
Leutzscher Trikots – reißfeste Qualitätsware! (Foto: Christian Donner)
Maximale Punktausbeute in der Oberliga, als Zubrot noch der sensationelle Einzug in die 2. Hauptrunde des DFB-Pokals sowie die Qualifikation für die 3. Runde des sächsischen Cup-Wettbewerbs – der Saisonstart der BSG Chemie Leipzig hätte besser nicht sein können. Es herrscht derzeit allgemeine Zufriedenheit im Leutzscher Lager, wohl wissend, dass all diese Ergebnisse auf Grundlage harter Arbeit in der Vorbereitung basieren
Nach dem schmerzlichen Abstieg aus der Regionalliga hat sich die Mannschaft frühzeitig auf und neben dem Platz gefunden. Alle Neuzugänge wurden problemlos integriert, die Trainingsbeteiligung ist seit Beginn der Vorbereitung Ende Juni bei nahezu einhundert Prozent, alle Spieler gehen in den Übungseinheiten an ihre Leistungsgrenze – all diese Faktoren sind mit Sicherheit als Hauptgründe für den positiven Saisonstart der Grün-Weißen zu nennen. Doch die Mannschaft hat Hunger auf mehr. Mit reichlich Selbstvertrauen im Rücken ist man bestrebt auch die kommenden Aufgaben erfolgreich zu meistern. Jedes Anzeichen von Selbstzufriedenheit oder gar Arroganz werden von Trainer Dietmar Demuth und seinem Assistenten Christian Sobottka bereits im Keim erstickt – voller Akribie wird sich Woche für Woche auf den jeweiligen Gegner vorbereitet. Frühzeitig will man versuchen, sich in der Spitzengruppe der Oberliga festzusetzen – den Grundstein dafür hat die Elf mit dem sehr guten Saisonauftakt bereits gelegt. Doch bereits am Wochenende müssen sich die Leutzscher erneut beweisen – die knifflige Auswärtsaufgabe beim TV Askania Bernburg steht an. Der Anstoß in der Sparkassen-Arena erfolgt am Sonntag um 15.00 Uhr.
Es gab Zeiten, da brachte man mit der Stadt Bernburg ausschließlich erfolgreichen Herren-Handball in Verbindung. Zwischen 2001 und 2010 ging der SV Anhalt in der 2. Handball-Bundesliga auf Torejagd, die Fußballer des TV Askania spielten da auf Landes- und Verbandsliga-Ebene eine eher untergeordnete Rolle. Dies änderte sich schlagartig im Jahr 2014. Nach dem Vizerang in der Verbandsliga Sachsen-Anhalt profitierten die Salzländer vom Aufstiegsverzicht des Meisters BSV Halle-Ammendorf und stiegen somit in die Oberliga auf. Seitdem sind die Bernburger in dieser Spielklasse nicht wegzudenken. Jahr für Jahr gelang es dem TV Askania sich tabellarisch zu verbessern – nach den Plätzen 16, 11 und 10 belegten die Bernburger in der abgelaufenen Saison einen sehr beachtlichen 6. Rang. In mühsamer Kleinarbeit konnte die Mannschaft Schritt für Schritt verbessert werden, so dass die Anhaltiner durchaus mit einigen Ambitionen ihre fünfte Oberliga-Saison angehen.
Seit der vergangenen Spielserie sitzt mit Karsten Oswald ein durchaus bekanntes Gesicht auf der Bernburger Trainerbank, trug er von 2006 bis 2008 41 Mal das Oberliga-Trikot des damaligen FC Sachsen Leipzig. In seiner Vita als Spieler hat Oswald indes einiges gesehen. Sowohl beim Chemnitzer FC (1999-2001) als auch bei Dynamo Dresden (2004-2006) spielte er in der 2. Bundesliga, in der Regionalliga war der Linksfuß beim FC Rot-Weiß Erfurt (2001/02), beim FC Bayern München II (2002-2004) und beim ZFC Meuselwitz (2008-2012) aktiv. Nach seiner Zeit als Spieler wurde Oswald sofort Co-Trainer in Meuselwitz und war dort u.a. auch Assistent vom heutigen Leutzscher Trainer Dietmar Demuth. Der TV Askania Bernburg ist nun seine erste Station als Cheftrainer – mit Platz 6 und 47 Punkten schloss Oswald seine Premieren-Saison in Sachsen-Anhalt äußerst positiv ab. 59 erzielte Tore – viertbester Oberliga-Wert der vorherigen Serie – unterstreichen ebenfalls, dass Oswald in seiner Philosophie durchaus den Offensiv-Fußball bevorzugt, ohne dabei die Defensive zu vernachlässigen.
So gingen die Bernburger durchaus mit Selbstvertrauen die neue Saison an, doch setzte man den Auftakt mit vier Zählern aus den ersten vier Begegnungen etwas in den Sand. Zwar ist man in der heimischen Sparkassen-Arena noch ungeschlagen (2:1 gegen Ludwigsfelde, 2:2 gegen Plauen), allerdings ist man auf den gegnerischen Plätzen bisher punkt- und torlos. Sowohl in Jena (0:3) als auch zuletzt in Halle (0:1) zogen die Bernburger den Kürzeren, so dass sich die Salzländer erst einmal auf Rang 13 platzieren. Nichtsdestotrotz hat der TV Askania durchaus das Potenzial, um sich recht schnell aus dieser Tabellenregion zu entfernen. Hier vertraut man erneut auf die Treffsicherheit ihres Offensivtrios um den ehemaligen Markranstädter Mario Hesse (vorige Saison: 16 Tore), Ex-Profi Christopher Kullmann (6) sowie Tom Fraus (17). Mit Gino Böhne, Franz Bochmann (beide ehemals 1. FC Lok, FC International) und Gerald Muwanga (FC International) besitzen die Bernburger weiterhin Akteure in ihren Reihen, welche bereits bei Leipziger Vereinen ihre Spuren hinterlassen haben.
Auch wenn die Elf in der Meisterschaft derzeit noch etwas der Musik hinterherläuft, im Sachsen-Anhalt-Pokal ist man nach einem im August errungenen 5:0-Erfolg beim Landesligisten SSV Gardelegen noch mit von der Partie. Dort trifft man in der 2. Runde Mitte Oktober mit dem Magdeburger SC Preußen auf einen weiteren Landesligisten. Allerdings hat die Oberliga in Bernburg oberste Priorität, so dass die kommenden Begegnungen für den weiteren Saisonverlauf daher richtungsweisend sein werden.
Die Leutzscher indes sind sich über die Schwere der Aufgabe bewusst, die Rolle des Favoriten wird man in Bernburg zwangsläufig annehmen müssen. Allerdings wissen die Demuth-Schützlinge nur allzu gut, was sie im Salzlandkreis erwartet. Ende Januar kreuzte man als Regionalligist in einer Testpartie mit dem TV Askania die Klingen, als die Chemiker nicht über ein 1:1-Remis hinauskamen. In der Oberliga-Saison 2016/17 war der Leutzscher 1:0-Heimsieg ebenfalls recht knapp, in Bernburg indes gewannen die Grün-Weißen klar mit 5:1. Nichtsdestotrotz wird die BSG auch am Sonntag wieder versuchen, ihr eigenes Spiel durchzudrücken. In der Sachsenpokal-Begegnung beim VfL 05 Hohenstein-Ernstthal (3:1) gelang dies am vergangenen Sonntag schon recht eindrucksvoll, auch von dem zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer der Westsachsen ließ sich der Oberliga-Spitzenreiter nicht aus der Bahn werfen. Defensiv steht die Mannschaft derzeit äußerst stabil und lässt aus dem Spiel nur ganz wenig zu. Alle bisherigen vier Gegentore fing sich die Mannschaft in dieser Saison ausschließlich nach Standardsituationen ein. Daran gilt es in den kommenden Wochen weiterhin konsequent zu arbeiten, um auch dieses Problem zu beheben. Im Spiel nach vorn besticht die Elf derzeit durch jede Menge Ideen und ein gesundes Maß an Spielwitz. Dies wird allerdings auch in den kommenden Begegnungen absolut von Nöten sein, in jeder Partie müssen immer wieder Lösungen gefunden werden. Sollte die Elf abermals als Kollektiv auftreten, in dem jeder einzelne Spieler seinen individuellen Beitrag für die Mannschaft leistet, haben die Leutzscher auch in Bernburg gute Möglichkeiten etwas Zählbares mit nach Hause zu bringen. Personell sieht es weiterhin sehr gut aus. Daniel Heinze, welcher am letzten Sonntag aufgrund beruflicher Verpflichtungen leider passen musste, wird ebenfalls wieder in den Kader hinzustoßen. Ein leichtes Fragezeichen steht noch hinter Torhüter Dominic-René Heine (Rücken) sowie Ryutaro Omote (Spielgenehmigung). Definitiv fehlen wird Eric Berger, der sich seit letzter Woche mit Knieproblemen herumplagt.
Geleitet wird die Partie am Sonntag vom 23-jährgen Richard Lorenz aus Bad Langensalza. Seit der vergangenen Saison pfeift er in der Oberliga – Bernburg hatte mit dem Thüringer zweimal kein Glück (1:1 gegen Stendal, 1:3 gegen International Leipzig). In dieser Spielserie leitete er vor drei Wochen die Begegnung Blau-Weiß Zorbau – VfB Krieschow (0:0). Mit den Leutzschern hatte Lorenz in seiner Oberliga-Laufbahn noch keine Berührungspunkte. Es gibt halt doch immer ein erstes Mal…