
Foto: Kevin Colditz
Nach vier Unentschieden aus den ersten vier Saisonspielen hat Chemie Leipzig seine erste Niederlage hinnehmen müssen. Vor 3054 Zuschauern im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark unterlag die Mannschaft von Trainer Miroslav Jagatic dem FSV Union Fürstenwalde mit 1:4 (0:1), sodass der ersehnte erste Saisonsieg erst einmal nicht gelang. Unter dem Strich ging der Sieg der Brandenburger durchaus in Ordnung. Fürstenwalde erwies sich als reifere Mannschaft, weiterhin agierten die Gäste äußerst clever und zeigten sich vor dem gegnerischen Tor sehr effizient. Bei den Chemikern waren auch diesmal die Probleme im Offensivspiel allzu offensichtlich. Hinzu kam, dass die Jagatic-Elf diesmal nicht die Kompaktheit der ersten Begegnungen an den Tag legte, drei Gegentreffer nach Kontern der Gäste sprechen Bände.
Nach dem schwachen Auftritt beim Tabellenschlusslicht Bischofswerdaer FV (0:0) hatten sich die Leutzscher natürlich einiges vorgenommen und begannen dieses wichtige Heimspiel gar nicht so schlecht. Die Mehrzahl der Fans hatte kaum die Plätze eingenommen, da strich ein Schuss von Tommy Kind nur knapp am Gäste-Tor vorbei (1.). Die Chemiker begannen durchaus engagiert, die stimmungsvolle Kulisse im Rücken tat dabei ihr Übriges dazu. Nach einem Freistoß von Daniel Heinze hatte manch einer bereits den Torschrei auf den Lippen, doch das Streitobjekt strich hauchzart über den Querbalken (11.).
Bereits frühzeitig war zu sehen, dass mit Union Fürstenwalde eine sehr reife Regionalliga-Mannschaft ihre Visitenkarte in Leutzsch abgab. Von der Kulisse ließen sich die Brandenburger überhaupt nicht beeindrucken, stattdessen spielten die Gäste einfachen Fußball und warteten geduldig auf die sich bietenden Möglichkeiten. So setzte Nils Stettin das erste Achtungszeichen, aber Benjamin Bellot parierte den Flachschuss reaktionsschnell (13.). Allerdings schlug die Elf von Trainer Matthias Maucksch bereits 60 Sekunden später eiskalt zu. Einen Zweikampf zwischen Benjamin Schmidt und Stettin bewertete Schiedsrichter Chris Rauschenberg (Wenigenlupnitz) als noch im Toleranzbereich liegend – Kemal Atici sah im Anschluss daran mit einem Querpass den besser postierten Darryl Julian Geurts, der wenig Mühe hatte zum 0:1 zu vollenden (14.). Für den Leutzscher Innenverteidiger Benjamin Schmidt war kurz darauf die Begegnung beendet, die im Zweikampf mit Stettin erlittene Fußverletzung machte eine Fortsetzung der Partie für ihn unmöglich (21.).
In der Folgezeit war den Chemikern zwar das Bemühen anzusehen, den Rückstand umgehend egalisieren zu wollen, jedoch agierte die Elf im Offensivspiel sehr fehlerhaft. Jede Menge Ungenauigkeiten im Ballvortrag prägten fortan das BSG-Spiel, gefährlich wurde es ausschließlich nach Standardsituationen. So zischte ein abgefälschter Freistoß von Alexander Bury knapp am Gäste-Tor vorbei (23.), den folgenden Eckball von Benjamin Boltze verlängerte Kimmo Hovi per Kopf an die Querlatte des eigenen Gehäuses (26.). Ansonsten erarbeiteten sich die Leutzscher aus dem Spiel heraus keine zwingenden Tormöglichkeiten. Meist traf man beim vorletzten Pass die falsche Entscheidung, oftmals verzettelte man sich in Einzelaktionen. Hinzu kam, dass die cleveren Gäste immer wieder jeglichen Ansatz von Leutzscher Spielfluss mit kleinen taktischen Fouls unterbanden, so dass es in Sachen Torgefährlichkeit nichts zu notieren gab. Stattdessen hätte es auf der Gegenseite beinahe erneut geklingelt. Nach einem Ballverlust von Kapitän Stefan Karau im Spielaufbau steuerte Nils Stettin auf das Tor der Fünfeckträger zu, doch Schlussmann Benjamin Bellot konnte in Gemeinschaftsproduktion mit Benjamin Boltze in allerhöchster Not noch Schlimmeres verhindern (33.). So blieb es aus BSG-Sicht bei diesem knappen 0:1-Pausenrückstand, der für die zweiten 45 Minuten jegliche Optionen offenhielt.
Nach Wiederanpfiff kamen die Jagatic-Schützlinge recht schwungvoll aus der Kabine, die Anfangsphase gehörte eindeutig der BSG. So setzte Björn Nikolajewski einen zu kurz abgewehrten Ball knapp über das Fürstenwalder Tor (50.), beim folgenden Linksschuss des eingewechselten Max Keßler fehlte ebenfalls nicht viel (53.). Kurz darauf fand Philipp Wendt am zweiten Pfosten den rechtzeitig einlaufenden Keßler, aber dessen Scherenschlag verfehlte abermals knapp das Ziel (54.). Dies war es jedoch schon, was die BSG offensiv zu bestellen hatte. Fortan war der Elf ein gewisser Wille zwar nicht abzustreiten, doch
wiederum häuften sich Ungenauigkeiten und Unzulänglichkeiten im Ballvortrag. Genau darauf wartete der Gegner – Fürstenwalde bestrafte die Leutzscher Fehler erbarmungslos und lenkte das Spiel durch zwei Kontertore binnen kürzester Zeit in die gewünschte Richtung. Zunächst setzte Kemal Atici mit einem perfekt getimten Pass den rechtzeitig startenden Kimmo Hovi in Szene, der völlig frei zum 0:2 einlochte (63.). Keine 120 Sekunden später ein fast eine Kopie des zweiten Gegentreffers: Leutzscher Ballverlust in der gegnerischen Hälfte, Fürstenwalde kontert blitzschnell. Dieses Mal schickte Kimmo Hovi Sturmpartner Nils Stettin auf die Reise, welcher anschließend auch noch Benjamin Bellot umkurvte und die Kugel aus spitzem Winkel zum 0:3 ins Gehäuse schob (65.).
Damit war eigentlich eine Art Vorentscheidung gefallen, jedoch keimte im Leutzscher Lager für kurze Zeit Hoffnung auf. Nach einem Freistoß von Benjamin Boltze köpfte Björn Nikolajewski die Kugel zurück in die torgefährliche Zone, wo Philipp Wendt per Direktabnahme auf 1:3 verkürzen konnte (71.). Allerdings wurden jegliche Träume bezüglich einer BSG-Aufholjagd sofort im Keim erstickt. Nach einem erneuten Fürstenwalder Konter konnte Nikolajewski den frei durchgebrochenen Stettin nur per Notbremse stoppen – Rot von Schiedsrichter Rauschenberg war die Folge (74.). Da passte es anschließend auch noch ins Bild, dass die Gäste mit dem folgenden Freistoß den alten Abstand wiederherstellen konnten. Der gerade eingewechselte Paul Maurer hob die Kugel sehenswert über die Mauer und ließ Bellot nicht die Spur einer Chance – 1:4 (76.).
Damit waren nun die Messen endgültig gelesen, von diesem erneuten Nackenschlag konnten sich die Gastgeber nicht mehr erholen. Zwar wurde es nach einem Boltze-Freistoß noch einmal gefährlich vor dem Gäste-Tor (drüber, 79.), doch im Stil einer routinierten Regionalliga-Mannschaft brachte Union Fürstenwalde den Auswärtssieg sicher über die Zeit. Für die Jagatic-Elf gilt es nun die Partie zu analysieren und schnell abzuhaken, schließlich ist man am Sonntag erneut gefordert. Um 13:30 Uhr empfängt die BSG dann Mitaufsteiger SV Lichtenberg 47. So besitzt Chemie die Möglichkeit, diese empfindliche Heimniederlage sofort zu korrigieren.
BSG Chemie Leipzig – FSV Union Fürstenwalde 1:4 (0:1)
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Manuel Wajer, Stefan Karau, Benjamin Schmidt (21. Max Keßler), Denny Krahl (76. Valentino Schubert) – Björn Nikolajewski, Alexander Bury – Benjamin Boltze, Daniel Heinze, Philipp Wendt – Tommy Kind (58. Tomáš Petráček) – Trainer: Miroslav Jagatic
FSV Union Fürstenwalde: David Richter – Peter Köster, Franz Hausdorf, Patrick Brendel – Gian Luca Schulz, Lukas Stagge, Mateusz Ciapa, Darryl Julian Geurts (90. David Vetterlein) – Kemal Atici (82. Jason Rupp) – Kimmo Hovi, Nils Stettin (76. Paul Maurer) – Trainer: Matthias Maucksch
Schiedsrichter: Chris Rauschenberg (Wenigenlupnitz) – Schiedsrichter-Assistenten: Daniel Bartnitzki (Erfurt), Michael Wilske (Bretleben)
Tore: 0:1 Geurts (14.), 0:2 Hovi (63.), 0:3 Stettin (65.), 1:3 Philipp Wendt (71.), 1:4 Maurer (76.)
Rote Karte: Björn Nikolajewski (74., Notbremse)
Zuschauer: 3054 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig