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ERSTE

Befreiungsschlag gegen Zorbau geglückt

By 8. Dezember 2018August 22nd, 2019No Comments

Heute überragend: Daniel Heinze. (Foto: Christian Donner)

Nach einem äußerst turbulenten Dienstag erlebte die Woche in Leipzig-Leutzsch doch noch einen versöhnlichen Ausklang. Vier Tage nach der Freistellung des verdienstvollen BSG-Trainers Dietmar Demuth zeigte die Mannschaft die so dringend geforderte Reaktion. Nach fünf Spielen ohne Sieg bezwangen die Leutzscher im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark den Aufsteiger SV Blau-Weiß Zorbau deutlich mit 6:1 (4:0) und bereiteten so Interimstrainer Christian Sobottka einen perfekten Einstand

Nachdem die schwachen Ergebnisse der letzten Wochen dem erfahrenen Demuth zum Verhängnis wurden, wusste die Mannschaft bereits im Vorfeld, was die Stunde geschlagen hat. Die Truppe war nun komplett in der Pflicht, Sobottka appellierte bereits in der Teambesprechung, dass gerade nach der Beurlaubung des langjährigen Erfolgstrainers die Erwartungshaltung für die anstehenden 90 Minuten extrem hoch ist. Die Mannschaft hörte genau zu und deutete gegen das Schlusslicht letztlich auch an, zu welch Leistungen man zu imstande ist. In der Endkonsequenz geht dieser Kantersieg auch in dieser Höhe vollends in Ordnung, auch wenn man die geringe Gegenwehr der Gäste dabei berücksichtigen sollte. Nichtsdestotrotz rückt dieser Fakt erst einmal in den Hintergrund, denn sowohl das Resultat als auch der positive Auftritt der Truppe waren Balsam für die zuletzt geschundene Leutzscher Seele der vergangenen Wochen. Durch die gleichzeitige und doch etwas überraschende 0:1-Heimniederlage des FSV Luckenwalde gegen den Ludwigsfelder FC sind die Chemiker nun punktgleich mit den Brandenburgern und überwintern nur aufgrund des leicht schlechteren Torverhältnisses auf dem Vizerang in der Oberliga. Allerdings sind die Grün-Weißen am kommenden Samstag noch einmal gefordert, wenn im Viertelfinale des Wernesgrüner-Sachsenpokals der 1. FC Lokomotive Leipzig um 12.05 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark gastiert. Schon aus diesem Grund tat der Erfolg gegen Zorbau richtig gut, so dass sich man vor diesem Derby wieder etwas Selbstvertrauen erarbeiten konnte. Die Konstellation vor diesem Highlight ist klar: die BSG Chemie geht als Underdog in diese Partie und hat gegen den Regionalligisten überhaupt nichts zu verlieren.

Von der ersten Minute an war bei den Leutzschern der unbedingte Siegeswille erkennbar. Frühzeitig nahm man das Heft des Handelns in die Hand und zeigte eindrucksvoll, dass man genau heute den Weg aus der Ergebniskrise bewerkstelligen möchte. Bereits nach sechs Minuten hätte Manuel Wajer die BSG in Führung bringen müssen, doch nach klasse Vorarbeit von Daniel Heinze scheiterte er an Dickmann im Gäste-Gehäuse (6.). Chemie blieb die klar tonangebende Mannschaft, auch in spielerischer Hinsicht war dies kein Vergleich zu den vergangenen Wochen. Mit Spielwitz, sehenswerten Kombinationen und genügend Kreativität nach vorn kamen die Leutzscher immer wieder gefährlich vor das Zorbauer Tor. Nach einer Flanke von Benjamin Schmidt versuchte sich abermals Manuel Wajer, doch konnte Dickmann den Kopfball erneut entschärfen (13.). Wenig später wurde Branden Stelmak sehr gut von Max Keßler in Szene gesetzt, doch strich sein Flachschuss knapp am Ziel vorbei (19.). Die Gäste aus dem Burgenlandkreis konnten sich in der Anfangsphase nur allzu selten aus der Umklammerung befreien, so dass die Leutzscher Führung nahezu folgerichtig resultierte. Martin Freudenberg ging im eigenen Strafraum recht ungestüm gegen Max Keßler zu Werke, Schiedsrichter Drößler (Gotha) zeigte sofort auf den Punkt. Daniel Heinze ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte den Elfmeter gewohnt souverän – 1:0 (26.). Doch damit noch nicht genug, drei Minuten später fielen sich die Leutzscher Anhänger wiederum in die Arme. Sehenswert von Manuel Wajer eingeleitet, behielt erneut Daniel Heinze allein vor dem Gäste-Tor kühlen Kopf und lochte zum 2:0 ein (29.).

Mit diesem Doppelschlag lief die Partie in die gewünschte Richtung, zumal Zorbau auch weiterhin im Offensivbereich kaum über Ansätze hinauskam. Die Ausnahme bildete ein Schuss von Khemgin Solivani, welcher den ins Chemie-Tor zurückgekehrten Julien Latendresse-Levesque erstmals zum Eingreifen zwang (30.). Wenig später versuchte sich Andreas Löser aus der Distanz, doch fehlte hier ein gutes Stück (37.). Dies war es allerdings schon, was das Schlusslicht an torgefährlichen Situationen zustande brachte – zu sehr war der Neuling im Defensivbereich gebunden. Die Grün-Weißen ließen dagegen weiterhin sehr gut die Kugel laufen, so dass sich weitere Torgelegenheiten fast zwangsläufig ergaben. So war das 3:0, vier Minuten vor der Pause, der Lohn für die sehr gute erste Hälfte. Nach einer Heinze-Eingabe zeigte sich Alexander Bury am zweiten Pfosten uneigennützig und legte die Kugel am Fünfmeterraum noch einmal quer – Branden Stelmak hatte wenig Mühe, das Streitobjekt zum dritten BSG-Treffer im Zorbauer Gehäuse unterzubringen (41.). Der Vorsprung war komfortabel, so dass die Leutzscher im Gefühl der zurückgekehrten Leichtigkeit kurzerhand noch einen drauf setzten. Zwar traf Max Keßler nach einer flachen Eingabe des über rechts durchstartenden Marko Trogrlic mit der Hacke nur den Pfosten, doch Daniel Heinze stand goldrichtig und drückte die Kugel aus Nahdistanz zum 4:0-Halbzeitstand ins Tor (43.). Dementsprechend erhielt die Elf viel Applaus von den Rängen beim Gang in die Kabine, bereits in Hälfte eins war der Truppe die gewünschte Reaktion gelungen.

Nichtsdestotrotz wies Interimstrainer Christian Sobottka seine Mannschaft in der Pause deutlich darauf hin, auch in den kommenden zweiten 45 Minuten nicht nachzulassen und die Partie weiterhin mit dem gewünschten Nachdruck fortzusetzen. Und auch diese Anweisungen wurden durchaus erhört. Kurz nach Wiederanpfiff brachte Max Keßler den rechtzeitig startenden Branden Stelmak in gute Schussposition, doch strich das Leder hauchzart am langen Eck vorbei (47.). Drei Minuten später wurde jedoch der bisherige sehr gute Auftritt ganz leicht getrübt. Nach einer wahren Slapstick-Einlage gestattete man dem Neuling den Ehrentreffer – ein Gegentor, welches die Situation der Chemiker in den vergangenen Wochen nur allzu gut beschreibt. Nach einem langen Ball in den BSG-Strafraum profitierte Marvin Zott von fehlender Kommunikation und Handlungsschnelligkeit zwischen Torhüter Julien Latendresse-Levesque, Kapitän Stefan Karau und Benjamin Schmidt – dankend nahm Zott das vorweihnachtliche Geschenk an und traf im Liegen zum 4:1 (50.).

Allerdings hatte dieser Gegentreffer keinerlei Auswirkungen auf den folgenden Spielverlauf. Die Leutzscher schüttelten sich kurz und verlagerten das Geschehen fortan wieder deutlich in die Gäste-Hälfte. Über die Stationen Manuel Wajer und Daniel Heinze kam Alexander Bury in eine verheißungsvolle Schussposition, doch vereitelte Zorbau-Keeper Dickmann einen höheren Rückstand (57.). Im zweiten Duell Bury gegen Dickmann war der Gäste-Schlussmann wenig später jedoch machtlos. Zunächst erlangte Marc Böttger nach einem wunderbar vorgetragenen Spielzug am Zorbauer Strafraum erneut die Kugel, anschließend sah er den besser postierten Bury, der Dickmann aus Nahdistanz keine Abwehrchance ließ – 5:1 (71.). Damit war jeglicher Restwiderstand des Gastes gebrochen, doch auch nach diesem Treffer war der Angriffshunger der Chemiker noch nicht gestillt. Sehr gut von Bury eingeleitet, hätte Lars Schmidt erneut nachlegen können, doch verhinderte der Gäste-Keeper per Blitzreaktion Schlimmeres (74.). Vier Minuten später war allerdings das halbe Dutzend voll. Branden Stelmak setzte am Zorbauer Strafraum den über rechts durchstartenden Manuel Wajer in Szene, der Dickmann mit einem Schuss ins kurze Eck überwand – 6:1 (78.).

Sechs Chemie-Treffer im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark, wann hat es das zuletzt gegeben? Natürlich machte es der Aufsteiger den Grün-Weißen aufgrund der mangelnden Gegenwehr teilweise recht einfach, doch sechs Tore müssen gerade in dieser schwierigen Phase erst einmal erzielt werden. Letztlich hätte es sogar noch eins mehr werden können, doch scheiterten sowohl der eingewechselte Florian Schmidt als auch der spät ins Spiel gekommene Eric Berger am sehenswert reagierenden Dickmann im Gäste-Gehäuse (85.).

Letztlich blieb es somit beim – dem Spielverlauf völlig entsprechenden – 6:1 (4:0)-Heimsieg der Leutzscher – ein Erfolgserlebnis, welches kurz vor Jahreswechsel genau zum richtigen Zeitpunkt kam. So wichtig jedoch die drei Punkte auch waren – man wird dieses Ergebnis auf alle Fälle richtig einordnen. Nach dem turbulenten Wochenanfang war es allerdings bemerkenswert, wie die Mannschaft mit dem immensen Druck umging und dass sie die geforderte Reaktion in eindrucksvoller Manier ablieferte.

BSG Chemie Leipzig – SV Blau-Weiß Zorbau 6:1 (4:0)

BSG Chemie Leipzig: Julien Latendresse-Levesque – Marko Trogrlic (83. Eric Berger), Stefan Karau, Benjamin Schmidt, Lars Schmidt – Manuel Wajer, Marc Böttger – Max Keßler (66. Florian Schmidt), Daniel Heinze (76. Philipp Wendt), Alexander Bury –Branden Stelmak; Trainer: Christian Sobottka
SV Blau-Weiß Zorbau: Dickmann – Barthmuß, Hietzscholdt, Haupt, M. Freudenberg (ab 68. Dwars) – Hartmann (ab 60. Lerchl) – A. Löser, F. Löser, K. Solivani (ab 79. N. Solivani), Zott – Palme – Trainer: Kunze
Schiedsrichter: Drößler (Gotha) – Schiedsrichter-Assistenten: Butterich (Adelhausen), Honnef (Gotha)
Tore: 1:0 Daniel Heinze (26., Foulstrafstoß), 2:0 Daniel Heinze (29.), 3:0 Branden Stelmak (41.), 4:0 Daniel Heinze (43.), 4:1 Zott (50.), 5:1 Alexander Bury (71.), 6:1 Manuel Wajer (78.)
Gelb-Rote Karte: Dwars (Zorbau) wegen Foulspiel/Unsportlichkeit (82.)
Zuschauer: 1928 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig

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