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Kommendes Chemie-Wochenende: viel Geschichte und absolut historisch!

By 14. August 2025No Comments

Fotos: Moritz Heidenblut (li.), Axel Ackermann (re.)

Gleich zwei interessante Partien erwarten die Chemie-Fans am Wochenende. Am Freitag empfangen die Chemiker Drittligist FC Erzgebirge Aue, am Samstag die Chemikerinnen den FC Freiburg-St. Georgen. Während das Freitag reichlich Geschichte mitbringt, ist die Begegnung am Samstag geradezu historisch.

Mit ganz viel Geschichte: Chemie gegen Aue

BSG Chemie Leipzig gegen BSG Wismut Aue – so hieß eines der vielen Duelle, das damals die Massen zum Fußball nach Leutzsch zog. Zum DDR-Oberligaspiel 1969 kamen 17.000 in den Georg-Schwarz-Sportpark, sahen einen 3:1-Heimerfolg dank einem Doppelpack von Bernd Bauchspieß und Manfred Richter. Und auch in den 1980er Jahren waren mindestens 10.000 Anhänger dabei, wenn Chemie die Wismut empfing.

Damals entwickelte sich sogar eine Sympathie zwischen beiden Fanlagern. Unter anderem verband die Vereine nämlich die Benachteiligung durch die DDR-Sportförderungspolitik – im Fokus der Leistungsförderung im damaligen Bezirk Karl-Marx-Stadt stand der SC bzw. FC Karl-Marx-Stadt. Die Betriebssportgemeinschaften wie Chemie oder Wismut gerieten im Laufe der Zeit zunehmend ins Hintertreffen. Anders als der BSG Chemie, die immer häufiger zwischen Oberliga und DDR-Liga pendelte, gelang der BSG Wismut aber das Kunststück, dem damaligen Oberhaus ununterbrochen anzugehören. Beeindruckend auch die Zuschauerzahlen: In 13 Spielzeiten kamen im Schnitt mehr als 10.000 Fans ins Otto-Grotewohl-Stadion, das spätere Erzgebirgsstadion.

Nach der Wende gingen die Wege zwischen Grün-Weißen und Lila-Weißen zunehmend auseinander. Der FC Erzgebirge schaffte es, sich im Profifußball zu etablieren und sportlich sogar den alten Widersacher aus Chemnitz hinter sich zu lassen. Verbunden ist der Erfolg vor allem mit dem Namen Gerd Schädlich, der die Auer in die 2. Bundesliga führte und dort viele Jahre hielt. Gerd Schädlich, der beim FC Sachsen unter für uns Leutzscher eher beschämenden Umständen entlassen wurde, ist heute Namensgeber des Stadionvorplatzes.

Chemie hingegen war zwischenzeitlich – und buchstäblich – ganz unten angekommen, besann sich aber zurück auf alte Tugenden, entdeckte und entwickelte dabei neue Stärken und ist nun sportlich an der Schwelle, die der Klub aus dem Erzgebirge unlängst überwunden hat. Aktuell müssen die Chemiker unter Trainer Adrian Alipour den Generationenwechsel und die Umstellung auf semiprofessionelle Trainingsbedingungen bewerkstelligen – ein Projekt, das Geduld und ganz offensichtlich starke Nerven braucht.

Auf mindestens ein weiteres Wiedersehen dürfen sich die Chemie-Fans morgen auch freuen: Jens Härtel, seit Januar Trainer beim FC Erzgebirge, trug von 1990 bis 1993 und von 2000 bis 2001 das grün-weiße Trikot des FC Sachsen, bestritt für die Leutzscher 120 Pflichtspiele. 1993 war er Teil der FCS-Mannschaft, der nach dem Staffelsieg in der NOFV-Oberliga aus lizenzrechtlichen Gründen der Aufstieg in Liga 2 verwehrt blieb.

Herzlich willkommen Jens Härtel, herzlich willkommen FC Erzgebirge Aue!

Historisch: Chemie-Frauen erstmals im DFB-Pokal!

Zum allerersten Mal hat sich ein Chemie-Frauenteam für den DFB-Pokal qualifiziert. Zwar unterlagen die Chemikerinnen dem haushohen Favoriten RB Leipzig II im Landespokalfinale denkbar knapp mit 0:1, überzeugten die knapp 400 nach Deutschbaselitz mitgereisten Chemie-Fans aber mit leidenschaftlichem Kampf. Weil RB als zweite Mannschaft nicht teilnehmen darf, freut sich Chemie über den Startplatz in den sogenannten Playoffs, der Ausscheidungsrunde vor der 1. Hauptrunde.

Zweifelsohne: Die Teilnahme am DFB-Pokal ist vielleicht DER (vorläufige) Höhepunkt des Frauenfußballs bei Chemie, der Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre seinen Ursprung hat.

Das Los fiel auf den FC Freiburg-St. Georgen, in der Vorsaison Tabellenachter der Oberliga Baden-Württemberg und Gewinnerinnen des Südbadischen Pokals. Sich auf den Gegner einzustellen ist dabei gar keine so leichte Aufgabe, denn Videomaterial vom Gegner ist rar. „Wir nutzen, was vorhanden ist, wollen uns ansonsten aber auf unsere eigenen Stärken besinnen“, sagt Trainer Ingo Steeb. Er vermutet: „Die Oberliga dort ist womöglich etwas stärker als unsere Landesliga. Darum wissen wir, dass es schwer wird. Aber wir wollen diese Chance dennoch beim Schopfe packen.“ Zuversicht bereitet ihm die gute Vorbereitung „seiner“ Frauen. „Auch mit diesem besonderen Ziel vor Augen hatten wir eine sehr gute Beteiligung, konnten viel elf gegen elf trainieren, so macht es Spaß und bringt auch richtig etwas“, sagt er.

Vielleicht ja der entscheidende Vorteil der Chemikerinnen: Dass das Heimrecht ihnen zufiel und die Begegnung somit im Alfred-Kunze-Sportpark steigt. Victoria Meyer, Mittelfeldspielern im Frauenteam und seit Jahren engagierte Jugendtrainerin bei Chemie, erinnert sich gern zurück ans Landespokalfinale im Mai. „Die Unterstützung der Fans damals war einfach unglaublich, das hat uns total gepusht“, sagt sie. „Die Vorfreude in der Mannschaft auf das Spiel am Samstag ist auch deshalb riesengroß.“

Damit möglichst viele Chemie-Fans den Weg in den AKS finden und mit lautstarker Unterstützung das „entscheidende Quäntchen“ (Teamleiterin Jaana Barz) sein können, gibt es Karten für günstige 7 Euro (5 Euro ermäßigt). Und das für alle Stadionbereiche, einschließlich der Dieter-Scherbarth-Tribüne, die guten Sonnenschutz und beste Voraussetzungen für gute Akustik bietet.

Viel Erfolg, ihr Chemikerinnen!

Forza BSG!

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