Foto: Kevin Colditz
Die englische Woche, die die BSG Chemie bisher nach Thüringen und ins Vogtland verschlagen hat, findet ihren Abschluss im Leutzscher Holz und hält für das Team von Miroslav Jagatic einen einigermaßen dicken Brocken parat – der ungeschlagene Ligaprimus Greifswalder FC kommt voller Selbstvertrauen vom Bodden in den Leipziger Westen und will sich auch nach diesem Spieltag weiter Tabellenführer nennen dürfen. Die auswärts noch ungeschlagenen Rot-Weißen treffen mit der Chemie-Elf jedoch auf eine der heimstärksten Mannschaften der Liga, die nach souverän gemeisterter Aufgabe im Sachsenpokal auch in der Liga wieder ihr volles Potential abrufen wollen: Zum 13. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am Sonnabend um 13 Uhr den Greifswalder FC im Alfred-Kunze-Sportpark.
Aufstieg ahoi? Der Greifswalder FC in der neuen Saison
Nicht allzu viele, die die Regionalliga Nordost verfolgen, dürften diesen Saisonstart der Greifswalder so vorhergesehen haben: Sieben Siege, fünf Unentschieden, keine Niederlage und Platz eins in der Tabelle. Das Team von Trainer Lars Fuchs, dem nach anfangs wenig vielversprechenden Ergebnissen in der Vorsaison – fünf Spiele, ein Sieg, vier Niederlagen, 5:16 Tore – das Vertrauen und die Zeit gegeben wurde, die Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu entwickeln, zeigt sich in bestechender Form und gnadenlos effizient. Fuchs selbst als auch die von ihm installierte Spielphilosophie verlangen ein hohes Maß an Körperlichkeit und physischer Intensität, weshalb diese Punkte auch zentral bei der Ausdünnung und Verbesserung des Kaders für die neue Spielzeit waren. Insgesamt wurde der Kader im Sommer von Altlasten befreit, verschlankt und gleichsam an den richtigen Stellen aufgewertet. So verließ beispielsweise Torhüter Matti Kamenz, der in der Vorsaison in 20 Partien zwischen den Pfosten stand, den FC in Richtung SC Freital (8. in der NOFV-Oberliga Süd) und wurde in Person von Jakub Jakubov (vom Chemnitzer FC) durch geballte Erfahrung und eine unumstrittene Nummer 1 ersetzt. Auch die Neuzugänge Mike Eglseder (Lok Leipzig) und Niklas Brandt (BFC Dynamo) werteten den Kader in puncto Reife und Mentalität weiter auf, mit Manassé Eshele stieß darüber hinaus ein ehemaliger Chemiker zum Team, der am Sonnabend zum ersten sportlichen Vergleich seither in den AKS zurückkehrt.
Generell fügen sich die Neuzugänge am Bodden mehr als gut ein und verleihen dem Spiel der Rot-Weißen, welches Trainer Fuchs variabel in unterschiedlichen Grundformationen mit Viererkette aufziehen lässt, schon zum Saisonstart sichtbar Stabilität. Die oben genannten sowie die ebenfalls neuen Spieler Can Coskun (FSV Zwickau) und David Vogt (SV Meppen) standen in den allermeisten Spielen über die volle Distanz auf dem Feld, Automatismen und Routine schleifen sich mehr und mehr ein. Für die Tore ist der große Name des Greifswalder FC verantwortlich: Soufian Benyamina. Der 33 Jahre alte Stürmer wartet mit der Erfahrung von fast 300 Drittligapartien, 25 Spielen in der polnischen Ekstraklasa sowie ein wenig Zweit- und Erstligaerfahrung auf und ist eine Säule des Teams. In bisher zwölf Partien steuerte der beste Knipser der Greifswalder sieben Tore und zwei Assists bei, hinter ihm reihen sich Manassé Eshele (fünf Tore, ein Assist) sowie Elias Kratzer und Tom Weilandt (beide zwei Tore, vier Vorlagen) in die interne Scorerliste ein.
Es war nie ein Geheimnis, dass das Projekt in Greifswald zu Höherem bestimmt sein soll. Das Involvement von Hauptsponsor Jonas Holtz ist dabei elementare Voraussetzung dafür, dass eine Mannschaft zusammengestellt werden kann, die um den Aufstieg mitspielen kann. Auch ein neues Stadion schwebt dem CEO der JES.Group, einem regionalen Energieversorger, für die Rot-Weißen vor. Transferpolitik, Gehälter, Profibedigungen, Heimspielstätte: Es ergibt sich auf allen Ebenen, wohin die Reise hingehen soll. Gerade eine Saison mit direkter Aufstiegsmöglichkeit für die Nordoststaffel bietet hier natürlich eine verlockende Chance, den alteingesessenen Aufstiegsfavoriten der Liga ein Schnippchen zu schlagen. Nichtsdestotrotz ist die beeindruckende Serie der Greifswalder zum Saisonstart nicht klein zu reden und der Chemie-Elf wird zweifellos eine Herausforderung bevorstehen – doch Favoriten ärgert man in Leutzsch ja eigentlich bekanntlich besonders gern.
Ernüchterung in Thüringen, Party im Vogtland: Chemie in der englischen Woche
Den Ausflug an die Jenaer Kernberge hatten sich alle Leutzscherinnen und Leutzscher durchaus schöner vorgestellt. In einer wenig bietenden Partie im Ernst-Abbe-Sportfeld, bei der die Chemie-Elf eine ganze Halbzeit mit einem Mann mehr auf dem Feld agierte, gelang es den Chemikern dennoch nicht, Zählbares mit nach Hause zu nehmen. Obwohl die Fans sich über die Rückkehrer Benjamin Bellot, Florian Brügmann und Florian Kirstein freuen konnten und auch Janik Mäder von Beginn an spielte, zeigte die Chemie-Elf zu wenig. Auf der Gegenseite rettete der Pfosten das Team von Miroslav Jagatic in der 18. Spielminute vor einem Rückstand. Auch aus der in der Nachspielzeit der ersten Hälfte für den Jenaer Maximilian Krauß gezeigten roten Karte konnte die Chemie-Elf kein Kapital schlagen. Zu allem Überfluss pfiff Schiedsrichter Tim Gerstenberg aus Oberhavel in der 73. Minute einen Elfmeter gegen die BSG, den Lukas Lämmer sicher verwandelte – Endstand 0:1 aus chemischer Sicht in einem Spiel, das auch als Nullnummer hätte enden können.
Besser machte es die Leutzscher Elf hingegen im Sachsenpokal, beim VfB Schöneck im Vogtland. Bei den schwarz-gelben Schöneckern zog die BSG mit 6:0 (2:0) ins Achtelfinale ein, dort wartet mit dem VFC Plauen nach dem Tabellenzweiten der Sparkassenvogtlandliga direkt die nächste vogtländische Mannschaft. Für die BSG trafen Manuel Wajer und Janik Mäder zum Pausenstand von 2:0, bevor Marcel Hilßner, der ins Team zurückkehrte, Florian Kirstein, Elias Ndukwe Oke und Maximilian Jagatic für klare Verhältnisse sorgten.
Gegen den Tabellenführer der Regionalliga Nordost wird man sich ein Leutzsch auf einen intensiven Fight gefasst machen dürfen, bei dem sich weder der Favorit noch die Heimmacht etwas schenken werden. In den beiden Duellen in der Vorsaison behielt die BSG insgesamt die Oberhand: Zwar verlor man auswärts in Greifswald im November beim 2:2 (inklusive Traumtor von Florian Brügmann) in letzter Sekunde noch zwei Punkte, schickte die Elf von Lars Fuchs dafür beim Rückspiel in Leutzsch dank Toren von Florian Kirstein, Janik Mäder und Alexander Bury mit 3:1 zurück an die Ostsee. Man darf gespannt sein auf die Rückkehr von Manassé Eshele in den Alfred-Kunze-Sportpark, die beste Auswärtsmannschaft der Liga, den Tabellenführer, das schönste Stadion der Welt, die Leutzscher Legende, kurz: auf beste Regionalligaunterhaltung.
Zum 13. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am morgigen Samstag, 4. November 2023, um 13 Uhr den Greifswalder FC im Alfred-Kunze-Sportpark. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Florian Lukawski (Oranienburg), assistieren werden ihm Tim Gerstenberg und Toni Bauer. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Samstag nicht mit von der Partie sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie immer live und direkt. Darüber hinaus besteht am Samstag letztmalig die Möglichkeit, Restkarten für das Leipziger Derby zu erwerben; der Verkauf beginnt 15 Minuten nach Abpfiff an der Hauptkasse sowie an der Kasse Norddamm/Familienblock. Am nächsten Spieltag ist die BSG Chemie dann am kommenden Freitag, 10. November 2023, um 19 Uhr in Potsdam beim SV Babelsberg 03 gefragt.
kiro