
Foto: Christian Donner
Bis in die Schlussminuten mussten die mitgereisten Grün-Weißen in der vergangenen Partie beim BAK ausharren, bis Max Jagatic die Leutzscher Familie mit seinem Premieren- und Siegtreffer erlöste. Das Ergebnis: 1:0-Auswärtssieg, drei verdiente Punkte, gleich mehrere strahlende Jagatics. Nur drei Tage später geht es für die Chemie-Elf erneut an die Spree. In Himmelblau statt rot und weiß erstrahlen diesmal die Trikots unserer Gastgeber, die im neuen Jahr noch nicht zu ihrer gewohnten Form gefunden haben und dazu noch seit drei Spielen auf ein Erfolgserlebnis warten – was man selbstredend dringend abstellen will. Doch mit einem Aufbaugegner bekommt man es am Ostpreußendamm mit der BSG gewiss nicht zu tun: Zum Nachholspiel des 19. Spieltags der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Mittwoch, 6. März 2024, um 19 Uhr beim FC Viktoria 1889 Berlin im Stadion Lichterfelde.
Himmelblau ernüchtert: der Wasserstand bei der Berliner Viktoria
Wohin des Weges, Viktoria – gefühlt stellt man sich die Frage alle Jahre wieder über den Verein, der laut Sebstauskunft dritte Kraft in Berlin sein oder werden will und sich zweifellos zu Höherem berufen fühlt. Prinzipiell und traditionell mit finanziellen Mitteln und einem auf der individuellen Ebene qualitativsten Kader der Liga ausgestattet, in der Regel gepaart mit Verantwortlichen an der Seitenlinie, die attraktiven Offensivfußball spielen lassen, will es nicht so recht laufen bei den Himmelblauen, für die das eine Jahr in der 3. Liga eigentlich eher Regel als Ausnahme sein sollte. Auch in diesem Jahr ist es nicht zu vermessen zu sagen, dass die Berliner Viktoria mit dem Meisterschafts- und Aufstiegsrennen wohl nichts mehr zu tun haben wird. Zu eindrucksvoll und souverän war die bisherige Saisonleistung des Tabellenführers aus Greifswald, zu konstant punkten die Meister der vergangenen Jahre aus Hohenschönhausen und der Lausitz, zu groß ließ man auch selbst die Lücke werden zwischen Spitzentrio und Verfolgergruppe.
Über den Jahresabschluss der Himmelblauen durfte man in Lichterfelde eigentlich wenig Grund zur Klage haben: Vier der sechs jüngsten Ligapartien 2023 konnte die Viktoria für sich entscheiden (darunter ein fulminantes 5:0 gegen Lok Leipzig), gleichzeitig gab man davon lediglich eines verloren und konnte mit 29 Punkten, punktgleich mit dem BFC Dynamo und bei acht Punkten Abstand immerhin noch in theoretischer Schlagdistanz zur Tabellenspitze, auf einem starken vierten Tabellenplatz überwintern. Im neuen Jahr hingegen kristallisierten sich an der Tabellenspitze die ersten Gewissheiten heraus und die Berliner Viktoria wird sich mit dem Gedanken an ein weiteres Jahr Regionalliga Nordost anfreunden müssen: Aus den sechs absolvierten Partien im Kalenderjahr sammelte man lediglich acht Zähler (zwei Siege, zwei Remis), musste gegen Cottbus (3:4 nach dreimaliger eigener Führung und zwei Gegentoren in 90.+) eine bittere, späte und gegen Eilenburg (1:2) eine gänzlich nicht einkalkulierte Niederlage einstecken und blieb bei den 0:0 gegen Erfurt und Meuselwitz gleich in zwei aufeinanderfolgenden Partien ohne eigenes Tor – ein Novum in dieser Spielzeit. Gerade in Bezug auf die Partien gegen den RWE, den ZFC und die Eilenburger muss man sich an die eigene Nase fassen, hätten doch zwei (nicht ganz unrealistische) Siege in diesen Spielen psychologisch unfassbar viel Wirkung zeigen können, da auch Tabellenführer Greifswald zweimal nicht gewinnen konnte und man somit wirklich Boden hätte gut machen können. Doch diese vertändelten Chancen, nochmal oben ranzukommen, dürften in dieser Spielzeit nicht wiederkommen, woran voraussichtlich auch die Winter“neu“zugänge Iba May und Laurenz Dehl (beide von der verpartnerten Austria aus Klagenfurt) für den aktuell fünften der Tabelle nichts mehr ändern dürften.
Besser spät als nie: Chemie nach dem Auswärtssieg in Moabit
Ein zufriedenes, breites Grinsen über das späte 1:0 im Berliner Poststadion ließ sich am vergangenen Sonntag so ziemlich in jedem Leutzscher Gesicht entdecken – ob in der Kurve, bei Cheftrainer Miroslav Jagatic oder bei Torschütze Maximilian Jagatic. In der 90. Spielminute drückte Max Jagatic den Ball im zweiten Anlauf auf Vorlage von Florian Kirstein über die Torlinie des Berliner AK und versetzte alles in Grün und Weiß in absolute Ekstase. Mit diesem seinem Premieren- und Siegtreffer veredelte der junge Jagatic den Auswärtstrip in die Hauptstadt und bestätigte die guten Leistungen des gesamten Teams zum Start des neuen Fußballjahres. Sich stetig weiter und besser ins Spiel integrierende Neuzugänge (egal ob Sommer oder Winter), sechs Partien, neun Punkte, lediglich eine Niederlage (in Hohenschönhausen) – es könnte weitaus schlimmer sein für die BSG aus Leutzsch und alle, die es mit ihr halten.
Auch und gerade auswärts zeigte das grün-weiße Ballett unter dem Strich ordentliche Auftritte, die außer gegen den BFC Dynamo auch mit Punkten belohnt wurden. Nun trifft man mit der Viktoria auf einen der mehr oder minder Lieblingsgegner der vergangenen Jahre: Seit September 2020 konnten die Himmelblauen nicht mehr gegen die BSG Chemie gewinnen, zwei der drei jüngsten Aufeinandertreffen gingen dabei auch noch an die Betriebssportgemeinschaft. Zwar konnte das Team von Cheftrainer Semih Keskin in der Hinserie Gegner jedweder Kragenweite offensiv Mal um Mal vor Probleme stellen und sich währenddessen defensiv als eine der sichersten Verteidigungsreihen der Liga präsentieren. Doch zumindest im Hinspiel dieser Saison reichte auch das nicht gegen die Chemiker: Am 2. Spieltag, im August 2023, schlug ein Fernschuss von Timo Mauer im Kasten der Viktoria ein und sorgte für Freudentaumel im Leipziger Westen und drei Punkte in der Tabelle. Was die chemische Offensive wohl nun gegen eine formschwächere Viktoria ausrichten kann?
Außer Zweifel steht jedenfalls, dass sich Timo Mauer nicht zum zweiten Mal zum Matchwinner aufschwingen kann. Nach abgesessener Rotsperre aus dem Derby sammelte der gebürtige Schweinfurter mit der Nummer 9 sowohl gegen Luckenwalde als auch den Berliner AK eine weitere gelbe Karte und wird in Lichterfelde nur zusehen können. Darüber hinaus fehlen Neuzugang Cemal Kaymaz und unser schon viel zu lange ausfallender Alex Bury – gute Besserung allen verletzten Chemikern! Auf der Gegenseite fehlen Fatih Baca, Nicolas Hebisch und Berk Inaler gesperrt, der Einsatz von Iba May und Nikell Toulogo ist zumindest fraglich. Wer auch immer auf dem Platz stehen mag: sicher ist, dass die Fans der BSG auch für diesen undankbaren Nachholer zur Wochenmitte mobilisieren und ihre grün-weißen Helden uneingeschränkt supporten wird – Sieg, Niederlage oder Zaun!
Zum Nachholspiel des 19. Spieltags der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Mittwoch, 6. März 2024, um 19 Uhr beim FC Viktoria Berlin im Stadion Lichterfelde. Schiedsrichter der Begegnung ist Marvin Tennes (Rostock), an den Seitenlinien assistieren ihm Sirko Müke und Florian Strübing. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, welche morgen nicht die Reise nach Berlin antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Den Abschluss dieser weiteren englischen Woche bildet am Sonntag das Luppe-Mulde-Derby gegen den FSV Zwickau im aller Voraussicht nach ausverkauften Alfred-Kunze-Sportpark!
kiro