Foto: Christian Donner
Ciao, bella Regionalliga 2023/24! Im brandenburgischen Hinterland geht für die BSG Chemie Leipzig eine weitere Saison in Deutschlands vierthöchster Spielklasse zu Ende, die speziell im neuen Jahr den ein oder anderen wunderschönen Moment bereithielt. Dank eines Kraftaktes in Unterzahl gegen den BFC Dynamo geht die BSG als Sechster in der Heimtabelle über die Ziellinie und zum Saisonabschluss bietet sich nun die Gelegenheit, auch die Statistik auf fremdem Platz noch ein wenig aufzuhübschen. Doch leichter gesagt als getan – gegen Luckenwalde konnte man immerhin in der Fremde noch nie gewinnen. Ob in dieser ohnehin historischen Rückrunde gegen unsere Gastgeber, die seit sechs Spielen auf einen Sieg warten, gleich noch eine weitere Premiere für die Geschichtsbücher hinzukommen kann? Zum 34. und letzten Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am kommenden Sonntag, 19. Mai 2022, um 13 Uhr beim FSV Luckenwalde im Werner-Seelenbinder-Stadion.
Favoritenschreck in ruhigem Fahrwasser: zur Saison des FSV
Wenn der FSV Luckenwalde in dieser Spielzeit auf Top-Teams der Liga traf oder auf solche, die gerne eines wären, wurde nicht selten und auch nicht zu Unrecht das Label Favoritenschreck an das Team von Coach Michael Braune vergeben. Auch am vergangenen Wochenende konnte man im Brandenburger Duell mit dem FC Energie Cottbus einem Meisterschaftskandidaten ordentlich in die Suppe spucken: Klar, nach einer aufgrund von in den jeweiligen Anfangsphasen der beiden Halbzeiten eklatant verschlafenen Hausherren zusammengekommene Drei-Tore-Führung mit nur einem Punkt die Heimreise anzutreten, nervt. Dem großen Nachbarn aus dem Südosten des Bundeslandes vor fast 20.000 Menschen im eigenen Haus die Party zu vermiesen hat jedoch bestimmt einen ähnlich süßen Geschmack, vor allem, weil man sich gleich in beiden Spielen schadlos hielt, gegen den Vorjahresmeister zwei Punkte erkämpfen konnte und mit dem Punkt (auch dank der Niederlage von Hansa II) nebenbei noch den Klassenerhalt sicherte.
Ohnehin lieferte der FSV Luckenwalde gegen Teams aus der oberen Tabellenhälfte oder mit weit umfangreicheren Möglichkeiten ausgestattete Clubs regelmäßig mindestens ordentliche Leistungen ab – und griff damit gleich mehrmals direkt in den Titelkampf ein. Gegen alle drei ernsthaften Anwärter auf Meisterschaft und Aufstieg gab man von den sechs Aufeinandertreffen lediglich zwei verloren und setzte schmerzhafte Stiche: Wie oben erwähnt, verhinderte man gerade erst die vorzeitigen Feierlichkeiten beim FC Energie, der nun doch bis Spieltag 34 mindestens ein bisschen zittern muss. Am 24. Spieltag kam man gegen den klar favorisierten Greifswalder FC zweimal nach Rückstand zurück und wollte sich zum Leidwesen der Vorpommern partout nicht geschlagen geben, die mit einem Sieg die Tabellenspitze hätten übernehmen können. Und nur drei Wochen später gelang gegen den BFC Dynamo sogar ein Heimsieg mit 2:0, der für die Berliner die zweite Niederlage hintereinander und eine weitere schmerzhafte Delle im zu dem Zeitpunkt noch aktuellen Aufstiegsdreikampf bedeutete.
Wer sich hier vage an die vergangene Saison erinnert fühlt, liegt absolut richtig, blieben sich die Luckenwalder in dieser Hinsicht doch auch 2023/24 treu. Sie ärgerten die so genannten Großen und sicherten sich vorzeitig den Klassenerhalt, doch gänzlich zufrieden wird man im Fläming mit dieser Saison nicht sein können. Betrachtet man den Verlauf der Leistungen unter Coach Michael Braune, der zur Saison 2020/21 übernahm, so präsentiert sich die aktuelle als die mit Abstand schwächste unter seiner Führung und steht auch statistisch eher in einem Abwärtstrend. Der FSV wird dieses Jahr, auch mit einem Sieg gegen die BSG Chemie, den schwächsten Punkteschnitt unter Braune einfahren, hinkt auch bezüglich der Tordifferenz den Vorjahren hinterher, wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg und sammelte 2024 in 18 Partien nur 15 Zähler (0,83 Punkte pro Spiel und Platz 17 in der Rückrundentabelle) – und beim Stichwort Favoritenschreck ist es auch Teil der Wahrheit, dass man gegen andere Teams aus dem oberen Tabellendrittel wie Altglienicke, Viktoria Berlin oder Carl Zeiss Jena keinen einzigen Punkt sammeln konnte und teilweise gnadenlos baden ging. Nichtsdestotrotz war der Klassenerhalt für die Brandenburger in dieser Spielzeit zu keinem Zeitpunkt ernsthaft in Gefahr, was für unsere BSG Chemie mindestens zwei weitere Spiele im Werner-Seelenbinder-Stadion bedeutet – welches ihr bisher noch nicht so recht liegen wollte.
Big Point der Moral: Chemie vor dem Saisonabschluss mit Blick nach vorne
Seit der Saison 2017/18, seit man sich in Regional- und Oberliga regelmäßig begegnet, konnten die Chemiker aus zehn Partien lediglich zwei für sich entscheiden, beide davon im Alfred-Kunze-Sportpark. Viermal trennte man sich unentschieden, viermal ging der FSV Luckenwalde siegreich vom Platz und im 3000 Menschen fassenden „Seele“ ging für Chemie dabei wenig bis gar nichts. Gleich zweimal fing man sich in Luckenwalde fünf Tore (2018 in der Oberliga beim 3:5 und 2022 gar ein 0:5) und auch in der Vorsaison – 3. Spieltag, 19. August, 19 Uhr – war nach einer desolaten ersten Halbzeit und einem Pausenstand von 0:2 eine echte Willensleistung nötig, um nicht nur durch Manassé Eshele und Janik Mäder auszugleichen, sondern dies nach einer gelb-roten Karte für Alexander Bury noch rund 20 Minuten über die Zeit zu bringen.
Gleich viermal so lange sah sich die Chemie-Elf am vergangenen Sonntag im AKS mit dieser Herausforderung konfrontiert, nachdem Philipp Wendt in der 12. Minute durch Schiedsrichter Johannes Schipke aus Halle (Saale) des Feldes verwiesen wurde. Unsere Nummer 18 steht demnach auch am 34. Spieltag nicht zur Verfügung, wird sich aber gemeinsam mit den Fans in Luckenwalde verabschieden. Effektiv ein ganzes Spiel lang ein Mann weniger, dazu die sommerlichen Temperaturen in einem durchaus aufgeladenen, ausverkauften Duell waren dann die Rahmenbedingungen für ein 1:1 (0:1) gegen den BFC Dynamo, das sich die Leutzscher aufopferungsvoll und redlich verdient haben. Nach der kurz auf die Rote Karte folgenden Führung für die Gäste glich Maximilian Jagatic für unsere Leutzscher in der 69. Minute auf Vorlage von Timo Mauer aus und markierte seinen zweiten Saisontreffer. Engagiert und im Kollektiv brachte das Team von Miroslav Jagatic, der erst kürzlich seinen Vertrag in Leutzsch bis 2027 verlängerte, das Unentschieden über die Zeit. Unter dem Strich eine Moralleistung, die sicher auch unserem neuen Sportlichen Leiter, Steffen Ziffert, und Neuzugang Tim Bunge (vom FC Eilenburg) einen guten Eindruck von ihrer alten neuen Wirkungsstätte gegeben haben dürfte – herzlich willkommen zurück im Leutzscher Holz!
In der Heimbilanz muss sich unsere BSG damit auch nach einer weiteren Saison vor niemandem in der Liga verstecken: bärenstarke 1,71 Punkte pro Spiel im Alfred-Kunze-Sportpark stehen zu Buche und mit gerade einmal zwei Niederlagen auf eigenem Platz gesellt man sich zu Spitzenteams der Liga wie Greifswald, Cottbus oder dem BFC. Mit einem Sieg in Luckenwalde könnte die BSG nicht nur noch einmal etwas für die Geschichtsbücher schaffen und würde gleichsam in der Auswärtstabelle noch ein wenig Boden gut machen. So oder so, die BSG Chemie beendet die Saison 2023/23 mindestens auf Platz neun, in der oberen Tabellenhälfte. Vielen Dank, liebe Chemikerinnen und Chemiker, seid stolz auf euch!
Zum 34. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonntag, 19. Mai 2024, um 13 Uhr beim FSV Luckenwalde im Werner-Seelenbinder-Stadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Rasmus Jessen (Berlin), an den Seitenlinien assistieren ihm Thimo Hendrik Welk und Leander Dietz. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die unserer Elf nicht nach Luckenwalde folgen können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Ciao, Saison 2023/24!
kiro