Foto: Christian Donner
Mit dem schlussendlich deutlichen 0:3 (0:1) gegen die Volkssportgemeinschaft aus Altglienicke riss auch die aktuelle Serie der Leutzscher: die erste Niederlage nach wettbewerbsübergreifend sechs ungeschlagenen Spielen und auch die erste Saisonniederlage im heimischen Alfred-Kunze-Sportpark. Doch in Thüringen gibt es für das Team von Miroslav Jagatic bereits die nächste Chance, es besser zu machen. Unsere Gastgeber, seit Saisonbeginn von Georg-Martin Leopold trainiert, zeigten sich zuletzt speziell gegen Top-Teams der Liga gut in Form und konnten mit annähernd jedem Gegner mithalten. Auch mit Chemie? Auf der Glaserkuppe kommt es nun beim Duell der Tabellennachbarn zur Probe aufs Exempel: Zum 10. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am Sonntag um 13:30 Uhr in der bluechip-Arena beim ZFC Meuselwitz.
Sommer an der Glaserkuppe: der ZFC und der Weg in die neue Saison
Mit der Herausforderung eines tief greifenden Umbruchs in einer beliebigen Sommerpause konfrontiert zu sein (aus welchen Gründen auch immer) ist wahrlich kein Alleinstellungsmerkmal in der Regionalliga Nordost. Häufig sind finanzielle Probleme der Ursprung allen Übels – womit die Thüringer doch ein wenig aus der Reihe fallen, kann man aufgrund der engen Verknüpfungen mit dem lokalen Geldgeber bluechip doch gänzlich anders wirtschaften als vergleichbare Vereine in der Staffel. Im Sommer ’23 standen für die Zipsendorfer dennoch diverse sportliche Veränderungen ins Haus, begonnen bei der Trainerbank. Eine Position, auf der man an der Glaserkuppe durch die Suche nach oder das Fehlen von Konstanz auffällt: Nach fünf Jahren Heiko Weber (2015 bis 2020) ist man mittlerweile beim fünften Trainer in nur drei Jahren angekommen.
Der neue Mann an der Seitenlinie heißt Georg-Martin Leopold, ist gebürtiger Thüringer und war in seinen rund 15 Jahren als Trainer größtenteils im Jugendbereich beim SV Darmstadt, Rot-Weiß Erfurt und lange Jahre beim FC Carl Zeiss Jena aktiv. Darüber hinaus ist der 46-Jährige in Besitz der UEFA Pro-Lizenz, der höchsten Lizenzstufe für Trainer im organisierten Fußball – welche unser Cheftrainer Miroslav Jagatic in wenigen Monaten wohl auch sein Eigen nennen dürfen wird.
Auch in den Kader kam selbstredend ein wenig Bewegung, insgesamt fischten die sportlich Verantwortlichen bei Zu- und Abgängen größtenteils im Gewässer der Regionalliga Nordost. Verlassen hat den ZFC – abseits von Thilo Gildenberg, den wir in Leutzsch willkommen heißen durften – beispielsweise Innenverteidiger Felix Müller (Chemnitzer FC), der zwei Spielzeiten lang unbestrittener Stammspieler in Meuselwitz war und jeweils um die 30 Spiele machte. Neu im Verein begrüßt wurden für die vakante Position im Defensivzentrum unser Leutzscher Bekannter Ben Keßler sowie Leon Schmökel vom 1. FC Magdeburg aus der 2. Bundesliga. Neuer Stammkeeper ist Lukas Sedlak, der vom FC Erzgebirge Aue nach Thüringen kommt, vorne für die Tore mitverantwortlich ist Michel Ulrich (vom Chemnitzer FC) – bisher macht er seine Sache mit fünf Treffern recht ordentlich.
Leopold ließ seine Meuselwitzer in den meisten Partien der Saison in einer Grundformation mit Viererkette auflaufen, probierte bei den Siegen gegen Rot-Weiß Erfurt (2:1) und Hansa Rostock II (4:2) allerdings erfolgreich Formationen mit Dreier-/Fünferkette aus. Hierbei scheint die Innenverteidigung aus Felix Rehder, Nils Miatke und Fabian Raithel sich als solide Defensivabteilung hervorzutun, die die stärkere Einbindung der Flügelspieler unterstützt. Das 4–2–3–1, in dem Fabian Raithel auf die linke Außenverteidigerposition rückt und auf der Gegenseite Dominik Bock verteidigt, ist punktetechnisch, trotz starker Leistungen beispielsweise gegen Cottbus, bisher leider noch nicht so ertragreich. Dank der überzeugenden Auftritte gegen die Favoriten (Siege gegen Erfurt und Lok, Remis gegen Dynamo und Hertha) steht der ZFC nun mit einem Torverhältnis von 14:14 und elf Punkten auf dem elften Tabellenplatz – nur einen Rang hinter Chemie.
Ob Niederlage oder Sieg: Chemie nach erster Heimpleite mit Blick nach vorn
Die Leutzscher finden sich mit einem Punkt mehr auf Rang zehn wieder, zeigten sich in der Offensive jedoch minimalistischer (erst sieben Tore). Oder effizienter? Die Gegentorstatistik hat durch das 0:3 (0:1) natürlich eine herbe Delle bekommen. Nichstdestotrotz blicken Miroslav Jagatic und seine Mannen optimistisch und kämpferisch auf die kommende Partie in Thüringen. Die Torlosigkeit muss zuallererst ein Ende finden: Seit drei Spielen wartet die Leutzscher Elf auf einen Treffer, gerade gegen Zwickau und den BAK war vor dem gegnerischen Kasten deutlich mehr drin. Zwölf Punkte aus acht Spielen (1,5 pro Spiel) sind allerdings mehr als in Ordnung und lassen für das erste Zwischenfazit der Saison nach bekanntermaßen ungefähr zehn Spielen Gutes erahnen.
Gegen die VSG Altglienicke kam Chemie in einem lange Zeit eher ausnahmsweise ansehnlichen Spiel, in dem keine der beiden Mannschaften so wirklich glänzte, kaum richtig in die Spur. Kam man mal gefährlich vor das gegnerische Tor, fehlte Präzision, Cleverness oder das kleine Quäntchen Glück. Im Gegenzug nutzte die raffinierte Elf von Karsten Heine jeden Fehler im Spiel der Leutzscher eiskalt aus. Der erste Punktverlust für Chemie zuhause und auch das Ende der 0 im AKS: mit gleich drei Gegentoren auf einmal.
Vermisst wird nach wie vor Alexander Bury. Unser Vize-Kapitän, der bereits seit fast zwei Monaten an einer Knieprellung (und nun auch an einer Grippe) laboriert, ist nach wie vor nicht fit und wird voraussichtlich auch in Meuselwitz nicht im Kader stehen. Darüber hinaus fehlt uns auch wieder Janik Mäder, der, frisch auf dem Weg zur Matchfitness, vor der Partie gegen die VSG umknickte. Gute Besserung an alle Chemiker!
Unter dem Strich wirft dieses Nachbarschaftsduell durchaus reizvolle Schatten voraus: Zwei gleichermaßen performende Mannschaften, die in einer aller Voraussicht nach gut besuchten bluechip-Arena beide versuchen werden, ihre bisher in dieser Saison gezeigten vielversprechenden Ansätze zu bestätigen. In den jüngsten Duellen hatte stets die Betriebssportgemeinschaft die Nase vorn: gute vier Jahre (9. November 2019) ist es her, dass die Zipsendorfer zuletzt ein Spiel gegen Chemie gewinnen konnten, die fünf Partien seither endeten (bis auf ein Remis) stets mit drei Punkten für die Leutzscher Legende. Vergangene Saison holte Chemie sechs Punkte gegen den ZFC, zuhause souverän mit 3:0 (0:0) mit einer bombastischen zweiten Halbzeit; an der Glaserkuppe mit 1:0 durch Denis Jäpel in der zweiten Minute der Nachspielzeit, an das sich alle Grün-Weißen wohl gerne noch erinnern. Auf ein Neues!
Zum 10. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am kommenden Sonntag um 13:30 Uhr beim ZFC Meuselwitz in der bluechip-Arena. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Florian Lukawski (Oranienburg), assistieren werden ihm Hannes Wilke und Marcel Riemer. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Sonntag nicht in Meuselwitz dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt.