Foto: Christian Donner
Nachdem für Chemie in der Fremde in Hohenschönhausen nichts zu holen war, bereitet sich die grün-weiße Familie nun auf das vorletzte Heimspiel der Saison vor. Zu Gast ist nun mit der Germania ein Team aus dem Tabellenkeller, welches sich – nach Monaten mit der berüchtigten roten Laterne – im Kalenderjahr 2023 alles andere als aufgegeben hat und nach Kräften gegen den Abstieg auflehnt. Dennoch will auch die Chemie-Elf noch das Maximum aus dieser Spielzeit herausholen und die gewohnt starke Heimbilanz weiter ausbauen: Zum 32. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am heutigen Sonnabend, 13. Mai 2023, um 13 Uhr den VfB Germania Halberstadt im Alfred-Kunze-Sportpark.
Von roten Laternen und Silberstreifen: die bisherige Saison der Germania
Bereits vor Saisonbeginn hatte sich abgezeichnet, dass die wieder auf 18 Mannschaften verkleinerte Regionalliga Nordost eine neue, sehr hohe Qualitätsdichte aufzuweisen haben würde und dass es speziell für diejenigen Teams, die Jahr für Jahr um den Klassenerhalt fighten müssen, in dieser Spielzeit umso schwerer werden dürfte. Rettete sich die Germania im vergangenen Jahr zwar über den Strich (und das auch mit einem komfortablen Abstand von acht Zählern auf den FC Eilenburg), so zählten die Halberstädter dennoch konstant zum Kreis der Abstiegskandidaten.
Ebenfalls noch vor dem ersten Spieltag musste der Verein den Ausfall von Cheftrainer Andreas Petersen verkraften. Petersen, der erst im Januar vergangenen Jahres wieder an der Seitenlinie der Germania übernommen hatte, musste aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten und seine Aufgaben delegieren, für ihn übernahm der ehemalige Erfurter Jugendtrainer Manuel Rost. Die Marschroute für dessen Amtszeit war gezwungenermaßen von Anfang an klar: Ab Spieltag eins fand sich die Germania durchgehend in den Abstiegsrängen, war von Oktober bis Februar durchgehend Tabellenletzter und musste sogar bis ins neue Kalenderjahr auf den ersten Saisonsieg warten. Das Kalenderjahr 2022 beschloss Halberstadt auf Platz 18 der Tabelle, mit drei Punkten, 11 eigenen und 36 gegnerischen Toren sowie wenig Mut für den restlichen Saisonverlauf.
Totgesagte leben länger? Die Germania im neuen Jahr
Nach dem Jahreswechsel hingegen stellte das Team von Cheftrainer Manuel Rost jedoch unter Beweis, dass man sich noch lange nicht mit dem als annähernd sicher verbuchten Abstieg abfinden will und kämpft seither mit viel Einsatz und Leidenschaft um den Klassenerhalt. Lautete der Punkteschnitt der Germania in der Hinrunde noch 0,2 – auf die gesamte Saison gerechnet stünden so am Ende sieben Punkte zu Buche –, so erspielten sich die Halberstädter im neuen Jahr immerhin 12 Punkte in 15 Spielen (Ø 0,8). Durch diese für den Abstiegskampf so wichtigen Punktgewinne gab Halberstadt die rote Laterne im Februar an Tennis Borussia ab, deren sicherer Abstieg am vergangenen Wochenende endgültig besiegelt wurde. Demnach steht die Germania im Kampf um den Klassenerhalt noch in direkter Konkurrenz mit Lichtenberg, Meuselwitz und dem Greifswalder FC. Zurzeit hat das Team von Manuel Rost, der explizit auch in der Oberliga an der Seitenlinie der Germania stehen wollen würde, nach 30 Spielen 15 Punkte auf dem Konto und kann, zumindest in der Theorie, aus eigener Kraft noch Tabellenplatz 15 erreichen, der zum Klassenerhalt genügen könnte. Das Restprogramm der Germania hält nach dem Spiel bei Chemie noch die VSG Altglienicke zuhause bereit, den Saisonabschluss bestreitet man auswärts in Luckenwalde.
Im neuen Jahr zeigte das Team auch gegen klar favorisierte Teams öfter durchaus engagierte Leistungen, hatte manchmal zwar mit mangelndem Spielglück beziehungsweise einzelnen Spielverläufen zu kämpfen, sammelte aber durch Siege gegen Luckenwalde und den Berliner AK und mehrere Remis gegen Teams wie Altglienicke oder den BFC genügend Punkte, um die Hoffnung am Leben zu halten. Diese Hoffnung jedoch erhielt am vergangenen Wochenende einen weiteren Dämpfer, als für die Halberstädter die Heimpartie gegen Tabellenführer Energie Cottbus mit einer Niederlage mit 1:3 (0:3) endete. Auch im Nachholspiel des 29. Spieltags gegen den Tabellenneunten aus Babelsberg am Mittwoch konnte die Elf von Manuel Rost beim 0:2 keine Tore oder Punkte gegen den Abstieg sammeln. Darüberhinaus verlor man auch das Halbfinale des Landespokals Sachsen-Anhalt Anfang des Monats: Nach eigener Führung jubelte durch einen späten Doppelschlag in der Nachspielzeit (90.+2/90.+4) am Ende der FC Einheit Wernigerode – dem Germania Halberstadt, bei allem Optimismus, voraussichtlich in der kommenden Spielzeit in der Oberliga Süd begegnen wird.
Drei, zwei, eins: das Spiel gegen den BFC und das Restprogramm von Chemie
Gegen den amtierenden Meister, seit Wochen eines der formstärksten Teams in der Liga und gerade zuhause (lediglich drei Niederlagen) absolut sattelfest, mussten die Grün-Weißen sich effizienten und abgezockten Berlinern mit 1:3 geschlagen geben. In Hohenschönhausen reichte den Gastgebern eine gute Halbzeit, in der Chemie sich die eigene Chancenverwertung zum Vorwurf machen muss, um die drei Punkte daheim zu behalten. Auch Coach Miroslav Jagatic musste einräumen, dass man das Spiel nicht in der zweiten, sondern in der ersten Hälfte verloren habe: Der BFC nutzte seine wenigen Chancen und eine von der Leutzscher Defensive unzureichend verteidigte Ecke zur 2:0-Pausenführung – ohnehin waren Teams gegen den Ball kaum auf ihrem üblichen Leistungsniveau –, wohingegen Chemie aus mehreren klaren Chancen kein Tor erzielen konnte. Kurz nach der Halbzeit verwandelte Florian Kirstein die Vorarbeit von Janik Mäder zum zwischenzeitlichen 1:2, nach starkem Pass von Cedric Euschen machte jedoch Amar Suljic alleine vor Benny Bellots Tor in der 66. Minute den Deckel auf die Partie. Positiv bleibt jedoch anzumerken: Florian Kirstein, erst Ende März gegen den Berliner AK wieder für Chemie auf den Platz zurückgekehrt, stand in den vergangenen vier Partien von Anfang an auf dem Feld – und konnte in diesen das in ihn gesetzte Vertrauen mit bärenstarken drei Toren und zwei Assists zurückzahlen.
Beim vergangenen Aufeinandertreffen der beiden Teams (der erst Mitte Februar gespielte Nachholer des 15. Spieltags) befand sich Kirsche noch auf der anderen Seite des Erdballs. Beim 2:1 (1:1) in Halberstadt besorgten Manassé Eshele und Denis Jäpel die Treffer für die Chemie-Elf und bewahrten die Leutzscher so vor einem wenig schmeichelhaften Ausrutscher beim Tabellenletzten. Insgesamt begegneten sich die Germania und Chemie bereits acht Mal in der Regionalliga Nordost: Dabei gelangen Grün-Weiß bisher erst zwei Siege (die beiden jüngsten Duelle), drei Spiele endeten Remis und dreimal nahm Halberstadt drei Punkte mit. Nach der abgesessenen Gelbsperre wird Timo Mauer wieder in den Kader zurückkehren und steht Jagatic und Sobottka in der kommenden Partie wieder zur Verfügung, die kadertechnisch aus dem Vollen schöpfen können. Germania-Coach Manuel Rost hingegen muss aller Voraussicht nach noch auf seine beiden Verteidiger Finn Kleeschätzky (Muskelfaserriss) und Paul Grzega (Mittelhandbruch) verzichten. Germania Halberstadt konnte in dieser Saison auf fremdem Rasen noch kein einziges Mal gewinnen und nahm aus insgesamt 15 Partien lediglich drei Punkte mit nach Hause. Demgegenüber steht die BSG Chemie in der Heimtabelle der Regionalliga fest im oberen Tabellendrittel und gab im Alfred-Kunze-Sportpark lediglich zwei Spiele verloren (jeweils 1:2 gegen Altglienicke und Luckenwalde). Kurioserweise konnte Chemie gegen Germania in Leutzsch noch nicht gewinnen – höchste Zeit also, das am Sonnabend zu ändern.
Zum 32. Spieltag der Regionalliga Nordost empfängt die BSG Chemie am kommenden Sonnabend, 13. Mai 2023, um 13 Uhr Germania Halberstadt im Alfred-Kunze-Sportpark in Leipzig-Leutzsch. Die Partie steht unter der Leitung von Referee Marko Wartmann (Großvargula), an der Seitenlinie assistieren Eugen Ostrin und Matthias Lämmchen. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Sonnabend nicht mit von der Partie sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie gewohnt live und direkt.
Heimsieg olé – Forza, BSG!