
Foto: Christian Donner
Sonntag! Stadtderby! Sachsenpokal! Nach dem fulminanten Heimsieg gegen die VSG Altglienicke gehen die Chemiker mit frischem Selbstvertrauen in die doppelten Derbywochen gegen den Probstheidaer Lokalrivalen. Dem Pokal sind vermeintliche Klassenunterschiede bekanntlich traditionell egal — und einem Derby erst recht. Auch ohne Stanley Ratifo, den prägenden Mann und Dreierpacker des VSG-Spiels, will die Leutzscher Elf die Gelegenheit nutzen, im verbotenen Stadtteil ein Ausrufezeichen zu setzen und Charakter beweisen.
Unsere kommenden Gegner, gleichzeitig amtierender Titelträger in der Leutzscher liebstem Wettbewerb, führen in der Liga zurzeit die Tabelle an und wollen auch im Landespokal an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen. Jüngst zeigte man sich nicht nur gegen den Verfolger aus Erfurt stabil, abgeklärt und souverän — aber nicht unfehl- oder unverwundbar. Vorhang auf zum ersten Derby der Saison 2025/26: In der 3. Runde des Wernesgrüner Sachsenpokals gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonntag, 12. Oktober 2025, um 17:30 Uhr beim 1. FC Lokomotive Leipzig im Bruno-Plache-Stadion.
Auf ein Neues? Die Saison der Blau-Gelben
Der Lokalrivale geht auf dem Papier mit leichtem Favoritenstatus in dieses Pokalduell. Als amtierender Titelträger in Liga und Landespokal, Spitzenreiter der Regionalliga Nordost und mit Topwerten in Offensive und Defensive wollen die Männer aus dem Leipziger Südosten an die Erfolge des Vorjahres anknüpfen. Chefcoach Jochen Seitz steht dafür auch in diesem Jahr wieder ein schlagkräftiger Kader zur Verfügung, der gerade durch stringentes Offensivspiel immer wieder zu punkten weiß. Häufig daran beteiligt: die beiden Neuzugänge Ayodele Adetula (vom SV Rödinghausen) und Jonas Arcalean (FC Astoria Walldorf) mit jeweils schon sieben Torbeteiligungen. Mit 1,91 Toren pro Spiel liegt das Team in der Regionalliga zurzeit auch exakt auf dem Niveau der starken Vorsaison.
Die 82% gewonnenen Spiele in der Liga resultieren auch daraus, dass das Team von Jochen Seitz besonders in den Anfangsminuten enorme Intensität aufbauen und deren Früchte ernten kann: kein Team traf in der Liga häufiger in der Anfangsviertelstunde (gegen Erfurt fiel die Führung gar nach 22 Sekunden) oder in der ersten Halbzeit insgesamt als der FC Lokomotive. Den Blau-Gelben gelingt es zurzeit, Gegner zu überrennen, bevor diese sich wirklich sortiert haben und zieht daraus für den weiteren Spielverlauf Selbstvertrauen, Stabilität und Souveränität.
Der erste Pokalgegner SV Lindenau war beim 0:12 im September noch kein Maßstab für den Titelverteidiger aus dem Leipziger Südosten, mit der BSG Chemie wartet nun in der 3. Runde des Sachsenpokals der besonderste aller möglichen Gegner im Wettbewerb. An dem das Team auch, wenn sie ihre Mission Titelverteidigung wahr machen wollen, erst einmal vorbei muss — doch zum Glück war die Geschichte der Leipziger Derbys nie eine der Form auf dem Papier.
Mit Charakter und breiter Brust: Chemie im Derbymodus
Doch auch auf das Papier kann auch die grün-weiße Familie zurzeit mit einem Lächeln schauen: dreimal Latte, dreimal Ratifo, drei Punkte beim hochverdienten 3:0 gegen die VSG Altglienicke brachten den lang ersehnten Stimmungsumschwung, den die Leistungssteigerung der vergangenen Wochen angekündigt hatte. Diesen gilt es nun eins zu eins ins Pokalderby mitzunehmen: defensive Stabilität, Geradlinigkeit, Vertikalität und Einsatzwille im ersten Derby der Saison für 90 Minuten — wie lange es auch dauern mag. Denn es ist alles möglich, wenn es dem Team gelingt, „an die Intensität und das Engagement der letzten Wochen anzuknüpfen und für einen heißen Kampf zu sorgen“, so Coach Adrian Alipour.
In den vergangenen Wochen stabilisierte sich die Leutzscher Elf sichtlich: die Chemiker ließen in den vergangenen fünf Partien lediglich zwei Gegentore zu und holten gegen anspruchsvolle Gegner – darunter der bis dahin punktverlustfreie Hallesche FC – starke sieben Zähler. Gerade die hohe Zweikampfresistenz und die gesteigerte Konsequenz im Konter- und Offensivspiel trugen in diesen Spielen Früchte und mit Nils Lihsek stieß noch eine weitere qualitative Option zum Kader hinzu.
Der Mann des Spiels gegen die VSG Altglienicke, Stanley Ratifo, weilt zurzeit bei der Nationalmannschaft von Mosambik und fehlt den Leutzschern, ebenso wie die Rekonvaleszenten Maxime Langner, Robin Friedrich und Yegor Chyher. Dafür steht der in der Liga gesperrte Julian Weigel für das Spiel im Bruno-Plache-Stadion zur Verfügung, alle anderen Spieler im Kader sind fit. Welche grün-weißen Akteure es am Ende auch sein mögen: die Mannschaft, so Adrian Alipour, wird alles dafür geben, am Ende ein Tor mehr geschossen zu haben als der Gegner.
Gegen die Männer aus Probstheida zu spielen, ist aktuell keine leichte Aufgabe, gegen sie zu gewinnen ebensowenig. In der Liga gelang dies lediglich dem FC Carl Zeiss Jena. Nichtsdestotrotz gehen alle Grün-Weißen kämpferisch in dieses erste Derby der Saison, Kapitän Janik Mäder sprach von „Fokus und Lockerheit zugleich,“ die nötig seien für einen solchen Fußballtag.
Die Chemiker wissen: der 1. FC Lok mag die Rollenverteilung auf seiner Seite haben, aber ein K.O.-Spiel unter Flutlicht folgt keiner Tabelle. Eine starke Teamleistung, ein guter Tag reicht im Pokal, um in 90 Minuten oder mehr nicht nur dem Stadtrivalen ein Schnippchen zu schlagen, sondern auch einen Favoriten aus dem Wettbewerb zu werfen, in die nächste Runde einzuziehen und, nach dem ungefährdeten 7:0 beim Radeberger SV in der vorangegangenen Pokalrunde, gegen den Titelverteidiger ein echtes Ausrufezeichen zu setzen.
Der Matchplan für das Derby steht also nicht auf Taktiktafeln, sondern im Selbstverständnis: gewonnene Zweikämpfe als Startsignal, Emotion als Motor, der Glaube an den Leutzscher Sieg als Treibstoff.
Forza BSG!
In der 3. Runde des Wernesgrüner Sachsenpokals gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonntag, 12. Oktober 2025, um 17.30 Uhr beim 1. FC Lokomotive Leipzig im Bruno-Plache-Stadion. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Luis Riedel (Chemnitz), seine Assistenten Christian Schlömann und Dirk Meißner sowie der Vierte Offizielle Ronny Walter komplettieren das Schiedsrichterteam. Für alle Chemikerinnen und Chemiker, die das Derby nicht vor Ort erleben können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Darüber hinaus ist die Partie im kostenpflichtigen Digitalangebot der Leipziger Volkszeitung zu sehen.