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Vamos a la Greifswald: Premiere an der Ostseeküste

By 11. November 2022No Comments

Foto: Christian Donner

Zum ersten Mal seit der ersten Regionalligasaison 2017/18 bestreitet die BSG Chemie Leipzig an diesem Wochenende ein Punktspiel gegen eine Mannschaft aus Mecklenburg-Vorpommern. Führte der Weg zur TSG Neustrelitz, nur gute 100 Kilometer nördlich von Berlin gelegen, tief ins Landesinnere des Bundeslandes, so steht allen reiselustigen Chemiker:innen mit deutlich über 400 Kilometern an die deutsche Ostküste die längste Auswärtsfahrt der Regionalligageschichte bevor. Gegen den Liganeuling aus Greifswald können die Grün-Weißen nach acht Siegen aus den jüngsten zehn Partien mit breiter Brust anreisen. Unsere Gastgeber, welche zu Hause doppelt so viele Punkte einfuhren wie auf fremdem Rasen, suchen hingegen nach ansprechenden Leistungen gegen Schwergewichte der Staffel zu Saisonbeginn seit Längerem nach Stabilität – und wollen gegen unsere Leutzscher gerne ihre Serie von fünf Partien ohne Sieg beenden. Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Chemikerlein – und dann nichts wie raus nach Greifswald: Zum 13. Spieltag der Regionalliga Nordost 2022/23 gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Sonnabend, 12. November 2022, um 13 Uhr beim Greifswalder FC im Greifswalder Volksstadion.

„Kein normaler Aufsteiger“ – diese Phrase hörte man vor Saisonbeginn häufig über den Greifswalder FC. Und das nicht zu Unrecht: Die Rot-Weißen, seit fünf Jahren unter der Ägide von Trainer Roland Kroos, arbeiten dank kraftvoller Sponsoren aus der Region unter vollprofessionellen Bedingungen, seine Spieler können sich durchweg auf den Fußball konzentrieren. Ebenjenen kraftvollen Sponsoren ist es auch zu verdanken, dass der Kader durchaus prominent und potent verstärkt werden konnte. Neben Mittelstürmer Soufian Benyamina (fast 300 Partien in der 3. Liga) sorgte speziell die Verpflichtung von Tom Weilandt im offensiven Mittelfeld für Aufsehen, denn nicht alle Tage kommen die Neuzugänge in der Regionalliga von einem Bundesligisten. Der 30-Jährige (ebenfalls über 200 Einsätze in Liga zwei und drei) stieg mit dem VfL Bochum als Meister der 2. Bundesliga ins Oberhaus auf, kam dort allerdings zuletzt nicht mehr zum Zuge. Mit einem langfristigen Engagement beim GFC (welchem er auch nach dem Ende seiner aktiven Karriere erhalten bleiben wird) kehrt der gebürtige Rostocker zurück in vertraute Gefilde. Der dritte namhafte Neuzugang war Abu Bakarr Kargbo (29): Der Mann aus Sierra Leone, 2007 gemeinsam mit Spielern wie Marc-André ter Stegen oder Mario Götze U17-Europameister, gelang zwar nie der Sprung in den Profibereich, zeigte jedoch mit bärenstarken 56 Scorerpunkte in 99 Partien für den Berliner AK seine enormen Qualitäten.

Bei so viel Angriffspower sollte das Toreschießen in der Regionalliga nicht die größte Herausforderung darstellen – doch gerade die Offensive offenbart sich zunehmend als zentrales Manko der Kroos-Elf. Andererseits: Die genannten Neuzugänge werden den Erwartungen gerecht, führen die interne Scorerliste an und zeichnen für über 70 Prozent der erzielten Tore verantwortlich. Allerdings hat das Ganze auch eine Kehrseite, offenbart sich doch gerade in jüngster Vergangenheit die Ladehemmung vor des Gegners Tor: Kargbo ist zwar mit fünf Toren und drei Vorlagen bester Scorer der Greifswalder, wartet jedoch schon seit drei Spielen auf eine Torbeteiligung. Benyamina, mit drei Treffern zweitbester Knipser, erzielte seine Tore an den Spieltagen sechs und sieben und blieb seitdem glücklos. Und Kapitän Weilandt, der Benyamina beim letzten Sieg der Greifswalder (3:0 bei TeBe Berlin) netzte, verletzte sich Anfang Oktober und verpasste vier Partien aufgrund eines Muskelfaserrisses. (Darüber hinaus fehlen mit Torwart Adam Marczuk und Verteidiger Robert Müller zwei Langzeitverletzte, auch der erfahrene Linksaußen Guido Kocer wird voraussichtlich nicht im Kader stehen.)

Zu den durchwachsenen Auftritten der Leistungsträger bisher gesellt sich als zweite Problematik die mangelhafte Chancenverwertung. Ohne die drei Leistungsträger schießen die Greifswalder zu wenig Tore: Gerade einmal vier an der Zahl schoss man ohne deren Mitwirkung. In den jüngsten fünf Begegnungen, aus welchen der GFC auch nur zwei Punkte mitnehmen konnte – ein 1:1 gegen den Vorjahresmeister BFC und ein 0:0 bei Tabellenschlusslicht Halberstadt – gelangen lediglich zwei Treffer. Greifswald mag zwar „kein normaler Aufsteiger“ sein, im bisherigen Saisonverlauf scheint sich die Leistung jedoch der Performance anzugleichen, welche man statistisch von einem Liganeuling auch erwartet hätte: Klammert man die erste Saison der damals neu zusammengestellten RL-Nordost 2012/13 aus,, so stand der jeweils beste Aufsteiger nach dem 12. Spieltag im Schnitt mit 16 Punkten auf dem 10. Tabellenplatz . Zurzeit steht man in Greifswald mit 12 Zählern auf Rang 13 und performt demnach knapp unter dem statistisch Erwartbaren. Dass der Kader, mit durchschnittlich 25,5 Jahren einer der ältesten der Liga, in der Liga bestehen kann, haben die Hansestädter bereits demonstriert. Nun wollen sie unbedingt zur Stärke der ersten Spieltage zurückfinden.

Was ins Auge sticht und Greifswald bisher von ruhigeren Fahrwassern fernhält: Die Mannschaft konnte bislang noch keine engen Spiele für sich entscheiden – und gewann, wenn, dann deutlich. So gewann man beispielsweise noch kein einziges Mal mit einem schnöden 1:0, kein einziges Mal mit weniger als drei eigenen Toren und auch noch nie mit weniger als zwei Toren Unterschied. Man könnte sagen: Der Greifswalder FC spielt keinen Ergebnisfußball. Darüber hinaus gelang es bisher noch nie, ein Spiel zu drehen – bei jedem Sieg erzielte der GFC auch das 1:0. In jeder verlorenen Partie erzielte er meist nur den Ehrentreffer.

Die abgeflachte Leistungs- und Ergebniskurve der Gastgeber sollte die grün-weißen Leutzscher aber nicht trügen, denn was die individuelle und mannschaftliche Klasse auf dem Platz angeht, spiegelt die Tabelle die Realität nur bedingt wider. So wird das Trainerduo Jagatic/Sobottka froh sein, dass Manassé Eshele und Florian Brügmann nach abgesessener Sperre wieder zum Kader hinzustoßen.. Mateo Andačić, der sich seinerzeit im Sachsenpokal in Schöneck verletzte, sammelte im Heimspiel gegen TeBe wieder erste Einsatzminuten und steuerte direkt eine tolle Vorlage zum 4:0 des aktuell großartig aufspielenden Lucas Surek bei – willkommen zurück, Mateo! Demnach steht dem Trainerteam nur Tarik Reinhard weiterhin nicht zur Verfügung, welcher in diesem Kalenderjahr wegen seines Außenbandanrisses voraussichtlich keine Partie mehr absolvieren können wird. An dieser Stelle natürlich weiter die besten Genesungswünsche!

Als Schiedsrichter wird Florian Lukawski (Post-SV 1921 Zehlendorf) die Partie leiten, zur Seite stehen ihm die Assistenten Andy Stolz und Tino Stein. Unser Fanradio Fünfeck.FM und unser App-Ticker lassen wie immer all diejenigen Chemiker:innen, welche die weiteste Auswärtsfahrt der Saison nicht antreten können, in bester grün-weißer Manier am Spieltagsgeschehen teilhaben.

Vamos a la Greifswald – Forza, BSG!

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