Foto: Christian Donner
Leinen los, die Kogge ruft! Den Abschluss der englischen Woche bildet eine Partie, die gerade für die grün-weiße Fanszene schon lange ihre Schatten vorauswirft. Mit einem pickepackevollen Sonderzug werden sich die Leutzscherinnen und Leutzscher zum Duell an die Küste begeben, um ihre BSG gegen den Tabellenletzten zum Sieg zu schreien. Die kleine Kogge, seit Jahresbeginn mit neuem Trainer, muss im neuen Jahr (endlich) in die Spur finden, um im Abstiegskampf noch Land sehen zu können – doch die Freibeuter aus dem Leipziger Westen kommen nach langer Fahrt mit reichlich Hunger auf fette Beute: Zum 21. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am morgigen Sonntag, 11. Februar 2024, um 13 Uhr beim FC Hansa Rostock II im Ostseestadion.
Von den Wogen geschüttelt: die bisherige Saison von Hansa II
Rauer Seegang bestimmte die Fahrt der Rostocker durch die bisherige Spielzeit – bekanntlich ihre erste in der Regionalliga Nordost – und die Wogen scheinen sich auch bei genauerem Hin- und Vorausschauen nicht so richtig legen zu wollen. In aller Kürze: Zurzeit steht Hansa auf dem letzten Tabellenplatz, seit dem 9. Spieltag, seit dem 1. Oktober vergangenen Jahres haben die Rostocker die rote Laterne nicht abgegeben. Die U23 des Zweitligisten musste sich an die Gangart der Regionalliga in der ersten Halbserie noch gewöhnen und schien in so mancher Partie das sprichwörtliche Lehrgeld bezahlen zu müssen: Insgesamt stehen bisher gleich sechs Niederlagen mit nur einem Tor Unterschied zu Buche, gleich mehrmals ließ man sich noch spät in der Partie die Butter vom Brot nehmen und gab Spiele wie Punkte aus der Hand. Lediglich drei Siege holte man aus den bisher 20 Spielen, dazu auch nur vier Remis, was in der Summe schmale 13 Punkte ergibt, einen Schnitt von Ø 0,65 Punkten pro Spiel. Eine taktische Umstellung nach einigen Wochen stabilisierte zwar die Defensive – in je zehn Partien kassierte man mit Dreierkette 27 Gegentreffer, mit Viererkette 13 – doch war gegen die meisten Teams dennoch wenig zu holen, da auch offensiv wenig zusammenlief.
Neue Impulse müssen also her. Zum Jahreswechsel endete gewissermaßen folgerichtig die Amtszeit von Coach Kevin Rodewald, der die Mannschaft seit Sommer 2021 betreut hatte. Sein Nachfolger Uwe Speidel bringt neben einer durchaus bemerkenswerten Vita auch den gewissen Stallgeruch mit, der gebürtige Creglinger ist seit drei Jahren in der Jugendabteilung des Vereins aktiv. Dabei durfte er jüngst auch ein Spiel der Profimannschaft in der 2. Bundesliga betreuen, was jedoch neben seinen Engagements als Co-Trainer unter Größen des Spiels wie José Mourinho (Benfica), Jupp Heynckes (Schalke und Borussia Mönchengladbach) oder Peter Neururer (MSV Duisburg) ein wenig in den Hintergrund tritt.
In den beiden bisher unter Speidel absolvierten Partien gegen Chemnitz und Cottbus zeigten sich die Blüten des Trainerwechsels noch nicht, doch immerhin konnte sich ein Winterneuzugang beziehungsweise Winterrückkehrer bereits in die Torschützenliste eintragen. Luca Wollschläger, bis zur U17 bei Hansa Rostock ausgebildet, kehrt nach Stationen bei Hertha BSC und Rot-Weiß Essen zu seinem Jugendverein zurück und gegen Cottbus traf der 1,95m große Stürmer in seinem ersten Spiel für die kleine Kogge direkt zum Führungstreffer. Neben Wollschläger kam noch Julian Albrecht neu zum Team, der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler kommt von den Kickers aus Offenbach an die Küste. Der Natur der Sache gemäß stoßen auch Spieler aus dem Profikader zur U23: Neben dem neunzehnjährigen Joshua Krüger, der sich voll und ganz auf eine Liga und eine Mannschaft konzentrieren soll, ist auch Lukas Hinterseer neu im Regionalligakader. Dem 32 Jahre alten Stürmer wurde im Winter ein Wechsel nahegelegt, für den sich jedoch kein Abnehmer finden ließ, bis zum Auslaufen seines Vertrags wird Hinterseer seine Erfahrung von 56 Erst- und 172 Zweitligaeinsätzen nur für die zweite Mannschaft zur Geltung bringen können. Unter dem Strich blickt Hansa II, auch im Vorfeld der Partie gegen die BSG, wohl auch eher auf eine stürmische restliche Saison. Neben der Tabellensituation, die im Gegensatz zu immer wieder aufblitzenden Leistungen schlicht wenig Hoffnung macht, schwebt über der kleinen Kogge auch stets das nicht ganz unwahrscheinliche Damoklesschwert des Abstiegs der Ersten – dann wäre der Abstieg ohnehin unumgänglich.
Das Beste kommt zum Schluss: Chemie vor dem Finale der englischen Woche
Mit besagtem Abstieg will man in Leutzsch selbstredend wenig bis gar nichts zu tun haben, doch hierbei (und der Leutzscher Seele allgemein) würden Tore, würden Punkte, würden ein Erfolgserlebnis ganz beträchtlich helfen. Ganze drei Partien weniger als Hansa II hat das Team von Miroslav Jagatic bisher absolviert, nun gilt es, diesen Vorteil zu nutzen, die Distanz zum Tabellenkeller – zurzeit deutlich verzerrt durch die vielen ausgefallenen Begegnungen – auszubauen und über das Fahrwasser der restlichen Saison keinerlei Zweifel aufkommen zu lassen. Bisher jedenfalls konnte Rostock kein einziges Mal Big Points im Abstiegskampf machen, spielte gegen den BAK und Lok Leipzig remis und verlor mit Zwickau, Meuselwitz und Jena zu den jeweiligen Zeitpunkten der Saison gegen direkte Konkurrenten im Keller.
Die im neuen Jahr gezeigten Leistungen der BSG stimmen mindestens milde zuversichtlich für das Auswärtsspiel an der Küste, zeigten aber auch auf, wo für die Grün-Weißen noch Luft nach oben besteht. Gegen Rot-Weiß Erfurt zeigte man sich eindrucksvoll präsent, engagiert und phasenweise eindeutig dominant und hätte bestimmt noch zwei weitere Punkte in Leutzsch behalten können – die mangelnde Kaltschnäuzigkeit in der Chancenverwertung trug zweifellos dazu bei, dass die favorisierten und lautstark begleiteten Gäste noch zum Ausgleich kamen. Rundum positiv dennoch der Gesamteindruck zum Start ins neue Fußballjahr. Auswärts in Hohenschönhausen stimmten die Ansätze zumindest in der ersten Hälfte, die durch jeweils individuelle Qualität und Fehler gleichsam erzielten Gegentreffer von Patrick Sussek und Steffen Eder nahmen der BSG in Halbzeit zwei allerdings den Wind größtenteils aus den Segeln. Zu allem Überfluss sahen sowohl Florian Brügmann als auch Paul Horschig ihre fünfte gelbe Karte und können gegen Hansa II nur zuschauen.
Nichtsdestotrotz ist Zählbares eigentlich Pflicht im Ostseestadion, das unter anderem mit erwarteten 1800 mitgereisten Chemikerinnen und Chemikern gefüllt sein wird, die ihre BSG siegen sehen wollen und von den Rängen alles geben werden. Wie das funktioniert, weiß die Leutzscher Elf ja noch aus der Hinrunde: im August vergangenen Jahres besorgten Alexander Bury (per direktem Freistoß) und Denis Jäpel die Treffer zum Heimsieg. Eine günstige Tabellenposition, ein Heimspiel auswärts beim Tabellenletzten, vielversprechende Entwicklungen im Kader und auf dem Platz – die Winde stehen gut für reiche Beute, kommt und holt sie euch!
Zum 21. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am morgigen Sonntag, 11. Februar 2024, um 13 Uhr beim FC Hansa Rostock II im Ostseestadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Florian Lukawski (Oranienburg), als Assistenten stehen ihm Tim Gerstenberg und Tobias Behm zur Seite. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die nicht den Sonderzug nach Rostock nehmen oder anderweitig anreisen können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt. Darüber hinaus überträgt der MDR die Partie live im TV und online. Am darauffolgenden Spieltag empfängt die BSG Chemie am kommenden Freitag, 16. Februar 2024, um 19 Uhr den FC Energie Cottbus im Alfred-Kunze-Sportpark.
kiro