
Foto: Kevin Colditz
Nach dem Derbysieg ist vor dem nächsten Highlight: Selbstverständlich dürfte die eine oder der andere aus der großen grün-weißen Familie die Woche Erholungspause nach dem historischen Erfolg in Probstheida ganz gut gebrauchen können, doch zum letzten Heimspiel der Saison steht im Leipziger Westen noch ein weiteres Highlight ins Haus. Bei unseren weinrot-weißen Gästen aus der Bundeshauptstadt könnte die Stimmung besser sein: Am vergangenen Wochenende musste man im direkten Duell mit dem Rivalen aus Cottbus die letzten Hoffnungen auf Meisterschaft und Aufstieg begraben. Bei allen Derbysiegerinnen und Derbysiegern in grün und weiß hingegen ist die Laune nach dem Triumph in Probstheida, der eine starke Rückrunde der Mannschaft vollends veredelte, auf dem absoluten Höhepunkt, mit der sich ganz wunderbar in das letzte Heimspiel dieser Spielzeit gehen lassen wird: Zum 33. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am morgigen Sonntag, 12. Mai 2022, um 13 Uhr den BFC Dynamo im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch.
Versetzung gefährdet: der Saisonendspurt des BFC Dynamo
Was ist passiert, BFC? Diese Frage stellt man sich nicht nur im Umfeld des Vereins aus Hohenschönhausen, sondern sicherlich auch unter Beobachterinnen und Beobachtern der Liga. Die aktuelle Saison, in der ja bekanntermaßen der direkte Aufstiegsplatz in die 3. Liga zu vergeben ist, startete für Dynamo so, wie man es von Dynamo auch erwartete. Zwar kassierte man gleich am zweiten Spieltag die erste Niederlage (ein 1:3 gegen die VSG Altglienicke), doch der BFC Dynamo präsentierte sich im so oft angeführten Stile einer Spitzenmannschaft. Lediglich eine weitere Niederlage sollte bis Jahresende dazukommen (1:3 bei Rot-Weiß Erfurt), man stand unter den absoluten Spitzenteams der Tabelle, gewann gegen Cottbus und mit Rufat Dadashov, der in den ersten 16 Partien ebensoviele Torbeteiligungen beisteuerte, hatten die Weinrot-weißen einen der überragenden Männer der Hinrunde in den eigenen Reihen.
Mit nur zwei Niederlagen in der ersten Halbserie und dem in der Regel wirklich überzeugenden, aber doch immer auch effizienten Spiel auf dem Platz wappnete sich Dynamo im neuen Jahr also für den Dreikampf um die Meisterschaft. Bis in den März hinein hielt sich der Meister des Jahres 2022 schadlos und holte 18 Punkte aus den ersten acht Partien. Dann, ja dann kam das Heimspiel gegen den Chemnitzer FC, welches mit 1:3 verloren ging und wobei man sich innerhalb einer Halbzeit von den Himmelblauen die Butter vom Brot nehmen ließ – und an diesem Punkt tat sich irgendetwas in Hohenschönhausen. Diese Niederlage läutete einen Abwärtstrend beim BFC ein, innerhalb dessen sich die einzigen beiden (wenn auch wichtigen) Siege seither, ein 3:2 gegen Altglienicke und ein 1:0 gegen Hertha II, lesen lassen als einsame Spitzen in einer stetig nach unten zeigenden Kurve. Dieser Leistungs- oder Ergebnisabfall, der den BFC Dynamo mittlerweile nicht nur alle Chancen auf die Meisterschaft und den Aufstieg, sondern auch Trainer Dirk Kunert seine Vertragsverlängerung gekostet hat, kann mehrere Ursachen haben. Sperren und Verletzungen von Leistungsträgern fallen kaum in diesen Zeitraum, viel mehr springt der krasse Kontrast in der Performance ihres Top-Torjägers Rufat Dadashov im Saisonverlauf ins Auge: Dadashov, der in der Hinserie gleich mehrere Partien glasklar im Alleingang für den BFC entschied und der Offensive seinen Stempel aufdrückte kommt zwar auf insgesamt 14 Treffer – erzielte aber davon lediglich einen 2024.
Vielleicht lassen sich die Mechanismen auch einfach nicht vollständig erklären, weshalb die Zahnrädchen bei Trainerteam und Mannschaft um diesen Zeitpunkt heran begannen, nicht mehr ineinander zu greifen. Unbestreitbar ist jedoch, dass der BFC Dynamo zur Unzeit bewiesen hat, dass man sie schlagen kann, kassierte man doch gleich fünf seiner sieben Saisonniederlagen innerhalb von nur acht Spielen; darunter eher sicherlich als „sichere Kisten“ betrachtete Partien wie gegen den FSV Luckenwalde oder an der Ostseeküste bei Hansa Rostock II. Nun ist auch rechnerisch klar, dass der BFC Dynamo in diesem Jahr nicht direkt in die 3. Liga aufsteigen wird, im Berliner Landespokal verabschiedete man sich bereits im November im Achtelfinale gegen den Berliner AK und dieser Tage wurde kommuniziert, dass das Arbeitspapier von Dirk Kunert nicht verlängert werden wird – wir sehen uns wieder, neuer Coach, neue Saison, doch selbe Liga.
It’s coming home: Derbysieger bitten zum letzten Heimspiel der Saison
Auch, wenn am vergangenen Sonntag bestimmt schon die eine oder andere Ehrenrunde gedreht oder bestellt wurde, so verdienen doch die siegreichen Derbyhelden ihren eigenen Triumphzug durchs eigene Rund. Mit breiter Brust, hoch erhobenem Haupt und einem dicken, breiten Grinsen im Gesicht kann das Team von Miroslav Jagatic am kommenden Sonntag auf den Rasen im Alfred-Kunze-Sportpark und vor seine Fans treten, nachdem im 111. Leipziger Pflichtspielderby Historisches geleistet wurde. Philipp Harant in der 14. Spielminute und Denis Jäpel kurz vor dem Halbzeitpfiff besorgten gleichzeitig die ersten beiden Treffer und den ersten Derbysieg einer chemischen Elf in Probstheida seit April 2003. 1200 mitgereiste Chemikerinnen und Chemiker supporteten die Männer der BSG weit über die 90 Minuten hinaus, sorgten im mit über 10.000 Menschen ausverkauften Bruno-Plache-Stadion für klare Verhältnisse, und ließen – für die Momentaufnahme dieses einen, speziellen Leipziger Derbys – keinerlei Zweifel an der Frage nach der Nummer eins der Stadt.
Dann gehen, wenn es am schönsten ist: Ganz getreu diesem Motto erreichte diese Woche die Nachricht vom Abschied dreier Leistungsträger die grün-weiße Familie. Lucas Surek (wettbewerbsübergreifend 108 Einsätze für Chemie / 14 Tore / 13 Vorlagen), Denis Jäpel (119 / 27 / 8) und Philipp Harant (61 / 11 / 3) werden unseren Verein zum Ende der Saison verlassen und sich auf ihren weiteren beruflichen und persönlichen Weg fokussieren. Umso schöner, dass sich die beiden letztgenannten am Wochenende auch noch durch ihre Tore für immer in der kollektiven Erinnerung in Leutzsch verewigen konnten. Alle weiteren Informationen zum Abschied (inklusive Video) gibt es hier auf unserer Website. Uns bleibt nur eins an dieser Stelle: Von ganzem Herzen — Danke! Den dreien wünschen wir alles nur erdenklich Gute, ihr seid für immer Teil der grün-weißen Familie!
Es wird demnach ein noch mal umso emotionaleres abschließendes Heimspiel für Denis, Lucas und Philipp und auch für alle, die es mit der BSG Chemie halten. Wenn am Sonntag die weinrot-weißen Berliner nach Leutzsch kommen, wird die traditionelle Heimstärke der Chemiker noch ein letztes Mal in dieser Spielzeit auf die Probe gestellt. Derzeit steht man auf Rang sieben der Heimtabelle, allerdings ist mit der Anzahl von gerade einmal zwei Heimniederlagen (VSG Altglienicke und FSV Zwickau) nur Viktoria Berlin besser. Die vergangenen Duelle mit dem BFC Dynamo hielten schon länger keinen Erfolg mehr für die BSG bereit, für den letzten Sieg muss man in den August 2020 zurückreisen. Seit diesem 3:1, bei dem Tomáš Petráček, Stephané Mvibudulu und Andy Wendschuch für Chemie trafen, gingen drei von fünf Aufeinandertreffen klar an Dynamo. In Leutzsch, im Alfred-Kunze-Sportpark, konnte der BFC allerdings noch nie dreifach punkten, wofür die Chemie-Elf, auch ohne den gelb-rot-gesperrten Florian Brügmann, mit Sicherheit alles in die Waagschale werfen wird – beim letzten Tanz im AKS für diese Saison.
Zum 33. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am kommenden Sonntag, 12. Mai 2024, um 13 Uhr den BFC Dynamo im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Johannes Schipke (Halle (Saale)), an den Seitenlinien assistieren ihm Eric Weisbach und Albert Lehmann. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Sonntag nicht den Weg ins Leutzscher Holz antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Zum Saisonabschluss geht es für die BSG Chemie und ihre Fans am darauffolgenden Sonntag, 19. Mai 2024, ins Werner-Seelenbinder-Stadion zum FSV Luckenwalde. Anpfiff der Partie ist, parallel mit allen anderen in der Regionalliga Nordost, um 13 Uhr.
kiro