Ehrenamtskoordinator Ronny Leitzke (rechts im Bild) im Gespräch mit Fanordner René Bertram. (Foto: Christian Donner)
Interview: Stefan Schilde
Groß ist das Ehrenamt bei Chemie. So groß, dass manchmal die Übersicht – und damit Potenzial und Nerven – verloren zu gehen droht. Entgegenwirken soll dem die vom Vorstand neu ins Leben gerufene Position des Ehrenamtskoordinators, die Ronny Leitzke bekleiden wird. Der 40-Jährige, seit Mitte der 1990er Jahre Grün-Weißer und früherer Ticketing- und Sicherheitsbeauftragter bei der BSG, erzählt, was er vorhat.
Ronny, was hat es mit dem Amt des Ehrenamtskoordinators auf sich?
Ronny Leitzke: Bei Chemie wirken bis zu 200 Ehrenamtliche mit, die mit ihrem Engagement den Verein am Laufen halten. Mit dem Vorstand haben wir überlegt, wie wir das Ehrenamt künftig besser aufstellen können, wie wir die Kommunikation verbessern und die Abläufe besser organisieren können. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es dafür einen Verantwortlichen braucht, der das Ganze koordiniert.
Welche Bereiche bei Chemie fußen besonders auf ehrenamtlichem Engagement?
Ronny Leitzke: Da wären die Trainerinnen und Trainer sowie etliche Unterstützerinnen und Unterstützer, besonders im Nachwuchsbereich, bei den Frauen und bei den Altherren. Bei den Regionalligaheimspielen gewährleistet ein riesiger Apparat den Ablauf. Es beginnt an der Stadionkasse und im Fanshop vor dem Stadion, geht weiter bei den Fanordnern und dem Awareness-Team, die für ein angenehmes Stadionerlebnis sorgen. Das Stadionheft-Redaktion, Stadionsprecher und Stadiontechniker arbeiten ebenso ehrenamtlich wie diverse Spieltagshelfer, die beispielsweise die Werbemittel an die richtige Position bringen. Wenn ich mit Familie oder mit Kind unterwegs bin, kann ich in den Familienblock, wo ehrenamtliche Helferinnen und Helfer in Eigenregie alles auf- und abbauen. Auch dass die Mannschaften regelmäßig von Einlaufkindern aufs Feld begleitet werden, will organisiert werden. Das in großen Teilen ehrenamtliche Medienteam sorgt für gute Berichterstattung, schreibt, fotografiert, filmt oder kommentiert. Dann gibt es noch Chemie-Fans, die unter der Woche in den Sportpark kommen und für Ordnung und Sauberkeit sorgen, von sich aus, ohne vorige Aufforderung. Immer wieder dieselben, aber auch neue Leute, die sich an Arbeitseinsätzen beteiligen. Ein Orga-Team stellt Veranstaltungen wie Familienfest oder Weihnachtsmarkt auf die Beine. Dann die vielen Leute im Hintergrund, im Bereich IT und anderswo. Die Liste ließe sich ewig fortsetzen.
Was besteht rund ums Ehrenamt Verbesserungsbedarf auf Vereinsseite?
Ronny Leitzke: Wo so viele Menschen ehrenamtlich aktiv sind, spielen Kommunikation und Struktur eine große Rolle. Gelegentlich kommt es vor, dass auch relativ spontan Projekte aufkommen, bei denen der Verein ehrenamtliche Unterstützung benötigt. Da kommt es darauf an, rechtzeitig die Personenkreise zu aktivieren, die zur Mitwirkung bereit sind. Die Menschen tun das ja neben Familie und Beruf, brauchen also Vorlaufzeit, um das im Terminkalender eintakten zu können.
Was kann ein Ehrenamtskoordinator, der diese Funktion selbst auch im Ehrenamt ausübt, leisten, und was nicht?
Ronny Leitzke: Es geht in erster Linie um Unterstützung der Ehrenamtlichen – nicht darum, deren Arbeit zu bewerten oder zu kontrollieren. Natürlich kann man schauen, wo Prozesse optimiert werden können. Und selbstverständlich habe ich auch ein offenes Ohr, wenn Leute ein Problem haben und nicht so recht wissen, wohin sie sich sonst wenden sollen. Alle sollen Wertschätzung spüren, denn das ist, wenn es um ehrenamtliches Engagement geht, immer ein großer Faktor. Dass ich in der Vergangenheit schon in unterschiedlichen Funktionen bei Chemie aktiv war und die Menschen, egal, ob in den Gremien wie Vorstand und Aufsichtsrat, oder im Stadion bei den Spielen, mein Gesicht kennen, ist dabei bestimmt auch kein Nachteil.
Was sind für dich nun die ersten Schritte?
Ronny Leitzke: Wir werden als erstes eine Art Ehrenamtsdatenbank aufbauen, in der die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gesammelt werden. Es geht darum, sich einen Überblick darüber zu verschaffen, wer wo genau mitwirkt – und welche bisher unerkannten Potenziale noch im Verein schlummern: Wer ist handwerklich begabt, wer hat kreative Ideen, wer kann gut organisieren, wer ist technisch bewandert? Und: Welche Synergieeffekte können sich daraus ergeben?
Was gehört sonst noch dazu?
Ronny Leitzke: Ein weiteres Ziel ist es, Ehrenamtsabende durchzuführen, bei denen Themen besprochen und über mögliche Verbesserungen angestoßen werden. Und dann soll es auch wieder regelmäßig Ehrenamtsfeiern geben. Denn wer viel macht, darf sich auch mal selbst feiern!
Was ist deine Idealvorstellung mit Blick auf das Ehrenamt bei Chemie in Zukunft?
Ronny Leitzke: Ein großer Ehrenamtskreis, der Wertschätzung erfährt, in eine gute Struktur und Organisation eingebettet ist; Ehrenamtliche, die wissen, welche Projekte bevorstehen, und sehen, wo sie sich einbringen können. Ein Verein, der genau weiß, welche Qualifikationen und Fertigkeiten in ihm versammelt sind und in der Lage ist, die hilfsbereiten Menschen gezielt anzusprechen. Chemie ist ein Verein, der vom Ehrenamt lebt. Deshalb muss es den Leuten so einfach wie möglich gemacht werden, sich einzubringen. Und: Niemand soll sich verbrennen. Ehrenamtliche Arbeit sollte einerseits verbindlich sein, andererseits aber auf mehrere Schultern verteilt werden, sonst besteht Gefahr, dass die besonders Fleißigen schnell ausbrennen. Das kann nicht der Weg sein. Ehrenamtliche Arbeit soll allen Beteiligten Freude bereiten!
Danke für deine Zeit und deinen Einsatz, Ronny!
Ehrenamtskoordinator Ronny Leitzke kontaktieren: ehrenamt@chemie-leipzig.de
Aus Sicht des Vorstands
Bastian Pauly (Vorstand Kommunikation): „Chemie ist ein Mitmachverein. Unser Vereinsalltag wäre ohne ehrenamtliches Engagement nicht denkbar. Wir wollen und müssen diesem Einsatz noch mehr Wertschätzung entgegenbringen und die Kommunikation im Verein verbessern – das ist ein konkreter Auftrag, den uns unsere Mitglieder mit auf den Weg gegeben haben. Daher haben wir uns entschlossen, das neue Amt des Ehrenamtskoordinators einzuführen. Wir freuen uns sehr, dass Ronny Leitzke nach der zurückliegenden Mitgliederversammlung dem neu gewählten Vorstand seine Unterstützung angeboten, seine Ideen zur Ausgestaltung der neuen Rolle eingebracht und sich dazu bereiterklärt hat, dieses wichtige Amt zu bekleiden. Wir wollen damit deutlich machen, wie wichtig das Ehrenamt bei Chemie ist, und wir möchten die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Bereichen und Projekten unseres Vereins stärken. Mit der neuen Funktion reagieren wir gezielt auf die Wünsche unserer Mitglieder und möchten sicherstellen, dass alle, die sich im Verein engagieren, gut informiert und vernetzt sind und Unterstützung finden.“
Dieser Beitrag ist Teil des Mitglieder-Newsletters im Monat Oktober 2025, der für Mitglieder am 31.10.2025 erschien.
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