
Der Torschütze zum Siegtreffer im Duell mit Halle 96 – Manuel Wajer. (Foto: Christian Donner)
Letzten Sonntag der Sieg in Bernburg (3:1), am Mittwoch der 2:1-Erfolg im Nachholspiel bei Wacker Nordhausen II – für die Kicker der BSG Chemie Leipzig geht es gerade Schlag auf Schlag. Zwar waren die letzten Tage für die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth schon sehr kräftezehrend, ein Blick auf die Tabelle lässt diese Strapazen doch erst einmal vergessen. Mit der Maximalpunktzahl von 15 Zählern grüßen die Leutzscher in der Oberliga derzeit vom Platz an der Sonne, nach dem bitteren Abstieg aus der Regionalliga haben die Chemiker eine Spielklasse tiefer eindrucksvoll Fuß gefasst. Doch kommen die positiven Ergebnisse nicht von irgendwoher. Seit Beginn der Vorbereitung zieht die Mannschaft in beeindruckender Art und Weise in den Trainingseinheiten mit – Coach Demuth und sein Assistent Christian Sobottka haben es weiterhin geschafft, in der Kürze der Zeit eine funktionierende neue Mannschaft zu formen. Auch von Rückschlägen im Spiel lässt sich die Elf bisher nicht aus der Bahn werfen. Die Gegentreffer in Bernburg und Nordhausen, welche man beide zum psychologisch ungünstigsten Zeitpunkt vor der Pause bekam, sind das beste Beispiel dafür. Beide Male gelang es der Elf jeweils noch das Ruder herumzureißen und letztlich die Begegnungen noch für sich zu entscheiden. Der Erfolgshunger im Team ist sehr ausgeprägt, so dass man auch im Heimspiel gegen den VFC Plauen diesen positiven Trend weiter fortsetzen will. Der Anstoß gegen die Vogtländer erfolgt am Samstag um 14.00 Uhr im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark.
Nachdem der VFC im Dezember 2014 Insolvenz anmelden musste und demzufolge aus der Regionalliga in die Oberliga abstieg, zogen vom vergangenen Spätherbst bis in den Winter hinein erneut dunkle Wolken über dem Vogtlandstadion auf. Vor Beginn der letzten Oberliga-Saison hatte sich der VFC personell sehr gut verstärkt, Trainer Nico Quade hatte eigentlich alle seine Wunschspieler bekommen. Doch stellte dies einen extremen Kraftakt für den Verein dar, so dass die Plauener im Winter die Notbremse zogen, um wirtschaftlich nicht erneut in Schieflage zu geraten. In diesem Atemzug wurde auch die II. Mannschaft, welche wenige Monate vorher erst den Aufstieg in die Sachsenliga bewerkstelligte, mitten in der Saison vom Spielbetrieb abgemeldet. So trennten sich die Plauener im Winter von Trainer Quade samt seines Assistenten Sven Römhild, weitere Leistungsträger wie Keeper Marian Unger (Weida, heutiger Torwarttrainer Hallescher FC), Robert Paul (Gera), Dimitrios Komnos (Neugersdorf) oder Philipp Röhr (unbekannt) verließen in dem Zusammenhang ebenfalls den Verein. Daniel Rupf, der vor der Saison als Spieler vom VfB Auerbach geholt wurde und in der Hinrunde 13 Mal das VFC-Trikot trug, übernahm auf der sportlichen Kommandobrücke und führte die Vogtländer trotz der prominenten Abgänge letztlich noch auf Rang 4.
In dieser Saison sind die Plauener aktuell noch ungeschlagen. In den bisherigen fünf Spielen gewann der VFC einmal (1:0-Heimsieg über Jena II), die anderen vier Partien wurden jeweils unentschieden gespielt. Insgeheim hatte man sich allerdings aus den beiden letzten zwei Heimspielen am Stück vielleicht etwas mehr erhofft, als man zunächst gegen das damalige Schlusslicht aus Ludwigsfelde und anschließend gegen den VfL Halle jeweils nicht über ein 1:1-Remis hinauskam. Allerdings sind fünf Spiele ohne Niederlage schon eine Ansage, zumal der VFC mit bisher erst vier Gegentoren aktuell eine enorme defensive Stabilität aufweist. Wie gefährlich diese Mannschaft ist, belegt der Einzug in die 3. Hauptrunde des Wernesgrüner-Sachsenpokals, als man beim deutlich favorisierten FC International Leipzig mit 1:0 siegreich war. Vor der Saison wurde der Kader qualitativ wieder etwas aufgebessert. Mit dem Polen Daniel Szcepankiewicz holte man aus Bischofswerda einen grundsoliden Torhüter, der aus Kamenz losgeeiste Eric Ranninger bildet mit dem erfahrenen Stefan Schumann ein richtig gutes Innenverteidiger-Duo. Kevin Walther und Lucas Albert, welche beide zuletzt in Aue A-Junioren-Regionalliga spielten, geben der Offensive der Plauener zusätzliche Ideen. Und mit der Rückholaktion von Dimitrios Komnos (Neugersdorf) gelang dem VFC zuletzt ein weiterer Transfercoup.
Die Leutzscher werden sich demzufolge auf eine harte Bewährungsprobe einstellen müssen, doch gehen die Chemiker optimistisch diese Partie an. Durch die letzten Erfolgserlebnisse hat die Mannschaft von Trainer Dietmar Demuth reichlich Selbstvertrauen getankt, außerdem kann man mit der Favoritenrolle sehr gut umgehen. Der Gegner wurde zuletzt mehrfach unter die Lupe genommen, so dass die Grün-Weißen gut vorbereitet in diese Begegnung gehen. Auch die kräfteraubende englische Woche hat die Elf ganz gut überstanden – gegen Plauen möchte man diese strapaziösen sechs Tage unbedingt vergolden. Demzufolge ist das Leutzscher Trainerduo in den letzten Trainingseinheiten etwas vom Gas runter gegangen – der Regenerationsgedanke durfte auf keinen Fall zu kurz kommen. Insgesamt brennt die Mannschaft darauf, nach einer dreiwöchigen Pause endlich wieder ein Pflichtspiel im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark zu bestreiten und sich den eigenen Zuschauern zu präsentieren. Wie die Fans ihre Elf in Hohenstein-Ernstthal, Bernburg und zuletzt in Nordhausen unterstützt haben, war absolut sensationell und ist kaum in Worte zu fassen. Schon aus diesem Grund möchte die Mannschaft dem treuen Anhang etwas zurückgeben und sich gegen Plauen in den 90 Minuten absolut zerreißen. Positiv anzumerken ist, dass der zuletzt pausierende Alexander Bury gegen die Vogtländer wieder zur Verfügung steht. Optimistisch ist man im Leutzscher Lager ebenfalls, dass die kleinen Problemchen von Daniel Heinze, Florian Schmidt und Max Keßler bis zum Samstag gelöst sind.
Die kommenden 90 Minuten im Alfred-Kunze-Sportpark werden geleitet von Schiedsrichter Tino Stein. Der 25-jährige pfeift für den brandenburgischen SV Grün-Weiß Brieselang und bestreitet in diesem Jahr seine Premieren-Saison in der Oberliga. In der Südstaffel kam er bisher noch nicht zum Einsatz, dafür leitete er bisher bereits drei Begegnungen im Norden. Mit seinen Assistenten Stefan Lüth (Ludwigsfelde) und Stefan Hübner (Potsdam) hofft er auf faire 90 Minuten in Leutzsch.