
Foto: Christian Donner
Wenn der vergangene Sonntag ein Indikator für eine veränderte Chemie-Elf im Jahr 2025 war, dürfte unser Wohnzimmer auch zum Wochenteiler prächtig gefüllt sein. Gegen die stärkste Defensive der Liga gelangen dem Team von David Bergner in einem hoch unterhaltsamen Spiel zwei Treffer. Chemie ärgerte sich anschließend über die Punkteteilung, doch es war eine belebende Leistung des grün-weißen Balletts, zu der sich auch die Blau-Weißen aus der Hauptstadt ihre Notizen gemacht haben dürften.
Unsere kommenden Gäste konnten in ihrem jüngsten Spiel ebenfalls eine starke Performance abrufen und im heimischen Ernst-Reuter-Spielfeld beim 4:1 (2:0) gegen den FSV Luckenwalde drei wichtige Punkte einfahren. Immerhin der erste Dreier seit Mitte September. Die Chemie-Elf und ihre Fans warten zwar noch nicht ganz so lange, werden aber alles dafür tun, um die Flutlichtpremiere 2025 mit einem Sieg zu einer erfolgreichen zu machen: Zur Nachholpartie des 22. Spieltags der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am morgigen Mittwoch, 5. März 2025, um 19 Uhr den FC Hertha 03 Zehlendorf im Alfred-Kunze-Sportpark.
Speckpolster und Schmalhans: Zehlendorf im neuen Jahr
13 lange Spieltage sahen die Fans von Hertha Zehlendorf keinen Sieg ihrer Elf. Seit Mitte September vergangenen Jahres – ein 3:0 auswärts in Luckenwalde am siebten Spieltag – gab es für die Aufsteiger von Coach Robert Schröder kein Erfolgserlebnis mehr zu feiern. Nur vier Punkte (Remis gegen Chemnitz, Plauen, Altglienicke und Meuselwitz) sollten in diesem Zeitraum auf dem Punktekonto landen, obendrein hagelte es in den gesamten Monaten November und Dezember ausschließlich Niederlagen.
Die Art und Weise, wie Hertha Zehlendorf in dieser Liga und dieser Spielzeit aufschlug – wir erinnern uns an das 5:0 gegen den FSV Zwickau –, sorgte für das Ausrufezeichen schlechthin zum Saisonauftakt. Das ansehnliche, beinahe maximal vertikale, überfallartige Konterspiel, welches von technisch beschlagenen und athletischen Kickern wie Serhat Polat, Abdulkader Beyazit und Gabriel Figurski Vieira zum Tor vollendet wurde (ergänzt durch eine auffallende Stärke bei Standards), sollte zu Saisonbeginn allerdings nicht nur die Männer aus der Schwanenstadt vor Probleme stellen. Die drei Genannten spielten groß auf zu Saisonbeginn und waren in den ersten sieben Partien gemeinsam für satte 13 Treffer verantwortlich. Die Leistungen bescherten ihnen nach ebenjenem 7. Spieltag mit dem Sieg im Fläming die Punkte 11, 12 und 13 auf dem Konto und den für einen Aufsteiger bärenstarken Tabellenplatz drei — ein komfortables und mittlerweile hochgradig willkommenes Speckpolster.
Denn, wie erwähnt, war für die kalten Monate in Zehlendorf eher Schmalhans Küchenmeister. Zwischen den Spieltagen acht und 14 erzielte man lediglich drei eigene Treffer, und mit Polat (Halle) und Beyazit (Altglienicke) musste man zwei Leistungsträger ziehen lassen. Erst am vergangenen Wochenende sollte, wieder gegen den FSV Luckenwalde, der nächste und insgesamt vierte Saisonsieg gelingen, zwischenzeitlich waren die Zehlendorfer in der Tabelle immer weiter nach unten durchgereicht worden. Im Vergleich mit den jeweils besten Aufsteigern der vergangenen Spielzeiten zum selben Zeitpunkt der Saison schlägt sich der Aufsteiger aus dem Berliner Westen jedoch mehr als wacker. Und auch mit ihrem aktuellen Punkteschnitt von 0,95 pro Spiel stünden zu Saisonende 32 Punkte auf dem Konto, was zuletzt in 2017/18 nicht für den Klassenerhalt gereicht hätte. Ein Grund mehr für die punktgleichen Chemiker, am Mittwoch drei Zähler im Leutzscher Holz zu behalten.
Frühlingsgefühle: Chemie in der englischen Woche
Am vergangenen Sonntag sollte der Dreier dem Team von Interimscoach David Bergner nicht vergönnt sein. In einer unterhaltsamen, sehenswerten Regionalligapartie trennten sich die beiden Teams am Ende 2:2 (1:0). Die auf vier Positionen veränderte Startelf der BSG zeigte dabei eine Leistung, die Lust auf mehr macht: griffig im Pressing und in den Zweikämpfen, hohe Einsatzfreude und vor allem auch wachsam im Nutzen der Räume, die die Himmelblauen ihnen boten. In der ersten Halbzeit war es schwierig, auch nur eine gefährliche Offensivaktion des Chemnitzer FC zu entdecken, vielmehr war die grün-weiße Elf über das komplette Spiel die dominierende Mannschaft. Der unfreiwillige Doppelschlag von Tim Bunge sowie Stanley Ratifo und Dejan Bozic besorgten die Treffer in einer Partie, die gleich mehrfach Positives zu vermerken gibt: Gegen die beste Defensive der Liga gelangen der BSG zwei Treffer, was in dieser Saison sonst lediglich Zwickau, Jena und Babelsberg schafften. Die Niederlagenserie ist gestoppt, der erste Punkt des Jahres 2025 hochverdient.
Vor allem bleibt die Art und Weise des Auftretens im Kopf: Der ausverkaufte Alfred-Kunze-Sportpark sah eine Leutzscher Elf, die wenig zuließ, das Spiel an sich zog und sich auch nach zweimaligem Ausgleich nicht aufgab. In zwei Einzelleistungen des CFC hatte die Chemie-Elf Pech, ebenso wie in manchen Momenten im gegnerischen Strafraum. Obwohl das Spiel wegen vieler Unterbrechungen und Karten ins Stocken geriet, zeigte sich die BSG auch in diesen körperbetonten Szenen hungrig und präsent und musste sich im Spiel gegen den Ball wenig vorwerfen lassen.
Obendrein habe Chemie, so Interimstrainer David Bergner, mit der Leistung am Sonntag, auch gegenüber dem Publikum, kämpferisch und fußballerisch die Messlatte hochgelegt, was auf den Rängen goutiert wurde und auch die Mannschaft durchs Spiel getragen habe. Gegen Zehlendorf erwarte er zwar ein vollkommen anderes Spiel als am vergangenen Sonntag, aber ebenso, dass Mannschaft und Fans gemeinsam wieder an ihre Grenze gehen. Eine halbe Stunde vor und nach dem Spiel darf er zwar wegen Gelb-Rot-Sperre nicht in die Kabine, doch Co-Trainer Marcus Wolf genießt das vollste Vertrauen von ihm und der Mannschaft und er das Spiel eben als Zuschauer.
Im Hinspiel gegen die Zehlendorfer Hertha waren es ein früher Elfmeter und ein starker direkter Freistoß kurz vor Spielende, die ein von einfachen Fehlern geprägtes Spiel der Grün-Weißen mit kritischen Entscheidungen und vielen Verwarnungen letztlich zu Ungunsten von Chemie entschieden. Doch die Vorzeichen im März 2025 sind andere: Die Hertha ist eine andere und die BSG Chemie auch. Man darf maximal gespannt sein, ob die Fünfeckträger an die starke Form vom Sonntag anknüpfen können.
Zur Nachholpartie des 22. Spieltags der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am morgigen Mittwoch, 5. März 2025, um 19 Uhr den FC Hertha 03 Zehlendorf im Alfred-Kunze-Sportpark. Schiedsrichter der Begegnung ist Johannes Drößler (Gotha), an den Seitenlinien assistieren ihm Alexander Roßmell und Reinhard Meusel. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker die am morgigen Mittwoch nicht mit dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt.
Forza BSG!