Skip to main content
ERSTE

Leutzscher wollen Schwung mit nach Halberstadt nehmen

By 10. September 2019September 20th, 2019No Comments

2 Unentschieden holten die Chemiker in den letzten beiden Spielen in Halberstadt. (Foto: Christian Donner)

Es war für alle im Leutzscher Lager ein sensationelles Erlebnis: Das Benefizspiel am vergangenen Freitagabend beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt, welches unter der Kampagne „Flutlicht für Leutzsch“ ausgetragen wurde, ist heute noch in aller Munde und stellt mit Sicherheit das absolute Saisonhighlight dar. Doch nun beginnt wieder der Regionalliga-Alltag mit einer sehr schwierigen Woche, da binnen vier Tagen zwei Auswärtsspiele auf dem Programm stehen. Das erste bestreiten die Fünfeckträger am Mittwochabend, wenn man zum Nachholspiel beim VfB Germania Halberstadt antritt. Der Anstoß im Friedensstadion erfolgt um 19:00 Uhr.

Dass es überhaupt zu diesem Nachholtermin kommen musste, ist für die Leutzscher bis zum heutigen Tag jedoch immer noch nicht ganz schlüssig. Grund dafür ist die sogenannte Terminbörse, welche zur Staffeltagung vor Beginn der Saison durchgeführt wurde. Für die ursprünglich am 25. August angesetzte Begegnung lagen sowohl von den Halberstädtern als auch von den Chemikern keinerlei Beanstandungen vor, sodass einer Austragung der Partie nichts im Wege stand. Daher überraschte es umso mehr, dass Anfang August ein Spielverlegungs-Antrag von den Harzern gestellt wurde, da an diesem Termin das heimische Friedensstadion aufgrund einer Leichtathletik-Veranstaltung belegt sei. Warum dieses Event den Halberstädtern zur Staffeltagung noch nicht bekannt war, bleibt rätselhaft, schließlich werden solche Sportveranstaltungen in der Regel weit vorher angekündigt. Daraufhin versuchte man im Chemie-Lager einen Heimrechttausch durchzuführen und stieß bei den Anhaltinern dabei sogar auf offene Ohren – allerdings legte der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) diesbezüglich sein Veto ein. Warum und weshalb blieb offen, worauf nun das passierte, was man im Leutzscher Lager unbedingt vermeiden wollte.

Zwar sind Spiele unter der Woche in der Regionalliga nichts Ungewöhnliches, doch unsere Chemie ist einer der wenigen Vereine, der in dieser Spielklasse nicht unter Profibedingungen arbeitet. So wurde die Begegnung in Halberstadt für den morgigen Mittwoch um 19:00 Uhr angesetzt, was für unseren Verein erhebliche Anstrengungen zur Folge hat. Alle Spieler gehen einer festen Arbeit oder einem Studium nach, bei einer Abfahrtszeit von 15:00 Uhr muss dies in der Kürze der Zeit im Vorfeld von jedem Einzelnen erst einmal geregelt werden. Nicht alle Arbeitgeber können diesbezüglich ein Auge zudrücken. Bei einer geplanten Rückkehr von ca. 23:45 Uhr kann man sich die zusätzlichen Strapazen für die Spieler durchaus vorstellen, schließlich beginnt am nächsten Morgen wieder der normale Arbeitsalltag.

Doch auch für den Verein hatte diese Ansetzung einige Probleme zur Folge. Nach einem schriftlichen und gebührenpflichtigen Einspruch warteten die Verantwortlichen wochenlang auf eine Reaktion von Seiten des NOFV, diese kam jedoch erst, als man sich schon insgeheim mit dem Nachholtermin anfreunden musste. Aufgrund des in der Schwebe liegenden Termins war es für Mannschaftsleiter Roland Flathe gar nicht so einfach, einen Bus zu organisieren, was durch die guten Beziehungen letztlich allerdings gelang. In sportlicher Hinsicht gilt es aus Chemie-Sicht jedoch diese negativen Dinge im Vorfeld auszublenden und sich auf die 90 Minuten zu konzentrieren.

Beim VfB Germania Halberstadt geht man in die dritte Regionalliga-Saison in Folge und hat sich abermals auf die Fahnen geschrieben nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Dies gelang in den ersten beiden Jahren sehr gut, als man mit einem 7. und einem 8. Rang jeweils Mittelfeldplätze belegte. Allerdings unterlag man im Sommer personell einer gewaltigen Fluktuation. Leistungsträger wie Fabian Guderitz, Philippe Blume (beide Wacker Nordhausen), Denis Jäpel (FSV Zwickau), Lukas Surek, Alexander Schmitt (beide Rot-Weiß Erfurt), Hendrik Kuhnhold (Union Fürstenwalde), Kay Michel (Berliner AK), Philipp Harant (1. FC Magdeburg), Hendrik Hofgärtner (FC Augsburg II) oder Leon Heynke (1. FC Lokomotive Leipzig) verließen den Verein, hinzu kam der Abgang von Benjamin Boltze, der bekanntlich nach Leutzsch zur BSG Chemie Leipzig zurückkehrte. Demzufolge waren die Halberstädter gezwungen, intensiv auf dem Transfermarkt tätig zu werden und verpflichteten hauptsächliche junge, entwicklungsfähige Spieler. So sicherte man sich die Dienste von Florian Sowade, in der vergangenen Saison noch dritter Torhüter beim Chemnitzer FC. Für die Defensive verpflichtete man mit Jannis Pläschke (Weiche Flensburg), Michael Ambrosius (Lüneburger SK Hansa), Philipp Knechel (Energie Cottbus) und Ibrahim Mirza Aral (FSV Frankfurt U19) gleich mehrere Akteure, die jedoch allesamt Qualität aufweisen. Aus der Regionalliga Nord stießen Justin Bretgeld (SSV Jeddeloh II) und Fabian Wenzel (TSV Havelse) hinzu und haben sich sofort als Verstärkungen erwiesen. Weiterhin wurde mit den Zugängen von Batikan Yilmaz (Viktoria Berlin), Paul Grzega (FC Carl Zeiss Jena II) und dem 19-jährigen Kimbyze-Kimby Junario (VVV Venlo) die Offensivabteilung zusätzlich verstärkt. Mit dieser neuen Mannschaft ist man in Halberstadt zuversichtlich, auch in dieser Saison Glanzpunkte in der Regionalliga setzen zu können. Doch auch auf der Trainerposition gab es eine Änderung. Maximilian Dentz, der die Germania als Nachfolger von Andreas Petersen auf Rang acht führte, verließ den Verein nach nur einem Jahr als Cheftrainer. Der neue Mann auf der sportlichen Kommandobrücke ist mit Sven Körner ein in der Region nicht unbekannter Coach, der beim 1. FC Lok Stendal großen Erfolg hatte und den Traditionsverein wieder in die Oberliga führte.

Aufgrund der Vielzahl von neuen Spielern kann man den Saisonstart mit sechs Punkten aus den ersten sechs Spielen durchaus als ordentlich einstufen. Daheim spielte die Germania bisher zweimal Remis (2:2 gegen Meuselwitz, 1:1 gegen den BFC Dynamo), der einzige Saisonsieg gelang zum Auftakt in Rathenow (3:1). Nichtsdestotrotz deutete die Mannschaft auch bei den Spitzenteams der Regionalliga ihre Qualität an. Zwar wurden die Begegnungen beim Berliner AK (1:2) und in Nordhausen (2:3) jeweils knapp verloren, doch die Elf war in beiden Partien einem Punktgewinn sehr nah. Zuletzt holte man in Babelsberg beim 1:1-Unentschieden einen Zähler, wo angesichts der Spielanteile und der sich bietenden Torgelegenheiten sogar noch mehr möglich gewesen wäre.

Die Leutzscher sind ihrerseits bestrebt, den Schwung der letzten beiden Begegnungen mit nach Halberstadt zu nehmen. Der Erfolg über Lichtenberg 47 sollte der Elf eine gewisse Portion Selbstvertrauen geben, auch der Auftritt in Frankfurt war aller Ehren wert. Daran gilt es nun anzuknüpfen, sodass man durchaus zuversichtlich in den Harz reist. Grundlage wird wieder eine kompakte Defensive sein – mit fünf Gegentreffern hat man nach Viktoria Berlin (4) die wenigsten der Staffel kassiert. Außer im Spiel gegen Fürstenwalde (1:4) war dies der Grundstein für die Punktgewinne, mit immenser Zweikampf- und Laufbereitschaft möchte man das eigene Tor verteidigen. Dennoch ist auch das Spiel mit Ball ein großer Faktor im Chemie-Spiel, was sich in den letzten beiden Begegnungen verbessert hat. Die Mannschaft agiert zielstrebiger, sorgt für mehr Überraschungsmomente und wirkt insgesamt gefährlicher. Dies ist auch notwendig, schließlich verdeutlichen vier Treffer in sechs Begegnungen wo die Säge bisher geklemmt hat. Mit den Verpflichtungen von Raffel Cvijetkovic (Mainz 05 U23) und Elvir Ibiševic (NK Celje/Slowenien) stießen die dringend benötigen Offensiv-Optionen kurz vor Transferschluss zum Team hinzu, auch wenn die Spielgenehmigung von Ibiševic bisher noch auf sich warten lässt. Trainer Miroslav Jagatic ist mit dem aktuellen Kader sehr zufrieden, wohl wissend, dass mit Marc Böttger, Florian Kirstein und Andy Wendschuch einige Akteure im Verlauf der Hinrunde wieder zur Verfügung stehen werden. Die Mannschaft findet sich immer mehr, ist mittlerweile in der Regionalliga angekommen und wird sicher noch für Furore sorgen. Ein weiteres Faustpfand stellt unser stimmgewaltiger Leutzscher Anhang dar – Woche für Woche wird die Mannschaft von den Fans nahezu getragen. Auch nach Frankfurt reisten um die 2000 BSG-Sympathisanten mit und sorgten zusammen mit den Eintracht-Anhängern für eine Europapokal-Atmosphäre. Die Unterstützung von den Rängen ist den Grün-Weißen definitiv sicher, auch in kritischen Situationen stehen die Zuschauer wie eine Wand hinter ihrem Team. Dies wird auch in Halberstadt nicht anders sein, so dass die Mannschaft mit einem positiven Gefühl diese Auswärtsaufgabe angehen kann.

Personell gibt es zwar noch kleine Fragezeichen, aber man ist im Leutzscher Lager zuversichtlich, dass man diese vor dem Spiel zu den Akten legen kann. Kapitän Stefan Karau verließ in Frankfurt aufgrund einer leichten Zerrung vorzeitig das Feld – über einen Einsatz wird definitiv erst vor dem Anpfiff entschieden. Manuel Wajer (Rücken) und Alexander Bury (Knie) haben noch leichte Beschwerden, doch bei Physiotherapeut Alireza Hamzehian befinden sie sich seit Tagen in besten Händen. Definitiv fehlen werden die bereits angesprochenen Marc Böttger, Florian Kirstein und Andy Wendschuch. Dass die Spielgenehmigung für Elvir Ibiševic bis morgen eintritt, ist ebenfalls sehr unwahrscheinlich.

Geleitet wird die morgige Begegnung von Daniel Bartnitzki aus Erfurt, welcher bei den letzten beiden Heimspielen der Leutzscher gegen Fürstenwalde und Lichtenberg 47 bereits als Assistent agierte. Für die Chemiker ist der Referee also kein Unbekannter, auch in der vergangenen Oberliga-Saison hatte man mit dem Thüringer oftmals Berührungspunkte. An den Seitenlinien wird Bartnitzki unterstützt von Johannes Drößler (Gotha) und Florian Butterich (Adelhausen). Wir wünschen dem Unparteiischen-Team über die 90 Minuten ein glückliches Händchen und freuen uns auf ein stimmungsvolles Spiel!

Teilen:
Close Menu