Foto: Moritz Heidenblut
Im goldenen Spätsommer begrüßt Chemie zwei Vereinsfarben, die in Zusammenhang mit Fußball zu den weniger populären gehören. Nach den jüngsten ergebnistechnischen Grautönen könnte die zweite Runde im Wernesgrüner Sachsenpokal genau das Gelbe vom Ei sein. Natürlich darf und wird das Team von Miroslav Jagatic trotz Favoritenrolle nicht blauäugig in diese Partie gehen, doch gegen den Gegner aus der Sachsenklasse West gilt ohne Abstriche: nur nicht schwarz sehen und immer schön ocker bleiben.
Drei Ligen trennen die Chemiker von ihren Gästen, die das Heimrecht mit der BSG getauscht haben und sich auf eine tolle Kulisse in Leutzsch freuen. In der Vorsaison war für die Mülsener in der zweiten Runde Schluss, doch werden die Westsachsen zweifellos alles raushauen, um in diesem Jahr für eine Überraschung zu sorgen. Zur 2. Runde des Wernesgrüner Sachsenpokals empfängt die BSG Chemie heute um 14 Uhr den SV Blau-Gelb Mülsen im Alfred-Kunze-Sportpark.
Über Mülsen und seinen Sportverein Blau-Gelb
Durch den Tausch des Heimrechts entgeht den Chemie-Fans die Möglichkeit, dem „längsten Dorf Sachsens“ einen Besuch abzustatten. Die heutige Gemeinde Mülsen entstand am 1. Januar 1999 – alles Gute nachträglich zum 25. Geburtstag! – aus der Zusammenlegung von acht Gemeinden, die sich über 15 Kilometer entlang des Mülsenbachs, eines Zuflusses der Zwickauer Mulde befinden. Mit fast 11.000 Einwohnern ist Mülsen die größte Gemeinde Sachsens ohne Stadtrecht.
Unter den Kindern der Stadt befinden sich unter anderem auch einige prominentere Sportler. So stammt beispielsweise Karl-Heinz Kluge aus Mülsen, der als Trainer mit der BSG Sachsenring Zwickau 1976 das Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger erreichte. Christoph Franke, in insgesamt 274 DDR-Oberliga- und Ligaspielen auf dem Rasen aktiv und später viermaliger Sachsenpokalsieger als Trainer, wurde in Mülsen St. Jacob geboren. Auch die Heimspielstätte der Blau-Gelben, das Stadion Mülsengrund, befindet sich in St. Jacob. Und Lars Riedel, als Diskuswerfer Olympiasieger von Atlanta 1996, der im nahen Zwickau auf die Welt kam, wuchs in der Teilgemeinde Thurm auf.
Die Wurzeln des SV Blau-Gelb Mülsen liegen in den 1930er Jahren, die längste Zeit des vergangenen Jahrhunderts firmierte der Club unter dem Namen BSG Martin Hoop Mülsen. Mit dem gleichnamigen Steinkohleschacht (Martin Hoop IV) in Zwickau als Trägerbetrieb spielte die BSG in der Regel viert- oder fünftklassig. Die Neugründung erfolgte nach der Wiedervereinigung als Mehrspartenverein SV Blau-Gelb, seit 1997 sind nur noch die Abteilungen Fußball und Tischtennis im Verein angesiedelt.
2021/22 konnten die Mülsener aus der Kreisoberliga in die Sachsenklasse West aufsteigen und seither die Klasse halten, die abgelaufene Saison beendete man als Tabellensiebter. Zurzeit könnte es für das Team von Jens Fritzsche besser laufen: Aus den ersten beiden Partien in der Staffel sammelte man null Punkte und gab beide Spiele mit 1:3 verloren – kurioserweise beendete man auch beide Spiele zu zehnt. Sowohl gegen den SV Merkur Oelsnitz als auch gegen den FC Stollberg war den Mülsenern kein Sieg vergönnt. Nach der Pokalbegegnung in Leutzsch gibt es für die Westsachsen in der Liga gegen den BSC Rapid Chemnitz, Tanne Talheim und dem VfB Annaberg die nächsten drei Chancen, den Saisonstart noch versöhnlich zu gestalten.
Chemie vor Start in die Pokalsaison
Mit der zweiten Runde beginnt auch für die Leutzscher der Landespokal in neuer Auflage – neue Runde, neues Glück! Im vergangenen Jahr führte der Turnierbaum die Chemiker erst zum nahe gelegenen FSV Krostitz (2:0), dann – hello again – zum VfB Schöneck ins Vogtland (6:0), bevor in selbigem nur eine Runde später das große Ziel Sachsenpokal zerplatzen sollte. Das Team von Miroslav Jagatic unterlag dem VFC mit 1:2 (1:0).
Dieses Jahr soll das selbstverständlich anders laufen. Anders als oft im Ligaalltag der Fall, gehen die Chemiker als klarer Favorit in das Duell mit dem Landesklassisten. Hierbei bietet die Pokal-/Länderspielpause Miroslav Jagatic auch die Möglichkeit, verstärkt diejenigen Spieler zum Zug kommen zu lassen, die entweder noch angeschlagen waren (wie Neuzugang Henry Koeberer), in der Liga eine Sperre abzusitzen haben (wie Paul Horschig), weiter an den Herrenfußball herangeführt werden (wie Yusuf Dogan) – oder eben auf Länderspielreise sind (Stanley Ratifo für Mozambik).
Zur 2. Runde des Sachsenpokals empfängt die BSG Chemie am heutigen Samstag, 7. September 2024, um 14 Uhr den SV Blau-Gelb Mülsen im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Partie wird geleitet von Referee Mirko Eckart (Döbeln), ihm assistieren Tim Haubenschild und Richard Bachmann. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die heute nicht den Weg ins Leutzscher Holz antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt.
Forza BSG!