
Foto: Pia Schindler
Nach der ärgerlichen Heimniederlage gegen Babelsberg 03 ist bekanntlich vor der englischen Woche. In dieser geht es für das Team von Adrian Alipour zu ungewohnter Anstoßzeit in den Südwesten Berlins, wo man gegen den Liganeuling aus dem beschaulichen Lankwitz endlich die ersten Punkte einfahren und den Saisonstart ein wenig vergessen machen will.
Doch auch unsere Gastgeber, die im Sommer aus der NOFV-Oberliga in die Staffel vorstießen, wollen nach den jüngsten beiden Niederlagen wieder zurück in die Spur finden und in diesem nicht unwichtigen Spiel vor eigenem Publikum die eigene Ligatauglichkeit präsentieren. Preussen oder Chemiker – wer hat an der Malteserstraße am Ende die Nase vorn? Zum 5. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig heute um 17:30 Uhr beim BFC Preussen im Preussenstadion in Berlin-Lankwitz.
Preussens Gloria? Traditionsverein und Liganeuling
Die Geschichte des BFC Preussen reicht zurück bis 1894, bis in die wilhelminische Kaiserzeit, welcher der Verein auch seinen Gründungsnamen verdankt: Fußballclub Friedrich Wilhelm, kurz darauf neu gegründet als BFC Preussen. Die ersten Erfolge und mehrere Berliner Meisterschafen konnte man in den 1910er Jahren noch im „alten“ Preussenstadion feiern, welches in den 1930er Jahren dem Ausbau des Flughafens Tempelhof zum Opfer fiel: Das „neue“ Preussenstadion ist seither in Berlin-Lankwitz zu finden, ganz im Süden der Bundeshauptstadt, welches seit 1945 größtenteils unterklassigen Fußball zu sehen bekam.
Im neuen Jahrtausend intensivierte der BFC Preussen jedoch seine Anstrengungen, 2005 gelang als Berliner Landesmeister erstmals im 21. Jahrhundert der Aufstieg in die NOFV-Oberliga, damals die vierthöchste Spielklasse. 2016 konnte man sich unter Coach und Berliner Fußballikone Andreas „Zecke“ Neuendorf für den DFB-Pokal qualifizieren und (trotz Erstrundenniederlage gegen den Effzeh aus Köln) damit den größten Erfolg der jüngeren Vereinsgeschichte zelebrieren. Nach weiteren Jahren in der siebtklassigen Berliner Landesliga sollte es 2024 so weit sein: Innerhalb von zwei Saisons gelang den Schwarz-Weißen der Durchmarsch über die NOFV-Oberliga in die Regionalliga Nordost, im entscheidenden Spiel gegen Eintracht Mahlsdorf hätte es fußballerisch dramatischer kaum sein können: Ein „Wembleytor“ brachte den BFC in die vierte Liga.
Für das große Ziel Klassenerhalt in der Regionalliga braucht man selbstredend außer Punkten und Toren auch Spieler, die diese besorgen. Über 40 Kaderbewegungen (laut Transfermarkt.de) brachten neben Talenten aus dem eigenen und dem großen Berliner Pool auch gestandene Regionalliga-Recken an die Malteserstraße, die mit ihrer Erfahrung die Chancen auf den Ligaverbleib erhöhen sollen. Spieler wie Charmaine Häusl (SV Babelsberg 03), Niklas Brandt (Greifswalder FC) oder Philipp Fontein (Sportfreunde Lotte) bringen alleine fast 500 Regionalligaspiele Erfahrung mit in den ansonsten in weiten Teilen jüngeren und unbeschriebeneren Kader. In die neue Saison startete der BFC nach einem Remis gegen Eilenburg zum Auftakt und einem Sieg im Berliner Derby gegen die Hertha aus Zehlendorf mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen. Und auch vor dem Match gegen die BSG sind es noch derer vier: denn nach Niederlagen gegen den BFC Dynamo und beim FSV Luckenwalde will der BFC Preussen gegen die BSG Chemie ebenfalls wieder ins Punkten kommen.
U-Turn: Chemie will in Lankwitz Wende einleiten
Das wollen selbstredend auch Adrian Alipour und seine Chemiker. Das ärgerliche 2:3 (1:2) gegen die Babelsberger brachte der grün-weißen Familie zwar in Person von Julius Hoffmann und Stanley Ratifo zwar die ersten Pflichtspieltore der noch jungen Saison, aber leider noch nicht die heiß ersehnten Zähler. Doch, wie unser Abwehrveteran Philipp Wendt und Cheftrainer Adrian Alipour im Pressegespräch durchscheinen ließen: Statt Sorgenfalten gibt es in Mannschaft und Staff eine gemeinsame, verschworene Mentalität und höchste Konzentration vor dem wichtigen Spiel in Lankwitz. Alle Grün-Weißen sind heute gefordert, um den sogenannten Bock endlich umzustoßen und zu guter Letzt in der neuen Saison anzukommen.
Der BFC Preussen ist dabei zwar nicht die berühmte große Unbekannte, dennoch wird es für die Chemiker die erste Begegnung mit den Berlinern auf Regionalliganiveau. Die, wie oben erwähnt, für die Regionalliga adäquat aufgestellten Berliner können dank ihres durchaus soliden Saisonstarts ein wenig beruhigter in die Partie gehen, doch die dicht gedrängte Konstellation in der unteren Tabellenhälfte verzeiht zurzeit wenig.
Gegen den BFC gilt es, mit Einsatz, mentaler Stabilität und Fokus endlich die unnötigen Fehlerquellen zum Versiegen zu bringen, die den bisherigen Saisonauftakt charakterisierten. Dabei muss Chemie auf den erkrankten Stanley Ratifo verzichten. Dafür kehrt Kapitän Janik Mäder nach Wadenverletzung in den Kader zurück. Die grün-weißen Fans werden das Preussenstadion Malteserstraße zweifellos in ein Heimspiel für die BSG verwandeln und ihrer Mannschaft alles an Kulisse bieten, was es für einen Auswärtssieg so braucht.
Zum 5. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am heutigen Dienstag, 26. August 2025, um 17:30 Uhr beim BFC Preussen im Preussenstadion in Berlin-Lankwitz. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Tim Gerstenberg (Birkenwerder), an den Seitenlinien assistieren ihm Tobias Behm und Jonas Marx. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die ihre BSG nicht im Berliner Süden anfeuern können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Ebenso ist die Partie über das kostenpflichtige Streamingangebot der Leipziger Volkszeitung empfangbar.
Forza BSG!