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Leutzsch bereit fürs Leipziger Derby

Foto: Christian Donner

Heute kann es regnen, stürmen oder schneien – 1200 Chemikerinnen und Chemiker ziehen trotzdem ins „Plache“ ein. Kurz vor Ende der Spielzeit steht für die BSG Chemie und ihre Anhängerschaft die prestigeträchtigste Auswärtspartie des Jahres an. Die Leutzscher Menge wird ihr Bestes dafür geben, dieses Duell für die BSG mitzuentscheiden und die Frage zu klären, wer sich mindestens bis in den Sommer „Derbysieger“ nennen darf – dass man dafür 90 Minuten Vollgas geben muss, kann ja einen Leutzscher nicht erschüttern: Zum 32. Spieltag der Regionalliga Nordost und zum 111. Leipziger Pflichtspielderby gastiert die BSG Chemie am heutigen Sonntag, 5. Mai 2024, um 16 Uhr beim 1. FC Lokomotive Leipzig im Bruno-Plache-Stadion.

Druck auf dem Kessel: die Saison des 1. FC Lokomotive

Die Spielzeit 2023/24 hatte man sich bei unseren heutigen Gastgebern gewiss anders vorgestellt. Im Sommer vergangenen Jahres – speziell mit Blick auf den turnusmäßig verfügbaren direkten Aufstiegsplatz in die 3. Liga – noch zweifellos als eine der Mannschaften gehandelt, denen zumindest Außenseiterchancen auf Meisterschaft und Aufstieg zugerechnet wurden, steht man nicht ganz zwölf Monate später im Niemandsland der Tabelle und blickt auf die wohl unruhigste Saison der jüngeren Vereinsgeschichte zurück. Mit der Tabellenspitze oder auch nur der Verfolgergruppe hatte Lok zu keinem Zeitpunkt der Saison ernsthaft zu tun, sondern musste im Gegenteil zwischenzeitlich zumindest leise bangen, nicht in den Abstiegskampf hineingezogen zu werden.

Aber von vorn: Bereits der Saisonstart unserer Gastgeber verlief nicht optimal. Von den ersten zehn Partien gab man gleich fünf verloren und sammelte mit drei Siegen und zwei Remis nur knapp mehr als einen Punkt pro Spiel. Im DFB-Pokal musste man sich Eintracht Frankfurt mit 0:7 geschlagen geben. Gerade zweifellos nicht eingeplante Niederlagen gegen Teams wie Meuselwitz oder Luckenwalde und die eklatante Auswärtsschwäche (ein Punkt aus fünf Partien) mussten im Vereinsumfeld Besorgnis erregen, die sich im folgenden Lowlight der Saison auch bestätigen sollten: Am 11. Spieltag ging man in Lichterfelde gegen Viktoria Berlin mit 0:5 baden, die Anhängerschaft machte ihrem Unmut lautstark Luft und der Stuhl von Trainer Almedin Civa wackelte für alle hörbar. Nichtsdestotrotz bekam Civa noch bis in den Januar hinein Zeit, schaffte es aber nicht, den Club aus der sportlichen Misere zu führen. Mit nur 17 Zählern aus 16 Spielen und auf Platz 14 in der Tabelle endete die Zeit von Almedin Civa in Probstheida, Tomislav Piplica übernahm interimistisch.

Auch wenn Piplica die Mannschaft stabilisieren und bereits mehr Punkte (20) einfahren konnte als sein Vorgänger (im Schnitt eine Verbesserung um 0,27 Punkte pro Spiel), steht im Vergleich zur Vorsaison ein Leistungsabfall zu Buche, der durchaus klare Arbeitsaufträge für den neuen Cheftrainer formuliert, der sich das 111. Leipziger Derby freilich nicht entgehen lassen wird: Jochen Seitz, der über 150 Spiele in der Bundesliga für Unterhaching, den HSV oder den VfB Stuttgart in seiner Vita vorweisen kann, übernimmt zur neuen Saison die Geschicke an der Seitenlinie. Von 2016 bis 2023 betreute der aus Erlenbach am Main stammende Seitz den bayerischen Regionalligisten Viktoria Aschaffenburg, aus dem er ein veritables Spitzenteam in der Liga formte. Nun soll Seitz dafür sorgen, dass sich eine Saison wie diese nicht wiederholt und man wieder die starken Leistungen der Vorjahre auf den Platz bekommt. Denn der Quervergleich offenbart, warum man bei Lok bestimmt drei Kreuze machen wird, wenn diese Saison zu Ende geht: Ganze neun Tabellenplätze tiefer als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison, zusammengenommen 30 Tore schlechter, eine Verschlechterung des Punkteschnitts um 35 Prozent auf 1,16 Punkte pro Spiel und eine zweistellige Anzahl Niederlagen (12), noch dazu lediglich fünf von 32 Spielen ohne Gegentor.

Das Wochenende naht, endlich wieder Auswärtsfahrt: 1200 Chemikerinnen und Chemiker in Probstheida

Um die bestehenden Chancen ihrer Elf wissen auch alle Fans der BSG Chemie, die heute mit 1200 Meenschen ins „Plache“ werden reisen können. Am vergangenen Freitag sahen sie im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark – der mit der ergreifenden Würdigung von und Erinnerung an unsere Löwin Lotti ohnehin seine ganz eigene Bedeutung und Atmosphäre hatte – ein 0:0 gegen den SV Babelsberg 03 und unter dem Strich ein Spiel, welches auch keinen Sieger verdient hatte. Nichtsdestotrotz muss man der Elf von Miroslav Jagatic anrechnen, dass sie gegen eines der Spitzenteams der Liga, in dessen Kader eine Menge Regionalligaerfahrung vorhanden ist und welches unter Profibedingungen arbeitet, die Null halten und einen Zähler in Leutzsch belassen konnten und dabei die auch in dieser Spielzeit wieder vorbildliche Heimbilanz (1,75 Punkte pro Spiel) aufrecht erhalten. Darüber hinaus gab es in der Partie gegen Nulldrei auch keine weiteren Verwarnungen oder Platzverweise, weshalb Miroslav Jagatic im Derby, mit Ausnahme von Alexander Bury, kadertechnisch aus dem Vollen schöpfen können sollte.

Die Form der Chemie-Elf flachte nach der fulminanten Siegesserie vor einigen Wochen etwas ab, doch mit acht Punkten aus den letzten fünf Duellen befindet man sich hier dennoch zweifellos noch im Soll. Die enttäuschende Leistung des Duells gegen Greifswald wiederholte sich gegen die Filmstädter nicht und mit zurzeit 43 Zählern auf Tabellenplatz 9 können die Grün-Weißen wohl durchaus ein wenig entspannter in das Ortsduell gehen als unsere Gastgeber.

In den jüngsten Begegnungen mit dem Ortsrivalen hatte, wenn diese überhaupt einen Sieger fanden, jedoch Letzterer häufiger die Nase vorn. Die Begegnung in der Hinserie endete nach Blitzstart durch Timo Mauer und dem Ausgleich durch Luca Sirch 1:1, aus der Saison 2022/23 sprang für die BSG nur ein Zähler aus den Derbys heraus. Um den aktuellsten Derbysieg unserer Elf zu finden, muss man in den späten Mai 2022 blicken, als am seinerzeit 37. Spieltag Florian Kirstein zum Derbyhelden wurde (und der heute verletzt fehlende Djamal Ziane ein Eigentor beisteuerte) und ganz Leutzsch mit dem 2:1 (1:0) in Ekstase versetzte. Zwei Jahre ohne Derbysieg fühlen sich schon ganz schön lang an – man könnte fast meinen, das Team von Miroslav Jagatic wäre langsam mal wieder dran, wenn das 111. Leipziger Derby einen Sieger sucht.

Zum 32. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am heutigen Sonntag, 5. Mai 2024, um 16 Uhr beim 1. FC Lokomotive Leipzig im Bruno-Plache-Stadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Marko Wartmann (Großvargula), der in dieser Saison auch unsere Hinrundenpartie gegen den FC Energie Cottbus leitete. An den Seitenlinien assistieren ihm Johannes Schicke und Tim Kohnert, als vierter Offizieller fungiert Lars Albert. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die nicht mit nach Probstheida reisen können (der Gästeblock ist ausverkauft), begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt; darüber hinaus überträgt der Mitteldeutsche Rundfunk die Partie live in TV und Stream. Nach dem Leipziger Derby wartet für das Team der BSG in der kommenden Woche bereits der nächste Kracher, am kommenden Sonntag, 13. Mai 2024, gastiert der BFC Dynamo um 13 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark.

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