Foto: Kevin Colditz
Das zweite Spiel der englischen Woche, welche die Chemie-Elf mit einer überzeugenden Leistung und einem Punkt (1:1) gegen den RWE einläutete, führt die Grün-Weißen tief in den Osten der Hauptstadt. Die weinrot-weißen Hausherren halten nach der überraschenden ersten Saisonniederlage des Tabellenführers auf einmal alle Trümpfe in der Hand, um ganz oben in der Tabelle anzugreifen. Das Team von Miroslav Jagatic hingegen hat mit einer ähnlich engagierten Leistung wie am Wochenende allerbeste Chancen, mal wieder einen Favoriten zu ärgern: Zum Nachholspiel des 16. Spieltags gastiert die BSG Chemie am morgigen Mittwoch, 7. Februar 2024, um 19 Uhr beim BFC Dynamo im Sportforum Hohenschönhausen in Berlin.
Es war einmal im Juni: Dynamo und der Blick nach oben
Gar nicht so lange ist es her, dass der BFC Dynamo, stets wehmütig auf vergangene Erfolge und die Sehnsucht nach deren Rückkehr in der Zukunft blickend, alle Trümpfe in der Hand hielt, um einen großen Satz nach vorne zu machen. Als Meister der Regionalliga Nordost in der Saison 2021/22 setzte man sich unter Chefcoach Christian Benbennek in 38 Spielen souverän gegen die Konkurrenz durch, beendete die Spielzeit mit sechs Punkten und satten 16 Toren mehr als die Zweitplatzierten aus Jena und stellte mit Christian Beck (Torschützenkönig mit 23 Treffern) und Joey Breitfeld (zweitbester Vorbereiter mit 13 Assists) zwei der zweifellos besten Offensivakteure der Saison. Nicht nur aufgrund dieser wirklich souveränen Meisterschaft hatten die Berliner für die Relegation die Favoritenrolle inne und gingen bereits in die Kapitalakquise für Liga drei. In die Aufstiegsspielen startete man mit einem Heimspiel gegen den VfB Oldenburg als Meister der Regionalliga Nord, welches man allerdings mit 0:2 verloren gab. Auswärts in Niedersachsen gewann man zwar dank der Tore von Niklas Brandt und Andor Bolyki, jedoch nur mit 2:1 – was eine weitere Runde in der besten Regionalliga der Republik bedeuten sollte.
Der Trainer heißt mittlerweile nicht mehr Benbennek, nichtmal mehr Backhaus, sondern Kunert, der Toptorjäger nicht mehr Beck, sondern Dadashov und auch das Vereinswappen hat sich verändert: Man könnte meinen, die einzigen Konstanten seither seien Joey Breitfeld, das stete Gefühl, zu Höherem berufen zu sein sowie ein nach wie vor nicht drittligagerechtes Sportforum. In der Stadionfrage fühlt man sich in Hohenschönhausen durch den Berliner Senat übergangen, welcher den Umbauplänen am Sportforum in Richtung Drittligatauglichkeit – zugunsten des Mommsenstadions im Berliner Westen, welches zur EM-Trainingsstätte modernisiert werden wird – auf nicht absehbare Zeit den Stecker zog. Gerade mit Hinblick auf die zum 1. März fälligen Lizenzunterlagen für die 3. Liga ein echter Schlag für die weinrot-weißen Entscheider, wo man sportlich in der Liga doch gerade Morgenluft gewittert hat.
Denn die imposante Serie des bis dato ungeschlagenen Tabellenführers aus Greifswald riss am heutigen Dienstagmittag gegen die VSG Altglienicke, die sich trotz doppelter Unterzahl auswärts mit 2:1 gegen das Team von der Ostsee durchsetzte. Somit ergibt sich vor dem morgigen Spiel in Hohenschönhausen folgende Ausgangssituation: Mit 35 Zählern befindet sich der BFC auf Platz zwei der Tabelle, der Abstand auf Spitzenreiter Greifswald beträgt momentan sechs Punkte. Doch Dynamo hat, neben der Partie gegen die BSG Chemie, noch zwei weitere Nachholer (gegen den Berliner AK und Altglienicke) in der Hinterhand, um diesen Vorsprung einzuholen und womöglich am 26. Februar im Spitzenspiel gegen Greifswald vor eigenem Publikum den Saisonverlauf richtungsweisend zu beeinflussen. Das Spiel gegen die Leutzscher könnte sich bereits als erster Indikator für den Rest der Spielzeit erweisen, die für den BFC noch einiges im petto haben könnte – vorausgesetzt, man behält die drei Punkte zuhause gegen eine BSG Chemie, die mit ihrer ersten Leistung nach der Winterpause unter Beweis stellte, dass sie auch erstmal geschlagen werden muss.
Auf zu neuen Taten: Chemie mit Furore aus der Winterpause zurück
Denn das Team von Miroslav Jagatic meldete sich nach zwei Monaten ohne Pflichtspiel mit einer überzeugenden Leistung gegen Erfurt zurück in der Regionalliga Nordost. Auf schwierigem Geläuf und vor bombastischer Kulisse demonstrierten die Grün-Weißen einerseits ihre Heimstärke und andererseits das fußballerische Können und Potential, welches im Kader zu finden ist. Die beiden Neuzugänge Irfan Brando und Cemal Kaymaz fügten sich gut ins Leutzscher Spiel ein, Rückkehrer Philipp Harant demonstrierte seinen Einfluss auf die defensive Stabilität der Grün-Weißen und auch Elias Oke zeigte, weshalb er ertmals in der Startelf stand. Auch ohne die gesperrt beziehungsweise verletzt fehlenden Leistungsträger Timo Mauer, Lucas Surek und Alexander Bury zeigte die Chemie-Elf eine couragierte, engagierte Leistung, die mit einem Punkt gegen die favorisierten Thüringer belohnt wurde.
Auf den ersten Sieg, ja sogar auf den ersten Punktgewinn auswärts, wartet die BSG hingegen in Hohenschönhausen seit der Rückkehr in die Regionalliga. In drei Partien im Sportforum unterlag die Chemie-Elf jedes einzelne Mal und kassierte im Schnitt 2,66 Gegentore von Dynamo – eine Serie, die gut und gerne auch morgen reißen dürfte. So muss man etwas weiter zurückschauen, bis man einen Leutzscher Auswärtssieg findet: letztmals am 1. Spieltag der Saison 1997/98 entführten die Leutzscher drei Punkte durch einen Treffer von Almir Filipovic. Der jüngste Dreier gegen die Weinrot-Weißen generell datiert hingegen bereits auf den August 2020, als Chemie zum Saisonauftakt in Leutzsch die Berliner dank Toren von Thomas Petracek, Stephané Mvibudulu und Andy Wendschuch mit 3:1 zurück in die Hauptstadt schickte. Auch beim diesmaligen Aufeinandertreffen geht der BFC Dynamo mit der Favoritenrolle ins Spiel, doch die vielversprechenden Ansätze, die man am vergangenen Wochenende in Leutzsch beobachten konnte, machen Lust auf einen feurigen Regionalligafight als Wochenteiler.
Zum Nachholspiel des 16. Spieltags der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie Leipzig am morgigen Mittwoch, 7. Februar 2024, um 19 Uhr beim BFC Dynamo im Sportforum Hohenschönhausen in Berlin. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Patrick Kluge (Zeitz), an den Seitenlinien assistieren werden ihm Lukas Pilz und Jannis Körner. Für all diejenigen Leutzscherinnen und Leutzscher, die unsere Elf nicht mit in die Haupstadt begleiten können, sind unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM wie immer live und direkt am Spielgeschehen dran. Darüber hinaus überträgt der Mitteldeutsche Rundfunk MDR die Partie im Stream.
kiro
