
Foto: Christian Donner
Die Ausgangslage vor dem 16. Spieltag: Nach dem befreienden ersten Dreier nach langer Flaute auswärts bei TeBe Berlin (0:1), gefolgt vom Heimsieg (2:1) der Grün-Weißen gegen den FSV Union Fürstenwalde, steht für die BSG mit dem mehr als formstarken Tabellenführer aus Berlin das wohl schwerste Duell der aktuellen Hinrunde an. Der Primus der Liga empfängt die Chemiker am Freitag, 29. Oktober 2021, um 19 Uhr im Poststadion in Berlin-Moabit.
Vor über 100 Jahren wurde der Berliner Athletik Klub 1907 in Berlin-Wedding gegründet, bereits ein Jahr darauf wurde eine Fußballabteilung beim BAK ins Leben gerufen. Allerdings sollten mehrere Jahrzehnte ins Land ziehen, bis ebenjene Abteilung im Laufe der 1990er Jahre den Verein erstmals deutlich auf die fußballerische Landkarte setzte: Mit fünf Aufstiegen in sieben Jahren, 1991 bis 1998, führte der Weg der Rot-Weißen nämlich in eindrucksvoller Manier von der 9. in die 4. Liga, von der Kreisliga A in die Nordstaffel der Oberliga Nordost. 2004 ging der BSV Mitte, welcher zuvor als BFC Güneyspor und Fenerbahce Berlin angetreten war, im Berliner AK auf und begründete den Charakter als dezidiert offener, multikultureller deutsch-türkischer Verein. Im Jahr 2006 entschied man sich zu einer Kooperation mit Ankaraspor aus der türkischen Süper Lig. Im Juli desselben Jahres wurde die Namensänderung des Vereins in Berlin Ankaraspor Kulübü 07 beschlossen, womit auch die traditionellen Farben des BAK, rot und weiß, dem blau-weiß von Ankaraspor weichen mussten. Doch bereits in der Saison 2007/2008 fand diese Zusammenarbeit ein jähes Ende: Annähernd der gesamte Oberligakader verließ geschlossen den Verein, allein mit einer verstärkten A-Jugend konnte hauchdünn der Klassenerhalt gesichert werden.
Nur wenige Jahre später, in der Saison 2009/2010, gelang dem BAK der erste veritable Titel: Mit einem 1:0-Sieg gegen den BFC Dynamo durften die Rot-Weißen zum ersten Mal den Berliner Landespokal in den Händen halten, was in der Saison darauf das erste DFB-Pokal Spiel im etwa 10.000 Zuschauer fassenden, altehrwürdigen Poststadion (eröffnet 1929) in Berlin-Moabit zur Folge hatte. In dieser Begegnung musste man sich dem Bundesligisten 1. FSV Mainz 05, trainiert damals von Thomas Tuchel, mit 1:2 geschlagen geben. Diese Saison, 2010/11, endete für die Berliner erfolgreich mit dem ersten Aufstieg in die Viertklassigkeit, die damalige Regionalliga Nord. In eben diese Phase der Vereinsgeschichte des Berliner AK fällt auch die Rückbesinnung auf das Ursprüngliche: Seit einem Beschluss aus dem April 2011 nahm der Berliner Athletik Klub 07 wieder seinen originalen Namen an und die Vereinsfarben wurden wieder zum traditionellen rot und weiß. Am Ende ihrer Premierensaison in der Regionalliga Nordost, 2011/12, feierten die Berliner den Klassenerhalt auf einem exzellenten dritten Platz.
Mit dem erneuten Sieg des Berliner Landespokals unter Trainer Jens Härtel im Mai 2012 (2:0 gegen den SC Gatow) war der Boden für ein Spiel bereitet, was den neuen alten Berliner AK bundesweit in die Schlagzeilen brachte: Mit einem 4:0 im heimischen Poststadion gegen die TSG 1899 Hoffenheim erzielte man den höchsten Sieg, der je einem Amateurverein im DFB-Pokal gegen einen Bundesligisten gelingen sollte.
Seit der Saison 2012/2013, in die auch dieses Husarenstück fiel, spielt der Berliner AK 07 nun durchgehend in der seinerzeit neu geschaffenen Regionalliga Nordost. In dieser Zeit lautete unter zwei Trainern, dem heutigen „Effzeh“-Trainer Steffen Baumgart in der Spielzeit 2015/16, sowie Ersan Parlatan, heute im Trainerstab von Konyaspor in der türkischen Süper Lig, die Platzierung in der Abschlusstabelle Platz 2. Beide Male jedoch sollte der Aufstieg in die Drittklassigkeit nicht sein: 2016 fehlten zwei Tore im Vergleich zum Meister FSV Zwickau, 2018/2019 immerhin deutlichere sieben Punkte auf den letztendlichen Aufsteiger vom Chemnitzer FC.
In der laufenden Saison ist der Berliner AK bisher scheinbar das Maß aller Dinge: Elf Siege aus 14 Spielen, 34 Punkte und ein Torverhältnis von 27:13 sprechen eine klare Sprache, mit der man den Stadtrivalen BFC bereits hinter sich lassen konnte. Aktuell steht der BAK bei einem Spiel weniger mit einem Punkt Vorsprung an der Tabellenspitze der Regionalliga Nordost. Speziell die rechte Seite der Berliner, in Person von Nader El-Jindaoui und Joel Richter, hat mit kombinierten 21 Torbeteiligungen großen Anteil am momentanen Erfolg. Auch die aktuelle Belegung des Lazaretts des Berliner AK, welche speziell die Defensive und das zentrale Mittelfeld betrifft, tut diesem keinen Abbruch.
Die Verletztenliste bei unseren grün-weißen Leutzschern ist hingegen weiterhin unverändert: Mit Max Keßler, Stephané Mvibudulu, Lucas Surek, Timo Mauer und Alex Bury fehlen bedeutende Akteure der BSG nicht nur teilweise bereits seit Juli diesen Jahres, sondern schlichtweg auch tragende Elemente der kreativen Schaltzentrale und der temporeichen Offensive der Chemiker. An dieser Stelle sei eine gute Besserung und eine baldige Rückkehr der Spieler auf die Plätze der Regionalliga Nordost nur zu wünschen. Dennoch geben die jüngsten Ergebnisse der BSG ein solides Bild ab und es bleibt zu hoffen, dass Chemie den Schwung aus den vergangenen Partien in Sachsenpokal und Liga (drei Spiele, drei Siege) auch mit zum Tabellenführer nimmt und den Rot-Weißen aus Moabit einen engagierten Kampf liefert.
Die bisherige Bilanz gegen den BAK erlaubt dabei verhaltenen Grund zur Hoffnung: In den bisherigen Aufeinandertreffen (zwei davon fielen im Zuge des COVID-19-bedingten Abbruchs der jeweiligen Saison aus) konnte die BSG bei einer Niederlage, zwei Unentschieden und einem Sieg immerhin in drei von vier Begegnungen punkten. Mit Alex Bury, der zwei der bisher drei Leutzscher Tore in diesen vier Partien erzielen konnte, fällt unser Topscorer gegen den Berliner AK verletzungsbedingt allerdings aus. Gegen die nach wettbewerbsübergreifend acht Siegen in Folge – das Stadtderby gegen die zweite Mannschaft der Hertha am vergangenen Freitag wurde abgesagt – mit breiter Brust antretenden Tabellenführer aus Berlin steht den Chemikern auswärts in Moabit ein hartes Stück Arbeit bevor. Eine konzentrierte Mannschaftsleistung im Spiel gegen den Ball und der ein oder andere offensive Nadelstich könnten in diesem Abendspiel der Regionalliga Nordost der Schlüssel zu einem oder möglicherweise drei Punkten sein.
Für die Spielleitung zeichnet morgen ab 19 Uhr Schiedsrichter Florian Markhoff verantwortlich, unterstützt von seinen Assistenten Christian Allwardt und Christoph Dallmann, welche auch beim chemischen Auswärtssieg gegen TeBe Berlin in diesem Monat involviert waren. All denjenigen Chemiker:innen, die unsere Mannschaft nicht vor Ort in der Hauptstadt unterstützen können, stehen selbstverständlich die Dienste unseres Live-Tickers und unseres Fanradios Fünfeck.FM in der Chemie-App zur Verfügung.