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Jenaer Paradies gegen Leutzscher Hölle: Chemie-Elf an den Kernbergen gefragt

By 27. Oktober 2023No Comments

Foto: Christian Donner

Nicht sexy, aber erfolgreich – so oder so ähnlich lässt sich das Spiel der BSG Chemie gegen den FC Eilenburg vom vergangenen Sonntag einordnen, als ein durch Verletzungen und Krankheit arg dezimierter Chemie-Kader die Eilenburger nach 1:0 (0:0) mit leeren Händen zurück an die Mulde schickte. Nun ist das Team von Miroslav Jagatic bei einem der absoluten Saisonhighlights auswärts gefragt und der komplette Fokus liegt auf dem kommenden Gegner, der in Leutzsch verlässlich für einen Scooter-Ohrwurm sorgt. Unsere Gastgeber, nach holprigem Saisonstart aktuell im Aufwind und seit drei Spielen ungeschlagen, wollen gegen die Grün-Weißen ihre nach oben zeigende Formkurve bestätigen – wenn diese nicht stattdessen die Leutzscher Hölle ins Paradies bringen: Zum 12. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am Sonntag um 13 Uhr beim FC Carl Zeiss Jena im Ernst-Abbe-Sportfeld in Jena.

Spielplan, Stadion, Sportdirektor: Carl Zeiss in der neuen Saison

Fünf unterschiedliche Trainer in den vergangenen vier Jahren (exklusive Henning Bürger als Interimscoach), eine seit über einem Jahr vakante Sportdirektorenposition und ein Stadionumbau, der den ursprünglich gesetzten finanziellen wie zeitlichen Rahmen deutlich sprengen wird – so ganz ruhig scheint es nie zu werden an den Kernbergen. Nichtsdestotrotz präsentiert man sich nach außen in geschlossener, versöhnlicher Stimmung, von der aktiven Fanszene über den Trainer bis zur Mannschaft ist man zufrieden mit dem eingeschlagenen Weg, den man Anfang vergangenen Jahres ausformulierte. „Mit Geduld und Vertrauen nachhaltig in die Top 50“ lautet die ausgerufene Devise, die alle im Verein existierenden Rädchen für nachhaltigen Erfolg ineinander greifen lassen soll: Stärkung der Rekrutierung und Ausbildung im Nachwuchsbereich, Erhöhung der Mitgliederzahlen, höhere Durchlässigkeit von der Jugend zu den Herren, Stadionausbau, finanzielle Stabilität und, vor allem – Demut, Geduld, Einigkeit. Bis Ende des Jahrzehnts will Carl Zeiss in der 3. Liga angekommen sein und sich unter den Top 50 Vereinen Deutschlands etabliert wissen, wofür alle Verantwortlichen und Beteiligten auf den neuen Weg eingeschworen wurden.

Eine der priorisierten Neubesetzungen – seit dem Abgang von Tobias Werner zum SSV Jahn Regensburg im vergangenen Jahr – betrifft die Position des Sportdirektors und just in dieser Woche geistert hierfür ein neuer Name durch die Medien: Stefan Böger. Der ehemalige Rechtsverteidiger, unter anderem für den HSV in der Bundesliga aktiv und auch beim letzten Länderspiel der DDR-Nationalelf gegen Belgien im September 1990 auf dem Platz, gilt als neuer Favorit auf den Posten. Böger, der beispielsweise mit Henning Bürger (Leiter des Nachwuchsleistungszentrums Jena) und Michael Stolz (im Marketing des FCC tätig) noch gemeinsam für Carl Zeiss auf dem Platz stand, war als Trainer lange Jahre im DFB für unterschiedliche U-Mannschaften verantwortlich und stand als Coach auch schon in Diensten von Dynamo Dresden oder des Halleschen FC. Auch wenn noch nichts bestätigt ist, scheint der zuletzt als Scout beim Bundesligisten aus Augsburg aktive Böger gegenüber Toni Wachsmuth die Nase vorn zu haben und demnach Top-Kandidat für die Position des Sportdirektors zu sein, die Trainer René Klingbeil zurzeit in Personalunion ausübt.

Apropos Trainer: In jüngster Zeit hat René Klingbeil mit seiner Mannschaft wieder in die Spur gefunden. Nachdem man einigermaßen holprig in die Saison gestartet war, machen sich die verbesserte taktische Vertrautheit und nicht zu bestreitende individuelle Qualität der FCC-Spieler mehr und mehr bemerkbar. Nach nur zwei schmalen Pünktchen nach fünf Partien und einem desolaten DFB-Pokalaus mit 0:5 gegen Hertha BSC wirkte das 3:0 (1:0) gegen Luckenwalde Anfang September wie ein Brustlöser für Carl Zeiss, seither musste man sich in der Liga lediglich Viktoria Berlin geschlagen geben. Gerade am vergangenen Wochenende setzte man mit einem überraschenden, aber alles andere als unverdienten Auswärtssieg im Stadion der Freundschaft ein veritables Ausrufezeichen, bei dem der bereits in der Vorsaison stark aufspielende Maximilian Krauß und der aus der eigenen Jugend hochgezogene Benjamin Zank die Tore gegen den Vorjahresmeister besorgten. Darüber hinaus erledigte man auch die Pflichtaufgabe beim FC Fahner Höhe im Thüringenpokal dank Topscorer Elias Löder – sieben Tore, zwei Assists in der Liga – und Jan Dahlke souverän mit 3:0 und kann nun mehr oder minder entspannt die Spiele bis zur Winterpause angehen, wobei man auch lediglich einmal gegen ein Top-5-Team gefragt ist.

Always Hardcore: Chemie-Elf bereit für das Highlight an den Kernbergen

Es muss nicht immer schön sein, das zeigte der jüngste Auftritt der BSG Chemie eindrucksvoll. In krankheits- und verletzungsbedingter Minimalbesetzung besiegte das Team von Miroslav Jagatic am vergangenen Wochenende den Aufsteiger aus Eilenburg dank eines von Janik Mäder verwandelten Foulelfmeters mit 1:0 (0:0). Vier Siege, ein Remis und lediglich eine Niederlage unterstreichen die traditionelle Heimstärke der Leutzscher, die sich (gemeinsam mit dem BFC Dynamo) als heimstärkste Mannschaft der Liga präsentieren – und dabei, fast ebenso traditionell, mit einem Torverhältnis von 5:3 offensiven Minimalismus walten lassen: 13 Zähler aus fünf Treffern, genau genommen also 2,6 Punkte pro Tor zuhause (!), das ist schon wirklich maximale Effizienz.

Diese Effizienz darf die chemische Offensive auch gerne an den Kernbergen an den Tag legen, denn traditionell sind die Duelle zwischen Carl Zeiss und Chemie stets sogenannte enge Kisten, die in der gemeinsamen Zeit in der Regionalliga Nordost seit 2020 noch nie mit einem Remis und auch nie mit mehr als zwei Toren Unterschied endeten. In der jüngsten Begegnung im März dieses Jahres behielten die Jenaer die Oberhand (0:2); in der Hinrunde der vergangenen Saison schoss Philipp Harant alle Leutzscherinnen und Leutzscher mit einem direkten Freistoß zum Endstand von 1:0 ins Glück. Insgesamt schauen die Vereine auf 46 Liga-Vergleiche zurück, wobei bei 9 Remis und 22 Niederlagen 15-mal die Grün-Weißen die Oberhand behielten.

Mit der Rückkehr von einigen Chemikern, die das Spiel gegen Eilenburg verpassten, wird die Startelf in Jena im Vergleich zur Vorwoche auf mehreren Positionen verändert sein. So wird aller Voraussicht nach Benjamin Bellot wieder das Tor der BSG hüten und auch die restlichen von der Grippewelle niedergestreckten Chemiker Brügmann, Hilßner und Kirstein dürften Optionen für das Spiel im Ernst-Abbe-Sportfeld darstellen. Lediglich der am Innenband verletzte Philipp Harant wird das Spiel absolut sicher nur als Zuschauer bestreiten können. Allen kranken und verletzten Chemikern an dieser Stelle nur die allerbesten Genesungswünsche! Falls es mit der grün-weißen Gesundheit an der ein oder anderen Stelle doch noch hapern sollte, so bewiesen die Akteure des vergangenen Wochenendes, dass die glorreiche BSG auch in der so genannten zweiten Reihe blendend aufgestellt ist: Exemplarisch für eine großartige Mannschaftsleistung seien an dieser Stelle Neuzugang Vin Kastull und unser Ersatzkeeper Jonas Janke hervorgehoben, die unter Beweis gestellt haben, dass auch eine Grippewelle einen Leutzscher nicht erschüttern, dafür Jena sich auf so einiges gefasst machen kann – egal, mit welcher Startelf.

Zum 12. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am Sonntag um 13 Uhr beim FC Carl Zeiss Jena im Ernst-Abbe-Sportfeld. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Tim Gerstenberg (Birkenwerder), assistieren werden ihm Tobias Hagemann und Tobias Starost. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die das Team nach Thüringen begleiten, sind hier noch einmal alle notwendigen Informationen zusammengefasst; für alle, die das nicht tun, sind unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM wie immer für euch live und direkt am Spielgeschehen dabei. Auf das Auswärtsspiel am Paradies folgt für die Chemie-Elf am kommenden Dienstag, 31. Oktober 2023, um 13.30 Uhr ebenfalls auswärts das Duell mit dem VfB Schöneck in der 3. Runde des Sachsenpokals.

kiro

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