Foto: Christian Donner
Drei Punkte, drei Tore, endlich! Die Chemikerinnen und Chemiker wurden für den seit mehreren Partien störenden bitteren Beigeschmack ihrer Geduld wahrlich zuckersüß entlohnt. Nach drei Niederlagen in Serie münzte das Team von Miroslav Jagatic seine deutliche Überlegenheit auf dem Feld in Zählbares um und behielt gegen die Zweitvertretung der Berliner Hertha die drei Punkte mehr als verdient in Leutzsch. Mit nur drei Tagen Pause wartet nun jedoch mit dem Vorjahresmeister zur Mitte der Englischen Woche eine ungleich schwerere Aufgabe: Zum Nachholspiel des 22. Spieltags der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am morgigen Mittwoch, 27. März 2024, um 19 Uhr den FC Energie Cottbus im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch.
Diesmal aber wirklich: was geht noch für Energie?
Ein Blick zurück zum selben Zeitpunkt der Vorsaison erlaubt vielleicht den ein oder anderen Schluss, der sich auf die Beantwortung dieser Frage auswirken könnte. Sonntag, 19. März 2023, der FC Energie gewinnt dank Nicolas Wähling und Malcolm Badu – die beide ein Tor und eine Vorlage verbuchen – mit 2:0 bei Lok Leipzig. Mit diesen drei Punkten platziert man sich im Meisterschaftskampf mit dem FC Rot-Weiß Erfurt, der zu diesem Zeitpunkt noch in vollem Gange ist, aufgrund der besseren Tordifferenz bei einer Punktgleichheit von 52 Zählern vor den Thüringern. Sechs Spiele ist man nun ungeschlagen, stellt den besten Sturm und die zweitbeste Defensive der Liga und harrt der Spiele des letzten Saisonviertels, an dessen Abschluss man tatsächlich ganz oben stehen und sich für die Aufstiegsrelegation qualifizieren sollte. Das Ergebnis der Relegationsspiele gegen die SpVgg Unterhaching ist bekannt und auch in diesem Jahr findet sich der FC Energie Cottbus nach 25 Partien mit einem anderen rot-weißen Team im Kampf um die Tabellenspitze und die Meisterschaft – nur mit der kleinen Ausnahme, dass in diesem Jahr der direkte Aufstieg winkt.
Doch zurzeit ist die Stimmung nicht so positiv-entschlossen wie noch vor einem Jahr: Der Gegner heißt in dieser Saison allerdings auch nicht FC Rot-Weiß Erfurt, sondern Greifswalder FC und zurzeit grüßt auch ebenjener Greifswalder FC von der Tabellenspitze, während sich Claus-Dieter „Pele“ Wollitz, der den übervollen Spielplan seines Teams wiederholt monierte, und seine Cottbusser noch hinter dem BFC Dynamo mit Platz drei abfinden müssen. 15 Siege, sechs Remis und vier Niederlagen ergeben insgesamt 51 Zähler, 49 eigene Treffer (gemeinsam mit Dynamo Platz zwei in der Liga) und 25 Gegentreffer (Rang drei) sprechen zumindest auf dem Papier für Leistungen aus dem obersten Regal in der Regionalliga. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Unterschied im Punkteschnitt um nur 0,04 Punkte pro Spiel geringer und damit in der Bewertung getrost zu vernachlässigen, ebenso hat man sogar ein Spiel weniger verloren und kann das als positiv verbuchen. Aus der Tordifferenz (+24 gegenüber +32 im Vorjahr) – gerade vor dem Hintergrund der höheren Anzahl an Remis in dieser Saison – lassen sich jedoch einige Erkenntnisse über die Saison ableiten: 1. An der Ligaspitze spielen drei Teams, wie es so schön heißt, im Stile einer Spitzenmannschaft. Der Grund dafür, dass Cottbus auf Rang drei steht, ist nicht ein Mangel in Qualität oder Performance, sondern eine (bisher zumindest) Ausnahmesaison der Greifswalder. 2. Der FC Energie hat nie hoch verloren und auch insgesamt erst vier mal das Spielfeld ohne Punkte verlassen (Viktoria Berlin, Carl Zeiss Jena, BFC und RWE). Die fehlenden Punkte zur Tabellenspitze kann man sich allerhöchstens dahingehend ankreiden, dass man bei den Remis gegen beispielsweise Chemie, Luckenwalde oder Altglienicke keine Lösungen fand und Zählbares liegen ließ. 3. Innerhalb des Spitzentrios hat nur der Greifswalder FC hinsichtlich der Tordifferenz – sollte es in der Meisterschaft am Ende Spitz auf Knopf und auf Punktegleichstand hinauslaufen – deutlich die Nase vorne (+32), mit dem BFC liegt man annähernd gleichauf. 4. Für den Aufstieg brauchen die Cottbusser, so oder so, eigentlich eine perfekte Saison, haben es mit den noch offenen Duellen gegen die beiden anderen aus dem Spitzentrio (Greifswald am 29., BFC am 32. Spieltag) aber auch noch in der eigenen Hand, allen zu zeigen, was in dieser Saison noch geht für Energie.
Aller guten Dinge sind drei: die englische Woche bei Chemie
Drei Punkte, drei Tore gegen Herthas Zwote zum Beginn einer englischen Woche mit drei Heimspielen? Der Gedanke an drei Heimsiege liegt dem träumenden Leutzscher Herz da natürlich nahe. Doch auch, wenn man sich kaum von der Euphorie des überzeugenden Sieges gegen die Berliner beruhigen will, darf man sich vor der anstehenden Partie auch nichts vormachen: Mit dem FC Energie Cottbus kommt eine der traditionell stärksten und an guten Tagen dominantesten Mannschaften der Liga ins Leutzscher Holz. Im Hinspiel brauchte es für die Jungs in grün und weiß, nach einem frühen Führungstor durch Paul Horschig auf Vorlage von Philipp Harant, eine aufopferungsvolle Leistung gegen die heimstarken Lausitzer, um einen Punkt mit nach Leutzsch zu nehmen – eine Premiere war es noch dazu. Nichtsdestotrotz erlaubt die Leistung des vergangenen Sonnabends zweifellos einen deutlich optimistischeren Blick auf die englische Woche als noch zuvor.
Und das auch nicht zu Unrecht, wenn man den Spielfilm gegen die Herthaner durchgeht: Von Minute eins an zeigte die Chemie-Elf eine engagierte und bestimmende Leistung, die in der ersten Halbzeit vor allem von Abschlüssen des in der Offensive emsigen, letztlich aber glücklosen Florian Kirstein lebte, der über seine gesamte Einsatzzeit ein wichtiger Teil der einsatzfreudigen Leutzscher Offensive war. Das Tor von Philipp Harant fast unmittelbar nach dem Seitenwechsel (48.) belohnte dann die Angriffsbemühungen der BSG und zündete die über 4000 Leutzscherinnen und Leutzscher vollends an. Das Team spielte weiter mutig nach vorne, doch bis in die Schlussphase hinein blieb es nur beim Anbahnen eines Tores gegen Herthaner, denen eher ausnahmsweise offensiv etwas einfiel. In der 85. Minute belohnte sich Lucas Surek dann mit einem Traumtor à la bonne heure für seine in den vergangenen Wochen sichtbaren Offensivbemühungen – Tor des Monats? Wir hätten da was. In der Nachspielzeit setzte Neuzugang (gegen nun nur noch zehn Berliner) Irfan Brando noch das 3:0 obendrauf und vergoldete den Leutzscher Samstag endgültig. Darüber hinaus durfte der AKS nach fünf Spielen Zwangspause auch wieder Cemal Kaymaz auf dem Rasen begrüßen, willkommen zurück! Unter dem Strich bleibt ein famoser Heimsieg gegen harmlose Berliner, in dessen Licht man sich noch kurz sonnen darf, aber auch die Herausforderungen der englischen Woche klar vor sich sieht: Gegen Cottbus braucht die Chemie-Elf einen Sahnetag, hat aber auch bereits gezeigt, dass sie gegen Energie punkten kann und mit einem nicht unrealistischen Dreier gegen Meuselwitz wird die englische immer noch zur chemischen Woche.
Zum Nachholspiel des 22. Spieltags der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am morgigen Mittwoch, 27. März 2024, um 19 Uhr den FC Energie Cottbus im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Kai Kaltwaßer (Berlin), der vor rund vier Wochen auch unsere Begegnung mit dem FSV Luckenwalde leitete. An den Seitenlinien assistieren ihm Pascal Wien und Philipp Vierock. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Mittwochabend nicht mit in Leutzsch von der Partie sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Darüber hinaus zeigt der Mitteldeutsche Rundfunk die Partie im Livestream. Bereits fünf Tage später bestreitet die BSG Chemie ihr drittes Heimspiel hintereinander gegen den ZFC Meuselwitz (Montag, 1. April 2024 um 13 Uhr).
kiro