Foto: BSG Chemie Leipzig / Christian Donner
Auf bald, Mommsenstadion? Auch, wenn der Klassenerhalt für unsere Gastgeber rein rechnerisch nach wie vor möglich ist, könnte es für die Elf der BSG Chemie auf absehbare Zeit das vorerst letzte Gastspiel gegen die Lila-Weißen sein. Die schwer abstiegsbedrohten Borussen aus Berlin konnten in diesem Jahr nur eines ihrer zwölf Spiele für sich entscheiden und tragen beinahe die gesamte Saison über schon die rote Laterne. Gewissermaßen eine Pflichtaufgabe für das Team von Miroslav Jagatic, das beim Remis gegen die Berliner Viktoria am Wochenende zwei Punkte liegen ließ und nun den nächsten Dreier einsammeln will: auf dem Weg zur besten chemischen Regionalligasaison aller Zeiten. Zum 29. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am morgigen Freitag, 21. April 2023, um 19 Uhr bei TeBe Berlin im Mommsenstadion.
Vorne viel zu wenig, hinten viel zu viel: Die aktuelle Saison bei TeBe Berlin
Es ist wenig, was der Fangemeinde der Lila-Weißen in dieser Spielzeit Grund zur Hoffnung sein konnte: 16 Gegentore an den ersten vier Spieltagen im Sommer 2022 sollten sehr früh sehr deutlich machen, wohin die Reise in dieser Saison gehen würde. Über zwei Monate wartete man auf den ersten Dreier, der – als einer von nur drei Saisonsiegen bisher – so etwas wie Seltenheitswert behalten sollte. Zu keinem Zeitpunkt der Saison kam man über Tabellenplatz 17 hinaus, was angesichts der harmloseste Offensive als auch der anfälligsten Defensive der Liga nur wenig verwunderlich ist. Mit vorne viel zu wenigen Toren (19 Treffer, 0,68 pro Spiel) und hinten viel zu vielen Gegentoren (79 Gegentreffer, 2,82 pro Spiel) wurde die Mammutaufgabe Klassenerhalt zügig zu vergebener Liebesmüh.
Drei Siege, drei Remis, 22 Niederlagen: Mit nur noch sechs Spielen im Kalender stehen die Berliner Borussen mit zarten 12 Zählern und einer Tordifferenz von -60 auf dem letzten Tabellenplatz und – nicht erst seit jetzt – ist der Glaube an den Klassenerhalt ausschließlich etwas für knallharte Optimisten. Doch die Realität sah und sieht in dieser Spielzeit anders aus. Selbst mit einer perfekten Bilanz von sechs Siegen aus den sechs noch zu absolvierenden Partien käme Tennis Borussia zu Saisonende auf 30 Zähler, was gerade so für Platz 15 und somit immer noch nicht das hundertprozentig rettende Ufer reichen würde.
Alter Wein in neuen Schläuchen? Der Trainerwechsel und das neue Fußballjahr
Auch die zum Jahreswechsel erfolgte Trennung von Trainer Abu Njie schaffte nicht die erwünschte Abhilfe. Unter der Leitung Njies holten die Lila-Weißen mit Siegen gegen Lichtenberg 47 und Germania Halberstadt und einem 3:3 gegen die Hertha-Bubis bis Ende des Jahres sieben Punkte aus 16 Spielen (Ø 0,44 Punkte). 54 Gegentoren – mehr als drei (Ø 3,38) pro Partie – standen magere 13 eigene Tore (Ø 0,81) gegenüber, kurz: es kam nicht von ungefähr, dass über 80 Prozent der Spiele unter Njie verloren gingen. Doch auch unter Nachfolger Christopher Brauer, vorher Trainer der U19-Bundesligamannschaft des Berliner AK, stellte sich keine Trendwende ein: der Punkteschnitt (Ø 042) blieb quasi identisch und die Gesamtsituation macht wenig Hoffnung im Abstiegskampf. Vielleicht lässt sich ein Zuwachs an defensiver Stabilität feststellen, da man immerhin ein ganzes Tor pro Spiel weniger kassiert (Ø 2,08), allerdings fragt sich, wer die für einen Klassenerhalt so wichtigen Tore machen soll – präsentiert man sich vor des Gegners Kasten doch noch einmal harmloser (Ø 0,5) als in der Hinrunde.
Trainer Brauer rotiert häufig, nicht nur personell, sondern auch taktisch wechselt der Coach vergleichsweise häufig zwischen Vierer- und Fünferkette. Offensiv, auch wenn man in zu vielen Spielen dahingehend wenig bis gar nicht in Erscheinung trat, zeigten sich ab und an ansprechende Ansätze. In allen Spielen, in denen man selbst traf (fünf an der Zahl), erzielte man in der Regel früh den Führungstreffer. Die Elf von Christopher Brauer konnte dies allerdings (mit Ausnahme des 2:1-Siegs gegen Halberstadt) nie in etwas Zählbares ummünzen, gegen Liga-Primus Erfurt kassierte man nach starker Leistung spät noch den Knockout. Die Lila-Weißen, die nach Rückstand in dieser Saison noch nie gewinnen konnten (und doch immer wieder durch Einsatz, Moral und Kampfgeist zu beeindrucken wissen), hoffen nach drei Niederlagen in Folge gegen Top-Teams der Liga, gegen die Leutzscher auf den ersten Heimsieg seit dem 2. Dezember.
Mommsen Calling: Chemie will drei Punkte in Westberlin
Diese Leutzscher zeigten am vergangenen Freitag gegen eines der stärksten Teams der Rückrunde vor heimischem Publikum eine mehr als ansprechende Leistung, die nach 90 Minuten jedoch mit „nur“ einem Punkt belohnt wurde. Die über 3 500 Menschen im Publikum sahen eine frühe, durch Manassé Eshele vorbereitete Führung durch Florian Kirstein (15.), der zu seinem ersten Einsatz von Beginn an nach seiner Rückkehr kam und sein viertes Saisontor markierte. Die Viktoria glich noch im ersten Durchgang aus und eine gerade nach dem Seitenwechsel famos aufspielende Chemie-Elf kann sich am Ende nur die eigene Chancenverwertung zum Vorwurf machen. Ebenso kehrten Benjamin Bellot und Paul Horschig, die gegen die Hertha noch sehnlich vermisst wurden, zurück auf den Rasen.
Zurzeit steht das Team von Miroslav Jagatic nach 28 Spieltagen mit 44 Punkten (Ø 1,57) auf Platz acht der Tabelle (12 Siege, 8 Remis, 8 Niederlagen). Ihren jüngsten Auswärtserfolg feierte die Chemie-Elf Ende März beim 2:1 gegen den Berliner AK, nun sollen gegen Tabellenschlusslicht Tennis Borussia die nächsten drei Punkte her. Jede Begegnung mit den Lila-Weißen konnten die Leutzscher für sich entscheiden: vier Spiele, vier Siege für Chemie. Das Aufeinandertreffen in der Hinrunde gewannen die Grün-Weißen deutlich mit 4:0 (1:0), die Tore besorgten Florian Kirstein, Denis Jäpel, Philipp Harant und Lucas Surek. Auf dem Weg, die beste Regionalligasaison der chemischen Geschichte zu spielen, will die Elf von Miroslav Jagatic (nach „nur“ fünf Punkten aus den vergangenen fünf Partien) auf jeden Fall drei Punkte aus Westberlin mit nach Hause bringen. Frühlingshaftes Wetter und Fußball unter Flutlicht in der Hauptstadt, gegen den drei Punkte schlicht Pflicht sind, klingen nach einem ganz ausgezeichneten Start in das Wochenende, den sich mit Sicherheit auch viele Chemikerinnen und Chemiker nicht entgehen lassen werden – und ganz nebenbei Chemie zum Sieg zu singen.
Zum 29. Spieltag der Regionalliga Nordost gastiert die BSG Chemie am morgigen Freitag, 21. April 2023, um 19 Uhr bei Tennis Borussia Berlin im Mommsenstadion. Die Partie steht unter der Leitung von Schiedsrichter Niclas Rose (Neukloster), assistieren werden ihm Florian Markhoff und Marvin Tennes. Für all diejenigen Chemikerinnen und Chemiker, die am Freitag nicht in Berlin mit dabei sein können, begleiten unser App-Ticker und unser Fanradio Fünfeck.FM das Spielgeschehen wie immer live und direkt.
Ob an Elster oder Spree – Forza, BSG!