Foto: Christian Donner
In höchst ungewohnter Weise bestreitet die BSG Chemie heute eine Partie gegen ein Team, das nicht aus der Bundeshauptstadt kommt. Aber keine Angst, nächste Woche wartet ja zum Glück schon Altglienicke. Doch bevor die grün-weiße Fangemeinde endlich wieder an die Spree reisen darf, empfängt man in Leipzig-Leutzsch zum erst dritten Heimspiel im Jahr die Schwäne aus Westsachsen, die sich momentan als eines der formstärksten Teams der Liga präsentieren. In der Tabelle stehen die Rot-Weißen hingegen noch hinter uns und gewiss wollen Miroslav Jagatic und sein Team dafür sorgen, dass das auch genau so bleibt: Zum 25. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am heutigen Sonntag, 10. März 2024, um 13 Uhr den FSV Zwickau im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch.
Flügelschlag: der Aufwärtstrend der Schwäne
Der Saisonstart war für die aus der 3. Liga abgestiegenen Zwickauer denkbar stürmisch. Für alle Absteiger aus der deutschen Drittklassigkeit hat ein solcher stets das Potential, sich zum sportlichen und finanziellen Super-GAU für Vereine auszuwachsen: Fernsehgelder brechen weg, Sponsoren springen ab, Spieler schauen sich nach sonnigeren Optionen um, Mannschaften brechen auseinander – kurzum, ein Abstieg in die Regionalliga bringt selten Gutes. Mit einem mit großer Wirksamkeit nach außen und solidarisch, durch Fans finanzierten Auffangschirm konnte es abgewendet werden, dass der FSV Investorengelder für seine Gesundung hätte annehmen müssen. Nichtsdestotrotz stand ein riesiger Umbruch ins Haus, der sich, allein aufgrund des schieren Volumens von 45 Wechselbewegungen, selbstredend auch auf dem Platz und in der Tabelle niederschlagen sollte.
Nichtsdestotrotz hätte man sich das Ankommen in der Regionalliga Nordost dann wohl doch etwas geschmeidiger und reibungsloser gewünscht. Nach aktuell 24 Spielen lässt sich die Saison der Schwanenstädter in zwei annähernd ideale Hälften teilen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Nach zwölf Spieltagen (hier befinden wir uns Ende Oktober vergangenen Jahres) stand Zwickau mit mageren acht Punkten auf dem drittletzten Tabellenplatz und konnte erst zwei Siege, dafür aber acht Niederlagen vorweisen, mit 27 Gegentreffern zählte man dazu noch zu den hinten anfälligsten Mannschaften. Nach einer Serie von sechs Spielen ohne Sieg musste man auf einmal schleunigst zusehen, nicht in ernsthafte Gefahr eines permanenten Abstiegskampfes zu geraten. Zwölf Spieltage später hingegen sieht die Welt dann schon deutlich anders aus: Seit November verlor der FSV Zwickau nur drei Partien, davon zwei im neuen Jahr (gegen Babelsberg und Cottbus) und außer zwei Remis (Eilenburg und Greifswald) sammelte man in den restlichen sechs Partien jeweils die volle Punktzahl ein. Darunter fielen auch mehrere deutliche Siege wie gegen Rot-Weiß Erfurt (5:0), Hertha II (4:1) oder Carl Zeiss Jena (5:2), die exemplarisch demonstrieren, dass die spielerischen Abläufe bei den Westsachsen immer besser ineinander zu greifen scheinen, gerade in einer Grundformation mit Viererkette in der Defensive. Speziell im neuen Jahr zeigen sich Lloyd-Addo Kuffour (1 Tor/2 Assists), Jahn Herrmann (3/3) und Veron Dobruja (2/1) offensiv sehr gut in Form. Gerade auswärts ließen die Auftritte der Schwäne – Platz 14 in der Gasttabelle bei einem Punkteschnitt von nur 0,9 aus zehn Spielen – jedoch häufig Federn und das womöglich auch im Alfred-Kunze-Sportpark.
Früher war mehr Berlin: die Chemie-Elf vor der Rückkehr in den Alfred-Kunze-Sportpark
Die Berliner englische Woche ist geschafft und bot für alle, die es mit der BSG halten, einen emotionalen Sieg, aber auch eine nicht unverdiente Niederlage. Nichtsdestotrotz brachte diese Woche drei beruhigende Punkte gegen den Berliner AK und führt nun immerhin in zwei Wochen mit nur einem Spiel für unsere Chemiker. Im Spiel gegen die Berliner Viktoria demonstrierte man durchaus den nötigen Willen und die Einsatzbereitschaft, sah sich aber – zugegebenermaßen machte man sich das Leben durch individuelle Fehler, Unkonzentriertheit und eine generelle Fahrigkeit im Aufballspiel durchs Mittelfeld oft genug selber schwer – einer individuell qualitativen, sehr jungen Truppe in Himmelblau an diesem Abend nicht gewachsen; der Siegtreffer durch Lucas Falcão hatte sich schon lange im Spiel angebahnt. Die Ausfälle von Cemal Kaymaz, der in seinen wenigen Einsätzen schon einen echten Mehrwert für die Stabilität des Spiels der Chemiker geliefert hatte, von Philipp Wendt, der in seinen über 150 Einsätzen für Chemie seinen Wert schon oft genug unter Beweis gestellt hat und auch des gelbgesperrten Timo Mauer, der mit seiner Geschwindigkeit immer ein Trumpf ist, den man gerne auf dem Feld hat (oder auch gegen müde gegnerische Beine wunderbar als Joker einsetzen kann), hinterließen ihre Spuren in der Performance auf dem Platz.
Die nächste Chance auf drei Punkte bietet nun also das Sachsenduell gegen die Schwanenstädter. Timo Mauer wird zweifellos wieder in den Kader zurückkehren, bei Philipp Wendt und auch bei Kaymaz sind mindestens fraglich. Mit 900 mitgereisten Zwickauern und einem bei hoffentlich feinstem Frühjahrswetter ohnehin bestimm blendend aufgelegten Leutzscher Publikum verspricht es ein stimmungsvoller Sonntag zu werden im Leipziger Westen, der der Auswärtsfahrt (0:0) in der Hinrunde, die mit einem wunderschönen Sonnenuntergang und einer mächtigen grün-weißen Gästemeute überzeugen konnte, mit Sicherheit in nichts nachstehen wird.
Zum 25. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie heute um 13 Uhr den FSV Zwickau im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Florian Butterich (Adelhausen), an den Seitenlinien assistieren dem Referee Daniel Bartnitzki und Johannes Drößler. Für all diejenigen, die den Weg nach Leutzsch nicht antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt, darüberhinaus zeigt der MDR die Partie live in TV und Stream. Im Anschluss an dieses Sachsenduell gastiert die Chemie-Elf am nächsten Spieltag bei der VSG Altglienicke im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (Freitag, 15. März 2024, 19 Uhr).