
Aller Einsatz reichte diesmal nicht. Am Ende stand die knappe Niederlage. (Foto: Christian Donner)
Unsere Regionalligamannschaft hat ihre zweite Saisonniederlage kassiert. Vier Tage nach der Aufholjagd von Halberstadt, als die Equipe von Trainer Miroslav Jagatic einen 0:3-Pausenrückstand nach einer Willensleistung noch zu einem 3:3-Unentschieden umwandeln konnte unterlagen die Leutzscher beim Tabellenvierten VSG Altglienicke vor 840 Zuschauern knapp mit 2:3 (1:1). Dabei geht der Sieg der heimstarken Berliner letztlich in Ordnung, da sich die VSG insgesamt als reiferes Team präsentierte. Für die Chemiker war es allerdings eine bittere Niederlage, da man es einerseits nach der schnellen Führung verpasste für die nötige Ruhe im Spiel zu sorgen und andererseits alle drei Gegentore absolut vermeidbar waren.
Letztlich war für die Fünfeckträger mit Sicherheit mehr möglich, doch man war in einigen Phasen der Begegnung einfach noch etwas zu „grün“. Weiterhin war der Elf ein gewisser Substanzverlust aufgrund der vergangenen kräftezehrenden zwei Wochen anzumerken. Zwar kam die Mannschaft kurz vor Schluss noch zum 3:2-Anschlusstreffer, doch ein ähnliches Happy-End wie zuletzt in Halberstadt sollte sich diesmal leider nicht einstellen.
Die Zuschauer hatten im altehrwürdigen Berliner Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark kaum ihre Plätze eingenommen, da startete die Begegnung bereits durch. Der Minutenzeiger hatte noch nicht einmal eine Runde absolviert, als Christian Skoda nach klasse Pass von Tugay Uzan allein vor Benjamin Bellot auftauchte, jedoch verhinderte der Chemie-Schlussmann einen frühen Rückstand (1.). Auf der Gegenseite verlängerte Tommy Kind einen Wendt-Einwurf geschickt in den Lauf von Alexander Bury, welcher im Berliner Strafraum von Igli Cami nur unsanft vom Ball getrennt wurde. Schiedsrichter Eugen Ostin (Eisenach) zeigte sofort auf den Punkt, der Jubel beim Leutzscher Anhang war riesengroß. Tommy Kind zeigte sich daraufhin ähnlich nervenstark wie am Mittwoch in Halberstadt und versenkte den Strafstoß sicher zum 0:1 (3.).
Aus Chemie-Sicht war dieser Auftakt wie maßgeschneidert, mit der Führung im Rücken wollte man aus einer stabilen Defensive weitere Nadelstiche setzen. Altglienicke war zwar sofort bestrebt, diesen Schaden zu reparieren, doch spätestens vor dem Leutzscher Strafraum war erst einmal Endstation. Auf der Gegenseite setzte Daniel Heinze nach guter Vorarbeit von Raffael Cvijetkovic das nächste Achtungszeichen, allerdings kratzte VSG-Keeper Dan Twardzik (Sohn des ehemaligen FC-Sachsen-Torhüters René Twardzik) die Kugel aus dem oberen Eck (17.). Doch mit fortlaufender Spielzeit erarbeitete sich Altglienicke eine deutliche Feldüberlegenheit. Im Vorwärtsgang verloren die Leutzscher phasenweise viel zu schnell die Bälle, sodass sich Torchancen für die Gastgeber fast zwangsläufig ergaben. Hier war es vor allem Keeper Benjamin Bellot zu verdanken, dass man nicht den Ausgleich hinnehmen musste. Nach einem Eckball von Stephan Brehmer brachte Tony Schmidt die Kugel zurück in die torgefährliche Zone – Bellot rettete hier zweimal grandios nach den Versuchen von Tugay Uzan und Rico Steinhauer (19.). Kurz darauf konnte sich der Leutzscher Torhüter nach einem Versuch von Tony Schmidt abermals auszeichnen (21.). Die BSG hatte in dieser Phase Mühe etwas für Entlastung zu sorgen, zu sehr war die Jagatic-Elf mit Defensivaufgaben beschäftigt. Gefährlich wurde die BSG nur nach einem Kopfball von Tommy Kind, welcher eine Flanke von Philipp Wendt knapp über den Kasten drückte (24.). So zeichnete sich der Ausgleichstreffer für die Hausherren durchaus ab, auch wenn die Chemiker dabei kräftig mithalfen. Nach einem Ballverlust im Vorwärtsgang liefen die Grün-Weißen in einen verhängnisvollen Konter – Christian Preiß nutzte dabei ein klasse Zuspiel von Christian Skoda und überwand Bellot zum 1:1 (31.). In der Folgezeit wollten die Berliner dieses Momentum des Ausgleichstreffers sofort weiter nutzen. Immer wieder trug die VSG ihre Angriffe über die Außenpositionen vor, bis zur Pause hatte die Leutzscher Hintermannschaft Schwerstarbeit zu verrichten. Eine Führung der Gastgeber lag bis zum Halbzeitpfiff durchaus im Bereich des Möglichen, aber Benjamin Bellot rettete den Leutzschern das Resultat in die Pause. Zunächst scheiterte Torjäger Tugay Uzan nach einer Cami-Flanke am Leutzscher Torhüter (44.), anschließend fand ein Kopfball von Torschütze Christian Preiß nach guter Flanke von Berk Inaler nur die auffangbereiten Hände des klasse aufgelegten Bellot (45.).
Leider verschliefen die Gäste dann den Beginn der zweiten Hälfte – Altglienicke konnte seine Feldvorteile frühzeitig im Ergebnis ausdrücken. Nach einem kurz ausgeführten Eckball von Stephan Brehmer flankte Christian Preiß die Kugel auf den zweiten Pfosten, wo Tugay Uzan nahezu unbedrängt das Streitobjekt zum 2:1 im Leutzscher Gehäuse unterbrachte (49.). Doch von diesem Nackenschlag erholte sich Chemie allerdings recht gut und verstand es in der Folgezeit, das Spielgeschehen wieder vermehrt in die gegnerische Hälfte zu verlagern. Die Jagatic-Elf agierte im Offensivspiel fortan deutlich mutiger – der Ausgleichstreffer lag das eine oder andere Mal in der Luft. So scheiterten sowohl Tommy Kind als auch der eingewechselte Tomáš Petráček am gut aufgelegten Dan Twardzik (52., 60.). Nach einem Eckball von Benjamin Boltze hatte der Berliner Schlussmann große Mühe, den direkten Einschlag zu verhindern (65.). In dieser Phase hing die Berliner Führung am seidenen Faden. Nach guter Vorarbeit von Tomáš Petráček setzte Alexander Bury seinen Versuch über den Querbalken (66.) – abermals von Tomáš Petráček eingeleitet, wurde der einschussbereite Tommy Kind im letzten Moment noch abgeblockt (69.).
Am Ende brachten sich die Chemiker durch Schaltpausen im Rückwärtsgang selbst auf die Verliererstraße. Sehr gut vom eingewechselten Nico Donner eingeleitet wurde Christian Skoda von Björn Nikolajewski zunächst nicht energisch genug am Flanken gehindert – der völlig freistehende Tugay Uzan hatte im Sturmzentrum abermals wenig Mühe, um aus Nahdistanz auf 3:1 zu erhöhen (73.). Damit schien eine Art Vorentscheidung bereits gefallen, zumal einigen Leutzschern das Programm der letzten 14 Tage deutlich anzumerken war. Altglienicke wirkte weiterhin präsenter und gedanklich schneller. Zunächst zischte ein Distanzschuss von Igli Cami knapp über den Querbalken (76.), zwei Minuten später zeigte sich abermals Benjamin Bellot nach einem Schuss von Tony Schmidt wiederum auf dem Posten (78.).
Aber die Leutzscher gaben sich auch in der Folgezeit nicht auf. Das Mittwoch-Spiel in Halberstadt zeigte was möglich ist, der Glaube an eine Wende in der Begegnung war auch diesmal vorhanden. Und siehe da, sieben Minuten vor Schluss wurde die Partie noch einmal spannend. Nach einer Flanke von Alexander Bury verlängerte Tomáš Petráček die Kugel genau in den Lauf von Tommy Kind, der aus Nahdistanz sehenswert einlochte – 3:2 (83.). Im Anschluss daran setzten die Gäste zwar alles auf eine Karte, doch richtig zwingend wurde man kaum. Anstatt die Bälle fortan hoch und weit ins Sturmzentrum zu schlagen, verstrickte man sich entweder in Einzelaktionen oder beförderte den Ball in torungefährliche Zonen. So hatte es Altglienicke nicht schwer den knappen Vorsprung zu verteidigen, doch die Leutzscher sollten noch eine verheißungsvolle Möglichkeit haben: Nach einem Foulspiel an Alexander Bury beförderte Benjamin Boltze den Freistoß von der linken Strafraumkante scharf auf den zweiten Pfosten, wo der eingewechselte Kevin Stephan im letzten Moment vor dem einköpfbereiten Benjamin Schmidt (90.) rettete. Schlussendlich sollte jedoch eine ähnliche Leutzscher Aufholjagd wie am Mittwoch in Halberstadt diesmal leider nicht gelingen.
Fazit: Aus Leutzscher Sicht sicherlich eine ärgerliche Niederlage, da insgesamt mehr möglich gewesen wäre. Leider gelingt es unserer Mannschaft derzeit nicht, in der Defensive eine gewisse Kompaktheit wie zu Saisonbeginn an den Tag zu legen. Sechs Gegentreffer in zwei Spielen sind einfach zu viel. Zuversicht bringt jedoch die Tatsache, dass man in der Offensive deutlich gefährlicher agiert, als noch in den ersten Begegnungen. Hier gilt es in den nächsten Partien die richtige Balance zu finden, zumal jetzt richtige Top-Teams auf die Chemiker warten. Bereits am kommenden Samstag geht es los, wenn die zweite Mannschaft von Hertha BSC Berlin als aktueller Spitzenreiter im Alfred-Kunze-Sportpark gastiert. Der Anstoß in Leutzsch erfolgt um 13:30 Uhr.
VSG Altglienicke – BSG Chemie Leipzig 3:2 (1:1)
VSG Altglienicke: Dan Twardzik – Igli Cami, Rico Steinhauer, René Pütt, Stephan Brehmer – Berk Inaler – Tom Scheffel (71. Nico Donner), Christian Skoda, Tony Schmidt, Christian Preiß (77. Kevin Kahlert) – Tugay Uzan (84. Kevin Stephan) – Trainer: Karsten Heine
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Valentino Schubert (46. Manuel Wajer), Stephan Karau, Benjamin Schmidt, Philipp Wendt (44. Denny Krahl) – Benjamin Boltze, Björn Nikolajewski – Raffael Cvijetkovic, Daniel Heinze (56. Tomáš Petráček), Alexander Bury – Tommy Kind – Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Eugen Ostrin (Eisenach) – Schiedsrichter-Assistenten: Daniel Köppen (Rathenow), Tino Stein (Brieselang)
Tore: 0:1 Tommy Kind (3., Foulstrafstoß), 1:1 Preiß (31.), 2:1, 3:1 Uzan (49., 73.), 3:2 Tommy Kind (83.)
Zuschauer: 840 im Friedrich- Ludwig-Jahn-Sportpark zu Berlin (ca. 400 Chemiker)