Fotos: Stefan Heymann / Sender Mannsberg
Der Testspielsieg unserer Chemiker gestern in Wernigerode war auch eine kleine Zeitreise. Rund um das 2:1 (Tore von Testspieler Maximilian Baafi und Alex Bury) von Chemie gegen den FC Einheit schwärmten vor allem die alten Recken des Gastgebers von vergangenen Zeiten.
In der Lokalzeitung war eigens ein Artikel über den letzten Auftritt der BSG vor 40 Jahren erschienen (1:0 gewonnen), und auch Ex-Wernigerode-Spieler Uli Deparade (früher HFC Chemie) erinnerte sich an manch heißen Kampf, unter anderem an jenen vom 5. Dezember 1976, als an einem Sonntagmorgen die Einheimischen den eben aus der Oberliga abgestiegenen Chemikern ein 4:1-Desaster bereiteten: „Der Schnee lag einen halben Meter hoch und der Hans-Bert hat den vierten selbst gemacht!“ Erwähnter Hans-Bert hört auf den Nachnamen Matoul und schrieb Leipziger Fußballgeschichte, ehe er zurück in die Heimat ging und dort bis zum Ende seiner Laufbahn kickte. Selbst anwesend konnte der Held einstiger Tage nicht sein, durch Altersdemenz geplagt lebt er in einem Heim im Ort.
Ex-HFCer und einstiger Mitspieler Matouls in Wernigerode, Lothar Jänicke, freute sich über die 50 mitgereisten Chemie-Fans und ein flottes Spiel: „Ein Remis wäre vielleicht auch gerecht gewesen!“ Ein anderer Ex-Chemiker weilte auch im Stadion, machte sich aber rar: Bernd Both. Der schnelle Stürmer hatte Anfang der 80er einen kurzen Auftritt im grün-weißen Trikot. Ein anderer Held Leipziger Fußballtage war gleich ganz daheim geblieben: Siegfried Stötzner. Der 72-jährige ehemalige Torwart von Chemie und Lok Leipzig wohnt praktisch gleich um die Ecke, konnte sich für das Spiel aber nicht erwärmen. Vielleicht musste er auch an den eiskalten Wintertag des Jahres 76 erinnern. Da stand er beim erwähnten 1:4 gegen die winterharten Wernigeröder nämlich im Tor – auf Chemie-Seite.
