
Foto: Christian Donner
Mund abputzen, weitermachen: Nach der Demontage an den Kernbergen haben die Leutzscher Wiedergutmachung im Sinn. Die ansteigende Formkurve der Vorwochen hat in Jena einen unangenehmen, ungewollten Knick bekommen. Nun hat das Team von Miroslav Jagatic die Gelegenheit, die jüngste Niederlage hinter sich zu lassen, in Potsdam-Babelsberg und gegen Meuselwitz ein anderes Gesicht zu zeigen und das Jahr 2024 nach dem Spiel in Jena noch versöhnlich abzuschließen — 180 Minuten für eine Wende um 180 Grad.
Die brandenburgische Landeshauptstadt war jüngst zwar nicht das liebste Ausflugsziel der Chemiker, doch auch unsere Gastgeber haben die anvisierte Performance trotz neuem Trainer und Kader-Update bisher noch nicht erreichen können. Die beiden punktgleichen Tabellennachbarn können mit einem Sieg den Abstand zu den unangenehmen Tabellenregionen vergrößern – und den jeweils anderen noch näher in die gefährliche Zone schießen: Zum 18. Spieltag der Regionalliga Nordost und zum Auftakt der Rückrunde gastiert die BSG Chemie Leipzig um 13 Uhr beim SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion.
Wat war da los? Die Hinrunde beim SVB
Es war wieder mal ein so genannter Umbruch, der dem SV Babelsberg 03 zum Beginn dieser Saison ins Haus stand und den Verein in den Tabellengefilden etablieren sollte, die man mit Rang fünf in der vergangenen Spielzeit erreicht hatte. Die vorangegangenen Saisons beendete man zweimal auf dem zehnten, einmal auf dem elften Tabellenplatz, ehe Markus Zschiesche 2023/24 die beste Abschlussplatzierung seit 2018 erreichen konnte. Neues Personal für einen neuen Anlauf: Mit einem neuen Mann an der Seitenlinie, Daniel Meyer, sowie insgesamt über 30 Bewegungen im Kader machte man sich in Babelsberg bereit für die neue Spielzeit.
Das Fazit der ersten Saisonhälfte fällt angesichts dieser Veränderungen und Verstärkungen mit Sicherheit eher durchwachsen aus. Mit 19 Zählern aus 17 Partien (1,12 Punkte pro Spiel) und Tabellenplatz 13 spielte „Nulldrei“, gemessen an der eigenen Performance, die schlechteste Hinserie, erzielte die wenigsten Tore (24, im Schnitt 1,41 pro Spiel) und kassierte die meisten Gegentore (28, im Schnitt 1,65) der vergangenen Jahre seit Ende der Pandemie. Im selben Zeitraum gewann man nie weniger Spiele (nur vier Siege dieses Jahr) und stand mit Rang 13 auch nach der Hälfte der Saison seither nie weiter unten in der Tabelle; im Schnitt erreichte man nach 17 Spieltagen stets Rang sieben. Und auch im Landespokal war mit einem 2:3 im prestigeträchtigen Brandenburg-Derby gegen den FC Energie Cottbus in diesem Jahr bereits in der ersten Runde Schluss.
Nichtsdestotrotz dürfen die wenig konstanten Leistungen der Filmstädter über die zweifellos vorhandene spielerische Qualität im Kader hinwegtäuschen. Auch, wenn mit dem fast 40 Jahre alten Daniel Frahn (elf Tore, ein Assist) ein alter Hase als bester Torschütze und Lebensversicherung der Babelsberger firmiert – und eben keiner der vielversprechenden Offensivzugänge –, ist der Kader von Nulldrei nach wie vor mit ausreichend gehobener Regionalligaklasse ausgestattet, um es im Karl-Liebknecht-Stadion jedem Gegner schwer zu machen.
Zähne zeigen: Chemie will sich im Karli durchbeißen
Schwer hatten es in Potsdam-Babelsberg auch die Chemiker in den vergangenen Jahren: Seit August 2021, als ein Doppelpack von Denis Jäpel auf Vorlage von Florian Kirstein und Benny Schmidt den Sieg für die Leutzscher sicherte, konnte das Team von Miroslav Jagatic in Brandenburgs Landeshauptstadt nicht mehr gewinnen. Beide Auswärtsspiele seither gingen verloren, die drei Spiele im AKS endeten jeweils unentschieden; so auch das Auftaktspiel der laufenden Spielzeit: Im Juli 2024 egalisierten unsere Neuzugänge Stanley Ratifo und Terry Asare nach Rückstand in einer Koproduktion zum Endstand von 1:1.
Punkte — drei am besten — in Babelsberg mitzunehmen, würde nicht nur die allgemeine Tabellensituation der BSG verbessern und den Puffer nach unten wieder anwachsen lassen, sondern ließe die Grün-Weißen auch in der Auswärtstabelle einen Sprung nach oben machen. Hier rangiert Chemie zurzeit auf Rang zwölf, nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Effizienz vor dem gegnerischen Kasten: Nur vier Teams (Chemnitz, Plauen, Viktoria, Luckenwalde) trafen auf fremdem Platz noch seltener ins Tor als die BSG Chemie (sieben Tore). Ein Hoffnungsschimmer: Auf eigenem Platz konnte Nulldrei in dieser Spielzeit erst ein einziges Mal gewinnen und steht nach Anzahl der im eigenen Stadion kassierten Gegentore ganz klar im unteren Tabellendrittel.
Ansatzpunkte genug also für die Chemie-Elf, um nach dem Spiel in Thüringen den nötigen Willen und die nötige Durchschlagskraft gegen die Filmstädter zu finden. Hinzu kommt, dass mit Cemal Kaymaz, Fabian Rüth und Janik Mäder gleich mehrere Leistungsträger von ihren Sperren zurückkehren und dem Trainerteam zur Verfügung stehen werden. Speziell die defensive Stabilität, die gerade Cemal Kaymaz dem Leutzscher Spiel bietet, kann die Grundlage sein für einen erfolgreichen Trip nach Brandenburg. Zum zweiten Advent, passend zum Chemischen Weihnachtsmarkt, ist die Devise klar: keine Geschenke verteilen, sondern Punkte bescheren — dann brennt die zweite Kerze auf dem Kranz auch gleich deutlich heller und wärmer.
Zum 18. Spieltag der Regionalliga Nordost und zum Auftakt der Rückrunde gastiert die BSG Chemie Leipzig um 13 Uhr beim SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Christoph Dallmann (Rostock), an den Seitenlinien assistieren ihm Florian Markhoff und Rasmus Jessen. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die morgen nicht den Weg nach Potsdam antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt, ebenso überträgt OSTSPORT die Partie ab 12:45 Uhr live im Stream.
Forza BSG!