
Foto: Christian Donner
Spielabsagen, Wintereinbruch, Neuansetzungen, die wieder abgesagt werden, Vorfreude, Enttäuschung – nach den alljährlichen Abenteuerlichkeiten der Winterpause startet die Elf von Miroslav Jagatic nun endlich ins neue Fußballjahr 2024! Testspiele wurden gespielt, neue Spieler wurden verpflichtet, Lizenzen wurden erworben, nun ist es an der Zeit für die Rückkehr in den Alltag der besten Regionalliga der Republik. Nach annähernd zehn Wochen ohne Pflichtspiel wollen die Grün-Weißen beim Neustart die Punkte in Leutzsch behalten, die rot-weißen Gäste hingegen zweifellos auf ihren starken Start ins neue Jahr noch einen drauf setzen: Zum 20. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie heute um 18.00 Uhr den FC Rot-Weiß Erfurt im Alfred-Kunze-Sportpark.
Was bringt das neue Jahr? Rück- und Ausblick auf den RWE
Fast zwei Monate sind ins Land gezogen, seit unsere BSG Chemie ihr letztes Pflichtspiel in der Regionalliga Nordost bestreiten durfte. Für die rot-weißen Erfurter hingegen stehen für den selben Zeitraum gleich vier Partien zu Buche, in denen der RWE kuriose Statistiken aufgelegt hat: In diesen vier Spielen schoss Erfurt mit elf Treffern im Schnitt (Ø 2,75) fast drei Tore pro Partie, kassierte dafür aber auch sieben Gegentreffer – und holte angesichts der Torausbeute „nur“ sechs Punkte. Nach einer Niederlage gegen die Berliner Hertha (0:2) rehabilitierte man sich fulminant mit einem 7:2 gegen den Chemnitzer FC, bei dem mit Michael Seaton, Caniggia Elva und Maxime Langner gleich drei Spieler einen Doppelpack schnürten. Doch die Freude sollte nicht lange währen, ließ man sich doch am folgenden Spieltag beim 2:3 gegen Hansa Rostock II nach zweimaliger eigener Führung von der Kogge in der zweiten Halbzeit noch die Butter vom Brot nehmen. Zum ersten Spiel im neuen Jahr empfing man den Vorjahresmeister aus Cottbus, der nach der Punkteteilung in Luckenwalde unter der Woche unter Zugzwang stand. Gegen die Lausitzer konnte der RWE eine frühe Führung verbuchen und zeigte sich gegen Energie, die noch ein Tor zurecht wegen Abseits aberkannt bekamen, insgesamt souverän und vor dem Tor von Alexander Sebald eiskalt: Michael Seaton mit seinem zehnten Saisontor und Romain Gall mit seinem ersten besorgten die Treffer zum Endstand von 2:0.
Dieser Ausschnitt steht exemplarisch für eine von vielen Aufs und Abs, von wenig Konstanz geprägten ersten Halbserie des FC Rot-Weiß Erfurt, die man stark begann und durchwachsen beendete. Der jüngste Heimsieg war das erste Spiel seit dem 23. September vergangenen Jahres, seit über vier Monaten (!), welches man ohne Gegentreffer beenden konnte. Dieser 8. Spieltag, dieses 0:0 gegen Eilenburg markiert auch den Scheitelpunkt der Erfurter Hinrunde: Der makellose Saisonstart von sechs Spielen ohne Niederlage steht in starkem Kontrast zum Rest der Saison bis heute, holten die Erfurter aus ihren jüngsten 13 Spielen lediglich drei Siege.
Nichtsdestotrotz präsentierte sich das Team des nicht immer unumstrittenen Fabian Gerber im ersten Spiel des Jahres 2024 abgezockt und konzentriert, sicherlich motiviert durch eine gewisse Angriffslust Richtung Spitzengruppe der Liga. Nach dem Aus im Elfmeterschießen im Viertelfinale des Thüringer Landespokals beim ZFC Meuselwitz gilt der verbliebenen Chance auf Meisterschaft und Aufstiegsplatz die volle Konzentration. Auch in den Kader kam in der Winterpause ein wenig Bewegung. Unter anderem verließ Maximilian Pronichev den Verein in Richtung Cottbus, wo er bereits 2021/22 für den FC Energie spielte. Der Vertrag mit Natanas Zebrauskas wurde auf Wunsch des Spielers aufgelöst, der Litauer möchte zurück in seine Heimat. Linksverteidiger Sidney Lopes Cabral wechselte eine Liga höher in die 3. Liga zu Viktoria Köln, Samuel Biek geht zum Miami FC in die USL Championship, die zweithöchste Liga der USA. Aus selbiger, jedoch vom Las Vegas Lights FC, stößt Pablo Santana Soares für die linke Defensivposition zum Team. Für die rechte Seite kommt der 19 Jahre alte Paul Lehmann per Leihe von Dynamo Dresden, fürs Zentrum hat man den bei Bayern München ausgebildeten Maxime Awoudja verpflichtet, der vor einem halben Jahr ohne Verein für Excelsior Rotterdam auf dem Platz stand. Nicht zuletzt mit diesen dreien will man in Erfurt zurück zu alter Stärke finden, die mit defensiver Stabilität anfängt – doch damit kennen sich auch die Leutzscher aus.
Lasst uns den Geist bewahren: die BSG Chemie startet ins Jubiläumsjahr
Die Verteidigung der Chemie-Elf, die Grundlage der fast traditionellen Leutzscher Heimstärke ist und schon so oft Gegner frustriert aus dem Alfred-Kunze-Sportpark abreisen ließ, freut sich zunächst über gute Neuigkeiten aus dem Lazarett: Philipp Harant ist zurück! Nach fast drei Monaten Pause wegen einer Innenbandverletzung ist unsere Nummer 28 wieder einsatzbereit, ebenso ist Thilo Gildenberg wieder fit. Willkommen zurück! Ebenso willkommen in Leutzsch sind Irfan Brando und Cemal Kaymaz, die beide ab sofort mit den Nummern 6 und 5 für Chemie auflaufen werden. Irfan Brando wechselt vom Berliner AK nach Leutzsch, Cemal Kaymaz spielte zuletzt für die SpVgg Bayreuth, beide sind sie im Mittelfeld zuhause – Brando in der Offensive, Kaymaz defensiv. Während die Leutzscher Familie diese beiden herzlich willkommen heißt, verabschieden wir uns gleichsam von Justin Gröger, der nach nur einem halben Jahr zum Bremer SV zurückkehrt. Darüber hinaus verabschieden wir uns voller Dank von unserem Co-Trainer Christian Sobottka, der nach acht Jahren an der Seitenlinie seinen Posten leider nicht weiter ausüben wird. Vielen Dank für alles!
Doch was bleibt, das sind bekanntlich wir Leutzscher, es ist alles angerichtet für die Rückkehr in die Regionalliga: Ein pickepackevoller AKS mit 750 Gästefans, Flutlicht in Leutzsch und ein hochkarätiger Gegner. Bereits im Hinspiel kam das Publikum voll auf seine Kosten, als die Chemiker sich in einem großartigen Spiel einem schlussendlich zu dominantem RWE mit 2:4 (1:4) geschlagen geben mussten. Lucas Surek und Denis Jäpel, beide auf Vorlage von Flo Brügmann, besorgten die Tore für die Leutzscher. Lucas Surek (fünfte Gelbe) wird im anstehenden Rückspiel allerdings, ebenso wie Timo Mauer (rote Karte), zum Zusehen verdammt sein, ansonsten stehen Miroslav Jagatic, der seit jüngstem die UEFA-Pro-Lizenz sein Eigen nennen darf, minus den langzeitverletzten Alex Bury, alle Optionen des Kaders zur Verfügung.
Seit der Rückkehr in die Regionalliga ist es erst das zweite Aufeinandertreffen der beiden Teams im Alfred-Kunze-Sportpark. Vor ziemlich genau einem Jahr trennte man sich 1:1, nachdem Philipp Harant die BSG in Führung gebracht hatte, doch das Geschehen auf dem Platz geriet beinahe zur Nebensache: tauchten doch die neuen Masten und das Feuerwerk ganz Leutzsch zur Einweihung in ein ganz fantastisches Licht. Wieder heißt es Flutlicht, wieder heißt es BSG gegen RWE, wieder heißt es willkommen in der Leutzscher Hölle.
Zum 20. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie heute um 18 Uhr den FC Rot-Weiß Erfurt im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Tim Kohnert (Ballenstedt), assistieren werden ihm an den Seitenlinien Patrick Kluge und Tino Hanke. Für all diejenigen Grün-Weißen, die am Freitag nicht mit dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie immer live und direkt. Darüber hinaus ist die Partie kostenpflichtig über die Partner von OSTSPORT.TV zu empfangen.
kiro