
Foto: Moritz Heidenblut
Die Hertha ist geknackt! Durch eine defensiv blitzsaubere Leistung kann die BSG Chemie Leipzig das Spiel gegen die U23 des Bundesligisten mit 1:0 (0:0) gewinnen. Das Tor des Tages vor 588 Zuschauern schoss Timo Mauer in der 48. Minute. Gute Genesungswünsche gehen hingegen an unseren Alexander Bury, der zur Halbzeit verletzt ausgewechselt werden musste.
Gegenüber der Heimpartie gegen Lichtenberg 47 veränderte Miroslav Jagatic die Startaufstellung seiner Mannschaft auf drei Positionen. Timo Mauer, Lucas Surek und Stephané Mvibudulu kehrten in die Starteld zurück, dafür nahmen Florian Brügmann, Manuel Wajer und Anton Kanther erst einmal wieder auf der Bank Platz. Doch wer bei drei nominellen Stürmern in der Startaufstellung von einem Offensivsturm der Chemiker während des Spiels ausging, der sah sich gründlich getäuscht. Chemie zog sich von Anfang an weit zurück, erwartete die Hertha U23 erst deutlich hinter der Mittellinie. Den Herthanern wurde in der eigenen Hälfte viel Raum angeboten, um dann am Strafraum die Räume umso dichter zu besetzen. Und diese Taktik fruchtete: Hertha fand nur sehr selten den Weg vor das Chemie-Tor, die Passwege waren gut verstellt. Der aus dem Profi-Kader stammende Daishawn Redan konnte freilich dennoch nicht völlig abgemeldet werden. Er kam in der 33. und 37. Minute zu guten Kopfballversuchen und in der 40. Minute nach einem geblockten Schuss von Julian Albrecht zu einer veritablen Einschusschance vor Benjamin Bellot, die dieser aber in seiner gewohnten Klasse entschärfte. Abgesehen von den erwähnten Szenen war aber vor dem Tor der Chemiker wenig los.
In der Offensive verlegte sich Chemie auf einzelne Konter, die – wohl der einzige echte Kritikpunkt – aber oft nicht genau genug ausgespielt wurden. Zu schnell war der Ball, nachdem er erobert wurde, wieder weg. Das war wegen der heutigen starken und mannschaftlich geschlossenen Defensivleistung zwar am Ende kein Problem, führte aber dazu, dass der Strafraum der Gastgeber bis kurz vor die Halbzeitpause „Terra incognita“ für die BSG war. Erst in der 40. Minute verzeichnete Denis Jäpel den ersten Torschuss nach Vorarbeit von Timo Mauer, der jedoch geblockt wurde. In der 45. Minute kam Alexander Bury zu einer Kopfballchance. Dabei verletzte er sich so unglücklich, dass er, kurzzeitig bewusstlos, am Boden liegen blieb. Es waren bange Minuten für die Chemiker auf und neben dem Platz – natürlich hatte jeder plötzlich die Szenen aus der Europameisterschaft vor Augen. Dass die anwesenden Sanitäter dem Spiel offenbar nicht folgten und sogar von den Spielern der Hertha zur Eile aufgefordert werden mussten, trug nicht zur Beruhigung der Situation bei. Am Ende konnten aber alle aufatmen: Alexander Bury konnte schließlich, von Alireza Hamzehian und Andy Müller-Papra gestützt, den Platz auf eigenen Beinen verlassen. Wir wünschen unserer Nummer 7 von ganzem Herzen „Gute Besserung!“
Im zweiten Durchgang trieben die Chemiker die schon in der ersten Halbzeit erfolgreiche Taktik dann regelrecht auf die Spitze. Das klappte auch deshalb so gut, weil Timo Mauer in der 48. Minute gnadenlos zuschlug. Im Mittelfeld eroberte Florian Brügmann mit einer schönen Grätsche den Ball und leitete die Offensivaktion ein. Über Stephané Mvibudulu und Lucas Surek gelangte der Ball zu Timo Mauer. Noch ein Doppelpass mit Florian Brügmann und Timo Mauer stand frei vor dem Kasten, behielt die Nerven und bugsierte den Ball von der rechten Seite zwischen Keeper und kurzem Pfosten hindurch in die Maschen. Das 1:0 für die BSG Chemie Leipzig! Nun konnte sich die BSG ganz auf die Verteidigungsarbeit konzentrieren – und das machten die Spieler lehrbuchartig. Ein einziger Fernschuss von Timur Gayret aus 30 Metern, bei dem sich Benjamin Bellot arg streckte, der dann aber doch knapp über den Querbalken zischte – mehr brachte Hertha in der gesamten zweiten Halbzeit nicht zu Stande. Chemie kam in der 86. Minute nochmal vor das Tor der Hertha. Der eingewechselte Florian Brügmann organisierte sich den Ball im Mittelfeld selbst, bekam ihn über die Zwischenstation Paul Horschig am Strafraum wieder zurück, scheiterte dann aber mit seinem Schussversuch.
Insgesamt steht so eine taktisch exzellente Leistung für Chemie zu Buche, die mit dem Treffer des Tages von Timo Mauer gekrönt wurde – ein deshalb auch verdienter 1:0-Sieg und drei Punkte für das Leutzscher Holz sind die Beute.
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot, Stefan Karau (MK), Alexander Bury (46. Manuel Wajer), Tarik Reinhard, Timo Mauer (79. Paul Horschig), Lucas Surek, Stephané Mvibudulu (70. Anton Kanther), Ben Keßler, Philipp Wendt, Florian Kirstein (79. Benjamin Schmidt), Denis Jäpel (46. Florian Brügmann); Trainer: Miroslav Jagatic
Hertha BSC II: Marcel Laurenz Lotka, Christalino Atemona, Cimo Patric Röcker, Ali Wissam Abu-Alfa (61. Jonas Michelbrink), Tony Fuchs (MK), Timur Gayret (73. Emincan Tekin), Joel Bustamante Morcillo (80. Sonny Ziemer), Derry Lionel Scherhant, Dennis Jastrzembski (61. Maurice Covic), Daishawn Redan, Julian Albrecht (61. Jonas Michelbrink); Trainer: Ante Covic
Tore: 0:1 Timo Mauer (48.)
Schiedsrichter: Christoph Dallmann, Christian Allwardt, Michael Bernowitz
Zuschauer: 588 im Stadion auf dem Wurfplatz, Berlin