Foto: Christian Donner
Vier Spieltage vor Saisonende 50 Punkte auf dem Konto, Platz sechs in der Tabelle und nur noch sieben Punkte zum Vereinsrekord: Wieder lacht im Mai die Sonne in Leipzig-Leutzsch. Nach dem Heimerfolg gegen Greifswald geht es für das Team von Miroslav Jagatic in dieser Spielzeit noch zweimal in die Fremde und – wie sollte es anders sein? – auch noch einmal in die Hauptstadt. Im laufenden Kalenderjahr zählen unsere Gastgeber in Weinrot-Weiß zu den stärksten Teams der Staffel und rehabilitierten sich mit den jüngsten Leistungen in der Liga ein wenig für den verpassten Finaleinzug im Berliner Landespokal. Doch auch die seit drei Spielen ungeschlagenen Chemiker präsentieren sich in ansprechender Form und wollen bis zum letzten Spieltag Vollgas geben. 50 Punkte und noch viel, viel weiter: Zum 31. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am Sonntag, 7. Mai 2023, um 13 Uhr beim BFC Dynamo im Sportforum Hohenschönhausen.
Gut Ding will Weile haben: die bisherige Saison des BFC Dynamo
Es ging durchwachsen los für den BFC im August 2022: Auf den 2:1-Auswärtssieg beim ZFC Meuselwitz zum Saisonauftakt folgten über zwei Monate des Wartens auf den nächsten Dreier, zudem bekam man von der Konkurrenz um die Tabellenspitze mit drei Niederlagen früh die eigenen Grenzen aufgezeigt. In den folgenden Wochen fand die Elf von Coach Heiner Back-haus, der im Sommer Meistertrainer Christian Benbennek abgelöste, allerdings immer besser in die Spur und gab von September bis Jahresende nur zwei weitere Partien verloren.
Von der Winterpause hingegen profitierte der BFC augenscheinlich: Die Hälfte aller Spiele im neuen Jahr konnte man für sich entscheiden, kommt bei 26 Punkten insgesamt auf einen star-ken Schnitt von 1,86 (in der Hinrunde: 1,44) und stellt dazu noch eine der torgefährlichsten Offensiven der Liga. So gelang es dem BFC nicht nur, nachhaltig drei Plätze (von Rang zehn auf Rang sieben) in der Tabelle gutzumachen, sondern auch, die Teams wie Chemnitz oder Ba-belsberg zu distanzieren. Aktuell steht Dynamo mit 49 Punkten auf Rang sieben der Regional-liga Nordost, einen Punkt vor dem Chemnitzer FC und einen Punkt hinter der BSG Chemie auf Rang sechs. Bisher gelangen ihnen 48 Tore bei 36 Gegentreffern, in 23 Partien punktete man einfach (zehnmal) oder dreifach (13-mal) und lediglich sieben Partien gab man verloren. Der-zeit stehen wieder fünf Spiele ohne Niederlage in Serie zu Buche, die jüngste Pleite in der Liga setzte es gegen die Viktoria aus Berlin am 24. Spieltag im März (0:3).
Der Pokal hat seine eigenen Gesetze: ein Knackpunkt, die Wiedergutmachung und der Blick nach vorne
Viel frischer und viel schmerzhafter in der weinrot-weißen Seele geistert jedoch die jüngste Pleite im Berliner Landespokal umher: Vollkommen überraschend ging der Titelfavorit vor wenigen Wochen bei Sechstligist Sparta Lichtenberg mit 1:5 baden und verpasste somit den Finaleinzug und die Chance auf die DFB-Pokalteilnahme. Neben dem Ärger über das Aus-scheiden und das deutliche Ergebnis ließ vor allem das eigene Auftreten des Teams Mann-schaft und Trainer ratlos sowie die eigene Anhängerschaft stocksauer zurück.
Die folgenden Spiele stellten eine Art Wiedergutmachungstour dar. Zwischenfazit: zufrieden-stellend. Zwar setzte es gegen die tief im Abstiegskampf steckende Germania aus Halberstadt nach zweimaliger Führung (wie schon gegen Babelsberg) noch spät den Knockout zum 2:2-Remis. Doch so luftig nach oben die Auftritte gegen die Film- und die Würstchenstädter auch waren, umso imposanter spielten die Ostberliner gegen die beiden klar favorisierten Meister-schaftsaspiranten auf. Gegen Erfurt, das man nach starker Leistung mit 2:1 besiegen konnte, und gegen Cottbus, denen man im Stadion der Freundschaft mit viel Einsatz und einem schö-nen Ausgleichstreffer von Michael Duncan ein 1:1 abringen konnte, stellte sich heraus: Auch, wenn man die Chancen auf eine erneute Titelverteidigung früh begraben musste, kann der BFC Dynamo im Jahr 2023 mit den Top-Teams der Liga mithalten. Der Status quo scheint den BFC-Verantwortlichen Recht zu geben, mit der Verpflichtung von Heiner Backhaus eine Ent-wicklung über mehrere Saisons anzustoßen. Vielleicht ja schon mit dem heimlichen Blick auf den direkten Aufstiegsplatz in der kommenden Regionalliga-Saison?
Nicht mehr mit von der Partie sein wird dabei Christian Beck: Der Torschützenkönig der ver-gangenen Saison (23 Tore in 38 Spielen), der in der aktuellen Spielzeit auf 13 Tore in 27 Spie-len kommt und damit erneut erfolgreichster Torschütze des BFC ist, wird den Verein zum Sai-sonende verlassen. Doch selbst mit 35 Jahren ist für den gebürtigen Erfurter noch nicht Schluss: Beck, der zum zweiten Mal Vater wird, liebäugelt mit einem Engagement im Raum Magdeburg. Für die Tore werden in Zukunft andere sorgen müssen. Aktuell tun das der im Sommer aus Schweinfurt gekommene Omar Suljic (sechs Tore, sechs Vorlagen) und der aus Lotte nach Hohenschönhausen gewechselte Cedric Euschen (fünf Tore, zwei Vorlagen), die auch in der kommenden Saison das Grundgerüst der weinrot-weißen Offensive bilden könn-ten.
Zwei noch: das Restprogramm der Chemie-Elf und das Hinspiel
Doch auch die Chemie-Offensive zeigte am vergangenen Sonntag beim 3:1 (2:0)-Heimsieg über den Greifswalder FC ihre Qualität. Beim frühen 1:0 stand Florian Kirstein, der erneut von Anfang an spielen durfte, nach einem Freistoß in bester Torjägermanier genau richtig und staubte zur Führung ab. Janik Mäder erhöhte nach sehenswerter Hacken-Vorarbeit von Ale-xander Bury noch vor der Pause zum 2:0 (32.). Zwar gelang den Greifswaldern noch der An-schlusstreffer und die Chemie-Elf machte es phasenweise noch unnötig spannend, doch in der 87. Minute belohnte sich Alexander Bury mit seinem ersten Saisontreffer durch die Beine von GFC-Keeper Brendieck für seine gute Leistung und machte den Deckel drauf. Positiv mitzu-nehmen aus Sicht der Leutzscher, dass die Partie nach dem 2:1 nicht mehr kippte. Vielmehr eroberte die BSG in den Schlussminuten die Kontrolle zurück und fuhr so den verdienten Sieg ein.
Die Belohnung für die eigene Leistung mit drei Punkten war den Grün-Weißen auf eigenem Platz gegen unsere Berliner Gastgeber in der Hinrunde dagegen nicht vergönnt. Gerade in der ersten Halbzeit fackelten Mannschaft und Fans im Alfred-Kunze-Sportpark ein regelrechtes Feuerwerk ab. Folgerichtig die Führung vor der Halbzeit (39.) durch Mäders Elfmeter nach Foul an Manassé Eshele. Weitere erstklassige Chancen ließen die Chemiker allerdings fahr-lässig liegen. So kam, was kommen musste: Obwohl die Grün-Weißen auch im zweiten Durch-gang wenig anbrennen ließen, stocherte Erlind Zogjani in der 85. Minute zum ärgerlichen 1:1-Ausgleich (und Endstand) ein. Dennoch zeigte sich, ebenso wie in der sehr ausgeglichenen Statistik – bei sieben Begegnungen je zwei Siege pro Seite und drei Remis –, dass sich die Chemie-Elf und der amtierende Meister mittlerweile auf Augenhöhe begegnen und enge, um-kämpfte Spiele auf dem Programm stehen. Wird es der Jagatic-Elf gelingen, diese tolle Ent-wicklung zu bestätigen, auch aus Berlin-Hohenschönhausen Zählbares mitzunehmen – und damit Platz sechs gegen den BFC zu verteidigen?
Zum 31. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am kommenden Sonntag, 7. Mai 2023, um 13 Uhr beim BFC Dynamo im Sportforum Hohenschönhausen. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Chris Rauschenberg (Hörselberg-Hainich), an der Sei-tenlinie assistieren werden ihm Christopher Jänike und Miriam Schwermer. Es wird für Gäste-fans keine Tageskasse geben, alles weitere ist in den Fan-Infos hier auf der Website zu finden. Für all die Chemie-Fans, die nicht in Berlin mit dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie immer live und direkt.
Haaa, hooo, heee – Forza, BSG!