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ERSTE

2:2 gegen Gera – Chemie stößt den Bock nicht um

By 1. Dezember 2018August 22nd, 2019No Comments

Feierte gegen Gera seine Einsatzpremiere, aber leider keinen Sieg: Sebastian Berg. (Foto: Christian Donner)

Die Ergebniskrise der BSG Chemie Leipzig bleibt weiterhin bestehen. Nach 90 Minuten kamen die Leutzscher im heimischen Georg-Schwarz-Sportpark gegen die BSG Wismut Gera nicht über ein 2:2 (1:1)-Unentschieden hinaus und bleiben damit zum fünften Mal in Folge in der Meisterschaft sieglos. Dabei war bei den Grün-Weißen über einen großen Zeitraum eine gewisse Verunsicherung unübersehbar. Nach einem recht ordentlichen Beginn und der frühen Führung verfiel die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth nach etwa einer halben Stunde wieder in den alten Trott. Sah dies spielerisch in der Anfangsphase recht solide aus, glich die letzte Viertelstunde der ersten Hälfte zeitweise der Eilenburg-Begegnung vom vergangenen Wochenende. Mehr und mehr häuften sich die langen Bälle – mit dieser untauglichen Spielweise baute man den Gegner regelrecht auf. Die Leutzscher reagierten fortan nur noch und bettelten förmlich um den Ausgleich. Erst nachdem die Gäste zu Beginn der zweiten Hälfte die Partie komplett drehten, ging ein Ruck durch die Chemie-Elf. Zwar kam die BSG noch zum erneuten Ausgleich – doch auch in Überzahl blieb das Spiel der Grün-Weißen erstaunlich fahrig. Zwar wurde fortan Druck aufgebaut, doch richtig zwingend wurden die Chemiker kaum. Stattdessen blieb Gera auch in numerischer Unterzahl immer gefährlich, so dass letztlich das 2:2-Remis dem Spielverlauf durchaus entspricht.

Natürlich waren die Demuth-Schützlinge voller Tatendrang nach vier sieglosen Spielen in Folge endlich den Bock umzustoßen, doch waren vor Anpfiff durchaus einige Sorgenfalten im Gesicht des erfahrenen Trainers zu erkennen. Neben den schon seit Wochen fehlenden Andy Wendschuch (Oberschenkel) und Florian Kirstein (gebrochene Speiche) gesellten sich in diesen Tagen ebenfalls noch Kai Druschky, Marc Böttger und Benjamin Schmidt (alle verletzt) hinzu, so dass Optionen in Sachen Personal kaum vorhanden waren. Nichtsdestotrotz begannen die Leutzscher recht gut, obwohl man in der Anfangsphase einen gewaltigen Schreckmoment zu überstehen hatte. Nach einem Ballverlust von Eric Berger im Mittelfeld schickte Raßmann den rechtzeitig startenden Jagupov auf die Reise, dessen anschließender Schuss jedoch vom Innenpfosten ins Spielfeld zurücksprang (9.). Jedoch waren die Grün-Weißen um Spielkontrolle bemüht, im Vergleich zu letzter Woche sah dies anfangs deutlich besser aus. Mit einem Diagonalpass von Marko Trogrlic eingeleitet konnte Alexander Bury im Gäste-Strafraum nur regelwidrig von Grabs gestoppt werden – Schiedsrichter Mangold (Joachimsthal) zeigte sofort auf den Punkt. Daniel Heinze ließ sich die Chance nicht entgehen und schickte Gera-Schlussmann Kriebel in die falsche Ecke – 1:0 (14.).

Dieser Treffer tat den Leutzschern sichtbar gut und war Balsam auf die geschundene Seele. In der Folgezeit machte man richtig Druck und ging mit Vehemenz auf den zweiten Treffer. Nach einer Flanke von Max Keßler strich ein abgefälschter Schuss von Alexander Bury knapp vorbei (17.), beim folgenden Heinze-Eckball hätte Sebastian Berg um ein Haar von einer undurchsichtigen Situation im Gäste-Strafraum profitiert, doch nach Ablage von Manuel Wajer warfen sich drei Geraer tollkühn in die Schussbahn (18.). Die beste Möglichkeit besaß jedoch Eric Berger. Prima von Max Keßler in Szene gesetzt, zischte Bergers Schuss aus halbrechter Position hauchzart über den Querbalken (20.).

Warum die Chemiker dann jedoch nach gut einer halben Stunde das Fußballspielen förmlich einstellten, ist indes nur schwer zu erklären. Fortan nahm der spielerische Gedanke mehr und mehr ab, man ließ sich wieder auf ein völlig untaugliches Gebolze ein. Jeder schob die Verantwortung zum Nächsten, Gera wurde dadurch regelrecht stark gemacht. So kamen die Ostthüringer in der Folgezeit immer besser in die Partie und deuteten an, dass die letzten vier Spiele ohne Niederlage nicht von ungefähr kamen. Das erste Achtungszeichen setzte der erfahrene Weis mit einem Freistoß, doch brauchte Dominic-René Heine im BSG-Gehäuse hier nicht eingreifen (30.). Gera wurde in der Folgezeit immer aktiver, die Leutzscher reagierten in dieser Phase nur noch. So deutete sich der Ausgleich mehr als an, welcher kurz vor dem Pausentee dann auch folgen sollte. Weis verlagerte das Spielgeschehen quasi ohne Gegenwehr auf die linke Seite, Lehmann verlängerte die anschließende Söllner-Flanke per Kopf auf den am zweiten Pfosten lauernden Jagupov, welcher sowohl Wendt als auch den herausstürzenden Heine ins Leere laufen ließ und die Kugel zum 1:1 ins verwaiste Tor schob (41.). Aus BSG-Sicht erneut ein völlig vermeidbares Gegentor, welches jedoch zur aktuellen Situation passt.

Zwar kamen die Demuth-Schützlinge durchaus ambitioniert aus der Kabine – Eric Bergers Kopfball nach einem Heinze-Freistoß strich knapp vorbei (50.). Allerdings war eine gewisse Verunsicherung der Leutzscher weiterhin unübersehbar, die Negativerlebnisse der letzten Wochen haben deutliche Spuren in den Köpfen hinterlassen. Defensiv brannte es teilweise lichterloh, die Anfälligkeit war teilweise schon recht gravierend. Allerdings hätte Manuel Wajer die BSG erneut in Führung bringen können, doch nach einem Heinze-Eckball drosch er seine Direktabnahme übers Gebälk (54.). Stattdessen sollte der folgende Abstoß von Gäste-Schlussmann Kriebel den Chemie-Rückstand einleiten, da man erneut mehr als abenteuerlich verteidigte. Lehmann profitierte vom inkonsequenten Eingreifen von Berg und Keßler im Mittelfeld und schickte Jagupov über links auf die Reise. Nachdem dieser zunächst das Laufduell gegen Marko Trogrlic für sich entschied, konnte Dominic-René Heine zwar den Flachschuss noch reaktionsschnell abwehren, doch Söllner hatte wenig Mühe den Abpraller aus Nahdistanz zu versenken – 1:2 (55.).

Nun war guter Rat teuer, aus Leutzscher Sicht durfte dies überhaupt nicht passieren. Allerdings raffte sich die Mannschaft in der Folgezeit auf und stemmte sich mit Macht gegen die erste Heimniederlage. Zwar blieb man im Ballvortrag weiterhin sehr fehlerhaft, doch sah man der Elf plötzlich eine gewisse Willensstärke an. Als Schiedsrichter Mangold zum Erstaunen aller auf Rückpass zum Torhüter entschied, bot sich den Chemikern die große Ausgleichschance aus Nahdistanz, doch wurde der Freistoß von Alexander Bury in der vielbeinigen Geraer Abwehrmauer entschärft (64.). Lars Schmidt erkämpfte sich jedoch die abgeprallte Kugel als Erster und wurde von Jagupov noch im Strafraum gelegt. Erneut zeigte der Referee auf den Elfmeterpunkt, der bereits in Hälfte eins verwarnte Jagupov musste daraufhin mit Gelb-Rot vorzeitig den Platz verlassen (64.). Daniel Heinze zeigte wiederum Nervenstärke und jagte den Strafstoß zum 2:2-Ausgleich ins Netz (66.).

Die BSG war somit auf einmal wieder im Rennen, doch auch in Überzahl blieben die Defensivprobleme unübersehbar. Gera profitierte immer wieder von groben Leutzscher Aussetzern im Rückwärtsgang, verpasste jedoch abermals in Führung zu gehen. Söllner lief auf der rechten Seite allein auf Heine zu, der allerdings derart geschickt den Winkel verkürzte, dass Söllner nur der Rückpass auf Lehmann blieb, welcher jedoch im letzten Moment abgeblockt wurde (71.). Nach einem weiteren BSG-Ballverlust im Vorwärtsgang lief Lehmann abermals über die rechte Seite frei durch – auch hier war es dem sehr guten Stellungsspiel Heines zu verdanken, dass Lehmann klar das lange Eck verfehlte (83.). Doch auch die Leutzscher hatten in der Endphase durchaus die eine oder andere Gelegenheit, um die Partie in die gewünschte Bahnen zu lenken. Chemie machte nun zwar mächtig Druck, allerdings blieb die Mannschaft nur allzu selten zwingend. Max Keßler versuchte es in einer Überzahlsituation per Distanzschuss auf eigene Faust, doch stellte dies für Kriebel nicht das große Problem dar. Vielleicht wäre hier der Pass auf den mitgelaufenen Eric Berger die bessere Option gewesen (76.). Zwei Minuten vor Schluss flankte der unermüdliche Daniel Heinze die Kugel in den Strafraum – der aufgerückte Sascha Rode köpfte knapp drüber (88.). Die Chemiker versuchten es bis zum Schluss mit der Brechstange, jedoch sollte sich der Last-Minute-Erfolg nicht mehr einstellen. Bereits in der Nachspielzeit brachte Manuel Wajer eine weit gezogene Flanke von Florian Schmidt zurück in die Gefahrenzone, doch blockte Nolde den Kopfball von Sascha Rode aus Nahdistanz im letzten Moment ab (90.+4).

So blieb es letztlich beim 2:2-Remis – ein Ergebnis, welchen den Leutzschern nicht wirklich weiterhilft, um aus der Ergebniskrise zu kommen. Im Offensivspiel war bei der BSG im Vergleich zur Vorwoche durchaus eine Steigerung erkennbar, doch bliebt die Mannschaft im Rückwärtsgang erstaunlich anfällig. Von defensiver Kompaktheit und Stabilität ist man derzeit meilenweit entfernt. Zehn Gegentreffer in den letzten vier Begegnungen unterstreichen dies eindrucksvoll, nachdem man in den ersten elf Partien nur sechs Gegentore bekam. Eine gewisse Verunsicherung ist im Team deutlich erkennbar, was aufgrund der letzten Ergebnisse natürlich nicht verwunderlich ist. Es helfen nur Erfolgserlebnisse und eben ein solches möchte man sich am kommenden Samstag unbedingt holen, wenn um 13.00 Uhr der Aufsteiger SV Blau-Weiß Zorbau zum letzten Oberliga-Meisterschaftsspiel des Jahres 2018 in Leutzsch gastiert.

BSG Chemie Leipzig – BSG Wismut Gera 2:2 (1:1)

BSG Chemie Leipzig: Dominic-René Heine – Marko Trogrlic, Stefan Karau, Sascha Rode, Philipp Wendt (46. Lars Schmidt) – Manuel Wajer, Sebastian Berg (58. Branden Stelmak) – Max Keßler, Daniel Heinze, Alexander Bury –Eric Berger (77. Florian Schmidt) – Trainer: Dietmar Demuth
BSG Wismut Gera: Kriebel – Grabs, Nolde, Dos Santos, Katzenberger – Börner, Raßmann – Jagupov, Weis (90.+2 Müller), Söllner (71. Pusch) – Lehmann (84. Roy) – Trainer: Müller
Schiedsrichter: Mangold (Joachimsthal) – Schiedsrichter-Assistenten: Belke (Drebkau), Müller (Wilmersdorf)
Tore: 1:0 Heinze (14., Foulstrafstoß), 1:1 Jagupov (41.), 1:2 Söllner (55.), 2:2 Heinze (66., Foulstrafstoß)
Gelb-Rote Karte: Jagupov (Gera) wegen Unsportlichkeit/Foulspiel (64.)
Zuschauer: 2.408 im Georg-Schwarz-Sportpark zu Leipzig

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