Skip to main content
AppnewsVEREIN

Gerd Schädlich ist tot

By 31. Januar 2022No Comments

Foto: Westend-Presseagentur

Vor zwei Tagen verstarb der Trainer und ehemalige Spieler Gerd Schädlich nach langer schwerer Krankheit im Alter von 69 Jahren.

Auch die BSG Chemie trauert um ihren ehemaligen Trainer, der in der Saison 1997/98 beim damaligen FC Sachsen für unfreiwillige Schlagzeilen sorgte. Nachdem der Trainer vor Saisonbeginn verpflichtet wurde, wurden ihm immer noch einige Spieler mehr von Sponsoren und Vorstand vor die Nase gesetzt. Erinnert sei an Kujtim Shala, den Sponsor Wienhold mit 400.000 Mark aus einer Plastetüte direkt beim VfB Leipzig verpflichtete. Etwas später holte Wienhold auch Roman Müller vom FC Berlin. Das Team um Trainer Schädlich stand nach sechs Spielen fast optimal auf Tabellenplatz zwei. Beim FC Berlin (1:0), gegen den 1. FC Magdeburg (3:0), beim 1. FC Union (0:0) sowie daheim gegen Babelsberg (3:0) und Rot-Weiß Erfurt (2:0) war man perfekt gestartet. Deshalb hatte Schädlich auch keinen Grund, an der Mannschaftsaufstellung etwas zu ändern, als es zum Tabellenführer Tennis Borussia ging. Auch hatte sich Müller noch gar nicht eingewöhnen können nach wenigen Tagen in Leutzsch. Wienhold aber war davon ausgegangen, dass „sein“ Zukauf gleich spielen würde und übte entsprechenden Druck auf den Trainer aus. Beim Eintreffen im Mommsenstadion erfuhr Wienhold, dass Müller zunächst auf der Bank sitzen würde. Wütend begab er sich in die Trainerkabine, um dem Trainer seine Meinung zu sagen. Schädlich komplimentierte den Sponsor hinaus, verlor das Spiel 0:1 und in der Woche danach seinen Job. Vorangegangen war dem eine dramatische Sitzung des Vorstandes samt Aufsichtsratschef Uwe Thomas. Der stimmte dagegen, doch Wienhold setzte sich durch.

Der gesamte Aufsichtsrat tagte am Tag darauf und beschloss, die Entlassung als „schwebend unwirksam“ zu erklären, wollte nochmals mit Wienhold den Vorgang besprechen. Als Wienhold und der amtierende Präsident Otto Bauer jedoch daraufhin ihren Rückzug aus dem Verein androhten, trat sowohl der gesamte Aufsichtsrat als auch der Vorstand des „Club der 100“ zurück, der seinerseits diese Geldverschwendung ob der zu erwartenden Zahlungen für einen neuen Trainer nicht mitmachen wollte. Zum nächsten Spiel gegen Plauen erschien der geschasste Trainer im Stadion, flankiert von den Unterstützern aus Aufsichtsrat und „Club der 100“ und erhielt spontanen Beifall. Doch nicht alle Fans sahen das so, es gab auch Unterstützer dieser Trainer-Entlassung. Erfolg um jeden Preis war da wohl die Maxime.

Wie es ausging, ist wohl jedermann bekannt: Der FC Sachsen hatte noch drei weitere Trainer in dieser Saison, ging völlig unter in Querelen und Intrigen, blamierte sich bundesweit und machte sich zum Gespött. Schädlich landete ein Jahr später in Aue, bugsierte die Veilchen in die zweite Bundesliga, arbeitete später noch erfolgreich in Chemnitz wie zuvor ebenso in Zwickau. Nur in Leutzsch war er den damaligen Entscheidungsträgern nicht gut genug…

Wir verneigen uns tief vor einem der bedeutendsten Trainer Deutschlands, der seine bleibenden Spuren hinterlassen hat – auch im Alfred-Kunze-Sportpark. Wenn schon nicht mit sportlichen Erfolg, was von anderen verhindert wurde, dann wenigstens als Bestandteil einer unwürdigen, aber dauerhaft mahnendenden Begebenheit unserer Vereinshistorie.

Gerd, wir werden Dich nie vergessen.

Teilen:
Close Menu