Oke (nach Vorlage von Terry Asare) kurz vor dem Halbzeitpfiff packte Luca Marino einfach mal einen aus und versenkte das Leder humorlos, wuchtig im Kasten des VFC. Das Tor wurde zurecht zum „Volltreffer der Woche“ des MDR gekürt. In einer intensiv geführten Partie brachten auch der Anschlusstreffer (83.) und der anschließende Sturmlauf der Schwarz-Gelben in Unterzahl die Leutzscher Elf nicht ins Wanken oder gar zum Umfallen. Vielmehr bewiesen die Chemiker, dass die beiden Performances gegen den CFC und die Zehlendorfer Hertha kein Zufall waren und kamen so mit wichtigen und verdienten drei Punkten aus dem Vogtland nach Hause.
Gegen die Blumenstädter kann die Chemie-Elf nun ihre Köpfe gen Flutlicht recken, um sich zu orientieren, wo es lang geht. Denn das Farbspektrum der Scheinwerfer im AKS scheint für die Residenz des Leutzscher Pflänzchens bisher ziemlich förderlich: In wettbewerbsübergreifend (einmal Sachsenpokal gegen den FSV Krostitz) elf Spielen unter dem Flutlicht für Leutzsch mussten sich die Chemiker nur zweimal dem gegnerischen Team geschlagen geben. In 82 Prozent der Spiele unter dem Leutzscher Licht behielt Chemie Punkte bei sich, und nicht nur vor dem Hintergrund des Spiels aus der Hinserie will unsere Mannschaft zeigen, zu was sie fähig ist, wenn sie Flutlichtsonne tankt – auf dass es wieder saftig grünt im Leutzscher Holz!
Zum 26. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am heutigen Freitag, 14. März 2025, um 19 Uhr den FC Rot-Weiß Erfurt im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Begegnung steht unter der Leitung von Referee Christian Allwardt (Kritzmow), als Linienrichter sind Florian Markhoff und Sirko Müke im Einsatz. Für alle Chemikerinnen und Chemiker, die am Freitag nicht im Stadion mit dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Darüber hinaus überträgt der MDR die Partie bei „Sport im Osten“ ab 18.55 Uhr im Livestream.
Forza BSG!