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Die BSG Chemie trauert um Bernd Rohr. Der 81-jährige ehemalige Mittelfeldspieler (acht Oberliga-Spiele, zwei Tore und acht Intercup-Partien), der unter Trainer Alfred Kunze von 1965 bis 1967 in Leutzsch spielte, verstarb vor wenigen Tagen nach schwerer Krankheit.
Als Kicker schaffte er den Durchbruch nach ganz oben nie so richtig. Dafür hatten es die Spiele, die er bestritt, in sich. 3:1-Sieg gegen den SC Leipzig vor 35 000 Zuschauern, ein 1:1 und ein 3:0 gegen Jena, ein 2:0 gegen Rostock und ein 1:1 in Dresden standen zu Buche, ebenso ein mit 1:3 verlorenes Ortsderby vor 50 000 Fans. 1967 wechselte er nach Böhlen. Sein sarkastischer Kommentar: „Ich war jetzt nicht so gut, dass jemand mich daran gehindert hätte.“
Bekannter als seine Fußballkarriere machte ihn seine Tätigkeit im Bibliografischen Institut, wo er 1987 das Standardwerk „Fußball Lexikon“ mitverfasste, das in beiden deutschen Staaten publiziert wurde und im Osten echte „Bückware“ war. Gemeinsam mit dem Journalisten und „fussballwoche“-Redakteur Günter Simon schuf er das 488 Seiten umfassende Werk. Das Besondere daran: „Es kamen auch alle wichtigen West-Fußballer und -Vereine vor. Das machte es für die Leute zu etwas speziellen“. Zur Buchmesse 1987 gab es auf dem Sachsenplatz eine Lesung, zu der hunderte Leute anstanden und Autogramme von den Autoren wollten. Das Buch ging im Westen besonders gut, die Erstauflage von 30 000 Exemplaren war im Handumdrehen ausverkauft. Mehrere Auflagen erschienen, unter anderem gibt es Übersetzungen ins vietnamesische und tschechische.
Bei Chemie hatte er sich übrigens selbst beworben, später kickte er bei Rotation 1950.