Foto: Christian Donner
Am Fuße der Kernberge starten die Chemiker in die drei abschließenden Spiele des Leutzscher Jubiläumsjahres und beenden gleichzeitig die Hinrunde. Nach ansteigender Formkurve musste das Team von Miroslav Jagatic im heimischen AKS zuletzt gegen Zwickau eine vermeidbare Heimniederlage hinnehmen und muss in der Folge nun die anspruchsvolle Aufgabe in Thüringen mit dezimiertem Kader meistern – doch wie schwerlich Leutzscherinnen und Leutzscher zu erschüttern sind, ist glücklicherweise wohlbekannt.
Aber auch unsere Gastgeber haben mit ihren ganz eigenen Personalsorgen zu kämpfen und müssen, neben bis zu zehn ausfallenden Spielern, auch auf ihren Cheftrainer verzichten, an den an dieser Stelle nur die besten Genesungswünsche ergehen. Immerhin: Bereits am vergangenen Wochenende konnte sein Vertreter der Mannschaft immerhin zum Sieg im kleinen Derby und lang ersehnten drei Punkten verhelfen – doch 11 + X Grün-Weiße wollen sich genau diese nicht entreißen lassen: Zum 17. Spieltag der Regionalliga Nordost und zum Abschluss der Hinrunde, gastiert die BSG Chemie am kommenden Samstag, 30. November 2024, um 16 Uhr beim FC Carl Zeiss Jena im Ernst-Abbe-Sportfeld.
Kernbergauf, kernbergab? Die Situation beim FCC
Perfekt war er, der Saisonstart, den die Jenaer in dieser Spielzeit hinlegten. An den ersten sechs Spieltagen holten die Thüringer die volle Ausbeute von 18 Punkten, erzielten dabei imposante 22 Tore — 3,67 (!) pro Spiel — und setzten mit den Siegen gegen den BFC Dynamo (3:2 zum Saisonauftakt), den Greifswalder FC (3:1) und Chemnitz (1:0) gegen nominelle Top-Teams der Liga frühe Ausrufezeichen. Die geballte Offensivwucht demonstrierte man sowohl gegen die Aufsteiger Zehlendorf (6:2) und Plauen (4:1) als auch im Thüringenderby, wo der ewige Rivale aus der Landeshauptstadt gleich fünfmal den Ball aus dem Netz holen musste (5:1). Spätestens an diesem Punkt war die Jenaer Message an die Liga durchaus beeindruckend angekommen und wenig sprach dagegen, dass es weiter bergauf gehen würde.
Doch es sollte anders kommen für den FCC, und im Verlaufe des Augusts verletzten sich mit Stürmer Cemal Sezer (Patellasehnenluxation), der in seinen drei Einsätzen an drei Toren beteiligt war, und Mittelfeldspieler Justin Petermann (Außenbandanriss) sowohl ein effektiver Offensivakteur als auch ein echter Stammspieler der Jenaer – und mit Elias Löder (Knöchelbruch) auch noch der Torschützenkönig und einer der auffälligsten Offensivspieler der Vorsaison. Die Folgemonate ließen dann das bereits seit dem Frühjahr von Marcel Hoppe und Maurice Hehne bevölkerte Lazarett durch die Verletzungen von Khalid Abu El Haija, Justin Schau, Hamza Muqaj und Ex-Chemiker Philipp Wendt auf die stattliche Zahl von neun Ausfällen anwachsen. Dazu fehlt der ehemalige Erfurter Kay Seidemann im kommenden Spiel noch mit einer Rotsperre.
All diese Ausfälle konnten natürlich nicht ewig folgenlos bleiben und sportlich und tabellarisch änderte sich die Fahrtrichtung (auch wenn Jena in dieser Saison nie tiefer als Rang vier fiel). Von den neun auf den Derbysieg Anfang September folgenden Spielen konnte man lediglich eines für sich entscheiden (2:0 gegen Viktoria Berlin), verlor gegen die direkte Konkurrenz aus Probstheida, Berlin-Charlottenburg, Halle und Altglienicke und musste den Tabellenführer immer weiter enteilen lassen. Ebenso gelangen auch gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel wie Eilenburg und Luckenwalde nur Unentschieden, nicht zuletzt, weil der offensive Output dramatisch auf 1,11 Tore pro Spiel einbrach. Die drei Punkte im kleinen Thüringenderby gegen den ZFC Meuselwitz (3:0), bei dem für den erkrankten Henning Bürger Sportdirektor Stefan Böger an der Seitenlinie stand, bedeuteten gleichsam den ersten Sieg der Jenaer seit Ende September und den ersten Auswärtssieg seit Ende August. Nach zuvor fünf sieglosen Spielen wird sich nun gegen Chemie zeigen, ob das unterhaltsame Spiel an der Glaserkuppe wirklich eine Trendwende an den Kernbergen einleiten konnte.
Fight for your Right to party: Was geht noch für Chemie im Jubiläumsjahr?
Eine eingeleitete Trendwende hatte man sich in Leutzsch jüngst auch erhofft. Nach den überzeugenden Leistungen gegen Halle (1:1) und Hertha II (2:1), zwei der stärksten Teams der bisherigen Saison, sowie dem im vogtländischen Regen gegen Auerbach erkämpften Achtelfinalsieg im Sachsenpokal (2:0) wehte eigentlich ein leichter Aufwind durchs Leutzscher Holz.
Einen kleinen Dämpfer verpasste der positiven Entwicklung die jüngste Heimniederlage gegen die Rot-Weißen aus der Schwanenstadt. Nach einer vielversprechenden ersten Hälfte, vielen Akzenten nach vorne und diversen sehr guten Chancen auch im zweiten Durchgang leuchtete nach 90 Minuten nichtsdestotrotz ein 0:2 über dem Norddamm. Gegen die formstarken Zwickauer, die sich mittlerweile auf Rang fünf in der Tabelle vorgeschoben haben, wäre zweifelsohne mehr drin gewesen. Somit konnte die Mannschaft sich und ihre Fans nicht für den hohen Aufwand belohnen. Obendrein brachte die wilde, emotionale Partie vor toller Kulisse noch weitere unangenehme Ergebnisse mit sich: Janik Mäder (glatt Rot bei einem taktischen Foul), der zuvor verletzt ausgewechselte Cemal Kaymaz sowie Fabian Rüth (fünfte Gelbe) fehlen allesamt gesperrt beim Duell an der Saale, auch hinter Florian Kirsteins Einsatz steht noch ein Fragezeichen.
Zurückkehren ins Team wird dafür Julian Weigel, der seine Gelbsperre hinter sich hat und dessen Zweikampfstärke in der grün-weißen Defensive gegen konterstarke und mit viel Qualität im Kader ausgestattete Jenaer nicht fehl am Platz sein wird. Denn auch den gesamten Ausfällen zum Trotz zeigten unsere kommenden Gegner, dass auch der sogenannte zweite Anzug durchaus gut sitzt. Doch, unabhängig vom Dresscode: Vielleicht ist die Gemengelage vor dem Spiel aber auch genau der richtige Ansporn, mit dem ersten Sieg an den Kernbergen die aufkommende Jenaer Partylaune zu crashen – und ganz Leutzsch im Jubiläumsjahr noch mehr Grund zum Feiern zu geben.
Zum 17. Spieltag der Regionalliga Nordost und zum Abschluss der Hinrunde gastiert die BSG Chemie am kommenden Samstag, 30. November 2024, um 16 Uhr beim FC Carl Zeiss Jena im Ernst-Abbe-Sportfeld. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Kai Kaltwaßer (Berlin), Pascal Wien und David Isaias Petzak komplettieren das Team der Unparteiischen. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Samstag nicht den Weg nach Thüringen antreten können, begleitet unser App-Ticker das Spielgeschehen live und direkt. Der MDR überträgt die Partie ab 16 Uhr in TV und im Stream.