
2:2 trennte man sich in einem Testspiel im Februar in Berlin.
Nach vier Unentschieden zum Saisonauftakt hat sich die BSG Chemie Leipzig am Mittwoch die erste Niederlage eingefangen. Gegen den FSV Union Fürstenwalde gab es für die Elf von Trainer Miroslav Jagatic im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark nichts zu holen, nach den 90 Minuten musste man sich klar mit 1:4 (0:1) geschlagen geben. Dabei erwiesen sich die Gäste aus Brandenburg als reifere und cleverere Mannschaft, weiterhin zeigte sich Fürstenwalde in Sachen Chancenverwertung brutal effizient.
Die Leutzscher hingegen schafften es nicht, die enorme defensive Kompaktheit aus den ersten vier Begegnungen in diesem Spiel an den Tag zu legen. Stattdessen handelte man sich drei Konter-Gegentore ein, was die Elf auf die Verliererstraße brachte. Im Vorwärtsgang traten zusätzlich die alten Probleme auf, vor allem im letzten Drittel blieben die Fünfeckträger viel zu harmlos. Allerdings bietet sich bereits am morgigen Sonntag die schnelle Chance zur Wiedergutmachung, wenn man um 13.30 Uhr den sehr gut gestarteten Mitaufsteiger SV Lichtenberg 47 empfängt.
Dabei betraten die Lichtenberger, die ihre größten Erfolge zu DDR-Zeiten unter dem Namen EAB 47 Berlin in der damaligen zweithöchsten Spielklasse (DDR-Liga) feierten, im Sommer absolutes Neuland. Nach einem monatelangen Duell mit Tennis Borussia Berlin bewies die Mannschaft von Trainer Uwe Lehmann den längeren Atem und sicherte sich mit vier Punkten Vorsprung den Meistertitel der NOFV-Oberliga Nord.
Dies war verbunden mit dem Aufstieg in die Regionalliga – eine Spielklasse, wo die Lichtenberger bisher noch nie agierten. So ging der Verein zuversichtlich diese Mission an, wohl wissend, dass das Saisonziel im ruhmreichen Hans-Zoschke-Stadion nur Klassenerhalt lauten kann. Dementsprechend verstärkte man im Sommer den Kader punktuell, seit Jahren verfügen die Berliner über eine eingespielte Mannschaft. Zwar musste man mit Maik Haubitz (Reinickendorfer Füchse) einen ganz wichtigen Akteur ziehen lassen, doch haben sich die Neuzugänge äußerst schnell in das intakte Mannschaftsgefüge integriert. Jonas Schmidt (Luckenwalde), Kevin Owczarek (Altlüdersdorf),Benyas Salomon Junge-Abiol (Viktoria Berlin) oder Julian Hentschel (Mahlsdorf) schlugen sofort ein, von den jungen Akteuren Lucas Lindemann (Union Berlin A-Junioren), Moritz Griesbach (Hallescher FC A-Junioren), Luca Naumann (Hertha BSC A-Junioren), Pascal Eifler (BFC Dynamo) oder Finn Wozniak (Energie Cottbus A-Junioren) kam jede Menge Unbekümmertheit und zusätzliche Qualität in den Kader. Mit der Verpflichtung von Fritz Pflug (VfB Krieschow) sorgte der Verein weiterhin für Konkurrenzkampf auf der Torwart-Position. Insgesamt verfügen die Lichtenberger über einen absolut regionalliga-tauglichen Kader, in dem zusätzlich eine gute Mischung vorhanden ist. Stützen im Team sind neben Schlussmann Niklas Wollert vor allem Innenverteidiger Sebastian Reiniger, Mittelfeld-Stratege David Hollwitz und Sturmtank Thomas Brechler.
So konnte sich der Saisonstart der Lichtenberger bisher absolut sehen lassen, wobei dieser angesichts der Gegnerschaft in den ersten Spielen vielleicht nicht unbedingt so positiv zu erwarten war. Die Heimsiege über die Titelfavoriten Berliner AK (1:0 ) und Wacker Nordhausen (5:1) sorgten für reichlich Gesprächsstoff, auch der 1:0-Auswärtserfolg beim heimstarken VfB Auerbach sagt einiges über die Qualität des Neulings aus.
Dabei sorgte vor allem die Höhe des Erfolges über Nordhausen für großes Aufsehen und erstaunte den allgemeinen Betrachter. Einzig beim ZFC Meuselwitz mussten sich die Berliner bisher geschlagen geben – mit 0:2 zog man in Ostthüringen den Kürzeren. Wenn man weiterhin bedenkt, dass die Lichtenberger dabei noch das Heimspiel gegen Optik Rathenow in Hinterhand haben, könnte sich der Aufsteiger frühzeitig ins Mittelfeld der Tabelle absetzen. Die Begegnung wurde Ende Juli beim Stand von 1:1 aufgrund einer Unwetterwarnung in der Schlussphase abgebrochen, was beide Trainer so richtig auf die Palme brachte. Das Sportgericht des Nordostdeutschen Fußballverbandes setzte die Partie für den 10. September neu an, in welcher die Lichtenberger aufgrund der aktuellen Tabellenkonstellation durchaus als Favorit gehen dürften.
Die bisher äußerst positive Saison des SV Lichtenberg 47 wird zusätzlich noch mit der Qualifikation für die 2. Runde des Berliner Pokals abgerundet. In der Auftaktrunde bezwang man dabei Blau-Weiß Spandau 1903 klar mit 7:0 (2:0).
Für die Leutzscher geht es in diesem Heimspiel gegen den Mitaufsteiger vor allem um Wiedergutmachung. Die Enttäuschung im BSG-Lager war nach der Niederlage gegen Fürstenwalde natürlich groß, doch hat die Mannschaft binnen kurzer Zeit die Möglichkeit, sich von einer anderen Seite zu zeigen. Dazu gilt es, das Spiel vom Mittwoch recht schnell aus den Köpfen heraus zu bekommen und das wahre Potenzial abzurufen.
Recht kritisch wurde die Begegnung gegen die Brandenburger ausgewertet, so dass der Fokus nun voll und ganz der wichtigen Partie gegen Lichtenberg gilt. Dabei wird Grundvoraussetzung sein, dass die Jagatic-Elf wieder eine defensive Stabilität an den Tag legt, welche sie in den ersten vier Meisterschaftsspielen auszeichnete. Allerdings ist eine Steigerung im Offensivbereich unumgänglich. Mut, Überzeugung, Überraschungsmomente und Spielfreude sind wichtige Faktoren, welche die Grün-Weißen unbedingt an den Tag legen müssen. Weiterhin gilt es, vor dem gegnerischen Tor zielstrebiger und entschlossener zu agieren. Vor allem gegen Fürstenwalde fehlte es den Chemikern an der notwendigen Durchschlagskraft im letzten Drittel – dies soll nun gegen Lichtenberg anders werden.
Dabei mithelfen soll Raffael Cvijetkovic, welcher kurz vor Ende der Transferperiode vom 1. FSV Mainz 05 verpflichtet wurde. Dort kam der Offensivspieler in den vergangenen zwei Jahren in der II. Mannschaft (Regionalliga Südwest) zum Einsatz, seine Nachwuchsausbildung genoss der 21jährige bei Eintracht Frankfurt. Die Verpflichtung von Cvijetkovic erwies sich als notwendig, da der Kader aufgrund von Sperren und Verletzungen wieder etwas ausdünnte.
Mit dem Neuzugang aus Mainz besitzt Trainer Jagatic zusätzlich mehr Optionen für die Offensive, was bei zwei Saisontoren aus fünf Spielen auch dringend nötig erscheint. Für die Begegnung gegen Lichtenberg wird Cvijetkovic aller Voraussicht nach schon zum Kader dazugehören, einige andere Akteure müssen gegen die Berliner pausieren. So ist Björn Nikolajewski nach seiner Roten Karte gegen Fürstenwalde gesperrt (Urteil steht noch aus), Benjamin Schmidt hat sich im Spiel gegen die Brandenburger einen Kapselanriss im Sprunggelenk zugezogen und wird ebenfalls nicht zur Verfügung stehen. Definitiv ausfallen werden Marc Böttger (langzeitverletzt), Sebastian Berg, Florian Kirstein (beide im Aufbautraining) sowie der erkrankte Kai Druschky. Ein Fragezeichen steht noch hinter dem Einsatz von Andy Wendschuch (muskuläre Probleme).
Schiedsrichter am Sonntag ist Oliver Lossius aus Sondershausen. Der 28jährige pfeift seit der Saison 2016/17 in der 3. Liga, in dieser Spielserie leitete er bereits die Begegnung Eintracht Braunschweig gegen die Würzburger Kickers (5:2). In der Regionalliga war Lossius in dieser Saison noch nicht im Einsatz, sein letzter Auftritt war Ende April bei der Partie Budissa Bautzen gegen Optik Rathenow (0:4). An den Linien wird der Thüringer unterstützt von Daniel Bartnitzki (Erfurt) und Tim Kohnert (Ballenstedt). Wünschen wird dem Unparteiischen-Team ein gutes Händchen!