Foto: Alexander Mennicke
Wer von uns kennt es nicht, das Kunstwerk, das scheinbar unverrückbar zwischen Dammsitz und Norddamm seinen Platz hat – unsere Meistermannschaft von 1964. Günter Schumann ist der Künstler, der die Meisterelf ursprünglich aus Holz schnitzte, bevor sie als Betonabguss 1999 in den Alfred-Kunze-Sportpark kam.
Schumann, der 1964 beim entscheidenden Spiel in Erfurt dabei war, betrachtet die Meisterschaft als eines der beeindruckendsten Ereignisse seines Lebens. Der „Rest von Leipzig“ hatte ein übergroßes Denkmal mehr als verdient. In den 1970er Jahren erhielt er dazu die Gelegenheit. Das Werk namens „Fußballmannschaft“ entstand zunächst mit sieben fertiggestellten Spielern für eine Ausstellung des Bezirks Leipzig. Schumann hätte die Holzelf im Anschluss selbstredend gerne im Georg-Schwarz-Sportpark gesehen, doch der Bezirk sah die gebotene Neutralität des Kunstwerks durch diesen Plan gefährdet und kassierte die Figuren ein – denn die waren Volkseigentum. Schumann blieb also keine Wahl und die Mannschaft entstand neu.
Mitte der 80er Jahre entstand die Betonelf, da die ursprünglichen aus Pappelholz gefertigten Figuren schnell der Witterung zum Opfer gefallen wären. Schumann fertigte den Abguss selbst, konnte jedoch keinen geeigneten Platz für die Spieler finden. So blieb die steinerne Meistermannschaft auf seinem Grundstück vor der Öffentlichkeit verborgen, bis sie in den 90er Jahren durch Jens Fuge wiederentdeckt wurde und ihre verdiente Aufmerksamkeit erhielt. Der Förderverein „Club der 100“, dessen Vorstands- und Gründungsmitglied ein gewisser Frank Kühne war, erwarb die Betonelf und brachte sie mit großem Aufwand an den uns heute bekannten Standort.
Ein zweiter Abguss der Mannschaft steht bis heute in Bernried am Starnberger See im „Museum der Phantasie“. Hier stehen die Spieler eng zusammen wie ursprünglich angedacht und nicht mit Abstand nebeneinander wie in Leutzsch. Dies verdeutliche den Zusammenhalt des Teams, erläutert Schumann den Grundgedanken des Kunstwerks. Doch sowohl in Bernried als auch in Leutzsch – einer fehlte in allen Versionen der Helden von 1964: Meistertrainer Alfred Kunze. Dieser entstand viele Dekaden nach den Spielern und fand seinen Platz in Schumanns Lagerhalle, neben den hölzernen Schützlingen des Fußballlehrers. Dort stand er seit Jahren. Bis jetzt.
Rechtzeitig, bevor sich der Beginn der Meistersaison zum 60. Mal jährt und passenderweise bei einem Spiel gegen Aue, dem Verein, der auch der erste Gegner der Saison 1963/64 war, soll die Meisterelf in neuer Aufstellung, originalgetreuem Dress und unter Beobachtung des Trainers Kunze enthüllt werden. Doch dabei bleibt es nicht: Auch die Holzelf wird in den Besitz unserer BSG Chemie übergehen und so nicht nur ein Stück Fußball-, sondern auch Kulturgeschichte für die Nachwelt gesichert.
Die Einweihung steht ganz im Zeichen eines besonderen Jahres. Denn die „Leutzscher Legende“ ist mehr als „nur“ die Meisterschaft von 1964 und weitere Ereignisse aus unsere Vereinsgeschichte rücken nun in unseren Fokus: So können die Wurzeln des Leutzscher Fußballs bis ins Jahr 1899 zurückverfolgt werden, inklusive der bewegten Geschichte(n) des FC Britannia 1899, der Tura und der Meisterelf von 1951. Wir schauen ebenso zurück auf 70 Jahre Wegnahme des Oberligaspielrechtes 1954, 20 Jahre Einzug ins Zentralstadion im Jahr 2004, sowie 40 Jahre Relegationsspiele gegen den 1. FC Union Berlin. Viele dieser Wegmarken waren prägend für unsere Vereinsgeschichte – Grund genug sie im kommenden Jahr bei vielen kleinen und großen Gelegenheiten zu feiern, zu diskutieren, zu würdigen. Darüber hinaus wollen wir gemeinsam als Fans und Verein Geld für den Erwerb der Holzelf sammeln. Nähere Informationen darüber und unser „Jahr der Leutzscher Legende“ folgen bald. Seid gespannt – es lohnt sich!