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ERSTE

Trotz klarer Niederlage sehr gut aus der Affäre gezogen

By 8. September 2019September 20th, 2019No Comments

Foto: Christian Donner

Es war ein rundum gelungenes Fußballfest, welches am Freitagabend in der Frankfurter PSD Bank Arena auf die Beine gestellt wurde. Unter der Kampagne „Flutlicht für Leutzsch“ gastierte die BSG Chemie Leipzig beim seit Jahren befreundeten Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Allen Leutzscher Beteiligten wird diese Begegnung vor 9000 Zuschauern in der hessischen Metropole noch sehr lange in Erinnerung bleiben.

Flutlicht, perfekte äußere Bedingungen, sensationelle Platzverhältnisse – Fußballherz, was willst du mehr? Hinzu kam, dass beide Fanlager über die komplette Spielzeit für Europapokal-Atmosphäre sorgten, die Stimmung war definitiv nicht zu toppen.

Dass der Bundesligist und Europa-League-Teilnehmer diesen Benefizkick letztlich mit 5:1 (2:1) gewann, war im Vorfeld sicherlich so zu erwarten können, doch die Chemiker konnten nach den 90 Minuten erhobenen Hauptes das Feld verlassen. Vor allem im ersten Durchgang präsentierten sich die Leutzscher rotzfrech und erzielten sogar den zwischenzeitlichen Ausgleich. In Hälfte zwei musste man sich dann dem Tempo und der Spielfreude der Eintracht beugen, was jedoch nichts daran änderte, dass sich die Fünfeckträger insgesamt mehr als positiv aus der Affäre zogen. Letztlich stand das Ergebnis jedoch etwas im Hintergrund, da ein völlig anderer Aspekt für Aufsehen sorgte. In der Halbzeitpause bekam Frank Kühne von den Verantwortlichen des Bundesligisten einen Scheck in Höhe von 100.000 € überreicht, was unsere Chemie bezüglich dem geplanten „Flutlicht für Leutzsch“ einen großen Schritt voranbringt. Bei der Höhe des Betrages verschlug es sogar dem Vorstandsvorsitzenden etwas die Sprache, „mit solch einer Summe konnten wir wirklich nicht rechnen.“ Dafür möchte sich die BSG Chemie Leipzig auf das Allerherzlichste bei Eintracht Frankfurt bedanken und es zeigt, was unter Fanfreundschaften möglich ist.

Wie ernst der Bundesligist dieses Benefizspiel im Vorfeld nahm, zeigt schon der Blick auf die Aufstellung. Zwar nahm Eintracht-Trainer Adi Hütter aufgrund der Vielzahl von Pflichtspielen seit Ende Juli einige Änderungen vor und gab einigen Akteuren eine Verschnaufpause – hinzukam, dass einige Spieler mit ihren Nationalmannschaften für die EM-Qualifikation auf Reisen waren. Doch die Startelf der SGE hatte immer noch einen höchstprominenten Charakter, mit Bas Dost (Sporting Lissabon) und André Silva (Leihgabe vom AC Mailand) konnten die Zuschauer unter anderem das neue Sturmduo der Hessen bewundern. Und so bestimmte der Bundesligist erwartungsgemäß von Beginn an die Partie.

Bereits in der Anfangsphase hatte dabei der holländische Torjäger Bas Dost zweimal die Möglichkeit, sein neues Team in Führung zu bringen. Zunächst verfehlte er nach guter Flanke von Timothy Chandler knapp das Ziel (6.), anschließend scheiterte er nach Ablage von André Silva am gut reagierenden Benjamin Bellot im Chemie-Gehäuse (7.). Die Gäste aus Leipzig-Leutzsch beschränkten sich erst einmal auf die Defensivaufgaben, wobei man in der Anfangsphase darin auch gut zu tun hatte. Erst nach gut einer Viertelstunde verbuchten die Schützlinge von Trainer Miroslav Jagatic den ersten Torabschluss, als Björn Nikolajewski einen Distanzschuss knapp verzog (13.). Ansonsten bestimmte die Eintracht klar die Szenerie und ging wenig auch in Führung. Sehr gut von Timothy Chandler eingeleitet behielt der Portugiese André Silva vor dem Chemie-Tor kühlen Kopf und überwand Bellot mit einem überlegten Lupfer – 1:0 (15.). Doch ließ die Antwort des Underdogs nicht lange auf sich warten. Nach einem Steilpass von Daniel Heinze passte Björn Nikolajewski von der rechten Seite auf den rechtzeitig startenden Tomáš Petráček, der den Ball aus spitzem Winkel zum 1:1 unter die Latte nagelte (17.).

Frankfurt war durch diesen Gegentreffer natürlich angestachelt, mit großer Vehemenz wollten die Hessen den Schaden sofort reparieren. Nach einem langen Ball auf Chandler rettete Benjamin Boltze in höchster Not (25.), nach guter Vorarbeit von Djibril Sow blieb Torjäger Dost abermals am Leutzscher Schlussmann Benjamin Bellot hängen (26.). Die beste Möglichkeit ließ der ehemalige Wolfsburger jedoch fünf Minuten später verstreichen, als er die Kugel – nach einer klasse Flanke von Almamy Touré – knapp über das Gehäuse köpfte (31.). Die Chemiker hatten in dieser Phase zwar ein ums andere Mal das gegen diesen Gegner notwendige Glück gepachtet, doch mit ihren schnell vorgetragenen Gegenstößen erwies sich die Jagatic-Elf durchaus frech. Nach einem Konter über Raffael Cvijetkovic zögerte Florian Schmidt in guter Schussposition etwas zu lange (33.), wenig später scheiterte Tomáš Petráček mit einem Heber über SGE-Keeper Jan Zimmermann aus 40 Metern nur an der Querlatte (39.). Stattdessen fiel das Tor dann auf der Gegenseite. Nach einem Pass von David Abraham zog Erik Durm von der rechten Seite nach innen und überwand Bellot mit einem Flachschuss ins kurze Eck – 2:1 (40.). Zwei Minuten vor der Pause hätte der Bundesligist sogar noch ausbauen können, doch nach einem Rückpass von Timothy Chandler strich ein Schuss von David Abraham knapp über den Kasten (43.).

Zur Halbzeitpause wurden beide Teams dementsprechend mit Applaus bedacht: die Frankfurter führten aufgrund ihrer Chancenvorteile verdient, doch auch die Leutzscher Fans erkannten, dass sich ihre Elf gegen diesen scheinbar übermächtigen Gegner sehr gut präsentierte.

Im zweiten Durchgang nahm die Dominanz der Hessen erwartungsgemäß immer mehr zu. Mit forciertem Tempo steuerte die Hütter-Elf immer wieder den Gäste-Strafraum an, die Offensivaktionen des Regionalligisten wurden fortan deutlich weniger. Schon in der Anfangsphase der zweiten 45 Minuten besaß die Eintracht gute Möglichkeiten, um das Resultat anwachsen zu lassen. Nach einer Flanke von Erik Durm scheiterte Bas Dost per Kopf an Bellot (49.), kurz darauf verfehlte ein Durm-Kopfball nach Flanke von Chandler knapp den Leutzscher Kasten (50.). 60 Sekunden später dann die größte Eintracht-Gelegenheit nach Wiederanpfiff: Nach einem hohen Ball brachte BSG-Keeper Bellot die Kugel nicht weit genug aus der Gefahrenzone, doch Dost traf aus vielversprechender Position nur Chemie-Youngster Björn Nikolajewski, der auf die Torlinie zurückgeeilt war (51.). In der Offensive gelang den Leutzschern nach Wiederanpfiff so gut wie keinerlei Entlastung, wenn man einmal von dem abgeblockten Schuss Tommy Kinds absieht (53.). Die Frankfurter Möglichkeiten häuften sich nun, doch die Fünfeckträger konnten zunächst mit Glück und Geschick einen weiteren Gegentreffer verhindern. So verfehlten Djibril Sow und Bas Dost mit ihren Schüssen hauchzart das Ziel (57., 60.), bei einem Distanzschuss von Sahverdi Cetin lenkte Benjamin Bellot das Streitobjekt reaktionsschnell an den Außenpfosten (61.). Doch bereits nach dem folgenden Eckball war es dann passiert. Dieser wurde zwar zunächst geklärt, allerdings brachte Cetin die Kugel erneut in die torgefährliche Zone, wo Lucas Torró den zu kurz abgewehrten Ball direktnahm und zum 3:1 unter die Latte hämmerte (62.). Zwei Minuten später bauten die Hessen den Vorsprung weiter aus. Nach einem Leutzscher Fehlpass im Spielaufbau sah André Silva auf der linken Seite Timothy Chandler, der die Kugel aus dem Stand per Bogenlampe zum 4:1 ins lange Eck beförderte (64.). Ein wahres Traumtor!

Nach diesem vierten Treffer nahmen die Frankfurter glücklicherweise wieder etwas den Fuß vom Gas, was den Leutzschern nur entgegenkommen konnte. Fortan konnten sich die Chemiker aus der Umklammerung der Hessen etwas befreien, auch wenn sich zwingende Torgelegenheiten nicht ergaben. Einzig Daniel Heinze bedrohte mit einem Distanzschuss das SGE-Gehäuse, aber hier brauchte Felix Wiedwald nicht einzugreifen (72.). Die Eintracht verwaltete die Schlussphase im Energiesparmodus, trotzdem konnte der Bundesligist gegen Ende noch einmal zuschlagen. Nach einer schnellen Freistoß-Ausführung von Daichi Kamada lupfte Erik Durm die Kugel von der halbrechten Seite über Bellot hinweg – André Silva hatte im Sturmzentrum wenig Mühe, die Kugel zum 5:1 im verwaisten Leutzscher Tor unterzubringen (84.). Zwar versuchte sich kurz vor Schluss noch einmal Nicolai Müller mit einem spektakulären Fallrückzieher, doch hier fehlten die berühmten Zentimeter (89.).

Fazit: Am verdienten Sieg das Bundesligisten gibt es nichts zu rütteln, doch großen Respekt für die Leistung der Elf von Trainer Miroslav Jagatic. Sehr ordentlich zog man sich gegen diesen hochkarätigen Gegner aus der Affäre, was Mut für die kommenden Aufgaben machen dürfte. Bereits am kommenden Mittwoch sind die Leutzscher in der Regionalliga gefordert, wenn man um 19:00 Uhr bei Germania Halberstadt spielt. Für Eintracht Frankfurt geht es in der Bundesliga am Samstag weiter, wenn man um 15:30 Uhr beim FC Augsburg antritt. Für alle Akteure der BSG war diese Begegnung in Frankfurt ein absolutes Erlebnis – das Resultat spielte letztendlich nicht die Hauptrolle. Es war ringsum eine absolut gelungene Veranstaltung vor einer tollen Kulisse – bezüglich des Betrages für „Flutlicht für Leutzsch“ gilt nochmals ein großer Dank an die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt.

SG Eintracht Frankfurt – BSG Chemie Leipzig 5:1 (2:1)

SG Eintracht Frankfurt: Jan Zimmermann (46. Felix Wiedwald) – Almamy Touré, Lucas Torró, David Abraham – Erik Durm, Djibril Sow, Gelson Fernandes, Sahverdi Cetin (70. Daichi Kamada), Timothy Chandler – Bas Dost (78. Nicolai Müller), André Silva (87. Dominik Kohr) – Trainer: Adi Hütter
BSG Chemie Leipzig: Benjamin Bellot – Manuel Wajer (70. Leo Felgenträger), Stefan Karau (29. Tommy Kind), Benjamin Boltze, Philipp Wendt (87. Damon Westphal) – Björn Nikolajewski (89. Sebastian Berg), Alexander Bury – Florian Schmidt (56. Valentino Schubert), Daniel Heinze, Raffael Cvijetkovic (56. Denny Krahl) – Tomáš Petráček (59. Elvir Ibisevic) – Trainer: Miroslav Jagatic
Schiedsrichter: Timo Wlodarczyk (Weiterode) – Schiedsrichter-Assistenten: Patrick Glaser (Freudenberg), Dennis Jantz (Kohlheck)
Tore: 1:0 Silva (15.), 1:1 Tomáš Petráček (17.), 2:1 Durm (40.), 3:1 Torró (62.), 4:1 Chandler (64.), 5:1 Silva (84.)
Zuschauer: 9000 in der PSD Bank Arena zu Frankfurt (ca. 2000 mitgereiste Chemiker)

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