
Foto: Christian Donner
So langsam aber sicher kommt die Spielzeit 2023/2024 in der Regionalliga Nordost zu ihrem Ende, die Tabelle manifestiert sich und die meisten Tabellenregionen bleiben von allzu großen Sprüngen und Veränderungen verschont. Das heißt einerseits, dass die Teams von den Mittelfeldplätzen, zu denen auch die BSG und ihre diesmaligen Gäste zählen, mit dem vorzeitigen und entspannten Klassenerhalt die süßen Früchte ihrer Arbeit genießen dürfen, andererseits aber auch, dass diese durchaus ein wenig nach goldener Ananas schmecken können. Nichtsdestotrotz kann das aufgrund der sportlichen Situation befreite Aufspielen Trainern und Teams die Möglichkeit geben, auf dem Feld noch einmal Neues zu probieren, Altbewährtes zu verfeinern oder kadertechnisch kreativ zu werden – oder zu beweisen, dass eine einzige Niederlage nicht den Fortschritt mehrerer Wochen kaputt machen kann: Zum 31. Spieltag der Regionalliga Nordost und zum vorletzten Heimspiel der Saison 2023/2024 empfängt die BSG Chemie Leipzig am morgigen Freitag, 26. April 2024, um 19 Uhr im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch.
Spannende Wochen in Potsdam: was passiert mir Markus Zschiesche?
Mehr oder minder aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern der Regionalliga Nordost wird nicht entgangen sein, dass der Name von Markus Zschiesche, dem 42 Jahre alten Cheftrainer des SV Babelsberg 03, eigentlich schon seit seinen Zeiten bei Tennis Borussia in schöner Regelmäßigkeit diskutiert wird, wenn ein ambitionierter Verein aus der Staffel einen neuen Impuls setzen oder in Zukunft oben angreifen will. Und denjenigen, die die Liga noch ein wenig aufmerksamer beobachten, fällt in der Regel auf, dass dem auch nicht grundlos so ist. Zschiesche, der Zeit seiner Karriere, ob als Spieler oder als Trainer, bis auf einen Kurzausflug zum Bonner SC der Region Berlin-Brandenburg eigentlich stets treu geblieben ist, steht für mutigen und aktiven Fußball und stellte speziell während seines Engagements bei Tennis Borussia unter Beweis, dass auch mit einem knappen Budget und jungen, unerfahrenen Spielern eine mehr als ansprechende Spielweise auch in der deutschen Viertklassigkeit möglich ist. 2022 endete Markus Zschiesches Amtszeit bei TeBe und es war klar, dass der gebürtige Berliner zu Höherem berufen sein würde. Schlussendlich sollten die Filmstädter aus Babelsberg die Verpflichtung eintüten, Zschiesche sah mit TeBe das Ende der Fahnenstange erreicht. Nach seinen jeweils fast vollständigen zwei Saisons bei TeBe und in Babelsberg kann sich die Arbeit von Zschiesche, der als akribisch und passioniert gleichermaßen gilt, durchaus sehen lassen: mit jeder Saison steigerte Zschiesche den Punkteschnitt seines Teams, holte mit Nulldrei so viele Siege in einer Spielzeit wie noch nie in seiner Karriere und benötigt auch zurzeit lediglich acht Zähler aus den verbleibenden vier Spielen, um das beste Ergebnis der Babelsberger seit der Regionalligaumstrukturierung einzufahren (bisheriger Rekord: 55 Zähler).
Zuletzt war bei den Filmstädtern, momentan mit 48 Punkten Sechster der Tabelle, ein wenig der so genannte Wurm drin – aus den jüngsten fünf Begegnungen sprang nur ein einziger Sieg heraus, was sich in relativ deutlichem Kontrast zur Performance vor dem Jahreswechsel präsentiert, der sich mit neun Siegen aus 15 Partien wirklich sehen lassen konnte. Nichtsdestotrotz kann Nulldrei sportlich in der Liga rein zu diesem Zeitpunkt rein gar nichts mehr passieren, sodass auch die jüngsten Niederlagen gegen Hansa II (1:2) und Energie Cottbus (0:3) verkraftbar sind. Das Saisonhighlight wäre für den SVB (abgesehen von der Chance auf den Rekord) selbstredend am 25. Mai, wenn es im Brandenburg-Derby erneut gegen den FC Energie um den Gewinn des Landespokals und für den (Noch-)Trainer um einen Saisonabschluss nach Maß geht – ob man sich dann aus SVB-Sicht wenige Wochen später wiedersehen würde, oder womöglich mit Zschiesche auf einer anderen Trainerbank, das steht noch auf einem anderen Blatt.
Das kann doch einen Leutzscher nicht erschüttern: Chemie vor dem Saisonendspurt
Auch die schönste Serie findet ein Ende und davor bleibt auch die glorreiche BSG Chemie nicht gefeit. Nach fünf ungeschlagenen Spielen in Serie, von denen gleich vier hintereinander gewonnen und nebenbei auch der Vorjahresmeister aus Cottbus mit 3:0 demontiert wurde, war es für die Grün-Weißen am vergangenen Samstag am Greifswalder Bodden trotz schönstem Wetter zügig vorbei mit eitel Sonnenschein. Durch zwei abgefälschte Tore, bei denen unser zwischen die Pfosten zurückgekehrter Kapitän Benjamin Bellot zweimal komplett ohne Chance war, lag das Team von Miroslav Jagatic beim souverän aufspielenden Aufstiegsaspiranten zügig mit 0:2 hinten und die Dramaturgie des Spiels zeichnete sich deutlich ab. Insgesamt brachte Chemie, das spontan auf Cemal Kaymaz sowie aufgrund der roten Karte auf Philipp Harant verzichten musste, an diesem Tag nichts von ihrem fußballerischen Können auf den Rasen, verzettelte sich in Unkonzentriertheit und schlampigen Fehlern und hätte an diesem Tag auch nur mit viel Wohlwollen einen Punkt verdient gehabt.
Dennoch steht die BSG Chemie voll im Soll, mit 34:38 Treffern – witzigerweise genau das inverse Torverhältnis von Babelsberg – auf Tabellenplatz neun und mit der beruhigenden Gewissheit, auch in der kommenden Saison in der besten Regionalliga der Republik antreten zu können. Darüber hinaus konnte das Team von Miroslav Jagatic auch die berühmte Leutzscher Heimstärke wieder bestätigen und rangiert in der Heimtabelle auf Platz sechs souverän im Spitzendrittel, vor der Konkurrenz aus beispielsweise Erfurt, Jena oder unserem Stadtrivalen. Gegen die Filmstädter nun bietet sich also die vorletzte Möglichkeit dieser Saison, es gerade vor eigenem Publikum besser zu machen, nachdem man in Greifswald obendrein auch noch zum ersten Mal seit vier Partien ohne eigenen Treffer geblieben war. In jüngerer Vergangenheit stellte uns das Team aus Potsdam wiederholt vor mächtig Probleme, im Hinspiel unterlag man im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion nach Treffern von Daniel Frahn und Paul Wegener mit 0:2 (0:0). Der letzte Leutzscher Sieg ist gleichsam schon über zwei Kalenderjahre alt: Am 6. Februar 2022 gewannen die Chemiker zuletzt gegen Nulldrei, Tom Müller, Tarik Reinhard und ein gewisser Florian Kirstein besorgten hierbei die Treffer – und es wird zweifellos für eine Neuauflage. Ob nun Ananas oder nicht: Zähne zeigen, bissig sein und, wenn alles gut läuft, die süße Frucht des Heimerfolges genießen!
Zum 31. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am morgigen Freitag, 27. April 2024, um 19 Uhr den SV Babelsberg 03 im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Florian Butterich (Adelhausen), der in dieser Saison auch bereits das 1:2 der Leutzscher gegen Zwickau leitete. An den Seitenlinien assistieren ihm Johannes Drößler und Marko Wartmann. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die morgen nicht den Weg nach Leutzsch antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Alle Fans, die morgen vor Ort sein können, werden darauf hingewiesen, bitte um spätestens 18:45 Uhr ihre Plätze eingenommen zu haben, denn die BSG Chemie will am morgigen Abend mit all ihren Unterstützerinnen und Unterstützern einen ganz besonderen Moment teilen.
kiro