
Foto: Moritz Heidenblut
Sieben Tage nach dem Pokalduell treffen sich beide Leipziger Rivalen erneut – diesmal in der Regionalliga Nordost, diesmal mit vertauschten Blickwinkeln. Das 0:3 im Landespokal sitzt tief, hat in Leutzsch aber eher Wut als Resignation hinterlassen. Trainer Adrian Alipour sprach in der Woche von einer „Schmerztherapie“, seine Mannschaft reagierte mit Klartext und hoher Trainingsintensität. Der Auftrag ist eindeutig: dieselben Fehler nicht zweimal begehen, das Spiel lange offenhalten, den Schmerz in Energie verwandeln.
Zum 12. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonntag, 19. Oktober 2025, um 14 Uhr beim 1. FC Lokomotive Leipzig im Bruno-Plache-Stadion.
Eitel Sonnenschein? Was den FCL erfolgreich macht
Vier Derbys, vier Siege: Jochen Seitz hat gegen Chemie bislang eine makellose Bilanz vorzuweisen. Auch in dieser Woche lässt der Lok-Trainer keinen Zweifel daran, dass seine Mannschaft diese Serie ausbauen will. Nach dem überzeugenden Pokalerfolg und der souveränen Tabellenführung strahlt das Team auf Probstheida Selbstsicherheit aus: Struktur im Ballbesitz, geradliniges vertikales Spiel über beispielsweise Farid Abderrahmane und Alexander Siebeck, dazu mit Arcalean und Cevis in der Offensive zwei Spieler, die Tempo und Abschlussqualität kombinieren.
Die Blau-Gelben stehen für ein hohes Grundtempo, frühes Attackieren und klare Hierarchien. Das Zentrum gibt die Ordnung vor, während der alleinige Stürmer als Zielspieler Räume bindet und Bälle prallen lässt. Auch die Defensive mit Spielern wie Stein, Wilton und Dombrowa wirkt gefestigt, der FCL kassierte bislang die zweitwenigsten Gegentore der Liga. Als entscheidend wurde im Umfeld identifiziert, dass das Team seit dem Trainingslager einen kollektiven Flow aufgebaut hat – der Pokalauftritt gegen Chemie war auch Ausdruck dieser Stabilität.
Wut im Bauch, Leidenschaft auf dem Platz: Chemie und Derby Nummer zwei
Im Leutzscher Holz wurde die Pokalniederlage nicht wegerklärt, sondern seziert. Alipour legte den Finger in die Wunde, analysierte Fehler im Ballbesitzspiel und in der Staffelung nach Umschaltmomenten. „So kann man kein Fußballspiel gewinnen“, lautete sein Fazit. Die Woche stand im Zeichen der Reaktion: schärfere Zweikämpfe, engeres Verteidigen, klarere Abläufe im Pressing. Der Trainer forderte, dass der Schmerz bis Sonntag präsent bleibt – als Antrieb, nicht als Last.
Personell kann Chemie wieder auf Stanley Ratifo bauen, der nach der Länderspielreise mit Mosambik zurückkehrt und als Hoffnungsträger fürs Ligaderby gilt. Mit fünf Saisontoren führt er die interne Liste an und bringt die Tiefenläufe, die im Pokal fehlten. Nils Lihsek, der beim Pokalderby die beste Chance hatte, empfiehlt sich mit jeder Spielminute; Julian Weigel bleibt gesperrt, seine Sperre wurde allerdings teilweise zur Bewährung ausgesetzt (gegen Hertha Zehlendorf dürfte er wieder mitwirken).
Neben der sportlichen Reaktion spielt auch Mentalität eine Rolle. Kapitän Janik Mäder und Routinier Tim Bunge, die beide vor der Geburt ihrer Kinder stehen, betonen, dass die Mannschaft „mit Schaum vorm Mund“ ins Derby geht. Diese Mischung aus Trotz und Teamgeist ist das chemische Pfund: kompakt verteidigen, körperlich dagegenhalten, Umschaltmomente konsequent ausspielen. Die BSG weiß, dass sie Lok nur schlagen kann, wenn Intensität, Disziplin und Effizienz gleichzeitig greifen.
Chemie kommt als Außenseiter, aber mit Haltung. Der Klub hat in dieser Woche gezeigt, dass er sich nicht kleinreden lässt – weder sportlich noch medial. Die Reaktion auf das Pokalaus wird zum Gradmesser dafür, wie gefestigt das Team tatsächlich ist.
Forza BSG!
Zum 12. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonntag, 19. Oktober 2025, um 14 Uhr beim 1. FC Lokomotive Leipzig im Bruno-Plache-Stadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Florian Markhoff (Rostock), an den Seitenlinien assistieren ihm Christoph Dallmann und Florian Strübing. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die morgen nicht in Probstheida mit dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt, der MDR streamt die Partie ebenso.