Foto: Christian Donner
Ein letztes Mal öffnet der Alfred-Kunze-Sportpark in dieser Saison seine Pforten, ein letztes Mal betritt das grün-weiße Ballett den Rasen, der die Welt bedeutet, um ein letztes Mal in dieser Spielzeit vor ausverkauftem Haus die Leutzscher Legende hoch leben zu lassen. Der frisch gebackene Meister aus der Oberlausitz gibt sich zum großen Finale die Ehre im Leutzscher Holz, den Blick jedoch fest gerichtet auf turbulente Wochen mit Pokalfinale in Brandenburg und der Relegation um die 3. Liga. Die Besten kommen bekanntlich zum Schluss: Zum 34. und letzten Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am Sonntag, 28. Mai 2023, um 13 Uhr den FC Energie Cottbus im Alfred-Kunze-Sportpark.
Etappenziel erreicht: der Weg des FC Energie zur Meisterschaft
Nach vier Jahren in der vierten Liga sind die Rot-Weißen aus Brandenburg endlich am Ziel – der Meister der Regionalliga Nordost heißt wieder FC Energie Cottbus und der Aufstieg in die 3. Liga ist nur noch 180 Spielminuten Relegation entfernt. Auch, wenn es in den ersten Wochen der Saison noch gar nicht danach aussehen sollte: Mit der 0:2-Auftaktniederlage gegen Altglienicke und lediglich sieben Punkten aus den ersten fünf Partien ging schon ein leises Raunen durch die Lausitz, wie das denn was werden solle mit dem Aufstieg. Doch den Startschwierigkeiten folgten sieben Spiele ohne Niederlage und das Team von Claus-Dieter „Pele“ Wollitz setzte sich nachhaltig in den obersten Tabellenregionen fest. Über den Saisonverlauf lautete der Hauptkonkurrent in diesen Tabellenregionen irgendwann nicht mehr Berliner AK, sondern für lange, lange Zeit FC Rot-Weiß Erfurt, die den Kampf um die Tabellenspitze sehr lange sehr spannend hielten. Erst Ende März, zum 23. Spieltag, übernahm Energie wieder die Tabellenführung und sollte diese bis Saisonende nicht mehr abgeben.
Speziell nach dem Jahreswechsel zeigte sich die Qualität und die Konstanz von Energie Cottbus. Von 17 Partien im neuen Jahr konnte die durchweg im 4–3–3 spielende (und eingespielte) Mannschaft aus Cottbus starke elf Siege einfahren und ging nur dreimal ohne Punkt nach Hause. Auch über die gesamte Saison gesehen legte der FC Energie meisterliche Statistiken auf: 64 Prozent aller eigenen Spiele konnte man gewinnen (auf eigenem Rasen gar 76 Prozent), stellt mit 65 Toren gleichauf mit Altglienicke die beste Offensive der Staffel und muss sich in der Defensive mit 28 Gegentreffern lediglich hinter dem FC Carl Zeiss mit nur 21 Gegentoren einreihen.
Blick nach oben, Blick nach vorn: das Restprogramm von Energie
Er scheint also viel richtig gemacht zu haben in dieser Saison, dieser Pele Wollitz. In seiner nunmehr dritten Amtszeit bei Energie (nach 2009 – 2011 und 2016 – 2019) führte der 58-Jährigen nach 2018 zum zweiten Mal zum Meistertitel in Deutschlands vierthöchster Spielklasse. Damals stieß man nach einer bärenstarken Saison mit lediglich einer einzigen Niederlage, nur 14 Gegentoren und einem Punkteschnitt von 2,62 Punkten pro Spiel schlussendlich nach der Aufstiegsrunde (gegen den SC Weiche Flensburg 08) in die 3. Liga vor. In diesem Jahr ist, zum Leidwesen auch der Cottbusser, noch gar nicht klar, welcher Vertreter der Regionalliga Bayern in den Relegationsspielen am 7. und 11. Juni auf die Lausitzer warten wird. Der Meister aus Bayern, die SpVgg Unterhaching – durchaus ein alter Bekannter des FC Energie aus besseren Tagen um die Jahrtausendwende – ließ es in den vergangenen Tagen offen, ob man an den Relegationsspielen teilnehmen können würde und erklärte sich als „bedingt optimistisch“. Eine Verkündung der Entscheidung wird heuer nach dem sportlich bedeutungslosen Spiel gegen den FC Schweinfurt 05 erwartet. Die Probleme bezüglich der Lizenzierung bei Haching sind in diesen Gefilden des deutschen Ligabetriebs gewiss nichts Neues, dennoch könnten die beiden möglichen Szenarien ein Novum in der Geschichte der 3. Liga bedeuten: Sollte sich die Spielvereinigung gegen die Cottbusser durchsetzen, aber keine Lizenz erhalten, so würde Energie dennoch aufsteigen. Sollte sich die Spielvereinigung hingegen dazu entscheiden, den Zulassungsantrag für Liga drei noch vor den Relegationsspielen zurückzuziehen, würden die Würzburger Kickers als Vizemeister nachrücken – deren Lizenzerteilung allerdings ebenfalls alles andere als sicher zu sein scheint. Sollten dann auch die Kickers vom Dallenberg ihren Lizenzantrag zurückziehen, heißt der Gegner der Cottbusser FC Bayern II.
Doch nicht nur für die kommenden Relegationsspiele müssen sich Pele Wollitz und sein Team vorbereiten: Am Samstag, 3. Juni 2023, begegnet man noch im Finale des Landespokals Brandenburg dem FSV Luckenwalde im Stadion der Freundschaft und hat so die Chance, die Saison mit zwei Titeln abzuschließen und womöglich dem Aufstieg noch dazu. Im Brandenburger Pokal sah man sich mit Ausnahme der Begegnung mit dem SV Babelsberg 03 (gegen die man am vergangenen Wochenende die Meisterschaft festmachen konnte) im Achtelfinale mit keinen größeren Hürden konfrontiert, marschierte mit insgesamt 20:3 Toren durch den Wettbewerb und geht auch in das Finale gegen Luckenwalde als haushoher Favorit. Angesichts der sportlichen Bedeutungslosigkeit, der bereits zelebrierten Meisterschaft und des noch im Unklaren liegenden Restprogramms darf man gespannt sein, mit welcher Elf Wollitz am Sonntag in Leutzsch spielen lassen wird und auf welche Herausforderung sich die BSG und ihr Coach Miroslav Jagatic einstellen dürfen.
Grün und weiß ein Leben lang: Chemie, die Saison und die Sommerpause
Auch für die Chemie-Elf geht es im letzten Saisonspiel um absolut nichts mehr. Zur Beruhigung und Freude aller Leutzscherinnen und Leutzscher – und zweifelsohne Zeugnis der seit Jahren geleisteten guten Arbeit – hatte man in dieser Spielzeit rein gar nichts mit dem Abstieg zu tun, den Klassenerhalt so früh sicher wie gefühlt noch nie und darf mit Stolz auf eine der stärksten Saisons in der eigenen Regionalligageschichte zurückblicken (Zahlen beziehen sich auf vollständig ausgespielte Saisons): Nie erreichten die Grün-Weißen (unabhängig des Ergebnisses gegen Cottbus) einen besseren Punkteschnitt als in diesem Jahr (minimal 1,53 Punkte), nie erzielte die Leutzscher Elf mehr Tore (50) und nie kassierte man weniger Gegentore (45). Die drei Neuzugänge Janik Mäder, Manassé Eshele und Philipp Harant fanden sich beeindruckend zügig in Leutzsch zurecht und sind von dort auch kaum mehr wegzudenken. Das Kapitänsamt ging von Capitano Karau nach Jahren an Benjamin Bellot über, der die großen Fußstapfen zweifelsohne auf eigene Weise ganz wunderbar zu füllen weiß. Das Flutlicht konnte endlich aufgestellt, der Sportpark weiter aufgehübscht und mit Leistungsträgern verlängert und so Planungssicherheit für die aufregende Zukunft und die neue sportliche Leitung geschaffen werden.
Spieler kommen, Spieler gehen – doch was bleibt, das sind wir Leutzscher, die stets treu zur Mannschaft stehen: Mehr als leere Worte! Auch, wenn gegen Cottbus einige Chemiker, vor allem Benny Schmidt, verabschiedet werden, so will die Fanszene ihrer Verbundenheit zu Verein und Viertel Ausdruck verleihen und der Saison und der Chemie-Elf den Abschluss ermöglichen, den diese verdienen. Treffpunkt ist für die Fans der BSG Chemie ist um 10 Uhr am Rathaus Leutzsch, von wo aus ein gemeinsamer Fanmarsch zum Sportpark führen wird. Für alle Fans der BSG, ob beim Fanmarsch dabei oder nicht, gilt an diesem Sonntag: ALLE IN GRÜN! Und alles für die BSG Chemie!
Zum 34. und letzten Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie Leipzig am kommenden Sonntag, 28. Mai 2023, um 13 Uhr den FC Energie Cottbus im Alfred-Kunze-Sportpark zu Leipzig-Leutzsch. Die Begegnung steht unter der Leitung von Schiedsrichter Chris Rauschenberg (Hörselberg-Hainich), assistieren werden ihm an der Seitenlinie Tarik El-Hallag und Richard Lorenz. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Sonntag nicht mit von der Partie sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM wie gewohnt das Spielgeschehen live und direkt. An alle Leserinnen und Leser der Vorberichte ergeht herzlicher Dank für die Aufmerksamkeit während dieser Saison!
Forza, BSG!