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Auftakt zum Grande Finale: Chemie-Elf auswärts ins Erfurt gefragt

By 20. Mai 2023No Comments

Foto: Christian Donner

Es bleibt in diesen Wochen keine Zeit, sich über ärgerliche Punktverluste allzu lang den Kopf zu zermartern. Denn auf das einigermaßen unnötige 2:2 in Leutzsch gegen den bereits als Absteiger feststehenden VfB Germania Halberstadt folgen für die Chemie-Elf und ihre Fans noch zwei absolute Highlights zum Saisonabschluss. Die letzte Auswärtsfahrt der Saison 2022/23 geht in die thüringische Landeshauptstadt und für unsere Gastgeber geht es um alles, wenn aus dem angepeilten Aufstieg noch etwas werden soll. Das Team von Miroslav Jagatic will ebenfalls aus den beiden Top-Spielen zum Finale alles rausholen, was geht: Zum 33. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am morgigen Sonntag, 21. Mai 2023, um 13 Uhr beim FC Rot-Weiß Erfurt im Steigerwaldstadion.

Meisterschaft oder sogar Platz drei? Die Ausgangslage in Erfurt vor dem Saisonfinale

Auch wenn man in öffentlichen Äußerungen stets explizit äußerste Bescheidenheit an den Tag legt, so wird auch den Verantwortlichen in Erfurt nicht verborgen geblieben sein, dass für den Aufsteiger aus der Oberliga der direkte Durchmarsch in die 3. Liga alles andere als unwahrscheinlich oder unerreichbar ist. Der Titelkampf in der Regionalliga Nordost ist bis tief in die Saison hinein spannend und auf einmal, ja auf einmal geht es für den durch ein langwieriges, seit fünf Jahren andauerndes Insolvenzverfahren geschüttelten Verein an den letzten beiden Spieltagen um alles. Wollen die Erfurter noch eine realistische Chance auf die Meisterschaft haben, zählen nur Siege im Kampf um die Tabellenspitze.

Bis vor Kurzem grüßte man noch selbst vom Platz an der Sonne: Zwischen Oktober und Februar gab man in zwölf Ligaspielen kein einziges verloren und erst im März musste sich RWE nachhaltig mit der Verfolgerrolle auf Platz zwei zufrieden geben. Doch auf der Zielgeraden der Saison stolperte die Elf von Trainer Fabian Gerber das eine oder andere Mal – und womöglich das ein oder andere Mal zuviel? Die Hälfte aller Saisonniederlagen (drei von sechs) sammelte Rot-Weiß zwischen April und heute, und ließ die Distanz auf Tabellenführer Energie Cottbus in dieser Zeit auf vier Punkte anwachsen. Doch noch ist noch nichts fix und demnach ist die Marschroute für RWE vor diesen beiden abschließenden Saisonspielen glasklar: Sechs Punkte. Doch nur, wenn Energie im Brandenburg-Derby gegen Babelsberg und in Leutzsch gegen Chemie sieglos bleibt, reichen diese sechs Punkte auch zur sicheren Meisterschaft und zur Relegation gegen die SpVgg Unterhaching als Meister der Regionalliga Bayern. Im Schlimmstfall – jedenfalls auf Prestigeebene – kann hingegen sogar noch Erzrivale Carl Zeiss (gegen unseren Ortsrivalen und Hertha BSC II gefragt) an den Erfurtern vorbeiziehen und Vizemeister werden.

Aus den jüngsten sieben Begegnungen sprangen für Rot-Weiß lediglich zehn Zähler (1,43 pro Spiel) heraus: Das mehr oder minder Pflichtprogramm gegen die mittlerweile als Absteiger feststehenden Teams von TeBe und Halberstadt sowie die noch nicht ganz geretteten Greifswalder absolvierte man souverän mit drei Siegen und 8:1 Toren. Am vergangenen Wochenende musste man spät den Ausgleich im Spitzenspiel gegen den FC Energie Cottbus schlucken, versaute diesem mit dem 1:1 allerdings den ersten Matchball auf die Meisterschaft. Die übrigen Partien allerdings ergaben null Punkte für Erfurt. Gegen Viktoria Berlin kam man vor eigenem Publikum nicht über ein 0:1 hinaus, ließ sich von stark und effizient aufspielenden Dynamos mit 1:2 nach Hause schicken und verlor auch gegen den SV Babelsberg 03 mit 0:2 – nachdem man diesen noch im Hinspiel nach allen Regeln der Kunst auseinandergenommen hatte.

In der Theorie bestehen die Chancen auf den Aufstieg natürlich noch, doch auch abseits von reinem Zweckoptimismus kann man in Erfurt, können Fabian Gerber und die Verantwortlichen stolz auf die sportliche Leistung des Teams sein. Über weite Teile der Spielzeit rief man reife, effiziente Leistungen ab und stand alles andere als unverdient durchgehend in den Spitzenrängen. Dem insolvenzgeplagten RWE – dessen Insolvenzverwalter jüngst vom Amtsgericht abberufen wurde, dessen Etat für die 1. Mannschaft in dieser Saison auf 850.000 Euro beziffert wurde und der sich nichtsdestotrotz in der Winterpause mit vier teils erfahrenen und gestandenen Neuzugängen verstärken konnte – ist die Rückkehr in die Regionalliga zweifelsohne eindrucksvoll geglückt und auch im kommenden Jahr werden die Erfurter wieder ganz oben mitspielen wollen, wenn der Kampf um den direkten Aufstiegsplatz in die 3. Liga ansteht.

Totalausfall und Mammutprogramm: der Rest der Saison für den Rest von Leipzig

Allzu viele Gedanken kann und mag man auf das vergangene Heimspiel der Chemie-Elf wahrlich nicht verwenden: Nach eigener Führung, vor eigenem Publikum, bei bestem Fußballwetter, gegen einen (nun sicheren) Absteiger, gelang es dem Team von Miroslav Jagatic nicht, drei Punkte in Leutzsch zu behalten. Nach dem frühen 1:0 durch Florian Kirstein (9.), der nun auf sechs Scorerpunkte in den vergangenen fünf Partien kommt und dem 2:0 von Lucas Surek (75.), hätte gegen das Team aus dem Tabellenkeller eigentlich nichts mehr anbrennen dürfen. Dennoch ließ man Halberstadt (die allerdings auch durchaus mitspielten und ansprechende Phasen zeigten) in der 78. Minute den Anschluss erzielen, nur um tatsächlich noch in der Nachspielzeit den Ausgleich zu fangen. Als Pluspunkt jedoch ist die Rückkehr von Tarik Reinhard zu vermerken: Unsere Nummer 8 kehrte nach seiner langwierigen Verletzung, die er sich in der Saisonvorbereitung gegen Hannover 96 II zugezogen hatte, nach über neun Monaten zurück im grün-weißen Dress und wurde vom Alfred-Kunze-Sportpark herzlichst willkommen geheißen. Willkommen zurück, Tarik!

Doch auch, wenn die Stimmung nach den unnötig verschenkten Punkten gegen Halberstadt durchaus besser sein könnte, muss man festhalten, wieviel es wert ist, dass es für Chemie zwei Spieltage vor Schluss um absolut nichts mehr geht. Der Klassenerhalt ist seit Wochen unter Dach und Fach und stand zu keinem Zeitpunkt der Saison jemals ernsthaft zur Debatte. Nach der 40- wurde die 50-Punkte-Marke geknackt und, wie in der Vorsaison, kann die BSG mit Fug und Recht davon ausgehen, die Saison auf einem einstelligen Tabellenplatz zu beenden. Die Neuzugänge, die erst im Sommer nach Leutzsch kamen, fühlen sich alles andere als neu an. Das Flutlicht steht. Der Punkteschnitt ist (über eine volle Saison) der Beste bisher in der Regionalligageschichte. Die Sonne lacht in Leutzsch und mit den beiden Kracherspielen gegen die Tabellenspitze endet die Saison 2022/23 für die BSG Chemie mit absoluten Highlights. Nicht nur, dass die Chemie-Elf bei ihrer Rückkehr ins Steigerwaldstadion mit Sicherheit eine gute Figur machen und sich bei ihren Fans rehabilitieren will, nicht nur, dass gegen den RWE natürlich auch ein emotionales Highlight ins Haus steht, nein, womöglich kann Chemie in den beiden kommenden Wochen Zünglein an der Waage im Meisterschaftskampf sein – und das ist auch nicht die allzu schlechteste Motivation, um aus dieser tollen Spielzeit das Maximum mitzunehmen.

Zum 33. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am Leipzig beim FC Rot-Weiß Erfurt im Steigerwaldstadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Rasmus Jessen (Berlin), an der Seitenlinie assistieren werden ihm Bela Wiethüchter und David Dahlhaus. Es wird für kurzentschlossene Chemikerinnen und Chemiker auch eine Tageskasse vor Ort geben. Darüberhinaus begleiten unser App-Ticker und auch unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie immer live und direkt für diejenigen, die nicht in Thüringen dabei sein können; auch der Mitteldeutsche Rundfunk überträgt die Partie live (in der Konferenz) und im Stream.

kiro

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