Skip to main content
AppnewsERSTE

Auswärts zuhause: Chemie im Pokal-Achtelfinale gegen den Dresdner SC

By 12. November 2021No Comments

Foto: Dennis Weißflog

Für das Achtelfinale des Wernesgrüner Sachsenpokals empfangen die grün-weißen Leutzscher den Dresdner Sportclub 1898, nachdem deren Antrag auf Tausch des Heimrechts durch den Sächsischen Fußballverband stattgegeben wurde. Gegen den Siebtligisten aus der Landeshauptstadt wollen die Chemiker das Weiterkommen in die Runde der letzten Acht perfekt machen und den nächsten Schritt in Richtung der Wiederholung des Erfolges von 2018 gehen. Die Torlaune und generelle Pokalform der Chemiker lassen nach dem 4:0 gegen Blau-Weiß Leipzig in der ersten sowie dem 5:0 auswärts gegen Fortuna Chemnitz in der zweiten Pokalrunde auf einen tollen Fußballmittag in Leutzsch hoffen. Am morgigen Sonnabend begrüßt die BSG Chemie Leipzig den Dresdner Sportclub 1898 um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark.

Wie so viele Traditionsclubs aus dem Einzugsbereich der Regionalligen und speziell des nordostdeutschen Fußballs liegen die Glanzzeiten unseres kommenden Gegners weit in der Vergangenheit, aufgrund einer nicht zu verneinenden Historie sei diesen Zeiten jedoch hier etwas mehr Platz eingeräumt, da die Auf und Abs des DSC im 20. Jahrhundert durchaus einige schillernde Schlaglichter für den interessierten Fußballfan bereit halten.

Es begab sich am 30. April des Jahres 1898, dass gegen 12 Uhr mittags, im Hotel Stadt Coblenz in der Pfarrgasse zu Dresden, elf junge Männer die Idee verwirklichten, die Fußballlandschaft in Elbflorenz um einen weiteren Club zu bereichern: Es schlug die Geburtsstunde des Dresdner SC. Hervorgegangen aus dem Umstand, dass die Gründungsmitglieder auch andere Sportarten als Fußball betreiben wollten – welches sie bei ihrem ehemaligen Verein, dem Neuen Dresdner Fußball-Club (NDFC) allerdings nicht durften – entstand der neue Verein, dessen in den Farben mohnrot-schwarz antretenden Mannen direkt das Kuriosum gelang, am 13. Mai 1898 ohne jegliches Training vorher ihre Ex-Teamkameraden vom NDFC mit 4:1 nach Hause zu schicken. Kurz nach dem 30. Geburtstag des DSC wurde, aufgrund mittlerweile europaweiter Bekanntheit der Rothemden, das altehrwürdige Stadion im Ostragehege eingeweiht, welches noch bis heute die Trainingsplätze des DSC beheimatet. Für lange Jahre war der DSC in Dresden und in der Region das Maß aller Dinge: Zahllose (damalige) Ostsächsische Gaumeisterschaften, der Mitteldeutsche Meistertitel alleine fünf Mal zwischen 1926 und 1933 sowie, unter der Diktatur der Nationalsozialisten, sechs Mal der Titel als Meister der damals neu geschaffenen Gauliga Sachsen sprechen eine klare Sprache über den Boom des DSC. Im Juli 1940 spielte sich der Dresdner Sportclub zum ersten Mal ins Finale um die Deutsche Meisterschaft, in dem man sich, unter den Augen von (die Quellenlage ist hierbei unklar) 90.000 bis 105.000 Zuschauern mit 0:1 dem FC Schalke 04 geschlagen geben musste. In den Pokalwettbewerben jener Zeit jedoch, sowohl 1940 als auch 1941, setzte sich der DSC gegen den „Glubb“ aus Nürnberg (2:1 n.V.) und erneut gegen den FC Schalke 04 (2:1) als Deutscher Pokalsieger im damaligen Tschammerpokal durch. Anschließend musste beinahe die gesamte erste Elf des DSC in den Zweiten Weltkrieg ziehen, in der Folge trat der Sportclub fast ausnahmslos mit seiner Juniorenmannschaft an. Im Jahr darauf wurde der Dresdner Sportclub – obwohl Titelverteidiger – von der Teilnahme am Pokal ausgeschlossen, weil sich die Rothemden löblicherweise gegen die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten wehrten und alle Versuche, die Kicker aus Elbflorenz als Parteimitglieder für die NSDAP und Aushängeschilder ihrer Ideologie zu gewinnen, kategorisch ablehnten.

Nichtsdestotrotz erreichten die Dresdner in den folgenden Jahren den Zenit ihres Erfolges: Durch einen 3:0-Sieg gegen Saarbrücken vor 80.000 Zuschauer:innen im Berliner Olympiastadion durfte sich der DSC 1943, mitten im Krieg – angemerkt sei, dass in der Elf beispielsweise auch Herbert Pohl auf dem Platz stand, obwohl er im Krieg seinen linken Arm verloren hatte – zum ersten Mal Deutscher Meister nennen. Dem DSC gelang im Jahr darauf, am 18. Juni 1944, der Coup der Titelverteidigung mit einem 4:0 gegen Hamburg, erneut im Olympiastadion in der Reichshauptstadt Berlin, dem, obwohl der Endspielort aufgrund der Angriffe der Alliierten offiziell geheimgehalten wurde, 76.000 Zuschauer:innen beiwohnten. Wenige Monate später, am 13. Februar 1945, fiel die erste Zielmarkierungsbombe des alliierten Bomber Command auf das DSC-Stadion im Ostragehege.

1945 wurde der Dresdner SC, wie zunächst alle Vereine, dazu verpflichtet, sich bis zum 1. Januar 1946 aufzulösen. Als Nachfolgeverein formierte sich die SG Friedrichstadt, welche in der Saison 1949/1950 vor durchschnittlich 28.230 Zuschauern spielten – ein Wert, für den heutzutage so mancher Bundesligist wohl so einiges geben würde. Nach einem Skandalspiel, in welchem (wie sich später bewahrheiten und beweisen lassen sollte) glasklar gegen den DSC und für den heutigen FSV Zwickau gepfiffen wurde, kam es zu den größten Krawallen der noch jungen DDR: Von Staats wegen war die Meisterschaft eines bürgerlichen Vereins wie des DSC, besonders gegen die ZSG Horch Zwickau als Prototyp des Betriebssportgemeinschaftssystems der neuen DDR, unmöglich – weil nicht sein konnte, was nicht sein darf. Erwähnt sei, dass auch der Mannschaftskapitän des Dresdner SC im Anschluss hieran – ein Spiel, welches die Dresdner aufgrund von Fouls und Verletzungen zu acht beenden mussten – wegen angeblicher Unsportlichkeit, für ein Jahr gesperrt wurde. Sein Name? Ein gewisser Helmut Schön.

Nachdem ein Teil der DSC-Mannschaft die Ostzone verließ und im westdeutschen Exil spielte, teilweise bei der Berliner Hertha beziehungsweise in Heidelberg, schloss sich der Rest der Rothemden der SG Mickten an, welche über die Stationen BSG Sachsenverlag und BSG Rotation Dresden 1954 schließlich als SC Einheit Dresden im DDR-Fußball antrat. Die ruhmreichen Tage des DSC waren erst einmal vorbei.

Bergauf ging es für die Mohnrot-Schwarzen erst wieder nach der politischen Wende und der deutschen Wiedervereinigung in den frühen 1990er Jahren. Zum 100. Geburtstag des Dresdner Sportclubs stieg man in die bundesdeutsche Drittklassigkeit auf und trat ab 1998 wieder in der Regionalliga Nordost an. Im selben Jahr, 1998, wurde die Fußballabteilung aus wirtschaftlichen Gründen ausgegliedert und spielte fortan als Dresdner SC Fußball 98 (DSCF 98) für einige Saisons in der Regionalliga, bis man 2003 den Abstieg hinnehmen musste. Nach einem wiederholten Abstieg und einem eingeleiteten Insolvenzverfahren fand sich der DSC F98 in der Bezirksliga Dresden wieder, aus welcher man ebenfalls als Absteiger ausschied. In der Folge der Insolvenz wurde der DSC F98 als separater Verein aufgelöst und ging zum 1. Juli 2007 wieder im Mutterverein Dresdner Sportclub auf. Beginnend mit der Saison 2007/2008 spielte der DSC in der achtklassigen Bezirksklasse Dresden. 2011/2012 gelang der Aufstieg in die Bezirksliga Ost/Landesklasse Ost, in welcher man, unterbrochen von einem Abstieg und dem direkten Wiederaufstieg 2019 bis heute antritt.

Unser Gegner vom Dresdner Sportclub spielt momentan in der Landeskasse Ost eine mehr oder minder durchwachsene Saison, man könnte sagen auch sagen: Kein Fisch, kein Fleisch. Nach elf Spieltagen stehen bislang 13 Punkte auf dem Konto der Dresdner. Von den letzten fünf Spielen konnten lediglich zwei gewonnen werden, der Tabellenneunte aus der Landeshauptstadt reist mit einer Serie von drei Niederlagen in Folge im Kopf ins Leutzscher Holz, in welcher man in lediglich einem von drei Spielen (bei der 4:3-Auswärtsniederlage gegen die SG Weixdorf) selbst ins gegnerische Tor treffen konnte. Auch die generelle Auswärtsbilanz der Dresdner in dieser Saison spricht eine absolut durchschnittliche Sprache, bei vier Spielen in der Fremde gelangen dem DSC zwei Siege und zwei Niederlagen bei einem Torverhältnis von 8:9, was die Favoritenrolle der BSG im kommenden Pokalspiel weiter unterstreicht.

Für genau diese Betriebssportgemeinschaft Chemie Leipzig gilt es, den absolut unnötigen Punktverlust gegen die VSG Altglienicke (0:1) der vergangenen Woche aus dem Kopf zu bekommen. Die Niederlage vom Samstag sollte Motivation genug sein, im nächsten Pokalspiel wieder die Zähne zusammenzubeißen, diese den Gegnern aus Dresden zu zeigen und den nötigen Biss im eigenen Spiel nicht vermissen zu lassen. Optimistisch stimmt, neben der allgemeinen Form der BSG im Sachsenpokal, die Auswärtsbilanz der Chemiker: In der Liga konnte auf fremden Plätzen in fünf von acht Spielen gepunktet und dabei mehr als respektable 13 Punkte erspielt werden; auch die Auswärtsbegegnung im Pokal in Chemnitz ging an die Grün-Weißen. Die Hoffnung darauf, dass auch die heimische Kulisse im AKS dieser Bilanz keinen Abbruch tun wird, ist also allemal erlaubt. Besonders wohl im Sachsenpokal fühlt sich in dieser Saison unsere Nummer 21, Benjamin Luis. Der 22-jährige Mittelstürmer traf in den beiden bisherigen Begegnungen bereits drei Mal und könnte dem Spiel der Chemiker, obwohl er gegen Altglienicke nicht im Kader stand, von der Bank aus gegen den DSC eventuell wieder die nötige Spritzigkeit in der Offensive verleihen. Darüber hinaus kann unser Trainer Mirolsav Jagatic wieder und weiter auf Alexander Bury und Neuzugang Dennis Mast bauen, die gegen die VSG aus Altglienicke ihre Sache in der Startelf durchaus ordentlich machten und mit ihrer Erfahrung speziell gegen einen unterklassigen Gegner wie den Dresdner Sportclub ihren Mehrwert unter Beweis stellen können.

Unglücklicherweise wurde unsere Verletztenliste nach dem Spiel gegen die Köpenicker am vergangenen Samstag (und nach der Rückkehr von Alexander Bury in der vorvergangenen Woche) wieder um einen Namen erweitert: Florian Brügmann, der kurz vor Ende der ersten Hälfte gegen die VSG Altglienicke in liegender Position das Feld verlassen musste, fällt wegen der Blessur am Sprunggelenk zumindest gegen den DSC aus. Weiter verzichten muss die BSG auf ihre Langzeitverletzten: Rechtsaußen Max Keßler, Lucas Surek sowie Andy Wendschuch aus dem Mittelfeld stehen den Leutzschern bis auf Weiteres nicht zur Verfügung. Erfreulicherweise sammelte ein weiterer Dauergast unseres Lazaretts, Angreifer Stephané Mvibudulu, im Testspiel gegen Blau-Weiß Leipzig (3:1 für die BSG Chemie) am vergangenen Dienstag, bei welchem der nagelneue Kunstrasen des Alfred-Kunze-Sportparks eingeweiht wurde, wieder seine ersten Einsatzminuten seit August 2021.

Mut macht jedoch auch die bereits oben erwähnte Pokalform der Chemiker: Zwei Spiele, zwei Siege, 9:0 Tore. Exakt diese überzeugenden Leistungen gilt es gegen den SC aus Dresden zu wiederholen – ein Auftreten mit der breiten Brust eines Regionalligisten im Duell gegen einen unterklassigen Gegner, ein Ausspielen der definitiv gegebenen höheren individuellen Klasse und, dank des getauschten Heimrechts, der Support von in dieser Saison durchschnittlich über 3000 grün-weißen Fans müssen der BSG in einem solchen Spiel zum Vorteil gereichen und sind sicherlich der Schlüssel zum Erfolg gegen die Gäste aus Dresden. Die Partie, welche unter der Leitung von Schiedsrichter Jens Rohland (Bornaer SV) und seiner Assistenten Florian Thomas und Sebastian Zander steht, wird um 13 Uhr in Leipzig-Leutzsch angepfiffen. All denjenigen Chemiker:innen, welche am Samstag nicht live zugegen sein können, sei unser Live-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM, beides einfach zu finden in unserer Chemie-App, wärmstens ans Herz gelegt. Forza BSG!

Corona-Infos

Aufgrund der erreichten und ab dem 5. November 2021 geltenden Corona-Vorwarnstufe im Freistaat Sachsen findet das Spiel, entsprechend der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung vom 19. Oktober 2021, unter den folgenden Bedingungen der 2G-Regelung statt:

– Eintritt wird gemäß der aktuellen Bestimmungen lediglich Besuchern gestattet, welche am Einlass einen Nachweis über ihre Genesung von einer COVID-19-Infektion (und dementsprechende Immunität) oder über ihren vollständigen Impfschutz vorweisen können. Die Maximalgröße des erlaubten Publikums im Alfred-Kunze-Sportpark (4999 Personen) wird durch die 2G-Regelung nicht beeinflusst.
– Auf allen Wegen im und am Alfred-Kunze-Sportpark gilt die Verpflichtung zum Tragen einer medizinischen Mund-Nasen-Bedeckung, welche am Platz jedoch abgenommen werden darf.
– Darüber hinaus muss die Erfassung der Kontaktdaten aller Stadionbesucher entweder über die online gekauften Eintrittskarten beziehungsweise die Kontaktformulare an den Tageskassen im AKS sichergestellt sein, hierfür müssen sich alle Zuschauer:innen gegebenenfalls mit einem amtlichen Lichtbildausweis identifizieren können.
– Gemäß § 4 Abs. 2 und Abs. 4 der aktuellen Sächsischen Corona-Schutzverordnung kann der 2G-Nachweis für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren durch einen tagesaktuellen Testnachweis ersetzt werden. Unterliegen anwesende Schüler:innen einer Testpflicht nach der Corona-Schutzverordnung für Schulen und Kitas ist auch dieser Testnachweis nicht erforderlich; hierbei jedoch bitte einen Schülerausweis oder eine Bescheinigung vonseiten der Schule mit sich führen. Bei Kindern unter 6 Jahren sowie Kindern, welche noch nicht eingeschult sind, entfällt die Testpflicht.

Teilen:
Close Menu