In den 1990er Jahren standen sie in Diensten des Spandauer SV und des FC Sachsen noch als Gegner auf dem Platz, fortan wollen sie zusammen die positive sportliche Entwicklung der Chemiker fortsetzen: Miroslav Jagatic, Cheftrainer der Herren-Regionalligamannschaft, und Steffen Ziffert, neuer – und erster hauptamtlicher – Sportlicher Leiter der BSG Chemie Leipzig. Bereits am Montag trafen sie sich im Alfred-Kunze-Sportpark.
Steffen Ziffert hat den Werdegang der Grün-Weißen in den vergangenen Jahren ganz genau verfolgt. „Nicht nur im TV oder in der Zeitung, sondern auch im Stadion. Zuletzt zum Beispiel gegen Meuselwitz und Jena. Besonders im Gedächtnis geblieben sind mir der Sieg und die Stimmung im DFB-Pokalspiel gegen Jahn Regensburg. Beeindruckt hat mich auch die Art und Weise, wie sich Verein und Fans beim Abstieg 2018 von der Regionalliga verabschiedet und den direkten Wiederaufstieg gepackt hatten“, erinnert sich der gebürtige Bad Lausicker.
Enge Abstimmung über Kader, gemeinsame Überzeugungen über Fußball
Bei Rundgängen durch den Alfred-Kunze-Sportpark konnte sich Steffen Ziffert ein Bild von den schon realisierten und den noch geplanten Verbesserungen der Bedingungen im Leutzscher Holz machen. „Der neue Kunstrasen hat die Situation speziell für den Nachwuchsbereich schon enorm verbessert. Ein weiterer, ganz wichtiger Baustein im Gesamtprojekt ‚Professionalisierung‘ wird das neue Sozialgebäude“, sagt der neue Sportliche Leiter, der als scheidender Trainer von Oberligist FC Grimma gerade die „Mission Klassenerhalt“ erfolgreich abschloss und sich nun voll auf Chemie konzentrieren will.
Dafür möchte sich „Ziff“ an neuer Wirkungsstätte einleben. „Erst mal will ich ankommen und mein neues Arbeitsumfeld kennenlernen. Ich wurde hier sehr herzlich aufgenommen. So wird es mir leichter fallen, den Ist-Zustand zu analysieren, Prioritäten festzulegen und dann die wichtigsten Aufgaben anzugehen.“ Dazu gehört auch die Kaderplanung, über die er bisher fortlaufend in Kenntnis gesetzt wurde – und in die er nun aktiv einsteigen wird. „Ich hatte bis dato – wie sich herausstellte: absolut zurecht – vollstes Vertrauen, dass die richtigen Entscheidungen getroffen werden würden“, erzählt Ziffert. „Miro und ich waren uns aber auch einig, dass der eine oder andere Platz im Kader noch freibleiben würde, um zu einem späteren Zeitpunkt noch reagieren zu können.“
Künftig werde der Mannschaftskader stets in enger Abstimmung mit Trainer Miroslav Jagatic zusammengestellt, bekräftigt Steffen Ziffert. Wo und durch wen genau die Leutzscher sich noch verstärken wollen, wird noch nicht verraten. „Auf ein paar Positionen besteht noch Handlungsbedarf“, sagt Miroslav Jagatic. „Aber da lassen wir uns natürlich nicht in die Karten gucken – umso schöner ist dann auch die Überraschung, wenn die Dinge spruchreif sind.“ Generell sieht der Chemie-Trainer die Möglichkeiten bei der Spielerfindung fortan weiter gestärkt: „Wir können beide auf gute Netzwerke zurückgreifen. Ich glaube, wir werden uns da gegenseitig sehr gut ergänzen und so das Beste für Chemie herausholen.“
Auf die Zusammenarbeit mit Miroslav Jagatic freut sich Steffen Ziffert schon: „Miro und ich haben uns intensiv ausgetauscht und dabei viele Gemeinsamkeiten festgestellt. Er ist ein absoluter Fußballfachmann mit viel Erfahrung und Leidenschaft“, sagt Ziffert. „Wir sind uns einig, dass im Fußball zuerst die Basics wie Laufbereitschaft, Einsatzwille und Teamgeist stimmen müssen. Gerade bei Chemie wird das von der Mannschaft immer erwartet. Darüber hinaus hat Miro eine klare Spielidee im Kopf. Über diese Punkte werden wir uns künftig intensiv austauschen.“
So sieht es auch Miroslav Jagatic: „Grundsätzlich haben wir bei Chemie eine klare Philosophie etabliert, Tugenden festgelegt, auf die wir Wert legen. Die Feinheiten werden Ziff und ich gemeinsam beleuchten.“
Ziele zu gegebener Zeit bekanntgeben, Gesamtkonzept Sport entwickeln
Über Ziele wollen sich Sportlicher Leiter und Cheftrainer zu gegebener Zeit äußern. „Dafür ist es noch zu früh“, sagt Steffen Ziffert. „Klar ist jedoch: Die Regionalliga ist keine Spaßliga. Jeder kann hier jeden schlagen, das haben wir oft genug gesehen. Aber natürlich will man sich weiterentwickeln, dafür ist man schließlich Sportler. Ich weiß, dass man bei Chemie nicht mit Hauruck-Aktionen, sondern in gesunden Schritten vorangeht. Das wird unser Weg bleiben.“ Miroslav Jagatic lässt noch einmal die vergangenen drei Spielzeiten (21/22: Platz 9, 22/23: Platz 7, 23/24: Platz 8) Revue passieren: „Ich glaube, mit der sportlichen Entwicklung und mit den Ergebnissen können wir sehr zufrieden sein. Wir haben mit begrenzten Mitteln viel erreicht und finanziell besser aufgestellte Vereine immer wieder hinter uns gelassen.“ Nun sei erneut ein Umbruch zu bewältigen, die neue Mannschaft werde sich finden müssen. „Aber das haben wir in der Vergangenheit schon gemeistert, und ich bin zuversichtlich, dass uns das auch diesmal gelingt“, sagt Jagatic.
Um sich für kommende Vorhaben zu wappnen, will Steffen Ziffert auch den Nachwuchs weiter ertüchtigen, damit bald noch mehr junge Spieler den Sprung in die 1. Mannschaft schaffen können. „In der Lage sein, junge Talente entwickeln – dafür will ich einstehen. Überhaupt sollen alle Teams – übrigens auch die Frauenabteilung – ihre Position im sportlichen Gesamtkonzept bekommen“, sagt der 59-Jährige, der schon bei Energie Cottbus und später Erzgebirge Aue die Nachwuchsakademien leitete. Miroslav Jagatic, unter dem sich 2023/24 einige Jungchemiker zu Leistungsträgern mauserten, will auch künftig der Jugend die Chance geben, sich zu zeigen. „Junge Spieler an der Seite der erfahrenen Spieler an den Herrenfußball heranführen, sowohl auf dem Feld als auch in der Kabine – das ist uns zuletzt gut geglückt. Das wird auch so bleiben.“
Vorfreude auf Jubiläumskracher gegen Union Berlin
Natürlich freuen sich die beiden Verantwortlichen schon auf die inoffizielle „Revanche“ zum 40-jährigen Jubiläum der legendären Abstiegsrelegation 1984 den 1. FC Union Berlin (6. Juli 2024, 15.30 Uhr), der heute Bundesligist ist und Champions League gespielt hat. „Die Fans können sich auf ein tolles Fußballfest freuen. Auch für jeden Spieler unserer Mannschaft wird es ein Erlebnis und eine besondere Erfahrung, sich mit solchen Spielern messen zu können“, schwärmt Steffen Ziffert. Auch Miroslav Jagatic ist voller Vorfreude: „Wir wollen das Spiel genießen. Aber natürlich werden wir auch versuchen, den Eisernen so gut es geht Paroli zu bieten.“