Foto: Christian Donner
Nach dem 1:1-Remis in der Auswärtspartie in Chemnitz geht es für die BSG Chemie erneut in die Fremde. In den vergangenen Jahren waren unsere kommenden Gastgeber ein Dauergast auf den obersten Plätzen der Tabelle der Regionalliga Nordost. In der aktuellen Spielzeit ist man in Moabit aufgrund veränderter Bedingungen im Klub jedoch in vollkommen anderen Tabellengefilden unterwegs und kämpft seit Sekunde um das große Ziel Klassenerhalt. Dabei beweisen die Rot-Weißen, dass Totgesagt eben doch länger leben könnten: Zum 24. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am heutigen Sonntag, 3. März 2024, um 13 Uhr beim Berliner AK im Poststadion.
Rot-weiße Comebackqualitäten: geht noch was für den BAK?
Geld weg, Kader weg, Cheftrainer weg, Saisonstart futsch – zu Beginn der aktuellen Spielzeit sah es wenig rosig aus für den Verein aus Moabit, die in diesem Jahr mit dem Glanz vergangener Tage wenig zu tun haben. Mit einem Torverhältnis von -15 und zwei Punkten aus lediglich sechs Partien zum Saisonstart sah es bereits früh in der Spielzeit nach einer Ehrenrunde zum Abschied des Berliner AK aus der Regionalliga Nordost aus. Der Ausstieg des langjährigen Mäzens und die damit verbundenen tiefgreifenden Einschnitte in die Struktur und Infrastruktur des BAK ließen keinen Stein auf dem anderen und wenig Grund zum Optimismus.
Aber wie erwähnt: Totgesagte leben länger. Und so haben es die Berliner und ihr Trainer Volkan Uluç, der den glücklosen Jeffrey Seitz beerbte, geschafft, dass im März tatsächlich noch alles drin ist für die Berliner und ihren Traum vom Klassenerhalt. In den jüngsten fünf Partien sammelten die Rot-Weißen sechs wichtige Punkte im Abstiegskampf. Zwar gingen die mit Cottbus, Erfurt und dem BFC gleich drei absolute Top-Teams der Liga bereit haltenden Begegnungen erwartungsgemäß gegen den BAK aus, so könnte sich speziell der Sieg gegen Hansa Rostock II als direkten Konkurrenten als wahrlich richtungsweisend herausstellen. Ohnehin, Stichwort Rostock: An der Ostsee liegt viel Hoffnung für die Berliner, denn sollte der Profikader am Klassenerhalt in der 2. Bundesliga scheitern, müsste Hansa II zwangsweise in die Oberliga runter – und der Berliner AK dürfte sich weiterhin Regionalligist nennen.
Doch Regionalligafußball ist bekanntlich kein Konjunktiv und „hätte, wollte, könnte“ schießt keine Tore. Dafür waren beim – was den eigenen Offensivoutput angeht – eher minimalistisch agierenden Berliner AK bisher in dieser Spielzeit Mittelstürmer Felix Pilger und Linksaußen Ufumwen Osawe (fehlt gegen Chemie gelbgesperrt) verantwortlich, die mit jeweils vier Toren die interne Scorerliste anführen. Womöglich auch, um den Konkurrenzdruck innerhalb des einmal auf links gekrempelten Kaders aufrechtzuerhalten, ganz sicherlich aber, um aus der Morgenluft, die man auf einmal im Tabellenkeller wittert, das Maximum herauszuholen, wurden die rot-weißen Berliner gleich mehrmals auf Offensivpositionen auf dem Transfermarkt aktiv: Unter anderem kehrte Mittelstürmer Abu Bakarr Kargbo nach anderthalb Jahren beim Greifswalder FC im Winter zum BAK zurück und soll mit seiner Erfahrung dem neuen, bunt gemischten Team weiterhelfen. Ebenfalls zentral offensiv wird Joel Bustamante agieren, der auf den beiden Flügeln von Semih Kayan (von Pazarspor) und Selim Gündüz (zuletzt Ankara Keciörengücü) flankiert werden wird, die im Abstiegskampf für die nötige Gefahr im Angriffsdrittel sorgen sollen, auch wenn nur die Zeit zeigen kann, inwiefern das gelingt. Immerhin: In ihren jüngsten acht Partien blieb der aktuelle Tabellenvorletzte nur zwei Mal ohne eigenen Treffer. Im Hinspiel trennte sich ein noch unter deutlich stärkeren Personalsorgen leidender Berliner AK von der BSG Chemie mit einem nicht unumstrittenen 0:0 torlos – und dieses Mal?
Aller guten Dinge sind…? Die aktuelle Form der BSG Chemie
Nun, dieses Mal, so hofft natürlich ganz Leutzsch, werden es Miroslav Jagatic und seine Männer besser machen als in der Hinrunde. Die mit ihren Winterneuzugängen ganz evident smart verstärkte Chemie-Elf hat in den bisher im neuen Jahr absolvierten Spielen Ansätze gezeigt, die für den Rest der Spielzeit durchaus Grund zum Optimismus geben. Nichtsdestotrotz wurden auch in exakt denselben Partien einige Wehwehchen offensichtlich, die gefühlt schon seit Längerem nicht aus dem Leutzscher Spiel ausgemerzt werden können. Wie dem auch sei: Ein 1:1 in Chemnitz ist, gemessen an den Standortvoraussetzungen, aller Ehren wert und unter dem Strich dürfte die Punkteteilung mit den Himmelblauen aufgrund eines wahrlich unnötigen Elfmeters, einer nicht genutzten Topchance in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte und auch angesichts der Abschlüsse der Gastgeber absolut in Ordnung gehen.
Nach den zwei jüngsten (Erfurt ausgeklammert), sich auf unterschiedlichen Ebenen durchaus ähnelnden 1:1-Unentschieden gegen Luckenwalde und Chemnitz stehen im neuen Jahr eine erinnerungswürdige Fahrt an die Ostsee und eine weniger positive Fahrt nach Hohenschönhausen zu Buche. Ausbeute aus fünf Spielen: sechs Punkte, 6:7 Tore, nur eine Niederlage – allerdings auch nur ein Sieg. Gegen die Rot-Weißen aus Moabit spielte das Team von Miroslav Jagatic in jüngster Zeit recht erfolgreich, das letzte Erfolgserlebnis für den BAK liegt schon beinahe zwei Jahre zurück. In der Vorsaison sammelte die BSG Chemie die maximal möglichen Punkte und besiegte den ehemaligen Klassenprimus zweimal mit 2:1. Das Spiel aus der Hinserie der aktuellen Saison brachte auf dem Leutzscher Geläuf und mit durchaus erhitzter Stimmung auf selbigem beiden Mannschaften keine Tore, je einen Punkt und damit niemandem so richtig etwas. Dafür, dass es dieses Mal beim Tabellensiebzehnten klappt, dass der zweite Sieg in diesem Jahr gelingt und ja, damit auch im Falle der 1:1-Remis nicht aller guten Dinge drei sind, kann Miroslav Jagatic kadertechnisch aus dem Vollen schöpfen – und den mit Sicherheit zahlreich mitreisenden Leutzscherinnen und Leutzschern das Wochenende vergolden.
Zum 24. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am heutigen Sonntag, 3. März 2024, um 13 Uhr beim Berliner AK im Poststadion in Berlin-Moabit. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Sirko Müke (Neustrelitz), an der Seitenlinie assistieren werden ihm Niclas Rose und Marvin Tennes. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die den Weg nach Berlin-Moabit heute nicht antreten können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Die nächste Herausforderung für unsere Grün-Weißen wartet bereits am kommenden Mittwoch, 6. März 2024, um 19 Uhr gegen Viktoria Berlin im Stadion Lichterfelde.
kiro